
Foto: Eibner/Neis
Saisonrückblick 2020/21, Teil 1
Die Hinrunde: Von der Top-Mannschaft zum Remis-König
Hinter dem 1. FC Kaiserslautern liegt die schlechteste Saison der Vereinsgeschichte. Daran ändert auch die fulminante Aufholjagd mit erfolgreichem Klassenerhalt nichts. Dabei sollte im Sommer doch endlich alles besser werden.
Der FCK ging wieder einmal mit hohen Zielen in seine mittlerweile schon dritte Drittliga-Spielzeit. "Wir wollen als 1. FC Kaiserslautern ab dem ersten Spieltag eine der Top-Mannschaften der Liga sein", lautete die unmissverständliche Ansage des selbstbewussten Cheftrainers Boris Schommers, der damit auch stellvertretend für alle anderen Verantwortlichen des Vereins sprach.
Pokal-Aus, Liga-Fehlstart und Trainerwechsel: Die Saison ist gelaufen, bevor sie angefangen hat
Doch vor dem ersten Spieltag stand eine Saisonvorbereitung unter schwierigen Vorzeichen. Am 01. September eröffnete die 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA offiziell das schon in der Vorsaison angemeldete Insolvenzverfahren. Leistungsträger - vor allem der Offensive - wie Florian Pick und Christian Kühlwetter zog es in die 2. Bundesliga zum 1. FC Heidenheim. Sturmkollege Timmy Thiele überwarf sich mit Trainer Schommers und wurde kurz vor Transferschluss zu Ligakonkurrent Viktoria Köln abgegeben. Zwölf Abgängen standen neun externe Neuzugänge entgegen, wieder einmal gab es beim Fritz-Walter-Klub einen Umbruch. Und auch rund um den Betzenberg kehrte keine Ruhe ein: Anfang August war der Schweizer Jurist Jörg Wilhelm nach einer üblen Schlammschlacht aus dem Aufsichtsrat und Beirat zurückgetreten, weitere Funktionäre sollten ihm in dieser Saison folgen. Hinter den Kulissen wurde Hauptsponsor Layenberger von der Trikotbrust verdrängt und parallel zur Planinsolvenz über den Einstieg einer regionalen Investorengruppe verhandelt.
Trotz mauer Auftritte im Verbandspokal der Saison 2019/20, der coronabedingt noch im August zu Ende gebracht werden musste und nur mit "viel Dusel" gewonnen wurde, starteten die Roten Teufel optimistisch in die Spielzeit und hätten diese auch beinahe mit einer Überraschung begonnen. In der 1. Runde des DFB-Pokals drehte die Schommers-Elf gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg zunächst einen Rückstand, scheiterte dann aber doch noch mit 4:5 nach Elfmeterschießen. Dabei verweigerte der Schiedsrichter dem FCK zu Unrecht den zwischenzeitlichen Führungstreffer zum 2:1, der wohl den Sieg statt einer Niederlage bedeutet hätte - die erste von sehr vielen weiteren strittigen Szenen der Unparteiischen in dieser Saison.
Eine Woche später stand dann der Liga-Start gegen Dynamo Dresden an. Mit rund 4.000 Fans im Nacken, die unter Einhaltung der Hygieneregeln erstmals seit März 2020 wieder ins Fritz-Walter-Stadion pilgern durften, war die Erwartungshaltung groß, schließlich wollte man endlich einmal von Rundenbeginn an oben mitmischen. Doch es lief enttäuschend. Obwohl die Lautrer über eine Halbzeit in Überzahl spielten, mussten sie sich am Ende mit 0:1 geschlagen geben. Es traf Sebastian Mai, der wenige Wochen zuvor noch fast selbst auf den Betze gewechselt wäre. Von der Top-Mannschaft, wie sie Schommers und Sportdirektor Boris Notzon formen wollten, war bereits nach dem ersten Spieltag nicht viel übrig. Schommers hatte sich in der Mannschaft und im Umfeld nicht viele Freunde gemacht, und so kamen noch vor dem ersten Auswärtsspiel bei Aufsteiger Türkgücü München Gerüchte auf, der Trainer stehe vor der Ablösung. Ausgelöst wurde das Ganze unter anderem durch einen weiteren Rücktritt, nämlich den von Beirats- und Aufsichtsratsmitglied Martin Wagner, der intern Schommers heftig kritisiert und in Frage gestellt hatte. Der obligatorische Treueschwur von Sportdirektor Notzon hielt ganze vier Tage. Nach einer desaströsen 0:3-Niederlage in München wurde Schommers freigestellt und es übernahm der erfahrene, eher ruhige Ex-Zweitliga-Coach Jeff Saibene. Da schielte man in Kaiserslautern immer noch nach oben, schließlich waren gerade erst einmal zwei von 38 Spieltagen ausgespielt.
Auf Aufholjagd folgt Kaffeefahrt - Insolvenz-Ende zu Fritz Walters 100.
Die Ära Saibene begann direkt mit einer wilden Aufholjagd. Beim SV Wehen Wiesbaden schienen die Roten Teufel lange chancenlos, erzwangen durch einen Treffer von Hikmet Ciftci in der Nachspielzeit aber noch ein 2:2. Die Hoffnung war groß, diesen Schwung mit in das anstehende Derby gegen Waldhof Mannheim nehmen zu können. Doch dort offenbarte die Mannschaft erstmals auch unter Saibene ein Einstellungsproblem, lieferte eine grottenschlechte erste Halbzeit ab und kam nur dank einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang zu einem 1:1-Unentschieden. Nicht zum letzten Mal mussten wir feststellen: "Eine gute Halbzeit ist zu wenig". Nachdem auch die Spiele gegen Bayern München II (0:0) und den FC Ingolstadt (1:1), bei dem sich obendrein Dominik Schad schwer verletzte, nur remis endeten, mussten die FCK-Fans bei der 2:3-Niederlage gegen den SV Meppen erneut eine Leistungsverweigerung ihrer Mannschaft verkraften. Beiratsvorsitzender Markus Merk sprach nach der Partie gegenüber dem SWR von einer "Kaffeefahrt ins Emsland" und kündigte erstmals Konsequenzen an.
Am 31. Oktober beging der FCK - coronabedingt sehr abgespeckt - den 100. Geburtstag seiner Legende Fritz-Walter. Pünktlich dazu fand auch die Insolvenz der FCK-Kapitalgesellschaft ein geordnetes Ende. Einen Heimsieg aber gab es trotz schön gestalteten Fritz-Walter-Sondertrikots und einer etwas missglückten Silhouette im Rasen des Fritz-Walter-Stadions gegen Hansa Rostock jedoch nicht zu sehen. Erst am 9. Spieltag gelang den Pfälzern mit einem 2:1-Auswärtserfolg beim FSV Zwickau der erste Saisonsieg - in der Tabelle bedeutete das Platz 18 mit mageren acht Punkten. Die angepeilten Aufstiegsränge waren da bereits neun Zähler entfernt.
Premieren-Sieg gegen Lübeck, desolate Auftritte in Haching und gegen die Löwen
FCK-Fans wie Journalisten gingen davon aus, dass dieser Sieg wie eine Art Befreiungsschlag wirken würde. Doch diese Erwartung stellte sich nicht ein. Obwohl der FCK im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg über eine lange Zeit klar dominierte, fuhr er auch gegen die Ottostädter nur ein weiteres 1:1-Unentschieden ein, ebenso eine Woche später beim Halleschen FC. Und so hatten die einst so heimstarken Roten Teufel, als am 25. November der VfB Lübeck im Fritz-Walter-Stadion gastierte, tatsächlich noch keinen einzigen Heimerfolg eingefahren. Lange Zeit sah es auch gegen den Drittliga-Aufsteiger nach einer trostlosen Nullnumer aus, doch in 88. Minute erlöste Marlon Ritter alle rot-weißen Herzen und traf zum 1:0-Heimerfolg.
Und fast, ja fast wäre es gelungen, diesen Heimsieg mit einem Derbysieg und damit dem zweiten "Dreier" in Folge zu krönen. Gegen den 1. FC Saarbrücken führte man trotz einer Roten Karte für Avdo Spahic bis in die 89. Minute mit 1:0 - Kenny Redondo hatte den FCK in Führung gebracht. Doch dann zerstörte ausgerechnet der ehemalige Lautrer Maurice Deville alle Derbysieg-Träume und sorgte für das bis dato achte Unentschieden im elften Saisonspiel. Im Rückblick muss man sagen: Im November stand der FCK unter Trainer Saibene mehrfach kurz davor, eine Serie wie dann später im Saison-Endspurt zu starten - aber er schaffte es einfach nicht.
Denn es folgte trotz sieben Wochen ohne Niederlage keine nachhaltige Verbesserung: Gegen das zu diesem Zeitpunkt abgeschlagene Schlusslicht MSV Duisburg konnte Marvin Pourié erst in der Nachspielzeit mit zwei Treffern eine Niederlage abwenden, die dann aber bei der SpVgg Unterhaching (0:2) und vor allem zu Hause gegen 1860 München (0:3) krachend folgten. Jetzt stimmten nicht nur die Ergebnisse und die Tabelle nicht mehr, auch die Leistung versagte. Ein verspätet ausgestrahltes Interview mit FCK-Investor Giuseppe Nardi, der zu diesem Zeitpunkt noch vom Aufstieg sprach, sorgte bei den Fans nur für Kopfschütteln. Einige Wochen zuvor hatte die fünfköpfige "Saar-Pfalz-Invest GmbH" ihr ursprüngliches Angebot noch ausgeweitet und mit 11 Millionen Euro Eigenkapital für 33 Prozent der FCK-Aktien die ersten großen Finanzmittel nach Abschluss der Insolvenz beigesteuert.
Kurz vor dem letzten Spiel des Jahres beim Drittliga-Lieblingsgegener KFC Uerdingen schien auch Jeff Saibene erstmals zu wackeln - zwei Siege in 14 Partien waren einfach verheerend wenig. Doch der Jahresabschluss in Düsseldorf wurde tatsächlich mit 2:0 gewonnen und so beging man in Kaiserslautern trotz Platz 15 und mageren 18 Punkten halbwegs besinnliche Weihnachten. Das Tabellenbild war jedoch trügerisch, denn wegen zahlreicher coronabedingter Spielabsagen standen der Konkurrenz der Roten Teufel noch jede Menge Nachholspiele ins Haus. Grund zum Feiern sollte aber auch gar nicht erst aufkommen, denn nach einer rekordverdächtig kurzen Winterpause folgten - wie konnte es anders sein - gegen Viktoria Köln (1:1) und den SC Verl noch die Remis Nummer zehn und elf. Zumindest gelang den FCK-Verantwortlichen mit der leihweisen Rückkehr von Jean Zimmer noch ein echter Transfercoup, der für die anstehende Rückrunde noch sehr entscheidend werden sollte. Und der Beiratsvorsitzende Merk hatte zu diesem Zeitpunkt schon weitere Konsequenzen für die Mannen um Jeff Saibene und Boris Notzon angekündigt: "Ein 'Weiter so' wird es nicht geben ..."
Morgen im zweiten Teil des Saisonrückblicks auf Der Betze brennt: Der zweite Trainerwechsel der Saison, die Entlassung des Sportdirektors, eine virtuelle Jahreshauptversammlung mit Folgen und die fulminante Aufholjagd im April.
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Gerrit Schnabel
Ergänzung, 25.05.2021:

Foto: Eibner/Neis
Saisonrückblick 2020/21, Teil 2
Die Rückrunde: Goldener April verhindert den Super-Gau
Zum Start der Rückrunde war man sich beim 1. FC Kaiserslautern noch sicher, den knallharten Abstiegskampf schnell hinter sich zu lassen. Doch erst ein weiterer Trainerwechsel und spezielle Maßnahmen sicherten den Verbleib im Profifußball.
Vor dem Start der Rückrunde hatte sich die sportliche Situation weiter zugespitzt, der FCK war aufgrund der Nachholspiele der Konkurrenz auf einen Abstiegsplatz abgerutscht. Bei Spitzenreiter Dynamo Dresden sollte also unbedingt ein Befreiungsschlag gelingen. Und die Saibene-Elf lieferte auch über weite Strecken ein packendes Match, ging zweimal in Führung, drehte einen Rückstand, musste sich am Ende aber dennoch mit 3:4 geschlagen geben, auch weil wieder einmal beste Chancen nicht gemacht wurden. Trainer Jeff Saibene fühlte sich nach der Niederlage "ganz, ganz schlimm" und wirkte zunehmend ratlos. Es deutete sich an, dass auch er das Ruder am Betzenberg nicht würde rumreißen können.
Notzons Ende und noch ein Trainerwechsel: Auf Saibene folgt Antwerpen
Auch im Heimspiel gegen Türkgücü München gelang dem FCK kein Sieg, noch nicht mal ein Tor, sodass der Druck vor Saibenes erstem persönlichen Rückspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden schon immens groß wurde. Doch was die Mannschaft dort bei strömendem Regen im Fritz-Walter-Stadion bot, das war nichts anderes als ein Klassenunterschied, die 0:1-Niederlage noch schmeichelhaft. Es dauerte nur knapp dreieinhalb Stunden bis die zweite Trainerentlassung der Saison offiziell verkündet war: Der immer mehr resigniert wirkende Jeff Saibene war trotz aller Sympathie krachend gescheitert. Das war nicht nur für den Luxemburger eine Niederlage, es war für den ganzen Verein ein Versagen auf allen Ebenen.
Nur einen Tag nach der Saibene-Entlassung kommunizierte Markus Merk über die Medien, dass Sportdirektor Boris Notzon in die neuerliche Trainersuche nicht mehr involviert sei. Das kam einer öffentlichen Demontage gleich. Zudem kündigte Merk an, in Kürze einen neuen sportlichen Entscheidungsträger vorstellen zu wollen. Dass der Beiratsvorsitzende sein zuvor angekündigtes "Ein 'Weiter so' wird es nicht geben" nun persönlich in die Hand nahm, trugen ihm seine Kritiker noch lange und teilweise bis heute als Kompetenzüberschreitung nach, aber die Ergebnisse folgten schnell: Am 01. Februar, nur zwei Tage nach Saibenes Entlassung, wurde Marco Antwerpen als neuer Cheftrainer vorgestellt. Noch am selben Tag wurden mit Marvin Senger und Felix Götze zwei Wunschspieler von Antwerpen leihweise an den Betzenberg geholt. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig herausstellen sollte.
Auf Derby-Feuer folgt Schiri-Frust: Hengen, übernehmen Sie!
Antwerpens Debüt sollte nichts anderes als das heiße Derby bei Waldhof Mannheim werden. Als eine der ersten Maßnahmen ernannte Antwerpen Winter-Heimkehrer Jean Zimmer zum neuen Mannschaftskapitän, der kurz vor der Abreise nach Mannheim im Interview mit "Magenta Sport" nochmal deutlich machte, worauf es jetzt ankam. Und tatsächlich: In Mannheim trat der FCK nicht nur personell und taktisch verändert auf, er zeigte auch eine völlig neue Mentalität. Am Ende stand ein hochverdienter 2:0-Sieg, die Machtfrage im Südwesten war geklärt.
Doch auch unter Antwerpen sollte es nichts mit zwei Siegen in Serie werden. Gegen Bayern München II sprang eine Woche später nur ein 1:1-Unentschieden heraus, wobei vor allem der Schiedsrichter etwas gegen den Lautrer Heimsieg einzuwenden hatte, als er in der Nachspielzeit das 2:1 von Kenny Redondo fälschlicherweise wegen Abseits nicht anerkannte.
Auch außerhalb des Platzes blieb es turbulent: Kurz nach dem Derbysieg stellte sich der SWR die Frage, wer beim FCK eigentlich das Sagen hätte, nachdem Markus Merk angeblich mehr oder weniger alleine die Trainerverpflichtung vorgenommen und öffentlich präsentiert hatte. Auch die Mitsprache der neuen Investoren wurde kritisch hinterfragt. Nur einen Tag später vermeldete der FCK dann die nächste Personalie: Der ehemalige FCK-Profi Thomas Hengen wurde zum 01. März neuer Geschäftsführer Sport, das endgültige Aus des entmachteten Sportdirektors Boris Notzon folgte einen Monat später.
Virtuelle JHV mit Folgen - Rücktritte und Anzeigen erschüttern den FCK
Beim FC Ingolstadt kassierten die Roten Teufel den nächsten Nackenschlag, trotz couragiertem Auftritt fiel fünf Minuten vor dem Ende der Gegentreffer zur 0:1-Niederlage. Und wieder einmal wünschten wir die Chancenverwertung zum Teufel. Einen Tag vor dem Heimspiel gegen den SV Meppen, das nach monatelanger Diskussion auf frischem Rasen ausgeführt wurde, hielt der FCK die erste virtuelle Jahreshauptversammlung seiner Geschichte ab, welche aufgrund der Corona-Pandemie im Spätherbst verschoben worden war. Nachdem der technische Ablauf weitgehend problemlos klappte, sorgte die Ankündigung, den Regionalen Investoren als Gegenleistung eines Millionenkredits für den finanziell angeschlagenen FCK e.V. einen weiteren Beiratssitz zu gewähren, für Kritik von den Mitgliedern. Dennoch wurden die (verbliebenen) Funktionäre mit überdeutlicher Mehrheit im Aufsichtsrat bestätigt: Martin Weimer erhielt die meisten Stimmen, Bernhard Koblischek rückte für den nicht mehr angetretenen Christian Bettinger neu in das Gremium auf. Doch diese Besetzung sollte nicht lange halten: Am 26. März kursierte im Internet ein schon länger zuvor über die Medien lancierter interner Brandbrief des ehemaligen Sportdirektors Notzon, in dem er unter anderem Markus Merk sowie den Investoren um Klaus Dienes Einmischungen in das operative Geschäft vorwarf. Noch am selben Tag trat der erst einen Monat zuvor gewählte Bernhard Koblischek "wegen zahlreicher Vorkomnisse und Verhaltensmechanismen im Verein" zurück. Kurz danach ging bei der Staatsanwaltschaft Zweibrücken wegen dieser Vorkommnisse eine Anzeige gegen unbekannt ein. Und auch das hatte Folgen: Auch Martin Weimer, im Zuge seiner Beschäftigung beim Internationalen Bankhaus Bodensee mit dem Vorwurf des Interessenkonflikts konfrontiert, trat nach heftigen Anfeindungen und obwohl sowohl FCK-Gremien als auch der DFB keine Verstöße feststellen konnten, von seinen Ämtern zurück. Der FCK versank mitten im Abstiegskampf in der nächsten heftigen Schlammschlacht, die durch interne Stümpereien und externe Intrigen forciert wurde. Und das mal wieder auf dem Rücken des Vereins und in diesem Fall eindeutig gegen den Wählerwillen der Mitglieder.
Die Niederlage in Magdeburg hat Folgen: Es macht endlich "Klick"
Zeitgleich verbesserte sich die sportliche Situation nicht, im Gegenteil. Bei Hansa Rostock mussten die Roten Teufel in der Nachspielzeit eine 1:2-Niederlage hinnehmen, wurden wieder vom Schiedsrichter entscheidend benachteiligt. Es folgte ein Spielausfall wenige Minuten vor dem geplanten Anpfiff gegen den FSV Zwickau - der neuverlegte Rasen vertrug den Regen nicht. Im anschließenden Sechs-Punkte-Spiel beim direkten Konkurrenten 1. FC Magdeburg trat die Antwerpen-Elf völlig blutleer auf und ließ sich quasi ohne Gegenwehr eine 0:1-Niederlage zufügen. Wenige Tage später betrug der Rückstand auf die Nichtabstiegsränge plötzlich sieben Punkte.
Doch was jetzt passierte, sollte entscheidend für den weiteren Saisonverlauf sein: Nachdem die Mannschaft noch nachts nach der Heimkehr aus Magdeburg im Fritz-Walter-Stadion antreten und Läufe absolvieren musste, zog Antwerpen in der folgenden Länderspielpause das Training an. Die Fans, die in erster Wut und Angst der Mannschaft noch den Zugang zum Stadion wegen Nichtleistung verwehrt hatten, unterstützten das Team mit Botschaften und Transparenten am Trainingsgelände. Auch wir auf DBB suchten nach Gründen und Motivationen, jetzt nicht aufzugeben. Und so mancher "Experte" lieferte diese, indem er offenbarte, dass er weder Ahnung noch den FCK im Herzen hatte.
Die Wende beginnt gegen Halle, aber die Nachspielzeit macht noch Ärger
Nach einer quälend langen Länderspielpause zeigten die Roten Teufel gegen den Halleschen FC ein völlig verändertes Gesicht. Trotz Unterzahl und zwischenzeitlichem Ausgleich wurde endlich der zweite Heimsieg der Saison eingefahren. In der weiterhin leeren Westkurve hingen Transparente und Banner, Fans harrten ab jetzt auch vor dem Stadion unterstützend aus: "Endspurt heißt Siege erzwingen" war ab jetzt das Motto.
Doch auch Rückschläge blieben nicht aus. Im Nachholspiel gegen den FSV Zwickau verhinderte mal wieder ein Gegentreffer in der Nachspielzeit den zweiten Sieg in Folge. Doch der Unterschied war: Der FCK ließ sich davon nicht mehr unterkriegen. Er stand immer wieder auf. Auch nach einem durchwachsenen 1:1 beim Vorletzten VfB Lübeck, bei dem auch noch der Mannschaftsbus in Mitleidenschaft gezogen worden war. Das alles schockte nicht, selbst der eine oder andere Coronafall bremste den Lauf nicht aus. Der April, er sollte den Roten Teufeln gehören.
Auch das zweite Derby wird gewonnen - Lauterns Kampf endet auf der "Couch"
Im zweiten Derby der Rückrunde gegen den 1. FC Saarbrücken brannte der FCK ein wahres Feuerwerk der Emotionen ab, wieder begleiteten wartende Fans vor dem Fritz-Walter-Stadion den 2:1-Erfolg. Und auch wenn gegen den MSV Duisburg wenige Tage später schon wieder das "Monster der Nachspielzeit" zuschlug: Die Antwerpen-Elf, in der vor allem die Winter-Neuzugänge Jean Zimmer, Felix Götze und Marvin Senger für Stabilität sorgten, nach langer Verletzungspause Nicolas Sessa Kreativität reinbrachte und Philipp Hercher seine Offensivqualitäten (wieder) entdeckte, sie behielt in den "Sechs-Punkte-Spielen" die Nerven. So auch gegen die SpVgg Unterhaching. Allerdings ließen dabei die FCK-Fans vor den heimischen Bildschirmen massenweise Nerven. Denn es wurden nicht nur dutzende Chancen liegengelassen, als Schlusslicht Haching zwischenzeitlich ausglich, schien die Regionalliga wieder bedrohlich nah. Doch Marvin Pourié behielt nach gefühlt einem Dutzend zuvor vergebener Chancen kurz vor dem Ende vom Elfmeterpunkt aus die Nerven - der FCK gewann und stand erstmals seit Wochen auf einem Nichtabstiegsplatz. Sieben Punkte waren aufgeholt, eine wirklich starke Leistung!
Beim 0:3 gegen das Spitzenteam von 1860 München sollten die Pfälzer noch einmal die Grenzen aufgezeigt bekommen. Doch vier Tage später zählte es gegen den KFC Uerdingen, der nur einen Punkt hinter dem mit einem fabelhaften Feuerwerk empfangenen FCK lauerte. Kurze Zeit sah es nach einem Desaster aus, denn die Männer in Rot lagen 0:1 zurück. Doch am Ende lieferte die Antwerpen-Elf mit einem 4:1 gegen den Lieblingsgegner den höchsten Saisonsieg - der Klassenerhalt, er war fast geschafft, auch weil die Konkurrenz am nächsten Tag überraschend Nerven zeigte. Gegen Viktoria Köln wäre am vorletzten Spieltag mit einem Sieg schon vorzeitig alles klar gewesen, doch die Lautrer lagen schnell trotz Führung mit 1:3 hinten. Aber auch diesmal zündete der Kampfgeist der vergangenen Wochen und in der 88. Minute köpfte Daniel Hanslik den FCK noch zu einem Punkt. Einen Tag später empfingen die Münchner Löwen die Amateure des FC Bayern zum Stadtderby. 1860 tat sich schwer, geriet zweimal in Rückstand, doch kam auch zweimal per Elfmeter zurück. Das 2:2, es reichte dem FCK: Der Klassenerhalt war vorzeitig gesichert!
Das 1:1 zum Saisonabschluss gegen den SC Verl interessierte daher kaum noch, aber trotzdem fast logisch, dass diese Spielzeit mit dem 19. Unentschieden und damit einem neuen Drittliga-Rekord enden musste. Eine Saison, die nach den Turbulenzen der Insolvenz fast ins sportliche Desaster geführt hätte, in der neben dem Platz wieder viel schmutzige Wäsche gewaschen wurde, deren Abschluss aber Hoffnung macht. Typisch eben für den 1. FC Kaiserslautern. Aber selbst für unsere Verhältnisse krass.
Das Team von Der Betze brennt wünscht allen FCK-Freunden eine schöne Sommerpause bis zum Start der neuen Saison am 23. Juli. Wir halten Euch hier natürlich weiterhin über alle Transfergerüchte und sonstigen Neuigkeiten vom Betzenberg auf dem Laufenden.
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Gerrit Schnabel