Die Gläubigerversammlung hat dem Insolvenzplan des 1. FC Kaiserslautern zugestimmt und damit den Weg zur Sanierung und Neuaufstellung des Klubs frei gemacht. Eine gute Nachricht! Für die Verantwortlichen geht die Arbeit jetzt aber erst richtig los.
Gegen 11:45 Uhr ist es Gewissheit: "Damit ist der vorliegende Insolvenzplan angenommen", verkündet Richter Jochen Waltenberger am Donnerstag im Fritz-Walter-Stadion. Insgesamt 78 Gläubiger stimmen in fünf Gruppen eingeteilt am Ende ab, entscheiden sich bei lediglich einer einzelnen Gegenstimme für die Annahme des Lautrer Sanierungskonzepts. Die FCK-Kapitalgesellschaft ist damit entschuldet, der Klub einen Großteil seiner auf deutlich über 20 Millionen Euro definierten Verbindlichkeiten los. Obendrauf kommen noch "frische" rund 10 Millionen Euro Eigenkapital von Investoren. Wer hätte das vor gut einem Jahr für möglich gehalten? Zunächst einmal ist dies also eine gute Nachricht, für die der FCK-Geschäftsführung um Soeren Oliver Voigt Anerkennung und Respekt ausgesprochen werden muss. Denn der Weg dahin war alles andere als vorgezeichnet.
Der schwärzeste Tag der Vereinsgeschichte - ein unvermeidlicher Schritt
"Die Geschäftsführung der 1. FC Kaiserslautern GmbH & Co. KGaA hat beim zuständigen Amtsgericht in Kaiserslautern Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt." Mit diesen recht nüchternen Zeilen wurde am 15. Juni diesen Jahres ein Szenario Gewissheit, das seit Jahrzehnten wie ein Damoklesschwert über dem Betzenberg schwebte und immer als der größte anzunehmende Unfall galt.
Doch durch die Corona-Pandemie, die Quasi-Aussetzung der Lizenzierung durch den DFB und den ausbleibenden Neun-Punkte-Abzug stellte sich die Situation auf einmal anders dar. Kein Zwangsabstieg, keine Einstellung des Spielbetriebs. Obendrein meldeten sich plötzlich potentielle Investoren, die bereit schienen, in den FCK zu investieren, sofern dieser durch eine Insolvenz denn schuldenfrei würde. Die Insolvenz als Neustart des Vereins? Plötzlich schien das möglich. Hätte das seit Jahren andauernde, sich von Spielzeit zu Spielzeit hangelnde Dahinsiechen - die Nachwirkungen eines nahezu beispiellosen Niedergangs seit 1998 - endlich ein Ende? Würde jetzt alles gut?
Die Insolvenz als Allheilmittel? So einfach ist das nicht
Auch wenn die Vereinsführung diesen Optimismus von Tag Eins an zu verbreiten versucht hat: So einfach ist die Lage mitnichten. Eine Insolvenz ist immer auch eine - im wahrsten Sinne des Wortes - Bankrotterklärung. Das gilt sicher am wenigsten für die aktuelle FCK-Führung, die für die verheerende finanzielle Situation im Juni 2020 nur wenig konnte und der keine andere Wahl blieb, als den Weg der Insolvenz in Eigenverwaltung anzutreten. Versagt haben vor allem ihre zahlreichen Vorgänger, die noch bis vor einem Jahr mit vollmundigen, blumigen Versprechungen insbesondere von Fans und Mitgliedern mehrere Millionen Euro zusätzlich eingesammelt haben. Geld, das jetzt zumindest zu einem großen Teil weg ist.
Zudem haben die Roten Teufel in der moralisch sicher sowieso nicht gerade als Vorbild dienenden Branche ihren Ruf zusätzlich schwer beschädigt: So bleiben mit den Würzburger Kickers, Sonnenhof Großaspach und wohl auch Carl Zeiss Jena gleich drei Vereine auf Teilen von vereinbarten Ablösesummen sitzen, die nun in das schwarze Insolvenzloch gewandert sind. Die Vorwürfe anderer Vereine - insbesondere aus München und Saarbrücken kommend - es sei verwerflich, dass der FCK trotzdem in diesem Sommer auf dem Transfermarkt so aktiv gewesen ist, sind zwar haltlos und zeugen eher von insolvenzrechtlichem Unwissen der Herren Köllner und Luginger. Nichtsdestotrotz ist es kein Grund zum Feiern, wenn Verbindlichkeiten nicht bezahlt werden können. Insbesondere wenn man bedenkt, dass diese zum Teil vollmundig "dank der Unterstützung von Flavio Becca" eingegangen worden sind. Einmal mehr zeigt sich, welchen Schaden die Herren Bader, Banf und Klatt mit dieser Vereinspolitik angerichtet haben.
Ebenfalls schwerwiegend ist die Tatsache, dass die jetzt erfolgreich absolvierte Insolvenz beileibe nicht die Entschuldung des kompletten Vereins bedeutet. Zwar ist die Kapitalgesellschaft, die den Profisport seit der Ausgliederung beheimatet, saniert und damit auch für ihren Mehrheitsbesitzer FCK e.V. nun noch wertvoller geworden. Allerdings bleibt eine in ihrer Höhe noch nicht exakt definierte, laut Buschfunk wohl niedrige bis mittlere siebenstellige Summe am Verein hängen. Geld, das dieser eigentlich nicht hat und was ihn wohl noch auf Jahre belasten - im schlimmsten Fall existentiell gefährden wird. Demut ist also das Gebot der Stunde.
Die Chance zum Neustart ist da - es gilt, sie zu nutzen
Und dennoch: Die Insolvenz ist auch eine Chance. Eine Chance zum schon überstrapazierten Begriff des Neuanfangs. Der jetzigen Vereinsführung muss man das Kompliment aussprechen, aus einer existenzgefährdenden Situation das Maximum herausgeholt zu haben. Die Kapitalgesellschaft ist ihre über 20 Millionen Euro schweren Verbindlichkeiten los. Jetzt muss die Klubführung jedoch beweisen, dass sie die Gunst der Stunde auch nutzen zu vermag. Die Chance ist aber nur dann reell, wenn der Klub aus alten Fehlern endlich lernt. Wenn er endlich aufhört, sich selbst zu zerfleischen. Wenn Investoren und Sponsoren endlich an einem, statt an verschiedenen Strängen ziehen. Wenn Intrigen und persönliche Eitelkeiten endlich beiseite gelegt werden. Und vor allem: Wenn endlich sportlich weise Entscheidungen getroffen werden, endlich kein Geld mehr zum Fenster hinausgeworfen und dadurch schnellstmöglich sportlicher Erfolg sichergestellt wird.
Denn sportlicher Erfolg ist die Basis eines gesunden Fußballvereins. In der 3. Liga ist auch der sanierte FCK nicht lange überlebensfähig. Ob das gelingt? Man kann jeden FCK-Fan verstehen, der daran seine Zweifel hegt. Denn gelingt es nicht, stehen die Roten Teufel in ein paar Jahren vor dem nächsten Scherbenhaufen. Doch die Hoffnung darauf ist nach der heutigen Entscheidung realistisch und sowieso auch unabdingbar.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: FCK eröffnet Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung
- Chronologie im DBB-Forum: Gläubiger stimmen Insolvenzplan und Schuldenschnitt zu