Spielbericht: Viktoria Köln - 1. FC Kaiserslautern 3:3

Moral gezeigt, Punkt ergattert

Moral gezeigt, Punkt ergattert

Foto: Daniel Krämer

Der 1. FC Kaiserslautern nimmt beim wilden 3:3 bei Viktoria Köln am Ende einen verdienten Punkt mit nach Hause. Mit Schützenhilfe der befreundeten Löwen könnte am Sonntag der Klassenerhalt auch rechnerisch feststehen.

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Heimspiel in Köln!? Etwa 200 FCK-Fans hatten sich 90 Minuten vor dem Anpfiff am Sportpark Höhenberg eingefunden, um den roten Mannschaftsbus wie schon in den vergangenen Partien - vor allem zuhause in Lautern - zu empfangen und dem Team von Marco Antwerpen bei der bereits länger geretteten Viktoria Köln den womöglich entscheidenden Push zu versetzen. Im Anschluss verfolgen die Anhänger die Partie hinter dem Gästeblock auf der Gegengerade, wo sie sich im Wald immer mal wieder lautstark bemerkbar machten.

Hanslik erzielt frühe Führung - FCK danach völlig von der Rolle

Und die Unterstützung tat den Roten Teufeln zunächst gut. Sie waren von Beginn an voll in der Partie und Daniel Hanslik schien das Abstiegsgespenst nach 14 Minuten endgültig verscheucht zu haben. Sein Schuss aus 18 Metern schlug unhaltbar für Kölns Keeper Sebastian Mielitz im rechten unteren Toreck ein. Doch danach wollte der FCK irgendwie zu viel des Guten und machte zwischen Minute 18 und 32 drei eklatante Abwehrfehler. Erst verlor Kevin Kraus in der Vorwärtsbewegung den Ball, Mike Wunderlich passte zu Timmy Thiele und der ließ Avdo Spahic mit einem Lupfer keine Chance - 1:1, der schnelle Ausgleich für die Gastgeber. Und als der FCK-Fan zuhause vor dem Fernseher gerade "Ausgerechnet Thiele" gesagt hatte, tauchte der ehemalige Lautrer schon wieder frei vor Spahic auf und ließ diesem erneut keine Chance. Binnen 83 Sekunden hatten die Kölner die Partie gedreht, im Vorfeld des zweiten Gegentreffers half Tim Rieder mit einem viel zu kurzen Rückpass mit. Thiele schnappte sich den Ball, ließ Felix Götze aussteigen und hob die Kugel erneut über den heraus eilenden Spahic zum 2:1 ins Tor. Dabei müsste Spahic als ehemaliger Mitspieler doch eigentlich wissen, dass Thiele den Ball gerne über den Keeper lupft - stehen bleiben wäre die bessere Alternative gewesen.

1:3 zur Pause: Auch Spahic spielt den Fehlerteufel

Die Viktoria war im Anschluss das spielbestimmende Team und rund eine Viertelstunde später sahen die wenigen zugelassenen Zuschauer auf der Haupttribüne den nächsten Patzer: Auch dieses Mal hatte Spahic seine Aktien. Der FCK-Torhüter spielte dem Kölner Kai Klefisch einen Abschlag direkt in die Beine, der passte zu Wunderlich, und Klefisch stand nur Sekunden später völlig frei im Strafraum und konnte zum 3:1 einköpfen. Mit diesem Spielstand ging es auch in die Pause. Nicht nur die FCK-Spieler gingen mit einem Kopfschütteln in die Kabine, auch die kleine mitgereiste Delegation um den Beiratsvorsitzenden Markus Merk zeigte sich im Halbzeitgespräch ratlos ob der eklatanten Defensivschwächen.

Marco Antwerpen drückte seine Unzufriedenheit über die Leistung in den ersten 45 Minuten in Form dreier Wechsel aus. Der Coach nahm Marvin Pourié, Carlo Sickinger und Rieder vom Feld und brachte zum Wiederbeginn Elias Huth, Nicolas Sessa und Marvin Senger in die Partie

Antwerpen dreht die richtigen Stellschrauben - FCK zeigt tolle Moral

Und auf einmal waren die Betze-Buben zurück im Spiel, hatten mehr Zugriff und zeigten vereinzelt auch ihre spielerische Klasse. Zwar hätte Wunderlich kurz nach der Pause den vierten Kölner Treffer erzielen können, doch danach spielte nur noch der FCK. Mielitz konnte zwei Abschlüsse von Sessa noch parieren, doch in der 72. Minute gelang dem FCK der verdiente Anschlusstreffer. Huth verwandelte eine Hereingabe von Anas Ouahim zum 2:3. Fast parallel traf Konkurrent Uerdingen zum 1:0 gegen Magdeburg, der FCK brauchte also mindestens noch ein Tor, um seine gute Ausgangsposition zu wahren.

Zehn Minuten vor Abpfiff verwehrte Schiedsrichter Florian Lechner dem FCK dann einen klaren Elfmeter, als Kölns Patrick Koronkiewicz Hanslik den Ellenbogen ins Gesicht schlug. Große Proteste der Lautrer blieben dabei ungehört, obwohl der Angreifer mit einer blutenden Wunde behandelt werden musste. Allgemein hatte Lechner keinen guten Tag erwischt. Erst zeigte er gar keine Karten, im Verlaufe der zweiten Halbzeit flogen dann die Verwarnungen geradezu aus seiner Brusttasche. Auch vor der Aktion an Hanslik hätte es gut und gerne schon ein oder zwei Mal Strafstoß für die Roten Teufel geben können. Zudem zählte im ersten Abschnitt ein Treffer von Hanslik nicht, obwohl der Ball vorher vom Gegner kam. Doch auch von der Minusleistung Lechners ließ sich der FCK nicht beirren und machte weiter Druck.

Der FCK ist ganz jetzt nah am Ziel Klassenerhalt

Und er wurde belohnt: Nachdem eine Doppelchance von Felix Götze und Philipp Hercher von einem Kölner noch kurz vor der Linie geklärt werden konnte, flankte Marlon Ritter zwei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit nochmal in den Strafraum der Gastgeber und fand wieder Hanslik. Kopfball, 3:3, was für ein Spiel! Die Roten Teufel wussten jetzt: Erzielen sie noch den Siegtreffer, sind sie aus eigener Kraft gerettet. Doch dieser wollte leider nicht mehr gelingen.

Trotzdem könnte der FCK bereits am Sonntagnachmittag ohne eigenes Zutun sein Ziel erreicht haben. Denn gewinnt Bayern II das Münchner Derby bei 1860 nicht, dann fahren die Roten Teufel den Klassenverbleib auf der Couch ein. Morgen sind also alle Lautrer Löwen! 57, 58, 59, Sechzig!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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