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Merk bezieht Stellung:

Merk bezieht Stellung: "Daran dürfen sie mich messen"


"Ein 'Weiter so' wird es nicht geben", hat Markus Merk vor fünf Wochen gesagt - und immer mehr Fans wollen jetzt genaueres dazu wissen. Gegenüber Der Betze brennt benennt der Beiratsvorsitzende des 1. FC Kaiserslautern den Stand der Dinge und spricht dabei unter anderem über Friedhelm Funkel, das Vertrauen der Fans und die Zukunft des "Team Merk".

Das besagte Zitat hatte Markus Merk am 16. Dezember, nach der derben 0:3-Heimpleite des FCK gegen 1860 München, gegenüber der "Rheinpfalz" getätigt. Weiter sagte er damals: "Wir werden Entscheidungen treffen. Nicht in den nächsten Stunden, ohne Aktionismus, aber mit der gebotenen Dringlichkeit. Wir wollen eigentlich Ruhe und Konstanz, aber die Tabelle lügt nicht." Immerhin: Seitdem hat der FCK drei Spiele ohne Niederlage absolviert, fünf Punkte geholt, Olaf Marschall als Chefscout und Jean Zimmer als Top-Neuzugang präsentiert. Aber die Tabellensituation ist weiterhin höchst unbefriedigend, in den Nachholspielen dieser Woche droht sogar der Sturz auf einen Abstiegsplatz.

Im Hintergrund laufen derweil längst die weiteren Zukunftsplanungen, konkrete Entscheidungen stehen in nächster Zeit bevor: Der FCK sucht dem Vernehmen nach einen neuen starken Sport-Geschäftsführer, am Saisonende laufen die Verträge von Sportdirektor Boris Notzon und Cheftrainer Jeff Saibene aus, schon Ende Februar wird zudem der Aufsichtsrat und damit verbunden auch der Beirat neugewählt. Dazu kommen der sportliche Abstiegskampf in der laufenden Saison und demnächst die finanziellen Planungen für die kommende Spielzeit, für welche wieder ein Millionen-Budget aufgestellt werden muss.

DBB fragt nach: Drei Fragen und drei Antworten mit Markus Merk

Wir haben den FCK-Beiratsvorsitzenden Markus Merk zu den anstehenden Aufgaben befragt und dokumentieren seine Antworten im kompletten Wortlaut, einige Kernaussagen in Fettschrift hervorgehoben:

Der Betze brennt: Markus Merk, vor knapp fünf Wochen titelte und zitierte sie die "Rheinpfalz": "Ein 'Weiter so' kann und wird es mit uns nicht geben." Auf dieses Zitat berufen sich momentan wirklich sehr viele Fans in ihrer Kritik und stellen die Frage: Wie ist hier der Stand, wann kommen die angekündigten Änderungen?

Markus Merk (58): An dieser Aussage dürfen mich die Fans auch messen, dazu stehe ich und messe mich selbst daran. Über unsere sportliche Situation bin ich am meisten enttäuscht und den Begriff "Qualität" möchte ich am Ende dieser Vorrunde nicht mehr hören. Für mich sind Mentalität, Wille und Gier - und das über 90 Minuten und nicht nur 10 Minuten - gefragt.

Die Fans dürfen jedoch nicht vergessen, dass gewählte Aufsichts- und Beiratsmitglieder nicht die allumfassende Entscheidungsbefugnis haben, auch ich als Markus Merk nicht. In meinem Zitat ging es mir kurzfristig um interne Prozesse und Strukturen. Wir haben bestehende Mängel aufgearbeitet und Mitte Dezember klar formuliert. Kurzfristig angestoßene Veränderungen wurden aber zögerlich bis gar nicht umgesetzt, notwendige Zeichen nicht gesetzt. Nur weil es nach außen ruhig ist, was bei unserer Wahl ja auch eine vielfach geäußerter Wunsch war, heißt das aber nicht, dass wir uns intern nicht kritisch und konstruktiv auch damit auseinandersetzen.

Der Betze brennt: Die FCK-Gremien planen zurzeit die frühzeitige sportliche Aufstellung für nächste Saison mit den verschiedenen Fragen: Kommt ein neuer zusätzlicher Sport-Geschäftsführer? Was passiert mit dem auslaufenden Sportdirektor-Vertrag von Boris Notzon? Wie ist hier der Stand im Zeitplan, wann ist mit den personellen Entscheidungen zu rechnen - und mit welchen?

Merk: Genau darum geht es. Eine frühzeitige Aufstellung im sportlichen Bereich, einen neuen Impuls und eine Philosophie, die uns mittelfristig wieder erfolgreichen und attraktiven Fußball bietet. Aber genau das ist der sensible Bereich, wo der Fan von uns schnelle Entscheidungen auf Grund unserer kritischen Tabellensituation erwartet. Leider sind diese schnellen Entscheidungen oft kurz gedacht und für eine sportliche Entwicklung kontraproduktiv. Das ist aktuell ein Tanz auf der Rasierklinge.

Die Bezeichnung der Position ist sekundär, die Person muss die festgestellten Defizite lösen und wir in dem strukturierten Entscheidungsprozess der Überzeugung sein: "Der ist es!" Dazu gibt es ein variables Organigramm und, noch wichtiger, ein klares Anforderungsprofil.

Konkret: Der Vertrag von Boris Notzon läuft zum 30. Juni 2021 aus und wurde entgegen anderslautender Behauptungen bisher auch nicht verlängert. Er hat bei uns größte Wertschätzung und spielt bei uns ein Rolle, wenn es darum geht, Kompetenzen zu bündeln. Sicher hat die Gerüchteküche nach unserer Ankündigung der sportlichen Veränderung nun Hochkonjunktur. Ginge es danach, müssten wir zehn verschiedene Sportdirektoren oder Trainer einstellen. Ich wiederhole gerne: Er muss unser Anforderungsprofil erfüllen, um die sportliche Attraktivität zu steigern, hoffentlich erfolgreich, denn Garantien gibt es in diesem Sport nicht.

Noch eins: Manchmal hat der Fan ja das Gefühl wir schlafen. "Hoffentlich wachen die da oben mal auf", wird dann gesagt. Ich freue mich immer über Ratschläge und Tipps, noch besser, wenn sie neu sind. Leider ist das zumeist Fehlanzeige. Um ein Beispiel zu nennen, was ich mit dieser Kritik meine: Friedhelm Funkel! Er würde uns natürlich in jeder Richtung gut tun, ich hätte ihn auch persönlich zu Fuß abgeholt und stehe seit Juni mit ihm in Kontakt, gerade letzte Woche noch. Er wäre mit seiner Persönlichkeit, seiner Kompetenz, seiner Empathie für den FCK ein Hauptgewinn. Aber er sucht keine neue Herausforderung. Es kann niemand mehr glauben, dass die bekannten Namen um das Fritz-Walter-Stadion spazieren und warten, bis wir ihnen die Tür aufmachen. Die Zeiten sind andere geworden. Die Top-Adresse von damals müssen wir uns erst wieder erarbeiten.

Und etwas ganz Wichtiges sollten wir nicht so schnell vergessen: Vor einem Jahr war die Lizenz millionenweit weg und es war nicht nicht klar, ob der Ball überhaupt nochmal rollt und wir hier diskutieren können ...

Der Betze brennt: In fünf Wochen findet die wegen der Pandemie lange vakante FCK-Mitgliederversammlung mit Neuwahlen statt. In welcher Formation wird das "Team Merk" wieder antreten? Steht hier schon eine genauere Aufstellung fest oder ist das auch noch in der Schwebe?

Merk: Wir haben den Termin in Abstimmung aller Gremien so schnell wie möglich angesetzt, spielen auch hier nicht auf Zeit und das sportliche Momentum spielt für uns keine Rolle. Es geht, genauso wichtig wie vor 13 Monaten, um die Zukunft des FCK, ich hatte es symbolisch einen "Ultramarathon" genannt. Auch deshalb sind Entscheidungen wichtig, schließlich will jeder wissen, mit wem er in Zukunft arbeitet. Ja, es sind nur noch fünf Wochen - aber auch noch fünf Wochen (Kandidaturen müssen laut Satzung bis drei Wochen vor der Wahl beim FCK e.V. eingereicht werden; Anm. d. Red.). Auf uns warten noch riesige Herausforderungen. Probleme, die aufgrund des aktuellen Tabellenplatzes leicht in Vergessenheit geraten sind, wie wirtschaftliche Sanierung, sprich die Rettung des e.V., und andere Probleme, die es noch zu lösen gilt.

Ein "Team Merk" wird es in dieser Form nicht mehr geben. Rainer Keßler, Martin Weimer und ich haben 13 Monate vertrauensvoll, auch mit den anderen Gremien zusammengearbeitet, uns gegenseitig gestärkt und in der schwersten Phase des Vereins durchgehalten. Für mich persönlich zählt, ob und wie ich weiterhin etwas bewegen kann. "Team Merk" ist ein medialer Aufhänger. Der FCK braucht weiterhin ein starkes Team, dem aber auch bitte von Fan-Seite vertraut werden muss - das "Team FCK".

Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch und die Auskunft zum Status quo.

Quelle: Der Betze brennt

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