Spielbericht: VfB Lübeck - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Kraftakt für zumindest einen Punkt

Kraftakt für zumindest einen Punkt

Foto: Daniel Krämer

Kein Big Point, aber auch kein schwerer Tiefschlag im Abstiegskampf: Auf der letzten Rille sichert sich der FCK im Kellerduell in Lübeck einen Zähler. Das rettende Ufer bleibt in Sichtweite.

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Es gibt Fußballspiele, da fühlen sich am Ende alle ein bisschen wie der Verlierer. Das 1:1 des 1. FC Kaiserslautern beim VfB Lübeck kann man in diese Kategorie einordnen. So wichtig wäre ein Dreier gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf gewesen. Andererseits - und das ist das Positive, das man als Anhänger der Roten Teufel aus der Partie mitnehmen sollte - hätte man dieses wegweisende Duell auch gut und gerne verlieren können. Nun beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer für die Mannschaft vom Betzenberg weiterhin drei Zähler.

Dritter Platzverweis für den FCK in Folge

Ein Handicap, das man in sieben noch ausstehenden Spielen aufholen kann, wobei sich die Zuversicht nach dem Auftritt an der Lohmühle nur bedingt verändert hat. Weit oben auf der Liste der Lautrer Sorgen steht zunächst die Personalsituation, da auch in Lübeck mit Alexander Winkler im dritten Spiel in Folge (!) ein FCK-Profi vorzeitig vom Feld muss. Die Unterzahl nach Winklers Gelb-Roter Karte in der Nachspielzeit währt zwar nur wenige Sekunden, am kommenden Samstag gegen Saarbrücken wird er trotzdem fehlen. Gerade mit Blick auf die Innenverteidigung, wo schon Kevin Kraus mit einem Muskelfaserriss ausfällt und auch die Rückkehr von Adam Hlousek zum Derby ungewiss ist, sollte nun besser nichts mehr passieren. Zumal auch Tim Rieder (Verdacht auf Hüftprellung) und Kapitän Jean Zimmer (Adduktorenprobleme) am Samstag vorzeitig ausgewechselt werden müssen. Gleiches gilt für Innenverteidiger Marvin Senger, der ebenso wie Kollege Felix Götze im dritten Spiel binnen sieben Tagen mit Krämpfen kämpft und kurz vor dem Ende das Feld verlässt.

Noch besorgniserregender erscheint allerdings der Gesamteindruck der ersten Halbzeit, in der die Roten Teufel trotz aller Ankündigungen im Vorfeld zum wiederholten Male viele der im Abstiegskampf entscheidenden Tugenden vermissen lassen und fast froh sein können, nur mit 0:1 durch einen Treffer von Cyrill Akono (31.) in Rückstand zu liegen. Dem Tor des Lübeckers geht dabei ein Foulspiel von Elsamed Ramaj gegen Philipp Hercher an der Torauslinie voraus. Die Beschwerden des Antwerpen-Teams über den Schiedsrichter halten sich im Gegensatz zu den beiden jüngsten Partien aber in Grenzen, was an einer Situation in der 8. Minute liegt, als die Pfälzer selbst viel Glück haben, dass es keinen Strafstoß für den Gegner gibt. Avdo Spahic kann nach einem hoppelnden Rückpass von Winkler das Leder nicht sauber annehmen und erwischt beim Versuch zu klären den dazwischen stürmenden Akono.

Antwerpens Matchplan greift nicht - "Mehr Wucht" nach der Pause

Auf der anderen Seite des Platzes geht Marco Antwerpens Matchplan, mit der Hereinnahme des nach seiner Sperre wieder spielberechtigten Kenny Prince Redondo mehr Speed auf die Flügel gegen die Lübecker Dreierkette zu bringen, nicht auf. In der Halbzeitpause bedient sich der FCK-Coach dann auch eher einer rustikalen Marschroute und setzt mit der Einwechslung von Daniel Hanslik und Elias Huth auf "mehr Wucht" und "mehr lange Bälle". Ein schneller Lohn der Maßnahme ist der zügige Ausgleich (54.) nach feiner Vorarbeit von Marvin Pourié durch einen satten Kopfball von Joker Hanslik, der von der Latte hinter die Linie des Lübecker Tores springt. Insgesamt zeigt sich nun ein anderes Kräfteverhältnis zugunsten des FCK.

Phasenweise scheint es so, als könnten die Gäste die Begegnung komplett drehen, wobei der Schreibblock mit den notierten Torchancen in den zweiten 45 Minuten letztlich doch weitgehend leer bleibt. Optisch überlegen ja, wirklich dicht am zweiten Treffer eher nein, muss man am Ende konstatieren. Zumal mit längerem Spielverlauf auch die Kräfte mehr und mehr nachlassen.

Feuerwerk und Feueralarm: Unruhige Nacht im Teamhotel

Angesichts von drei Partien binnen einer Woche und einer stundenlangen Anfahrt per Bus hatten die FCK-Verantwortlichen das Bestmögliche versucht und die Anreise bereits auf den Donnerstag und damit zwei Tage vor dem Spiel vorgezogen. Dass die Vorbereitung auf die Partie dann allerdings doch nicht ganz optimal abläuft, ist einigen Anhängern des VfB geschuldet, die in der Nacht auf Samstag zunächst ein kleines Feuerwerk vor dem Lautrer Teamhotel abbrennen und später wiederholt den Feueralarm auslösen. Nichts, was man im Vorfeld wichtiger Begegnungen nicht schon erlebt hätte. Entsprechend nimmt es der Kader der Roten Teufel auch als zusätzliche Motivation.

Ärgerlich und überflüssig ist auch die Beschmierung des Mannschaftsbusses mit weißer Farbe, wobei die norddeutschen FCK-Fans die passende Antwort schnell parat haben und das Geschmiere kurzerhand mit einem selbst gemalten Kaiserslautern-Transparent überkleben. Starke Aktion, Fanclub "Nordic Devils" !

Tristesse bei vielen Fans, aber der Rückstand beträgt nur drei Punkte

Noch besser wäre natürlich eine Antwort der Mannschaft in Form eines Auswärtssieges gewesen. So dominiert bei vielen FCK-Anhängern angesichts des schon 16. Unentschiedens und des Auftritts bei einem biederen Gegner eine Woche nach der Euphorie aus dem Halle-Spiel wieder die Tristesse. Das ist einerseits nachvollziehbar, andererseits fährt man vielleicht trotzdem besser damit, den ständigen Maximal-Ausschlägen auch mal die nüchternen Fakten vorzuziehen. Denn rechnerisch ist die Rettung in der ausgeglichenen Liga bei nur drei Zählern Rückstand machbar.


Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad

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