Es fehlten wieder nur Sekunden: Der 1. FC Kaiserslautern macht beim MSV Duisburg über weite Strecken ein bärenstarkes Spiel. Doch erneut sind es der Schiedsrichter sowie die eigene Unkonzentriertheit, die einen Sieg verhindern.
- Fotogalerie | 33. Spieltag: MSV Duisburg - 1. FC Kaiserslautern 2:2
Wenn Teufel und Zebras aufeinandertreffen, dann scheint es nicht ohne Dramatik zu gehen. Schon im Hinspiel sorgten zwei ganz, ganz späte Tore von Marvin Pourié für ein 2:2-Unentschieden, über das sich niemand so recht freuen mochte. Nun erlebten die FCK-Fans im Rückspiel vor den Bildschirmen das Gleiche, jedoch mit vertauschten Rollen. Doch mittlerweile gehören Gegentore in der Nachspielzeit zu einem FCK-Spiel schon fast so dazu, wie früher Bratwurst, Bier oder wahlweise Weinschorle zur Westkurve. Oder noch früher auch mal eigene Tore in der Nachspielzeit. Es ist kaum auszuhalten.
"Ist das der FCK?" Teuflische Leistung in Hälfte Eins
Im fast menschenleeren Wedaustadion wurde man über die 90 Minuten zeitweise an die WM 2010 in Südafrika erinnert, als Vuvuzelas nicht nur TV-Experte Günther Netzer um den Verstand brachten. Wie mittlerweile bei Heimspielen üblich, hupten schon ab 18:00 Uhr MSV-Fans mit ihren Autos und hielten das nahezu durchgehend bis Spielende durch. Doch die Unterstützung von draußen schien zunächst nicht zu fruchten. Denn die Roten Teufel schienen zu glauben, auch das Spiel gegen den MSV sei ein Derby. Sie legten wieder los wie die Feuerwehr, belohnten sich wie gegen Saarbrücken bereits in der 11. Minute mit der Führung. Wieder ging es über die rechte Seite, Philipp Hercher gab den Ball in die Mitte, wo wieder - genau - Daniel Hanslik stand. Für den 24-jährigen Stürmer war es das vierte Tor innerhalb der vergangenen drei Partien. Die Gäste, sie zeigten sich zweikampfstark und ballsicher. Magenta-Kommentator Christian Straßburger fragte sich sogar: "Ist das der FCK?" Auf den Tribünen der MSV-Arena war man darüber so gar nicht glücklich: Die wenigen Duisburger Funktionäre und Journalisten, die im Stadion anwesend sein durften, waren hörbar verzweifelt, weil der FCK ihr Team so dominierte. Vor allem der Kommentator des MSV-Fanradios verlor mehrfach lautstark die Nerven. Die im Stadion anwesenden FCK-Bosse Soeren Oliver Voigt, Markus Merk und Rainer Keßler auf der Tribüne sowie Thomas Hengen auf der Bank dürfte es dagegen gefreut haben. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hätte die Lautrer Leistung dann gekrönt werden können, doch wieder einmal hatte ein Mann auf dem Feld etwas dagegen: Der Schiedsrichter. Hanslik wollte im Strafraum abziehen, sein Ball sprang dem MSV-Verteidiger Vincent Gembalies an die Hand. Ob einem die Regel gefällt oder nicht: Distanz spielt mittlerweile keine Rolle mehr, dieses Handspiel hätte Schiedsrichter Jonas Weickenmeier pfeifen müssen.
Auf spätes Tor folgt noch späterer Nackenschlag: Dann halt gegen Haching!
Den zweiten Durchgang schien der FCK dann aber zunächst zu verschlafen. Duisburg wirkte jetzt aggressiver, die in Halbzeit Eins noch so dominanten Lautrer wurden zunehmend passiver. Und so fiel der Ausgleich in der 55. Minute nicht überraschend, wenn auch äußerst unglücklich: Avdo Spahic hatte den Schuss von Aziz Bouhaddouz schon abgewehrt, doch der bis dato wieder stark spielende Felix Götze stand im Weg - die Kugel prallte von seinem Knie ins eigene Tor. Die Zebras schienen jetzt oben auf, vor allem deren rechte Seite bekam die FCK-Abwehr überhaupt nicht mehr in den Griff, ein Gegentreffer lag förmlich in der Luft. Doch dann schlug Marvin Senger zu: Einen Schuss von Nicolas Sessa konnte MSV-Keeper Leo Weinkauf noch parieren, doch der Ball landete bei Senger. Im Kuddelmuddel behielt der den Überblick und hämmerte das Leder in die Maschen. Die Hausherren monierten sofort, Elias Huth hätte Weinkauf irritiert, die Fernsehbilder konnten dies jedoch nicht belegen. Der Treffer zählte zurecht. Da waren noch gut zehn Minuten zu gehen, alles hätte so schön sein können. Doch dann kam wieder diese vermaledeite Nachspielzeit.
Die reguläre Spielzeit war schon abgelaufen, als Huth gegen Moritz Stoppelkamp die Kugel verlor - er hätte sie nur einfach in den Duisburger Abendhimmel bugsieren müssen, es wäre ein leichtes gewesen! Doch stattdessen fand Stoppelkamps Flanke in der Mitte Wilso Kamavuaka, der hochstieg und zum 2:2-Endstand einköpfen konnte. Moralisch sind das sicher zwei verlorene Punkte, auch weil der FCK mit einem Sieg die Abstiegsplätze vorerst hätte verlassen können. Aber: Was Mut macht ist die Leistung. Wer so auftritt wie der FCK in der ersten Hälfte, der kann seine Heimspiele gegen Haching, Uerdingen und Verl allemal gewinnen. Das wird er jedoch auch müssen. Und das Bayern II im Parallelspiel gegen Zwickau ebenfalls einen Last-Minute-Ausgleich kassiert hat und nach wie vor nur das schlechtere Torverhältnis die Teufel vom rettenden Ufer trennt, das sollte obendrein Mut machen. Der Abstiegskampf, er wird wohl nicht vor dem 38. Spieltag entschieden werden. Aber er kann gewonnen werden! Wer hätte das vor vier Wochen nach dem 0:1 in Magdeburg und sieben Punkten Rückstand für möglich gehalten? Der FCK wird nicht absteigen! Er wird diesen Kampf gewinnen! Und wenn es in der Nachspielzeit am letzten Spieltag gegen Verl passiert ...
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel
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- Stimmen zum Spiel | Nach 2:2: Lautern zwischen Frust und Blick nach vorne (Der Betze brennt)