
Saisonrückblick 2014/15, Teil 1
Die Hinrunde: Zuhause stark, auswärts schwach
Vorbei ist die Saison 2014/15, die der 1. FC Kaiserslautern zum dritten Mal in Folge mit der goldenen Ananas abschließt. Im traditionellen Saisonrückblick auf Der Betze brennt widmen wir uns zuerst der Hinrunde, die von der überzeugenden Heimstärke, nur einem Liga-Auswärtssieg und einem echten Aufreger auf den Tribünen geprägt war.
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Grundlegendes hatte man auf dem Betzenberg verändert und damit die Konsequenzen aus der vorangegangenen Saison gezogen: Statt wie zuvor auf ein Ensemble egoistischer oder gescheiterter Alt-Profis zu setzen, verschrieb sich der FCK einer neuen Philosophie, die sich vor allem auf junge und talentierte Spieler fokussieren sollte. Eine hungrige Mannschaft hatte die nicht gerade leichte Aufgabe, den Traditionsklub aus der Pfalz sportlich wie emotional wieder auf Kurs zu bringen – auch wenn der Aufstieg zunächst explizit nicht zum Saisonziel erklärt wurde.
Es hätte wohl keinen besseren Start für diese Saison geben können, als jene Partie am 1. Spieltag im Fritz-Walter-Stadion. Von einem „Abend wie in alten Zeiten“, schrieb die Saarbrücker Zeitung. Die Frankfurter Rundschau erlebte gar eine Inszenierung „die irgendwann einmal im 'Betze'-Museum ausgestellt werden könnte.“ Mit einem lauten Knall stürzten sich die Roten Teufel und ihr Anhang in die neue Spielzeit, auch wenn zunächst alles gegen den FCK lief: Tobias Sippel flog (unberechtigt) vom Platz, zur Halbzeit führten die Gäste von 1860 München mit 2:0 und als nach dem Seitenwechsel Karim Matmour freistehend den Ball am leeren Tor vorbeischoss, da wuchs bei manch einem auf den Tribünen die Angst vor einer echten Horrorsaison. Doch es folgte eine magische Aufholjagd: Durch zwei Tore von Srdjan Lakic und den wenige Sekunden nach seiner Einwechslung erzielten Treffer von Neuverpflichtung Philipp Hofmann drehten die Teufel das Spiel in Unterzahl und sackten die ersten drei Punkte der Saison ein. Der emotionale Startschuss für eine überzeugende Serie nicht verlorener Spiele im Fritz-Walter-Stadion.
Dem Urknall folgt die Ernüchterung in der Fremde
Der Heimstärke stand allerdings – und das zeigte sich schon in den zwei folgenden Spielen – eine Auswärtsschwäche gegenüber, die sich wie ein roter Faden durch die Spielzeit ziehen sollte. Dem ersten unerwarteten Punktverlust in Sandhausen (1:1) folgte eine echte Zitterpartie im Pokal: Beim Drittligisten Wehen Wiesbaden konnten sich die Roten Teufel [url=http://www.der-betze-brennt.de/artikel/2207-spielbericht-so-wird-das-gemacht.php" >erst im Elfmeterschießen[/url]und dank Tobias Sippel durchsetzen. Die kleineren Bedenken-Wölkchen wurden allerdings schon bald [url=http://www.der-betze-brennt.de/artikel/2210-spielbericht-unter-den-augen-der-fuenf-weltmeister.php]durch den 2:1-Heimsieg[/url] am 3. Spieltag gegen Absteiger Eintracht Braunschweig vertrieben. Wieder einmal drehten die orange-roten Teufel einen Rückstand durch Tore von Srdjan Lakic und Karim Matmour. Begleitet wurde das Spiel von einer imposanten Choreographie in der Westkurve zu Ehren der fünf Lautrer WM-Helden von 1954 – und dem Abschied von Kapitän Marc Torrejon, der sich in die Bundesliga zum SC Freiburg verabschieden sollte.
Die große Frage in der folgenden Tagen bis zum Auswärtsspiel gegen den VfR Aalen lautet nun: Wer wird den sympathischen Spanier ersetzen können? Die Antwort: Willi Orban, der fortan mit Dominique Heintz das Innenverteidiger-Duo beim FCK bildete und durch überzeugende Leistungen schnell alle Skeptiker verstummen ließ. Am ärgerlichen Spielausgang auf der Ostalb hatten die beiden Jungnationalspieler ohnehin keine Schuld. 2:1 führte der FCK, ehe den Schwaben kurz vor Schluss ein lächerlicher Elfmeter zugesprochen wurde. Endstand: 2:2 und wieder kein Auswärtssieg.
Es folgte ein verdienter 1:0-Heimsieg gegen den FSV Frankfurt, bevor die fränkische Auswärtswoche auf den 1. FC Kaiserslautern wartete: 57 Minuten bestimmten die Lautrer zunächst das Match bei der SpVgg Fürth, ehe die junge Mannschaft von Kosta Runjaic völlig einbrach und die 1:0-Führung aus der Hand gab, das Spiel am Ende sogar noch verlor (1:2). Noch schlimmer sollte es wenige Tage später nach dem vierten Heimsieg in Folge unter der Woche gegen Union Berlin (1:0) kommen: Bei dem völlig fehlgestarteten „Glubb“ aus Nürnberg, deren Trainer Valerien Ismael zu diesem Zeitpunkt kurz vor dem Rauswurf stand, wachten die Lautrer erst beim Zwischenstand von 0:3 auf und konnten das 2:3-Endergebnis nur noch ein bisschen beschönigen. Spätestens nach diesem Abend im Frankenstadion wurde die offenkundige Auswärtsschwäche des FCK zum Gesprächsthema. Woran lag es, dass sich die Lautrer auf fremden Platz so schwer taten?
Zurück auf dem Aufstiegsplätzen und ein Derby mit Folgen
Die Suche nach den Gründen musste allerdings verschoben werden, denn es folgte das heiße Südwestderby gegen den Karlsruher SC, das noch lange für Gesprächsstoff sorgen sollte. Der FCK brannte vor knapp 40.000 Zuschauern ein wahres Feuerwerk ab, führte nach 35 Minuten durch Tore von Srdjan Lakic und Marcel Gaus mehr als verdient mit 2:0, verpasste es höchstens die Führung bis zum Schlusspfiff auszubauen und stand nach dem Derbysieg das erste Mal seit dem Auftaktsieg gegen die Löwen wieder auf einem Aufstiegsplatz. Weitaus mehr Beachtung fanden allerdings die Ereignisse nach dem Spiel: Etwa 200 Karlsruher spazierten ungehindert über mehrere Absperrungen im Stadion und machten sich auf den Weg vom Gästeblock zur Südtribüne, wo es zwangsläufig zum Zusammenstoß mit FCK-Anhängern kam. Die folgenden Auseinandersetzungen, eingefangen von zahlreichen Fernseh- und Fotokameras, sorgten für ein langes mediales wie (bis heute andauerndes) juristisches Nachspiel und überlagerten damit leider den sportlichen Erfolg der Lautrer Mannschaft. Das Team allerdings konnte den Schwung aus dem Derby ohnehin nicht mit in die nächsten Spiele nehmen.
Denn mitten in die aufkommende Euphorie drohte der FCK auf einmal das Siegen verlernt zu haben. Gleich fünf Unentschieden in Folge(1:1 in Heidenheim, 1:1 gegen Düsseldorf, 0:0 in Leipzig, 2:2 gegen den VfL Bochum und 0:0 gegen Darmstadt) bedeuteten den Absturz auf Platz 8 – der schlechtesten Platzierung in dieser Saison. Für Höhepunkte in dieser sportlich tristen Zeit vermochten höchstens der späte Ausgleichstreffer von Marcel Gaus gegen Düsseldorf, das Weiterkommen im Pokal gegen Fürth (Doppelpack Hofmann) und der breit angelegte, kontrovers diskutierte Boykott des Auswärtsspiels bei Rasenballsport Leipzig sorgen.
Mit zwei Spielen zurück im Rennen und der durchwachsene „Betzember“
Wie schnell man sich allerdings in dieser Saison wieder nach oben arbeiten konnte, sollten die nächsten zwei Spieltage zeigen: Zunächst gelang dem FCK endlich der viel umjubelte erste Auswärtssieg beim FC St. Pauli (3:1), ehe der FC Erzgebirge Aue (unter anderem durch zwei Treffer von Willi Orban) schon zur Halbzeit mit 3:0 vom Betzenberg geschossen wurde. Plötzlich stand der FCK wieder auf einem direkten Aufstiegsplatz, den es nun in den zum „Betzember“ proklamierten Wochen vor Weihnachten zu verteidigen galt.
Doch statt des Schaffen eines Punktepolsters ereilten Mannschaft und Fans die leider zur Tradition gewordene Adventsdepression. Zum Abschluss der Hinrunde setzte es eine enttäuschende 0:2-Niederlage beim cleveren Tabellenführer Ingolstadt. Es war auch der Anfang vom Ende für Amin Younes, der mit Gelb-Rot vom Platz musste, aber noch nicht das Ende des Jahres – die ersten beiden Spiele der Rückrunde standen noch an und brachten vier wichtige, aber unspektakulär erspielte Punkte. Die Hinrunde schloss der FCK nach der Niederlage bei Spitzenreiter Ingolstadt (36 Punkte) mit 28 Zählern auf Platz 4 ab, mitten im sechsköpfigen, nur durch drei Punkte voneinander getrennten Verfolgerfeld.
Neuwahlen im Aufsichtsrat und Wirren um einen EU-Bescheid
Ein bestimmendes Thema in der Hinrunde neben der sportlichen Entwicklung war natürlich die Jahreshauptversammlung im November, auf der der Aufsichtsrat neugewählt werden sollte. Erstmals in einem Zelt neben dem Fritz-Walter-Stadion abgehalten mussten die über 1.000 anwesenden Vereinsmitglieder (darunter auch viele Mitarbeiter und Jugendmannschaften) während der fast achtstündigen Veranstaltung ordentlich Ausdauer beweisen. In Erinnerung blieben vor allem der teilweise neu zusammengestellte Aufsichtsrat (Nikolai Riesenkampff und Mathias Abel rückten in das Gremium), eine sehr emotional geführte Abrechnung des Vereinsvorstandes mit der medialen Kritik am sogenannten „Zukunftsmodell“ des FCK und vor allem deutliche Signale, dass entgegen der vorherigen Darstellung der Vereinsführung die ersten Weichen auf eine geplante Ausgliederung gestellt wurden, unterstützt durch überzogen gemalte Horrorszenarien.
Der JHV vorangegangen war zudem die zähe Auseinandersetzung mit dem Bund der Steuerzahler (BdSt), an deren Ende im Dezember eine einstweilige Verfügung des FCK (die noch immer verhandelt wird) und ein Schreiben der EU standen, dessen Veröffentlichung und Inhalt tagelang für Spekulationen und Unfrieden sorgen sollte. Der Konflikt mit dem BdSt hatte nach Aussagen der Vereinsoberen zudem auf ein weiteres Thema Auswirkungen: Der langen Suche nach einem Hauptsponsor. Erst kurz vor Beginn der Saison konnte Paysafecard als neuer Partner präsentiert werden. Fortan zierte der weiße Balken die orange-roten Trikots, deren ungewöhnliche Farbwahl vor und während der Saison für teils empörte Fanproteste sorgte. „Wie Aufstiegstrikots sehen die nicht aus“, witzelte man vor dem 1. Spieltag. Doch zu Weihnachten war es nicht auszuschließen, dass es doch so kommt.
Morgen im zweiten Teil des Saisonrückblicks auf Der Betze brennt: Der FCK startet gut in die Rückrunde und kurz vor Schluss sieht es – vor allem dank überzeugender Spiele zu Hause – tatsächlich so aus, als ob der FCK aufsteigen wird. Doch alle Träume und Hoffnungen werden von einem ziemlich enttäuschenden Saisonfinale zerstört.
Quelle: Der Betze brennt

Saisonrückblick 2014/15, Teil 2
Die Rückrunde: Träume fliegen und landen hart
Am vergangenen Sonntag endete die Saison 2014/15 für den 1. FC Kaiserslautern. Im zweiten Teil unseres Saisonrückblicks schauen wir auf die Rückrunde, in der die Roten Teufel auch weiterhin ihre Auswärtsschwäche nicht ablegen konnten und trotzdem ihre Anhänger von der Bundesliga träumen ließen. Dass es am Ende doch nicht reichte, sorgte für bittere Enttäuschung.
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Durch den versetzten Start von erster und zweiter Bundesliga hatte der 1. FC Kaiserslautern noch vor Weihnachten zwei Partien aus dem Rückrunden-Spielplan zu bestreiten, ehe es in die Winterpause gehen konnte. Auf den enttäuschenden Hinrunden-Abschluss beim Tabellenführer in Ingolstadt folgte nur vier Tage später an einem nasskalten Mittwochspätnachmittag in der gähnend-leeren Münchener Schlauchboot-Arena ein tief ernüchterndes 1:1 gegen 1860 München. Den völligen Frust verhinderte der verdiente, aber wenig spektakuläre 1:0-Sieg zum Jahresabschluss gegen den SV Sandhausen. Der FCK überwinterte auf Platz 5, hatte aber nur einen Zähler Rückstand auf den Zweitplatzieren Karlsruher SC.
Ein unerwarteter Abschied und eine unerwartete Rückkehr nach dem Trainingslager
Das alljährliche Wintertrainingslager führte den FCK-Tross wie schon in den Jahren zuvor ins türkische Belek. Begleitet von zahlreichen Fans sollte sich die Mannschaft einspielen und Kraft und Konzentration für die verbleibenden 15 Saisonspiele (zuzüglich der Neuauflage des Pokalspiels in Leverkusen) tanken. Was zu diesem Zeitpunkt keiner wusste – auch wenn schon erste Gerüchte die Runde machten: Für Srdjan Lakic war es quasi die letzte Amtshandlung als Spieler der Roten Teufel. Der Kroate, dem die Verantwortlichen keine längerfristige Zukunft beim FCK zusichern wollten, wechselte wenige Tage später zum Bundesligisten SC Paderborn. Für den zu diesem Zeitpunkt besten Torschützen musste also ein Ersatz her und der kam aus Köln und war ein alter Bekannter: Simon Zoller, der nach seinem Wechsel vom FCK an den Rhein kaum Fuß in der Domstadt gefasst hatte, kehrte völlig überraschend und auf eigenen Wunsch für ein halbes Jahr zurück auf den Betzenberg.
Eine weitere personelle Entscheidung sorgte ebenfalls für großes Aufsehen, wenngleich der betreffende Spieler den Verein erst im Sommer verlassen sollte. Mitte Januar verkündete der FCK, dass Tobias Sippel, dem Pfälzer Urgestein, der Identifikationsfigur und dem letzten Helden von 2008 im aktuellen Kader nach 17 FCK-Jahren kein neuer Vertrag angeboten werden sollte. Wütende Proteste, verschiedene Erklärungsversuche, vereinzelt Verständnis, vor allem aber eine große Sympathiewelle für Sippel folgten in den Tagen danach.
Und dann endlich ging es wieder los: Zum Auftakt in das neue Jahr war der FCK gleich gefordert, sah der Spielplan doch zu Beginn das Duell mit dem direkten Aufstiegskonkurrenten und Tabellennachbarn Eintracht Braunschweig vor. Mit gemischten Gefühlen erwarteten die Anhänger die Partie, wurden aber mit einer der besten Saisonleistungen belohnt. Einer überlegenen, hochkonzentrierten Anfangsphase folgte das 1:0, mustergültig erzielt durch Philipp Hofmann, bevor der über die Saison stark auftrumpfende Alexander Ring im zweiten Durchgang den 2:0-Endstand herstellte. Ein Auswärtssieg, der den FCK vorbei an allen anderen Konkurrenten sogar direkt auf Platz 2 katapultierte. „Alles ist möglich“, titelte der Spielbericht von Der Betze brennt und mit entsprechender Vorfreude ging es in das Heimspiel gegen den VfR Aalen, der fast ein Jahr zuvor als letzte Mannschaft auf dem Betzenberg gewinnen konnte.
Bastion Betzenberg und ein kurzer Knick in der Formtabelle
Der 1:0-Heimsieg (Vollgas-Torschütze am Valentinstag: Jean Zimmer) brachte die Gewissheit schwarz auf weiß: Der 1. FC Kaiserslautern war zu Hause ein Jahr lang ungeschlagen. Fast hellseherisch markierte seither vor der Westkurve ein breites Banner die „Bastion Betzenberg“. Der FCK war das heimstärkste Team und noch dazu auf einem direkten Aufstiegsplatz. Erstmals wirklich greif- und realisierbar wurde die sich bietende Chance, in dieser Saison tatsächlich aufsteigen zu können. Immer deutlicher kristallisierte sich in dieser Zeit auch die Konkurrenz im Aufstiegskampf heraus. Neben den erwarteten Rivalen aus Leipzig und Braunschweig waren es allerdings vor allem Teams, die man so stark nicht erwartet hatte: Der Karlsruher SC, nach dem 21. Spieltag auf Platz 3, vor allem aber der Aufsteiger SV Darmstadt und der unangefochtene Spitzenreiter aus Ingolstadt mischten das Rennen um die drei vordersten Plätze ordentlich auf.
Die zwei Auftaktsiege, noch dazu eine Mini-Serie von vier Spielen ohne Gegentor, ließen den FCK am 22. Spieltag mit viel Selbstvertrauen zum Auswärtsspiel am Bornheimer Hang beim FSV Frankfurt reisen. Knapp 7.000 rot-weiße Fans begleiteten ihr Team an den Main - und erlitten einen emotionalen Frontalunfall. Den Lautrern gelang nichts. Selbst als der FSV kurz nach der Führung durch einen direkten Freistoß zum 0:1 in Unterzahl weiterspielen musste, fand das Team um Neu-Kapitän Willi Orban nicht ins Spiel, musste sogar knapp vor dem Ende noch das 0:2 hinnehmen. Einer der schlechtesten, vielleicht der schlechtesten Saisonleistung überhaupt folgte aber nicht nur das Abrutschen in der Tabelle auf Platz 4, sondern auch der erste deutliche Riss zwischen Verein und Fans. Im wöchentlichen Nachbericht äußerte der FCK deutliche und für viele Anhänger überzogene Kritik am Fan-Frust nach der Niederlage, vor allem bezogen auf Kommentare und Diskussionen im Internet.
Sportlich wie emotional zurück auf dem Boden der Tatsachen stand als nächstes die Partie gegen die SpVgg Fürth an. Und zumindest das Kribbeln kehrte an diesem Tag wieder zurück: 2:0 führte der FCK fünf Minuten vor Schluss, ehe die Fürther dem FCK zum zweiten Mal in Folge einen direkt verwandelten Freistoß einschenkten. Die hektische Schlussphase gipfelte im ultimativen Schlusspunkt, als dem bei einem Eckball nach vorne geeilten Fürther Keeper Wolfang Hesl der Ball wenige Meter vor dem Tor an die Brust sprang – aber nicht den Weg ins Tor fand. Mit Spannung erwarteten die Lautrer nach diesem Freitagabendspiel die Ergebnisse der Konkurrenz und konnten sich am Ende über die Rückkehr auf den Relegationsrang freuen. Zudem gab das Spiel ordentlich Motivation für das anstehende Pokal-Achtelfinale bei Bayer Leverkusen.
Wie schon im Vorjahr wurde der 1. FC Kaiserslautern auch diesmal von mehr als 5.000 Anhängern in die Farbenstadt begleitet. Die Hoffnungen auf eine Neuauflage der Sensation waren groß und tatsächlich lieferten die Pfälzer eine Bombenpartie auf und neben dem Platz ab. Das Leverkusener Stadion war fest in Lautrer Hand und als die Roten Teufel wie im Jahr zuvor den haushochfavorisierten Champions-League-Teilnehmer in die Verlängerung zwangen, glaubten viele an das Wunder. Doch leider war es dem FCK diesmal nicht vergönnt und ärgerlicherweise wurde die 0:2-Niederlage wieder und zum dritten Mal in Folge durch ein direktes Freistoßtor - diesmal von Hakan Calhanoglu - eingeläutet, ehe Stefan Kießling ein Missverständnis zwischen Marius Müller und Willi Orban zum Endstand ausnutze. Trotzdem: Am Ende gab es viel Applaus für das Betze-Team.
Wer allerdings glaubte, dass sich nach dieser Leistung auch in der Liga alles zum Guten wenden sollte, der wurde jäh enttäuscht. Denn wieder einmal schlug der Auswärtsfluch zu: Beim schwachen FC Union Berlin an der Alten Försterei kam der FCK nicht über ein 0:0 hinaus. Erstmals machte sich deutlicher Unmut über die Spielweise bemerkbar, angeheizt von der Schlussszene im Lautrer Strafraum. Da lag der Ball vor Tobias Sippel, aber statt dass der Torhüter den Ball weit nach vorne kloppte, wartete Sippel sekundenlang – und auch seine Mitspieler hatten wenig Interesse sich für ein Anspiel anzubieten - und ließ damit wertvolle (Nachspiel-)Zeit verstreichen. Gefrustet traten die Fans ihren Weg aus der Hauptstadt nach Hause an, hätte ein Sieg gegen Union doch die Rückkehr auf Platz 2 mit sich gebracht.
Fehlentscheidungen, Kampf und ein Abend im Ruhrgebiet sorgen für das Gefühlschaos
Entschädigung gab es eine Woche drauf mal wieder zu Hause, als der im Mittelfeld dümpelnde Bundesliga-Absteiger aus Nürnberg 2:1 besiegt wurde, wobei sich die zuvor verpasste Chance sich in der Tabelle nach oben hin abzusetzen in der Stimmung im Fritz-Walter-Stadion spiegelte. Irgendwann saß sogar Torwart-Trainer Gerry Ehrmann auf dem Vorsängerpodest, um die Westkurve anzutreiben. Wie so oft zuvor wurde aber auch gegen Nürnberg ein möglicher höherer Heimsieg verpasst, was sich langsam aber sicher auch im Torverhältnis bemerkbar machte.
Den Sieg hatte sich der FCK trotzdem verdient und mit zwei Punkten Vorsprung trat er die Reise zum direkten Verfolger und Südwestrivalen Karlsruher SC an. Umrahmt wurde das Spiel nach den Ereignissen in der Hinrunde von gewaltigen Sicherheitsvorkehrungen und einer medialen Hysterie, die zwischenzeitlich sogar das Derbyfieber zu ersticken drohten. Doch es passierte nichts, was auch für das Geschehen auf dem Feld galt. 0:0 stand es am Ende - kein Derby für die Geschichtsbücher. Aber ein Ergebnis, mit dem FCK trotz einer Großchance von Jean Zimmer (Schuss an die Latte) besser leben konnte als die Blau-Weißen, reichte das Remis doch, um sich auf den zweiten Tabellenrang vorbei an den Lilien aus Darmstadt zu schieben.
Sollte der FCK nun endgültig Kurs auf die Bundesliga nehmen? Angesichts der schwankenden Ergebnisse bei allen Aufstiegsaspiranten wäre es mit einer kleinen Siegesserie einfach gewesen, sich abzusetzen. Und als der FCK am 27. Spieltag zu Hause den völlig überforderten Aufsteiger Heidenheim mit 4:0 vom Platz fegte, da begannen die Träume zu fliegen. Was zu diesem Zeitpunkt niemand wusste: Es sollte der letzte Heimsieg in der Saison bleiben, vielmehr noch gab es für die Fans des 1. FC Kaiserslautern in den verbleibenden sieben Spielen überhaupt nur noch einen weiteren Dreier zu bejubeln. Es folgte zunächst die Montagabendpartie bei der Fortuna aus Düsseldorf. Tatsächlich lieferte der FCK nicht sein bestes Spiel ab, doch im Stile einer Spitzenmannschaft verteidigte das Team den knappen 1:0-Vorsprung (das Tor erzielte Simon Zoller). Kurz vor Schluss und als im Gästeblock schon jeder mit drei wichtigen Punkten im Aufstiegsrennen gerechnet hatte, machte aber Schiedsrichter Deniz Aytekin mit einer glasklaren Fehlentscheidungen einen dicken, hässlichen Strich durch die Lautrer Rechenspiele. Aytekin wollte in einem normalen Kopfballduell ein Foul von Willi Orban erkannt haben und sprach den Düsseldorfern einen Elfmeter zu, den Michael Liendl sicher zum 1:1-Endstand verwandelte.
Betrogen um zwei Punkte und mit ordentlich Wut im Bauch empfing der FCK eine Woche später - wieder an einem Montagabend - den ungeliebten Emporkömmling aus Leipzig, der auf dem Betzenberg schon um seine letzte Chance im Aufstiegsrennen kämpfen musste. Kampf war das Stichwort: Mit einer bärenstarken Leistung holten die Männer in Rot einen Punkt gegen aggressiv aufspielende Gäste. Die beste Szene bot sich dabei in der zweiten Halbzeit, als Jean Zimmer den fall- und stolperfreudigen Rasenballsportler Poulsen zunächst mit einer chirurgisch-exakten Grätsche in vollem Tempo stoppte und ihm dann noch einige freundliche Worte mit auf den Weg gab. Da staunte sogar der so selbstbewusste Däne. Überragend!
Nach der Energieleistung gegen Leipzig stand das Auswärtsspiel beim VfL Bochum auf dem Programm, vor dem die Verantwortlichen etwas überraschend den Aufstieg als neues Saisonziel verkündeten. „Mit Recht“, dachte man nach dem herausragenden und mit müden Beinen erspielten 2:0-Sieg, bei dem die Lautrer wie schon gegen Leipzig mit Marius Müller im Tor für den verletzen Tobias Sippel antraten. Es wurde gejubelt! Nach dem Abpfiff wollte sich der Gästeblock partout nicht leeren, weshalb Mannschaft und Fans noch weit nach Spielende gemeinsam feierten. Da wuchs etwas zusammen, mit dem man sich identifizieren konnte – und was Erfolg versprach. Es war der Schulterschluss, begünstigt durch die zeitgleiche Last-Minute-Niederlage der Darmstädter (was für die gute Stimmung im Gästeblock nur weiter befeuerte). Und nicht ganz nebensächlich fuhr der FCK mit diesen Ergebnissen auch mit vier Punkten Vorsprung auf Darmstadt 98 zum Spitzenspiel am Böllenfalltor.
Das enttäuschende Ende und die Schlussresignation
19 Minuten war das Spiel in Darmstadt alt, da ging der FCK durch einen direkt verwandelten Eckstoß von Kerem Demirbay in Führung – und schien von seinem Weg in die Bundesliga nicht mehr abzubringen zu sein. Wer sollte Lautern jetzt noch stoppen? Den Anfang vom Ende besorgte erneut der Schiedsrichter: Wolfgang Stark. Eine weitere eklatante Elfmeter-Fehlentscheidung läutete die Wende im Spiel und im Saisonfinale ein. 2:3 musste sich das Team vom Betze am Ende geschlagen geben, konnte sich aber zumindest noch auf Platz 2 halten. Die Niederlage in Darmstadt wäre trotz des Elfmeters vermeidbar gewesen, erst recht war aber die Ausgangsposition für den Endspurt weiter hervorragend.
Es folgte jedoch der ultimative Nackenschlag: Die Serie ungeschlagener Spiele im Fritz-Walter-Stadion riss zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt gegen den abstiegsbedrohten FC St. Pauli (0:2) am 32. Spieltag. Tristesse, Wut und Enttäuschung machten sich breit und man musste die Frage stellen: Ist die junge Mannschaft einfach zu grün für den Aufstieg? Der FCK war auf Platz 3 abgerutscht und auch jenen Relegationsrang mussten die Lautrer nur eine Woche später beim nächsten Abstiegskandidaten in Aue hergeben (0:2). Zwar blieb am Ende noch die rechnerische Chance auf die Relegation, sogar noch auf den direkten Aufstieg – doch alles Hoffen, Bangen und Beten half nichts. Da die Konkurrenten aus Darmstadt und Karlsruhe ihre Spiele gewannen und der FCK ohnehin gegen den feststehenden Aufsteiger und Zweitligameister FC Ingolstadt nicht über ein 1:1 hinauskam, sollte die Saison zum zweiten Mal in Folge auf dem unbefriedigenden vierten Platz enden. Und das mit einem ziemlich bitteren Geschmack angesichts des Absturzes zum Ende hin.
Und nun? Der nächste Umbruch steht bevor
Nach den hitzigen Debatten, die sich um die Jahreshauptversammlung rankten, blieb es in der Rückrunde rund um den Betzenberg dennoch bemerkenswert ruhig. Lediglich gegen Ende der Saison zogen erstmals die drohenden Unwetterwolken am Horizont auf: Durch den verpassten Aufstieg droht dem FCK im Sommer der Verlust wichtiger Leistungsträger und damit der nächste Umbruch, auch wenn dadurch frisches Geld in die Kassen kommt. Stichwort Geld: Auch der Hauptsponsor Paysafecard kündigte zwei Tage vor dem Saisonabschluss an, den Vertrag für die nächste Saison nicht verlängern zu wollen. Wie schon in der letzten Sommerpause muss man sich in Kaiserslautern also mal wieder auf die Suche nach einem Hauptsponsor machen. Hinzu kommt die aktuell tobende Debatte über die Spielweise und die damit verbundene Zukunft von Cheftrainer Kosta Runjaic. Bleibt „Coach Kosta“ am Betzenberg? Oder reißt der drohende Umbruch auch ihn mit sich? Nicht wenige Fans sind vom erneut knapp verpassten Wiederaufstieg enttäuscht und kreiden dem Cheftrainer eine große Mitschuld an. Nicht zuletzt führt dieser Punkt auch zu einer weiteren Baustelle: Der Identifikation der Fans mit dem Verein und vor allem das Verhältnis zwischen Funktionären und Anhängerschaft, das angesichts der Ausgliederungsbestrebungen und deutlicher Misstöne in beide Richtung nicht immer und überall intakt ist. Es bleibt also brenzlig rund um den Betze, auch in der Sommerpause.
Trotzdem oder vor allem gerade deshalb können wir gespannt sein, wie der Saisonrückblick in einem Jahr ausfallen wird. Wo geht die Entwicklung des Vereins hin und wo steht der FCK in einem Jahr? Sicher ist nur eines: Es wird niemals langweilig – und in zwei Monaten geht alles von vorne los. Das war er, unser Saisonrückblick auf die Spielzeit 2014/15.