Interview mit Aufsichtsratskandidat Mathias Abel

„Transparenz, Ehrlichkeit und Nachhaltigkeit“

„Transparenz, Ehrlichkeit und Nachhaltigkeit“


Als ehemaliger Mannschaftskapitän und Identifikationsfigur ist Mathias Abel allen FCK-Fans ein Begriff. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere möchte der gebürtige Lautrer seine Kompetenzen nun im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern einbringen - im Interview erklärt er, was ihn neben seinem sportlichen Know-How als Ex-Profi dazu befähigt.

Der Betze brennt: Im Sommer gab es einige grundlegende Veränderungen beim FCK: Neuer Sportdirektor, neue Spieler, neues Konzept. Wieso sollte aus Ihrer Sicht auch im Aufsichtsrat der Reset-Knopf gedrückt werden, Mathias Abel?

Mathias Abel (33): Der Reset-Knopf wurde die letzten Jahre leider schon viel zu oft gedrückt, denn die sportlichen Ziele konnte man überwiegend nicht erreichen. Diesbezüglich sollte sich jedes unserer Mitglieder die Amtsperiode der letzten drei Jahre in sein Gedächtnis rufen und bewerten, und nicht nur den jeweiligen tagesaktuellen sportlichen Erfolg oder Misserfolg zum Maßstab nehmen. Ich denke aus dieser Wahl sollte ein kritikfähiger, seiner Kontrollfunktion gerecht werdender Aufsichtsrat für die nächsten drei Jahre hervorgehen, der sich seiner Pflichten, unter anderem dem Ausarbeiten und Bereitstellen des Finanzbudgets, bewusst ist und zusammen mit dem Vorstand eine Vision erarbeitet. Bei dieser Umsetzung muss der Aufsichtsrat dem Vorstand konstruktiv und kritisch zur Seite stehen und sich auch die eigene Haftung immer vor Augen halten.

Der Betze brennt: Jeder FCK-Fan kennt Sie als ehemaligen Betze-Spieler, dennoch auch hier der obligatorische Einstieg in das Interview: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor, zunächst beruflich und privat.

Abel: Ich habe im Jahr 2000 mein Abitur am Albert-Schweitzer Gymnasium in Kaiserslautern gemacht, anschließend meinen Zivildienst 2001 in den Städtischen Kliniken in Dortmund geleistet und wurde 2002 Vertragsamateur bei Mainz 05. Über die Stationen Schalke 04, ausgeliehen zum Hamburger SV und wieder zu Schalke 04 kam ich im Sommer 2008 zurück zu meinem FCK. Kurz nach meinem Vertragsende 2013 stellten sich große Probleme mit meinen Knien ein und ich versuchte, mit verschiedenen Reha-Maßnahmen meine Karriere noch etwas zu verlängern, aber leider musste ich dann anerkennen, dass die Schäden einfach zu groß sind. Aufgrund dessen, dass ich schon immer betriebswirtschaftlich interessiert war, bin ich zu dem Entschluss gekommen, meine Interessen mit meinem sportlichen Werdegang zu kombinieren und absolviere nun nach bestandener Eignungsprüfung den Studiengang MBA Sportmanagement am Rhein-Ahr-Campus in Remagen. Aktuelle Schwerpunkte des Studiums sind das Erstellen von Jahresabschlüssen und Steuerbilanzen, Unternehmensführung und Controlling sowie Informations- und Prozessmanagement. Zusammen mit meiner Frau und unseren beiden Kindern lebe ich in Kaiserslautern.

Der Betze brennt: Seit wann fühlen Sie sich mit den Roten Teufeln verbunden und wie haben Sie sich in der großen FCK-Familie bisher eingebracht?

Abel: Ich wurde am 22. Juni 1981 im Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern geboren. Schon als kleiner Bub nahm mich mein Vater mit „uff de Betze“. Mit fünf Jahren begann ich aktiv Fußball zu spielen und mit neun Jahren schaffte ich den Wechsel vom Wiesenthalerhof zum FCK in die Jugendmannschaft. In meiner Kindheit verbrachte ich jedes Wochenende in der Westkurve und feuerte die Profimannschaft von der Tribüne aus an. Mein Traum war es schon immer, für den FCK zu spielen. Im Jahr 2008 erhielt ich glücklicherweise die Anfrage, nach Kaiserslautern zu wechseln. Mein Kindheitstraum wurde wahr!
Im Team bin ich immer mit Kampf und Leidenschaft voran gegangen und versuchte, die Tugenden und Werte unseres FCK auch an meine Mitspieler weiter zu geben. Als Identifikationsfigur hatte ich immer auch ein offenes Ohr für unsere Fans und versuchte, sie zu unterstützen, wo immer ich konnte.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie die aktuelle Amtsperiode des Aufsichtsrates, also die letzten drei Jahre - welche Erfolge kann die Vereinsführung in dieser Zeit vorweisen?

Abel: Ich denke, dass die Betze-Anleihe eine herausragende Idee ist, um die Möglichkeit zu schaffen, das Nachwuchsleistungszentrum wieder zurück zu kaufen und konkurrenzfähig ausbauen zu können, um dadurch einen zukunftsweisenden Mehrwert zu generieren. Aber der endgültige Erfolg dieser Anleihe ist erst erreicht, wenn sie auch zurück bezahlt wird. Außerdem befürworte ich sehr stark die beginnende Integration unserer Nachwuchstalente und den erfrischend dynamischen Fußball, den die Mannschaft über weite Teile der jetzigen Saison spielt.

Der Betze brennt: Und was lief aus Ihrer Sicht weniger gut? Wo sehen sie Verbesserungspotential?

Abel: So überragend die Betze-Anleihe auch ist, so unglücklich wurde sie im Laufe des letzten Jahres präsentiert. Leider ließ man unverständlicherweise Transparenz und Ehrlichkeit in Bezug auf die Verwendung der Anleihegelder vermissen. Mit einer besseren und genaueren Informationspolitik, die schon frühzeitig diese durchaus sinnvolle Verwendung des Geldes offen gelegt hätte, hätte man viel Unruhe vermeiden können. Darüber hinaus sehe ich Verbesserungspotential in der Vision des Gesamtvereins, die in den vergangenen Jahren oft durch wenig Nachhaltigkeit, in Bezug auf die riesige Fluktuation der Spieler und den sportlichen sowie daraus resultierenden wirtschaftlichen Fehlentscheidungen, geprägt war.
Da sehe ich auch für mich persönlich einen sehr großen Ansatzpunkt, um meine Stärken einzubringen: Dass ich die spezifischen Gegebenheiten im Fußballgeschäft genaustens kenne und damit Transferentscheidungen, Gehaltsgefüge, Vertragsdetails und -gestaltungen sowie den aktuellen Markt bestens nachvollziehen und bewerten kann. Aufgrund dessen kann ich Entscheidungen und Handlungen des Vorstands meinen Aufsichtsratskollegen aufschlüsseln und analysieren, um die bestmöglichen Entscheidungen und die größtmögliche Kontrolle zu gewährleisten.

Der Betze brennt: Sie scheuen auch vor kontroversen Themen nicht zurück, bezogen beispielsweise 2011 als einer von ganz wenigen Fußballprofis klar Stellung zur Fan-Kampagne „Pyrotechnik legalisieren - Emotionen respektieren“. Braucht die FCK-Führung mehr solche Querdenker wie Sie?

Abel: Querdenker schaffen oftmals neue Ansätze und Blickwinkel zu bestehenden Fragen. Außerdem sehen sie häufig Chancen und Probleme, die anderen nicht auffallen. Ja, ich denke dass ein Verein durchaus davon profitieren kann.

Der Betze brennt: Als einer von wenigen Aufsichtsratskandidaten (ausgenommen die aktiven Mitglieder des Ausschusses) waren Sie bei einer Sitzung des von den Vereinsmitgliedern gewählten Satzungsausschusses anwesend. Über und in diesem Gremium wurde in den letzten Monaten viel gestritten. Wie bewerten Sie die Arbeit des Satzungsausschusses und wie sollte man mit den entstandenen Unstimmigkeiten dort – oder auch in anderen Bereichen – umgehen?

Abel: Erst einmal sehe ich den Satzungsausschuss und die Arbeit, die dort verrichtet wird, als sehr wichtig und notwendig an. Leider begann die erwähnte Sitzung mit dem ersten Satz Ottmar Frengers (Aufsichtsratsmitglied und Vorsitzender des Ausschusses; Anm. d. Red.) schon recht unkonstruktiv und so blieb es dann auch für den Rest der Sitzung mit verhärteten Fronten, dabei nahmen sich beide Seiten nichts. Ich hoffe aber sehr, dass man es schafft, nach der JHV einen Neuanfang zu machen, um wichtige und zeitgemäße Satzungsänderungen konstruktiv zu formulieren um dann diese „neue“ Satzung den Mitgliedern in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zur Abstimmung vorzulegen.

Der Betze brennt: Vielen Mitgliedern fällt es schwer, die Arbeit der einzelnen Aufsichtsräte zu bewerten, weil über die Diskussionen und über unterschiedliche Sichtweisen in dem Gremium wenig veröffentlicht wird. Nicht zuletzt daraus resultiert auch der immer wieder zu hörende Vorwurf, dass der Aufsichtsrat nur die Wünsche des Vorstands „abnicke“ anstatt zu „kontrollieren“. Wie könnte man über die Tätigkeit des Aufsichtrates mehr Transparenz schaffen und was spricht möglicherweise dagegen?

Abel: Es ist durchaus schwer für den Aufsichtsrat, diesen Spagat zwischen Verschwiegenheitspflicht und Außendarstellung zu vollziehen. Dabei muss der Verein nach Außen hin immer eine Einheit bilden, um weniger angreifbar zu sein. Aber leider sind einige Auftritte des Aufsichtsrats in der Öffentlichkeit etwas unglücklich verlaufen, insbesondere wie erwähnt in Bezug auf die Betze-Anleihe. Alles in allem dürfte noch Spielraum sein, um ausführlichere Informationen und Sichtweisen mitzuteilen. Sicherlich wäre eine klare Handschrift des Aufsichtsrats bezüglich der Entscheidungen des Gesamtvereins wünschenswert.

Der Betze brennt: Vor einem halben Jahr hat der amtierende Aufsichtsrat den Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz sehr frühzeitig verlängert. Wie bewerten Sie diesen Schritt aus ihrer Sicht als Neubewerber, hätte man dafür nicht besser die nun anstehende Neuwahl des Aufsichtsrates abwarten sollen?

Abel: Auf der einen Seite ist Stefan Kuntz aktuell eine zentrale Figur des Vereins, aber auf der anderen Seite bestand keinerlei Notwendigkeit, seinen Vertrag so frühzeitig zu verlängern. Als ehemaliger Spieler sehe ich diese vorzeitige Vertragsverlängerung so, dass Stefan Kuntz durch seine Klausel (ein Sportdirektor durfte aufgrund vertraglicher Bestimmungen nur mit Kuntz' Zustimmung verpflichtet werden; Anm. d. Red.) seine gute Verhandlungsposition ausgespielt hat, ähnlich wie man es aktuell im Fall Marco Reus beobachten kann. Deswegen sehe ich diese Verlängerung als Deal, in dem leider der Aufsichtsrat seine Stärke vermissen ließ und den Mitgliedern des FCK und einem möglichen neuen Aufsichtsrat ein großes Stück Gestaltungsfreiheit genommen hat.

Der Betze brennt: Alle paar Jahre wieder im Gespräch ist auch eine Ausgliederung und es ist davon auszugehen, dass dieses Thema die nächste Amtsperiode des Aufsichtsrates entscheidend mitprägen wird. Auch bei vielen anderen Vereinen wird emotional darüber debattiert: Der Hamburger SV wurde ausgegliedert, beim SC Freiburg wurde dieser Schritt fast einstimmig abgelehnt, der VfB Stuttgart plant eine Entscheidung im nächsten Jahr. Bezogen auf den FCK gefragt: Sind Sie für oder gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung?

Abel: In der aktuellen Situation und meinem jetzigen Kenntnisstand sehe ich absolut keinen Grund für die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung. Ich sehe es als äußerst kritisch an, wenn wir als Traditionsverein einen großen Teil unserer Selbstbestimmung und Seele an Investoren verkaufen würden. Auf die Begründungen seitens des Vorstands bin ich sehr gespannt und hoffe, dass diese ausführlich und transparent mit allen Vorteilen und auch Nachteilen vorgetragen werden. Ein grundsätzliches Problem dieser Thematik ist leider auch, dass ein eingetragener Verein in seinem Ursprung und in seiner Rechtsordnung nicht mehr dem heutigen Bundesligisten, der vergleichbar mit einem mittelständischen Unternehmen ist, entspricht.

Der Betze brennt: Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der Vereinsmitglieder angehört, liegt seit einigen Jahren brach und existiert rein formal betrachtet gar nicht mehr. Wie beurteilen Sie persönlich die vorgeschlagene Lösung für diese Problemstellung, eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ nach dem Vorbild von Klubs wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt zu gründen, um den betroffenen FCK-Mitgliedern wieder eine echte Heimat innerhalb ihres Vereins zu geben und um auch die Abteilungen neben dem Fußball besser zu unterstützen?

Abel: Das sehe ich als eine sehr gute und passende Lösung dieses Problems an. Dadurch sollten Mitglieder endlich eine eigene „Heimat“ bekommen, die es ihnen ermöglicht, ihre eigenen Ideen und Möglichkeiten konstruktiv einzubringen, damit Sie noch aktiver unseren Verein unterstützen und nach vorne bringen können. Ich denke und hoffe, dass dieses Problem das Geringste von allen sein dürfte.

Der Betze brennt: Abschließend und mit Ihren eigenen Worten zusammengefasst: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Abel: Ich will mit meiner sportlichen Kompetenz, meinem betriebswirtschaftlichen Studium und natürlich meiner Betze-Leidenschaft den Aufsichtsrat stärken. Ich möchte die begonnene Talentförderung weiter ausbauen, damit der FCK als Marke wieder eine Kernkompetenz mit garantiertem Mehrwert bekommt. Dabei spielen Transparenz, Ehrlichkeit und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle – dementsprechend bin ich mir auch der Haftung und Kontrollpflicht gegenüber dem Vorstand bewusst und werde diese mit großer Nachsicht und Hingabe erfüllen, mit dem Hintergrund, dass zu jeder Zeit nur das Wohl und die Werte unseres Vereins im Vordergrund stehen.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle Infos und Artikel zur Jahreshauptversammlung 2014
- Abel: „Ich bin FCK-Fan, seit ich denken kann“ (vom 29.06.2011)

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