Spielbericht: Union Berlin – 1. FC Kaiserslautern 0:0

„Na und?!“

„Na und?!“


Am Dienstag noch 100 Minuten Pokaleuphorie. Fünf Tage später wieder trister Zweitligaalltag. Die Eisernen aus Berlin haben Beton angerührt und die Roten Teufel sich irgendwann mit einem torlosen Unentschieden abgefunden. Immerhin schien die Sonne. DBB-Autor Toco sucht erwähnenswertes rund um den Nachmittag im Stadion an der Alten Försterei.

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Es war die angezeigte eine Minute der Nachspielzeit in der zweiten Halbzeit. FCK-Coach Kosta Runjaic wollte noch die dritte Auswechslung vornehmen. Der Ball war im Spiel und lag bei Tobias Sippel. Viel Zeit für einen letzten Angriff blieb nicht mehr und umso erstaunlicher war, dass erstmal nichts passierte. Union Berlin machte keine Anstalten, sich auf das Spiel einzulassen, dass den Torwart soweit bringt, den vor sich liegenden Ball endlich in die Hand zu nehmen. Und unsere Nummer 1 wartete stoisch. Die eigentlich gelassene Stimmung im Gästeblock drohte zu kippen. Zu wenige Torchancen gab es im Spiel, zu wenige Angriffe, zu viele Querpässe. Daran hatte man sich in den 90 Minuten zuvor gewöhnt, es war noch zu verkraften. Aber eine scheinbare Verweigerung, einen letzten Angriff aufs Tor der Berliner zu starten, kratzte am Gemüt des Lautrer Anhangs. Unmutsäußerungen wurden lauter und Pfiffe hallten Richtung Platz. Schließlich fasste sich ein Unioner doch ein Herz, ging auf Sippel zu, dieser nahm den Ball auf und es gab ihn doch noch: den letzten Angriff der Partie für die Roten Teufel. Er war nicht der Rede wert, auch wenn Alexander Ring den Ball tatsächlich noch mal aufs Tor brachte. Als Schiedsrichter Florian Meyer dann das Spiel beendete, standen knapp 2.000 Fans des FCK etwas verloren und verwundert herum. Auch die zwei Mannschaften hielten sich auffällig lange am Mittelkreis auf, ehe sie den Weg in Richtung des eigenen Anhangs einschlugen.

Obwohl Runjaic in der Pressekonferenz vor dem Spiel die Notwendigkeit von Umstellungen in Frage stellte, hatte er bis zum Anstoß um 13:30 Uhr am ersten Frühlingstag des Jahres diese Meinung offenbar geändert. Tobias Sippel kehrte zurück in den Kasten und verdrängte Marius Müller, der mit Kerem Demirbay und André Fomitschow auf der Bank Platz nahm. Der angeschlagene Simon Zoller ersparte sich gleich die Fahrt nach Berlin. Gegen seinen alten Verein nahm dafür der im Pokal verschonte Markus Karl seinen Stammplatz wieder ein. Chris Löwe und Philipp Hofmann vervollständigten die Startformation. Bei der Ansage der Aufstellung quittierten die Unioner so oder so jeden Namen des Gegners mit ihrem üblichen „Na und?!“

Das große Abtasten ersparten sich die zwei Teams und versuchen sich an Angriffen (Kaiserslautern) und an der Verteidigung (Union), doch nennenswerte Chancen blieben Mangelware. Einmal mehr waren die Roten Teufel zweikämpfstärker als der Gegner und glänzten auch mit deutlich mehr Ballbesitz, aber der überraschende, erfolgreiche Pass Richtung Tor blieb aus. Die Stürmerposition war dieses mal auf beiden Seiten eine undankbare Aufgabe. Hofmann wirbelte zwar am Strafraum der Berliner herum, half mit, die Bälle zu erobern oder im Spiel zu halten, wurde aber nicht eingesetzt. Union spielte dagegen vereinzelte Konterchancen zu schlecht aus, um unseren Torwart und die Abwehr in ernsthafte Bedrängnis zu bringen.

Nach einer unspektakulären ersten Halbzeit herrschte in der Pause bei Teilen des Anhangs Erleichterung, dass man immerhin schon 45 Minuten hinter sich gebracht hatte. Vielleicht würde in Halbzeit zwei ja noch der eine Treffer für die Gäste fallen, der den Knoten zum Platzen bringen würde, so die leise Hoffnung. Doch dem war nicht so. Kaiserslautern erhöhte zwar den Druck, blieb aber vor dem gegnerischen Tor leider einfallslos. Zu gut stand auch die Abwehr der Berliner.

Auf den Rängen begnügten sich beide Fanlager im Wesentlichen mit Dauergesängen. Spielbezogene Unterstützung gab das Match nicht her, denn strittige Szenen blieben aus. Die Stadionhymne der Eisernen war kaum mit der ersten Strophe durch, da lief und verflachte auch schon das Duell. Fahnen wurden geschwenkt, Doppelhalter hochgehalten, das wirkte zum Teil routinierter und leidenschaftlicher als das Ereignis auf dem Platz, aber richtig bemerkenswert war es auch nicht.

Unentschieden an der Alten Försterei. Bei der bisherigen Auswärtsbilanz des 1. FC Kaiserslautern in dieser Saison und der vorigen Serie von vier Heimsiegen Union Berlins ist das Ergebnis schon fast ein Grund, zufrieden zu sein. Aber bei den heimlichen Ambitionen und der Tabellensituation auch ein guter Grund, es eben doch nicht zu sein. Mit dieser Partie dürfte der Pokal endgültig aus den Köpfen sein und wenn man sich den Spielplan ansieht, fällt auf, dass wir uns nun im letzten Saisondrittel befinden. Noch zehn Spieltage. Macht was draus.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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