Spielbericht: VfR Aalen - 1. FC Kaiserslautern 2:2

Kein Happy End trotz guter Leistung

Kein Happy End trotz guter Leistung


Eigentlich hätten Kevin Stöger, Amin Younes oder Srdjan Lakic nach dem Abpfiff im Mittelpunkt stehen müssen, als entscheidende Figuren für den Auswärtssieg des 1. FC Kaiserslautern beim VfR Aalen. Es gab jedoch keinen Auswärtssieg und genau deswegen stand ein anderer im Fokus: Der Schiedsrichter.

- Spielfotos: VfR Aalen - 1. FC Kaiserslautern
- Fanfotos: VfR Aalen - 1. FC Kaiserslautern

Die 85. Minute im Aalener Waldstadion: Fabio Kaufmann geht im Zweikampf mit Dominique Heintz zu Boden und Referee Benjamin Brand zeigt sofort auf den Punkt. Ja, der Ball war weg und ja, es gab einen Körperkontakt. Aber nein, Herr Schiedsrichter - das war kein Elfmeter! Ein ganz normaler Zweikampf kostete die Roten Teufel den verdienten Auswärtssieg beim Angstgegner von der Schwäbischen Alb. Doppelt bitter für den FCK, dass eine halbe Stunde zuvor auf der anderen Seite kein Strafstoß gepfiffen wurde, als VfR-Keeper Jasmin Fejzic sich als letzter Mann und ohne Chance auf den Ball in den Laufweg von Kevin Stöger schmiss. Dabei hatte alles so gut begonnen...

Etwa 1.300 Fans begleiteten ihren FCK nach Aalen (insgesamt 8.306 Zuschauer) und damit deutlich weniger als in den Vorjahren. Dies hatte zur Folge, dass die Lautrer Schlachtenbummler sich mit dem Gästeblock in der Ecke begnügen mussten anstatt mit der kompletten Hintertortribüne. Die neue Umgebung hinderte jedoch keinen am ausgelassenen Torjubel nach einer Viertelstunde, als Kevin Stöger sich nach ganz feiner Vorarbeit von Karim Matmour die Chance nicht entgehen ließ und im Sololauf gegen Aalens Schlussmann Fejzic per Beinschuss einlochte (15.). 1:0 für den FCK und 1:0 im persönlichen Duell Stöger gegen Fejzic!

Während der FCK-Express rollte, hatten die Gastgeber in der kompletten ersten Halbzeit nur eine gute Chance, kamen aber danach besser ins Spiel. Nachdem zunächst Fejzic mithilfe des Schiris gegen Stöger ausgleichen konnte (siehe oben), gelang dem VfR auch der tatsächliche Gegenschlag: Nach einem Eckball konnte sich Tobias Sippel im Strafraumgewühl nicht durchsetzen und über Umwege gelangte das Leder irgendwie zu Oliver Barth, der es per Kopf über die Linie drückte (65.). Danach hatten die Aalener ihre beste Phase und hätten sogar in Führung gehen können.

Die Unterstützung der mitgereisten Fans war bis dahin ganz gut, aber man muss auch einfach anerkennen, dass ein Spiel in Aalen eben kein Spiel in Dortmund, Hamburg oder Köln ist. Was will man machen? In Erinnerung bleibt am ehesten die lustige Situation, als Vorsänger Niklas den gegnerischen Spieler beim Eckball direkt vor dem Gästeblock per Megaphon anpöbelte. In die Hose ging hingegen der Gesang „Ihr seid so lächerlich“, auf den sogleich der Ausgleichstreffer der Aalener folge. Dumm gelaufen. Insgesamt unterstützten die FCK-Fans ihr Team ordentlich, während auf der Gegenseite gefühlte 90 Minuten monotone Schwarz-Weiß-Gesänge geträllert wurden.

Auf dem Rasen war nach dem Ausgleichstreffer Amin Younes ins Spiel gekommen und der Lautrer Neuzugang wusste, wie schon beim Spiel gegen Braunschweig, sofort mit flinken Dribblings und klugen Vorlagen zu gefallen. Nur drei Minuten nach der Einwechslung fand eine Younes-Flanke den neuen FCK-Kapitän Srdjan Lakic (siehe Meldung auf DBB), den auch ein zusammengenähter Cut über dem rechten Auge nicht an seinem zweiten Kopfballtreffer und dem vierten Tor insgesamt in dieser Saison hindern konnte (71.). 2:1 für den FCK!

Das musste es doch jetzt gewesen sein, dachten alle. Von Aalen kam nicht mehr viel, aber auch die Roten Teufel wirkten nun geistig etwas platt und spielten ihre Konter nicht mehr richtig aus. Und dann kam die erwähnte 85. Minute. Dem Fehler des Schiedsrichters ging dabei eine Fehlerkette des FCK zuvor: Younes hatte zunächst den Ball im Mittelfeld erobert, spielte dann in der kollektiven Vorwärtsbewegung aber einen schweren Fehlpass. Aalen schaltete sofort um und preschte mit Nejmeddin Daghfous über 50 Meter hinweg in Richtung Lautrer Strafraum - Markus Karl hätte seinen Gegenspieler hier besser schon an der Seitenlinie weggeflext. Stattdessen kam der Ball in den Strafraum und das Unheil nahm seinen Lauf. Leandro Grech blieb trotz aller Diskussionen cool und ließ Sippel beim erneuten Ausgleichstreffer keine Chance (87.).

Aufgebracht stürmte fast die komplette FCK-Truppe nach dem Abpfiff auf das Schiedsrichtergespann zu und musste vom Trainerteam zurückgehalten werden. Vor allem der direkt betroffene Heintz war stinksauer und verstand die Welt nicht mehr. Aber alles lamentieren half natürlich nichts mehr: Die Runjaic-Elf muss weiter auf den ersten Auswärtssieg warten. Nach dem Remis in Sandhausen und dem (statistischen) Unentschieden in Wiesbaden wurden auch in Aalen die Punkte geteilt.

Die Fans stehen trotzdem weiter hinter dem Team, das sie in dieser Saison schon einige Male begeistern konnte, und verabschiedeten ihre Jungs mit einem inbrünstigen „You'll never walk alone“ auf die Heimreise. Diese gestaltete sich für einen Teil des Anhangs noch etwas stressig, weil die Polizei überraschend den privaten Sonderzug der FCK-Fans betrat und daraus Ärger resultierte (siehe Mitteilung der Rot-Weißen Hilfe).

Ansonsten bieten die anstehende Länderspielpause und das Ende der Transferperiode die Gelegenheit für ein erstes vorsichtiges Fazit des Saisonstarts: Die FCK-Mannschaft des Jahres 2014/15 hat das Potential gezeigt, um oben, vielleicht sogar ganz oben mitzuspielen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Lernprozess weiter erfolgreich fortgesetzt wird. Es bleibt spannend!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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