Spielbericht: 1. FC Nürnberg – 1. FC Kaiserslautern 3:2

Der FCK und der Auswärtsfluch

Der FCK und der Auswärtsfluch


Seit einem halben Jahr ist der FCK nun schon ohne Auswärtssieg in der 2. Bundesliga. Auch bei den kriselnden Nürnbergern konnten die Roten Teufel diese Negativserie nicht beenden und mussten, wie schon eine Woche zuvor in Fürth, ohne Punkte die Heimreise aus Franken antreten.

- Fanfotos: 1. FC Nürnberg – 1. FC Kaiserslautern
- Spielfotos: 1. FC Nürnberg – 1. FC Kaiserslautern

Fünf Auswärtsspiele, drei Unentschieden (inklusive Pokal), zwei Niederlagen, kein Sieg. Das ist die Zwischenbilanz des 1. FC Kaiserslautern nach dem insgesamt eigentlich gelungenen Start in die neue Saison. Im Verein ist aufgrund dieser Negativserie bereits von einem „Auswärtsfluch“ die Rede - aber ist es wirklich schon so schlimm?

In Nürnberg machte es zumindest den Anschein. Knapp 1.500 Schlachtenbummler hatten weder Mühen noch Urlaubstage gescheut und sich am ungeliebten Montag auf den Weg zum Auswärtsspiel beim Club gemacht. Dort zeigte sich ihnen zunächst ein ungewöhnliches Bild: Die Heimkurve war leer. Aber nicht, weil die Nürnberger Fans ihr Team ob des katastrophalen Saisonstarts boykottierten, sondern aufgrund einer DFB-Sperre nach dem Einsatz von Pyrotechnik. Wie sinnlos diese Kollektivstrafen sind, wurde auf den zweiten Blick deutlich: Anstatt in den Unterrang der Nordkurve stellten sich die Nürnberger Ultras und Co. einfach ein paar Meter weiter nach links und machten von der Gegengerade Stimmung wie eh und je. Das war auch deshalb so problemlos möglich, weil das Max-Morlock-Stadion (so der mittlerweile geläufige Name in Nürnberg) mit 25.130 Zuschauern nur zur Hälfte gefüllt war.

Kosta Runjaic setzte auf die gleiche Startelf wie bei der Niederlage in Fürth und dem Sieg gegen Berlin. Totale Konstanz beim FCK also. Das krasse Gegenteil davon ist zurzeit der 1. FC Nürnberg, bei dem es drunter und drüber geht wie bei keinem anderen Verein in der zweiten Liga. Manager Bader fast zurückgetreten, Trainer Ismael vor dem Rauswurf, Urgestein Schäfer vom Tor auf die Tribüne verbannt – das Nervenflattern beim „Glubb“ war förmlich spürbar ...

... und auf dem Platz dann doch wie weggeflogen. Die ersten beiden Chancen der Gastgeber entschärfte Tobias Sippel noch mit gekonnten Flugeinlagen, aber dann konnte die FCK-Truppe dem Druck der wie ausgewechselt auftretenden Nürnberger nicht mehr standhalten. Überragender Mann auf dem Platz war Alessandro Schöpf, der zunächst das Führungstor von Daniel Candeias vorbereitete (24.) und anschließend zweimal selbst netzte (41., 51.). Da war das Spiel eigentlich schon entschieden und die Flüche der FCK-Fans nicht mehr ganz jugendfrei.

Die Stimmung auf den Rängen war derweil typisch Frankenstadion (so der traditionelle Name der WM-Arena). Außer zu ganz besonderen Anlässen kann in dem Achteck mit Laufbahn ums Spielfeld einfach keine sehr gute Stimmung aufkommen, erst recht nicht montags vor halbleerer Kulisse. Die zwangsumgesiedelten Nürnberger Ultras bemühten sich zwar redlich und einige Male machte die ganze Kurve mit, was dann auch ordentlich laut war, aber Hexenkessel geht anders. Das gleiche gilt für den aufgrund der Anstoßzeit nur mäßig gefüllten Gästeblock, wo nach dem 0:3 kurz pure Resignation einkehrte, die sich während der fast gelungenen Aufholjagd dann aber ebenso schnell wieder in wildes Nach-vorne-peitschen umwandelte. Nach dem Spiel kam es dann noch fast zu Ausschreitungen, als die Clubfans zunächst den Lautrer Anhang im Gästeblock attackieren wollten und anschließend hinter der Tribüne mit der Polizei aneinander gerieten.

Die besagte Aufholjagd, das war der Turbo, den die Roten Teufel in der letzten halben Stunde gegen nervöse Nürnberger einlegten. Lauterns neuer Torjäger Alexander Ring traf zunächst den Pfosten und kurz darauf das Tor (62.), und als dann auch noch Chris Löwe einen sehenswerten Volleyschuss im Kasten des neuen FCN-Keepers Patrik Rakovsky unterbrachte (71.), war plötzlich wieder alles drin. Nürnberg verteidigte jetzt mit Mann uns Maus, blieb aber durch Konter stets gefährlich, und Lautern versuchte noch mal mit allen Mitteln, die Lücke zu finden.

Aber alles Anrennen der Spieler und alles Anfeuern der Fans half nichts, die Bürde der verkorksten ersten 60 Minuten mit drei Gegentoren war zu groß. Zwei der Nürnberger Treffer resultierten dabei aus Kontern nach eigenen Eckbällen des FCK, mangelhaftes Abwehrverhalten inbegriffen. Dementsprechend verärgert war auch Kosta Runjaic nach dem Abpfiff: „Wir haben die erste Halbzeit verschlafen.“

Leiden die Roten Teufel nun also an einem Auswärtsfluch? Die Statistik spricht jedenfalls dafür: Zuhause steht die volle Ausbeute mit zwölf Punkten aus vier Spielen, die Zwischenbilanz eines Aufsteiger also. In der Fremde kommt der FCK hingegen nur auf mickrige zwei Punkte, wird bis zum nächsten Gastspiel – Mitte Oktober in Heidenheim – ein halbes Jahr ohne Auswärtssieg hinter sich haben. Gut also, dass jetzt erstmal wieder ein Heimspiel ansteht. Und was für eins: Am Samstag steigt das Derby gegen den KSC!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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