Spielbericht: Erzgebirge Aue - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Wir bleiben bis zum Schluss.

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Der dritte Aufstieg in die erste Liga lässt weiterhin auf sich warten. Kein Durchmarsch a la 1997, kein Aufstieg auf der Couch wie 2010. Die Underdog-Rolle soll es dieses Mal sein. Die hat sich die Elf von Kosta Runjaic nun erspielt. In Aue.

- Spielfotos: Erzgebirge Aue - 1. FC Kaiserslautern
- Fanfotos: Erzgebirge Aue - 1. FC Kaiserslautern

4. August 2014, 1. Spieltag. Das erste Montagsspiel der Roten Teufel in der neuen Saison gegen die Sechzger aus München. In der 33. Minute schießt Rubin Okotie die Löwen im Fritz-Walter-Stadion mit 2:0 in Führung. Die jungen Wilden waren gerade drauf und dran, die Bastion Betzenberg wieder zu einer Festung auszubauen, aber dann waren sie im Rückstand, nur noch zu zehnt – und drehten das Spiel noch zum 3:2!

17. Mai 2015, 33. Spieltag. Das ewige Montagsauswärtsspiel in Aue findet – der Terminplan will es so – am Sonntag um 15.30 Uhr statt. Die jungen Wilden hatten nicht nur das Spiel gegen die Löwen gedreht, sondern gleich mehrfach auch den Saisonverlauf. Auf den gefühlten Aufstieg in Bochum am 30. Spieltag folgten zwei Pleiten gegen Darmstadt und St. Pauli. Die Rückkehr in die Bundesliga, woran zum Saisonauftakt nur die kühnsten Optimisten glaubten, mit der sich inzwischen aber die meisten hervorragend angefreundet hatten, ist nun erheblich in Gefahr. Der Betze hat es nicht mehr in der eigenen Hand, spielt aber immer noch oben mit. Zu allem Überfluss geht es für die Roten Teufel an diesem vorletzten Spieltag zum FC Erzgebirge Aue, dem die Drittklassigkeit droht. Vom Himmel in die Hölle. Vom gleißenden Tageslicht hinein in den dunklen Schacht.

Rund 3.000 Fans aus Kaiserslautern machen sich auf den Weg ins Erzgebirge. Im Gepäck neben den üblichen Materialien auch die „Bastion Betzenberg“-Blockfahne aus dem Heimstadion. Diese ist, flankiert von 900 gleichnamigen T-Shirts, das Motto der letzten Auswärtsfahrt für den FCK, deren Untertitel lauten sollte: Gemeinsam in Rot zum Aufstieg. Und so kommt es auch; zumindest das „Gemeinsam in Rot“. Das sonnige Wetter tut sein übriges. Der Anhang aus Aue fällt dagegen kaum auf. Im Schatten der Tribünen geht das Veilchenlila etwas unter, zu Spielbeginn prangt unter Luftballons und Fahnen das Motto: „Die BSG wird niemals untergeh'n“.




Tobias Sippel hat seine Verletzung zwischenzeitlich überstanden und verdrängt bis Saisonende wohl ein letztes Mal Marius Müller aus dem Kasten. Darüber hinaus erhält Tim Heubach wieder den Vorzug vor Dominique Heintz und in der Offensive lässt Runjaic André Fomitschow (für den verletzten Karim Matmour) und Philipp Hofmann spielen. Kerem Demirbay muss auf der Bank Platz nehmen. Begleitet von einem ausdauernden „Auf geht’s ihr Jungs aus Lautern, holt den Sieg für uns“ von den Rängen und mächtig Fahneneinsatz in Rot-Weiß beginnt das Spiel im ausverkauften Erzgebirgsstadion. Aue macht ordentlich Druck und geht erwartungsgemäß robust in die Zweikämpfe. Die Roten Teufel lassen sich davon zunächst nicht aus der Ruhe bringen. In der 8. Minute eskaliert es allerdings doch. Ausgerechnet von FCK-Leihspieler Stefan Mugosa landet im Strafraum von Tobias Sippel der Ball im Gesicht von Schulze, was Schiedsrichter Peter Sippel zunächst als Handspiel des Lautrer Abwehrspielers interpretiert und Richtung Elfmeterpunkt zeigt. Fassungslosigkeit im Fanblock und energische Proteste der Spieler des FCK. Nach Rücksprache mit dem vierten Offiziellen nimmt der Unparteiische allerdings seine Entscheidung zurück. Eine kuriose Szene, die vor allem in Aue für Gesprächsstoff sorgt. Die „Schiebung“- und „Fußballmafia DFB“-Gesänge wechseln in diesem Moment die Seiten von Rot zu Lila. Durchatmen bei Kaiserslautern.

Im weiteren Spielverlauf gelingt es den Roten Teufeln nicht, spielerisch Gefahr vor dem Tor der Auer zu entwickeln. Erst bei einer Standardsituation zwingt Chris Löwe in der 32. Minute den Veilchenkeeper zu einer Rettungstat. Im Anschluss erwischt Kapitän Willi Orban, nach seiner 5. Gelben Karte für den 34. Spieltag gesperrt, den Ball nicht richtig. Es bleibt beim Unentschieden nach den ersten 45 Minuten.

Spätestens mit dem pünktlichen Pausenpfiff geht der Blick in Richtung der anderen Plätze. Karlsruhe liegt zu diesem Zeitpunkt schon in Führung und zieht in der Blitztabelle an den Roten Teufeln vorbei. Darmstadt immerhin mit einem Unentschieden, ebenso wie Ingolstadt. Ein einziges Tor für die Roten Teufel würde hier nicht nur Aue ins Bodenlose schicken, sondern auch die Euphorie des Anhangs in neue Höhen schrauben. Doch das Tor will nicht fallen. Unsere zwei Stürmer werden zu selten in Szene gesetzt. Zu eng steht die Abwehr der Sachsen und zu einfallslos sind die Pässe in die Spitze.

Doch der FCK erhöht weiter den Druck. Auch auf den Rängen wird es nochmal wilder und lauter, als etwa zur 60. Minute die Meldung von der Fürther Führung die Runde machte. Platz zwei wäre mit einem einzigen Törchen wieder in Reichweite und der Wunsch der Fans bricht sich mit einem energischen „Wir wollen euch kämpfen sehen“ Bahn, kippt allerdings ins „Auf geht’s Lautern schießt ein Tor“ und ähnliche Anfeuerungen. Allerdings scheitern die jungen Wilden wie schon in der vergangenen Saison die alten Hasen an Torwart Männel. Bei einigen gefährlichen Kontern der Heimmannschaft glänzt wiederum Lauterns Nummer 1 Tobias Sippel, der seinen Kasten sauber hält. Am Ende bleibt es beim 0:0, was sowohl Aue als auch Kaiserslautern in der Tabelle „unter den Strich“ rutschen lässt. Erschöpfung und Enttäuschung sind die ersten Gefühle nach dem Schlusspfiff. Kampfgeist ist das zweite, wenn auch bei den meisten noch nicht in den ersten Stunden oder vielleicht auch noch nicht am ersten Tag danach.

Wie war das noch bei der Einweihung der „Bastion Betzenberg“-Blockfahne?! Ausgerechnet Aalen gelang an jenem Spieltag vor über einem Jahr der Sieg im Fritz-Walter-Stadion. Danach erarbeiteten sich die Roten Teufel die Heimstärke zurück. Oder das Ende der Zurückhaltung, als Trainer Runjaic und Sportdirektor Schupp erstmals öffentlich vom Aufstieg sprachen und am Ende die eindrucksvolle Heimserie riss?! Nach Bochum stand sich der Betze konsequent selbst im Weg. Jetzt stehen da auch noch Darmstadt und Karlsruhe. Ist es wirklich so? Kann Kaiserslautern in dieser Saison nur Underdog? Na dann freuen wir uns doch auf den letzten Spieltag. Nächsten Sonntag haben wir den Aufstieg absolut nicht in der Hand. Aber: So lang' die dicke Frau noch singt, ist die Oper nicht zu Ende!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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