Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Nürnberg 2:1

Verdienter Heimsieg, aber...

Verdienter Heimsieg, aber...


Mit dem 2:1 gegen Nürnberg feiert der FCK den bereits zehnten Heimsieg in dieser Saison und festigt seinen Platz im Aufstiegsrennen. Trotz dieses Etappenziels bleiben aber noch offene Fragen - auf dem Rasen ebenso wie auf den Rängen.

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Das hätte einem vorher keiner geglaubt: Der neue Vorsänger in der Westkurve heißt... Gerald Ehrmann. Zumindest für die letzten 20 Minuten der Heimpartie des 1. FC Kaiserslautern gegen den 1. FC Nürnberg erklomm die Lautrer Kultfigur völlig überraschend das Podest in der Westkurve und versuchte, die Fans zu etwas mehr Unterstützung für seine Schützlinge zu animieren. Chefcoach Kosta Runjaic blickte später wie folgt auf diese Szene des Tages zurück: „Es war für eine 2:0-Führung und ein trotzdem so enges Spiel ein bisschen zu ruhig im Stadion. Wir haben gespürt, dass die Mannschaft mehr Unterstützung gebraucht hätte. Und plötzlich war der Gerry weg...“

Runjaic und Ehrmann bewiesen den richtigen Riecher, denn tatsächlich sollte es in der nachfolgenden Schlussphase – schon wieder – eine enge Kiste werden. Eigentlich hatten sich die Roten Teufel ein komfortables Polster herausgespielt, lagen durch die Abstauber von Alexander Ring (15.) und Philipp Hofmann (30.) früh und verdient mit 2:0 vorne. Willi Orban bzw. Chris Löwe hatten den Ball zuvor an die Latte gesetzt und die Lautrer Offensiven waren jeweils gedankenschneller als die Nürnberger Abwehr. Kevin Stöger, Kerem Demirbay, Karim Matmour und Jean Zimmer (u.a. ebenfalls Latte) hatten zwar weitere Chancen gegen den gar nicht mal so schlechten Club. Aber trotzdem fehlte der letzte, entscheidende Kick zugunsten der Heimelf, die sich nach der Führung eher der Ergebnisverwaltung als dem Torverhältnis widmete. Und so wurde es am Schluss noch mal unnötig spannend: In der vorletzten Minute spitzelte Alessandro Schöpf das Leder zwischen Tim Heubach und Tobias Sippel hindurch ins Tor (89.) und in der Nachspielzeit bekamen die Clubberer tatsächlich noch zwei Eckbälle, welche den vollbesetzten Gästeblock noch mal richtig in Wallung brachten... Es ist alle 14 Tage das Gleiche, die Runjaic-Elf beherrscht den Gegner und gewinnt das Heimspiel, aber anstatt den Sack frühzeitig zuzumachen, ist in der Schlussphase immer das große Zittern angesagt – warum eigentlich?

So konnten die FCK-Fans wieder erst nach dem Abpfiff ihre Taschentücher auspacken, um den Gegner mit ruhigem Gewissen auf die Heimreise zu schicken. In den 90 Minuten zuvor war die Stimmung zwar nicht grundsätzlich schlecht, aber es braucht keinen Gerry Ehrmann, um das schon seit längerem vorhandene Stimmungsproblem in der Westkurve aufzuzeigen: Begründungen werden viele vorgebracht und gefühlt jeder Fan hat eine andere, ob die Anstoßzeiten, die Megaphonanlage, die träge Masse, das abflachende Spiel, das verloren gegangene Betzefeeling, das leere Stadion, und und und. Wahrscheinlich ist jeder der vorgebrachten Punkte ein Mosaikstein.

Ganz anders das Bild im Gästebereich, wo diesmal kein grauer Zweitligaalltag herrschte. 5.000 Fans begleiteten ihren „Glubb“ in die Pfalz und präsentierten zum Spielbeginn eine schöne Choreographie: Unter dem Motto „Fußball-Rocker – Born to be Wild“, staffiert von Flaggen und Halstüchern auf den Stehplätzen, zeigte sich Ultras-Nürnberg-Maskottchen Jacky stilsicher auf einem Chopper mit rauchendem Auspuff. Mit 70 Fanbussen hatten sich die im Tabellenmittelfeld rumdümpelnden Nürnberger auf den Weg ins Fritz-Walter-Stadion gemacht, zeigten nach 20 Minuten noch eine Pyroshow am unteren Zaun, konnten aber die anfangs gute Mitmachquote nach den Gegentoren nicht bis zum Schluss halten.

So blieb es auf den Rängen ebenso wie auf dem Rasen eine enge Kiste, mit wechselnden Vorteilen für Nürnberg (Tribüne) und für Lautern (Spielfeld), hier und da mit Bundesligaflair, aber insgesamt nicht für das Geschichtsbuch dieses Traditionsduells. Während für den FCN der Zug in Richtung direkter Wiederaufstieg jetzt vorzeitig abgefahren ist, bleibt der FCK auf dem Bundesliga-Gleis direkt hinter dem aktuellen Hauptkonkurrenten Darmstadt 98. Dieser zeigte am Freitagabend beim 5:0 gegen Union Berlin, wie man es auch machen kann, und setzte in punkto Torverhältnis ein dickes Ausrufezeichen gegenüber den punktgleichen Lautrern – die von den vier Top-Teams die aktuell schlechteste Differenz aufweisen.

Am kommenden Wochenende wartet nun die nächste Chance im diesmal ganz besonders brisanten Derby gegen den Karlsruher SC. Eine Wiederholung von Capo Ehrmann wird es im Wildparkstadion wahrscheinlich nicht geben, so die Einschätzung von Kosta Runjaic: „Ich denke es war eine einmalige Geschichte.“ Aber wer weiß – schließlich hat man „Tarzan“ auch in Karlsruhe schon kennengelernt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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