4) Tausend gute Gründe für einen nachhaltigen aktiven Sport(-konsum)
In Coronazeiten leidet der Amateursport, da nur unter verschiedenen Inzidenzbedingungen „Sport light“ betrieben werden kann. Viele Vereinsangebote ruhen und können daher speziell in der Halle nicht stattfinden. Ab einem Inzidenzniveau von 100 ist nur noch kontaktloser Individualsport draußen möglich. Bis zum gestrigen Tag hat sich der bundesdeutsche 7-Tage-Inzidenzwert auf ein Niveau von 121,5 verringert, so dass die Schwelle von 100 in naher Zukunft erreichbar scheint.
Negative Auswirkungen aus dem Bewegungsmangel
Schlecht für die gesellschaftliche Gesundheit ist ein Sportstop. Bislang sterben bereits ca. 80.000 Menschen im Jahr an Bewegungsmangel. Für die Volksgesundheit ist die Ausübung des Sports wichtig, da er vorbeugend vor Herzkreislaufbeschwerden oder Krebs schützt, zudem die Abwehrkräfte stärkt. Regelmäßiger Sport senkt das Risiko einer schweren Covid-Erkrankung.
Die meisten Menschen verbinden mit Bewegungsmangel Übergewicht. Doch es geht um weit mehr. Der Verlust an körperlicher Aktivität führt zu einer vorzeitigen Alterung des Herz-Kreislauf-Systems. Die Herzfunktionen lassen nach. Ebenso schwächeln die Gefäße. Weitere mögliche Folgen können Stoffwechselstörungen sein, ein geschwächtes Immunsystem, Rheuma, Muskelschwund und Arthrose. Der Knorpel, die Bandscheibe – letztendlich jede Gelenkstruktur und sogar der Knochen, hängen am Tropf der Bewegung. Mit zunehmendem Alter fehlt zudem die muskuläre Basis für den Erhalt der Mobilität und Selbstständigkeit.
Weil inaktive Menschen die negativen Auswirkungen von Stress viel schlechter kompensieren können, begünstigt alltäglicher Bewegungsmangel auch psychische Verstimmungen. Bewegung funktioniert wie ein reinigender Filter für Bluthochdruck oder Burnout. Aber das muss nicht sein. Sagen Sie dem sitzenden Lebensstil den Kampf an. Keine Angst: Der Aufwand ist geringer, als Sie denken!
https://www.ingo-froboese.de/mit-schwun ... g/#forward
Aktueller Inzidenzstatus
Aufgrund der hohen Inzidenzwerte und der aufkeimenden Kritik an der Ministerpräsidentenkonferenz, entwarf das Kabinett am 13.04.2021 ein Gesetz zum Infektionsschutz, welches am 21.04.2021 im Deutschen Bundestag beschlossen wurde und am 22.04.2021 vom Bundesrat ratifiziert wurde.
Am 23. April trat das Gesetz in Kraft. Abhängig von den Inzidenzen der letzten drei Tage bewerten und veröffentlichen dann alle Landkreise und kreisfreie Städte, welche Regeln bei ihnen am nächsten Tag gelten. Positiv an dem Gesetz ist eine einheitliche „Notbremse“: Liegt die Inzidenz an drei aufeinander folgenden Tagen über 100, gelten ab dem übernächsten Tag die im Gesetz genannten zusätzlichen Maßnahmen. Wenn die Inzidenz über 165 steigt, schließen zusätzlich die Schulen (kein Präsenzunterricht mehr) und Kitas mit Ausnahme der Notbetreuung.
Was gilt ab einer Inzidenz von 100 für Bürgerinnen und Bürger?
• Private Treffen sind nur mit einer haushaltsfremden Person gestattet. Außerdem dürfen sich maximal fünf Personen treffen – zu den beiden Haushalten gehörende Kinder unter 14 Jahren sind ausgenommen.
• Es gilt eine Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr. Nur noch im Notfall, zu dienstlichen Zwecken oder wenn man zum Beispiel mit dem Hund raus muss, darf man das Haus verlassen. Zwischen 22 Uhr und 24 Uhr ist außerdem erlaubt, sich alleine draußen zu bewegen.
• Tagsüber darf Sport nur alleine, zu zweit oder mit dem eigenen Hausstand betrieben werden. Davon ausgenommen sind Profisportler. Profisport findet ohne Zuschauer statt. Ausgenommen sind auch Kinder, wenn sie draußen kontaktlos in Gruppen von maximal 5 Kindern trainieren. Trainer müssen ggf. vorher einen Test machen.
• Im öffentlichen Personennah- und Fernverkehr einschließlich Taxen gilt eine Pflicht zum Tragen einer Atemschutzmaske (FFP2 oder vergleichbar). Außerdem soll das Verkehrsmittel höchstens mit der Hälfte der regulär zulässigen Fahrgastzahlen besetzt werden.
• Die Bundesregierung kann darüber hinaus per Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundestages und Bundesrates weitere Maßnahmen, Präzisierungen und Ausnahmen erlassen.
https://www.bundesgesundheitsministeriu ... tml#c21101
Was darf öffnen, was muss schließen bei einer Inzidenz über 100?
• Freizeiteinrichtungen, Saunen, Solarien, Fitnessstudios, Theater, Opern, Konzerthäuser etc. sowie Ladengeschäfte müssen schließen.
• Öffnen dürfen Wochenmärkte, auf denen nur Lebensmittel verkauft werden, Lebensmittelgeschäfte, Getränkemärkte, Reformhäuser, Babyfachmärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Optiker, Hörgeräteakustiker, Tankstellen, Stellen des Zeitungsverkaufs, Buchhandlungen, Blumenfachgeschäfte, Tierbedarfsmärkte, Futtermittelmärkte und Gartenmärkte und der Großhandel. Sie dürfen nur ihr übliches Sortiment verkaufen. Dabei müssen Abstände eingehalten werden und die Kunden müssen in geschlossenen Räumen eine medizinische Maske oder eine Atemschutzmaske (FFP2 oder vergleichbar) tragen.
• Möglich ist ebenfalls die Nutzung von „Click&Collect“ und bis zu einer Sieben-Tage-Inzidenz von 150 und mit Vorlage eines höchstens 24 Stunden alten negativen Testergebnisses auch von „Click&Meet“-Angeboten.
• Die Außenbereiche von Zoos und Botanischen Gärten dürfen mit Hygienekonzepten öffnen. Besucher müssen einen negativen Test vorweisen (außer Kinder, die das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet haben).
• Gastronomische Betriebe dürfen nur außer Haus verkaufen.
• Übernachtungen zu touristischen Zwecken sind nicht erlaubt.
• Werkstätten, Postfilialen, Banken und Waschsalons dürfen öffnen.
• Körpernahe Dienstleistungen sind untersagt – mit Ausnahme von medizinischen, therapeutischen, pflegerischen oder seelsorgerischen Dienstleistungen. Außerdem dürfen Friseurbetriebe und Fußpfleger geöffnet bleiben. Diese dürfen aber nur mit Atemschutzmasken (FFP2 oder vergleichbar) arbeiten. Friseur- und Fußpflegebesuche sind nur mit negativem Test möglich.
https://www.bundesgesundheitsministeriu ... tml#c21101
Für die Ausübung des Amateur- und Mannschaftssports ist die Schwelle von 100 Inzidenzen pro 100.000 Einwohner entscheidend für weitere Öffnungen, die dann im Zuständigkeitsbereich der Länder sind und auf den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz vom 3. März 2021 fußen. Bis dato gilt es Bewegung und Sportliche Aktivitäten in den Alltag zu integrieren und Individualsport nach draußen zu verlagern.
I. Auf der Suche nach Freiheit, Spaß und Freundschaft – dem Sporterlebnis!
Durch die Corona-Restriktionen ist eine Sehnsucht nach Bewegung, Gruppen- und Teamsport bei vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen entbrannt. Kurzfristig erscheinen Öffnungsstrategien, wie sie weiter oben skizziert sind, möglich: Die Halle ruft! Der Rasen grünt
Gemeinschaft bereitet Freude in allen Altersgruppen. Besonders kleine Kinder und Jugendliche lernen im Sport sowohl motorische Fähigkeiten aber auch geistig kreative Aufgabenstellungen. Besonders im Kindesalter entwickelt sich das Gehirn besonders stark und vernetzt die Synapsen, so dass Informationen leichter gespeichert bzw. verarbeitet werden können. Das Gehirn ist leistungsfähiger. Spielerisch betrachtet. Und nicht mit dem Ehrgeiz einer Selbst(über)optimierung.
Denn Interaktionen im Verein machen Spaß. Über den Spaß auf allen (Vereins-)Ebenen findet sich der individuelle und kollektive Erfolg, der unterschiedlich gemessen werden kann und vom Leistungssport bis zum einfachen Fitnesserlebnis reichen kann. Ich bin kein praktizierender Heilpraktiker, allerdings halte ich die Balance zwischen Körper, Geist, Seele, Natur und sozialer Interaktion für wichtig. Dabei ist die richtige Balance für jeden individuell unterschiedlich.
II. Bildungsdefizite und soziale Ungleichheiten
Zu den Sommerferien 2021 werden die Schüler mehr als ein Jahr unter Coronabedingungen Schule besucht oder Homeschooling absolviert haben. Durch die Impfpriorisierung vulnerabler Gruppen sind Jugendliche erst einmal beim Impfen hintenangestellt. Zudem sind Impfstoffe für Personen erst ab 16 Jahren zugelassen. Doch bald sollen Corona-Impfstoffe auch für Kinder ab 12 Jahren auf den Markt kommen. Es kann also davonausgegangen werden, dass Impfungen für Kinder und Jugendliche in Kürze durchgeführt werden können. Schon im nächsten Schuljahr wäre Unterricht unter relativ regulären Bedingungen möglich.
Versetzung gefährdet? Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit Corona-Versetzungen vollzogen, so dass die Schüler die Klassen nicht wiederholen mussten. Auch wenn die Noten schlecht waren.
Man muss kein pädagogischer Experte sein, um zu erahnen, dass die Corona-Pandemie nicht spurlos an Kindern und Jugendlichen vorbeigeht. Homeschooling, Präsenz- und Wechselunterricht in verschiedenen Kombinationen erschweren die Vermittlung eines homogenen erprobten Lehrplans. Frust entsteht. Je nach Engagement und Motivationskünsten der Lehrer können Themen kreativ aufgearbeitet werden. Zusätzlich ist der Zugang zur Bildung auch sehr stark von den Eltern und deren Lernerfahrungen abhängig.
Aber Eltern sind keine Pädagogen und können diese auch nicht ersetzen. Kinder verspüren in der Beziehung zu den Lehrern einen wohltuenden Abstand und auch Respekt. Neue Technologien können sowohl Fluch als auch Segen sein (z.B. E-Learning, aber auch Social Media). Einerseits kann durch E-Learning Wissen multimedial vermittelt werden, andererseits erhöhen sich die Zeiten in denen neue Medien „stumpfsinnig“ genutzt werden. E-Learning als Turbo-Learning? Wohl für wenige, viele scheinen klassische Unterrichtsformen zu präferieren, was auch die Klassenkameradschaft stützt.
Die Schule ist ein Ort der Integration, der gemeinsamen Feiern und der gemeinsamen Klassenfahrten. Für Migranten sind besonders der Einstieg in den Kitas und Grundschulen wichtig, um eine gemeinsame sprachliche Basis zu bilden. Auch können in den unteren Schuljahren Defizite ausgeglichen werden mit einer gezielten Förderung.
In sozialen Brennpunkten sind die Bildungsdefizite am größten. Ganz pragmatisch betrachtet ist es ein großer Unterschied, ob ein Laptop im 4-Personen-Haushalt zur Verfügung steht, oder derer zwei oder drei. Der Leistungsunterschied dürfte in den Klassen sehr stark anwachsen. Die soziale Schere wächst. Schon jetzt ist Bildung in Deutschland vererbbar, wie die OECD-Studie 2018 zeigt: Kinder aus einem Akademikerhaushalt beginnen ein Studium acht Mal häufiger als aus einem bildungsfernen Haushalt.
Überdurchschnittlich stark sind die Familien in sozialen Brennpunkten von psychischen Belastungen betroffen. Häufig fehlt es an einer festen Tagesstruktur. Während die gewöhnliche Schulpflicht bisher den Tagesablauf gestaltete, ist die Struktur in der Pandemie erst einmal nicht festgelegt. Vielfach zeigen sich Symptome psychischer Belastungen wie z.B. Stress, Bauchschmerzen, Konzentrationsschwächen, Übergewicht und Zucker. Mittlerweile leiden 38% unter Bewegungsmangel. Vor Corona-Zeiten lag dieser Wert bei 4%. Zurückzuführen darauf, dass der Weg zur Schule entfällt.
Einsamkeit und die nicht mögliche Pflege von Freundschaften zerren an der Resilienz der Schulkinder, Studenten und Auszubildenden. Kinder sind dabei das schwächste Glied, besonders im Kita- und Grundschulalter. Dort, wo das soziale Gefüge entsteht, wo sich Vertrauen und Freundschaften bilden. Wichtig, dass Eltern in dieser Phase die Situation moderieren und Verständnis aufbringen können, wenngleich man sagen muss, dass dies nicht selbstverständlich ist.
Nebst dem außerschulischen Sport in Vereinen, findet auch während der Schulzeit kein Sport (- und Schwimmunterricht) statt. Für viele das Unterrichtsfach, welches den Stundenplan erträglich macht. Auch bei Profisportlern ist der Wiedereinstieg schwierig. Für den Schulsport müssen sich kompetente Profis mit den Gegebenheiten auseinandersetzen und einen smarten Weg in den schulischen Sportalltag und den Vereinssport austüfteln, um Frusterlebnissen und Verletzungen entgegenzutreten. Während die Pandemie 1,5 Jahre Bewegungsmangel betrifft, ist das mögliche weitere sportliche Leben mindestens das zwanzigfache im Hinblick auf die Lebenszeit. Daher ist es wichtig im Sport Spaß zu finden, Frusterlebnisse zu vermeiden und langsam körperliche Defizite auszugleichen.
Ähnlich sieht es bei den Bildungsdefiziten aus. Statt den schulischen Lehrplan auszudünnen, sollten Defizite individuell und nach Möglichkeit autark abgebaut werden. Hilfe zur Selbsthilfe kann z.B. auch so ausschauen, dass der Gang in die Bibliothek schon frühzeitig mit Freude vermittelt werden kann. Zudem ist es wichtig aufzuzeigen, dass verschiedene Fächer, Kompetenzen und Begabungen für die Zukunft elementar wichtig sind. So könnten sich Basiskenntnisse, Basisfächer und Lieblingsfächer unterscheiden, die für die zukünftigen Ausbildung, Studium und/oder Beruf wichtig sind:
Bildungspyramide:
1.) Basis sind Sprach-, Lese- und Schreibförderung
2.) Basisfächer wie Deutsch, Mathematik, Englisch, Sport
3.) Herz und Wertschätzung für Literatur, Musik, Geschichte, Religion, Kunst, Naturwissenschaften, Weitere Sprachen
Aufgrund dessen, dass alle Kinder unter den fast gleichen Bedingungen leiden, dürfen keine individuellen Benachteiligten über einen längeren Zeitraum entstehen. Hier muss das christliche Menschenbild der Nächstenliebe einschreiten!
Fazit:
Durch die Kontaktminimierung leidet einerseits das gesellschaftliche Miteinander. Andererseits kann die Pandemie Gruppen nach Bestehen positiv zusammenschweißen. Seitens der politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen sollte Bereitschaft für Innovationen und neue Ideen vorhanden sein, um den Lehrplan zu ergänzen. Speziell in Schulen, Jugendzentren, Jugendherbergen, SOS-Kinderdörfer und Sportvereinen sollte es möglich sein mit Spaß und Freude Bildungsdefizite abzubauen und ein gutes gesellschaftliches Klima schaffen.
Sind Fußballerkarrieren nur über die Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten möglich? Oder könnte der Amateursport ein kleiner erlesener Pool für kommende kickende Stars sein? Neben dem konventionellen Weg im Fußball über die NLZ, sollte der Amateursport auch unkonventionelle Spielerkarrieren Raum bieten, wie z.B. die eines Miroslav Klose zum WM-Torschützenkönig!
Mit Kreativität in Kombination mit einer pädagogischen Begleitung, können auch hier Problemkinder außerschulisch gefördert werden und Bildungsdefizite erkannt werden. Eine Olympische Karriere könnte in vielen Sportvereinen möglich werden!
III. Die optimale Förderung verpasst…?!
Rückblickend basiert die Kindheit auf vielen Einflüssen, die für jeden unterschiedlich sind. Beginnend mit dem Elternhaus, der Familie, der Wohnsituation, sozialen Kontakten und der sozialen Interaktion. Dabei lernen Kinder viele Dinge spielerisch, teilweise prägen diese spielerischen Ansätze das Lernen fürs ganze Leben.
Zudem ist auch das soziale Verhalten schon recht früh erkennbar bzw. erlernbar. Freundschaften, Liebschaften im Kindesalter oder frühkindliche Fehden scheinen wichtig für spätere Interaktionen. Mit der Corona-Pandemie sind die Interaktionen rarer, was besonders im Kindergarten und der Grundschule die Kinder negativ betrifft.
Auch ich habe den Blick zurückgeworfen und reflektiert, wie es ohne (Schul-)Sport gelaufen wäre. Angefangen habe ich wohl sehr pummelig im Kindergarten, so dass die dringende Empfehlung der Kindergärtnerin im Kinderturnen dahin ging, eine Sportart zu betreiben. So kam ich zunächst zum Judo, wo ich einen respektvollen Umgang zum Gegner vermittelt bekommen habe und auch körperlich beweglicher wurde.
Auch wenn es nur bis zum orangenen Gürtel ging, so profitiere ich bis zum heutigen Tag von den Erfahrungen und dem allgemeinem Körperempfinden aus knapp drei bis vier Jahren. Anders als beim Mannschaftssport, war man bei Wettkämpfen allein auf der Matte und auf sich gestellt. Kurze Aufregung vor dem Beginn. Dann war man konzentriert. Jeder Fehler kann entscheidend sein und zur Niederlage führen. Leider konnte ich die Sportart nicht mit einem Freund teilen. Erst als ich mich zum Aufhören bereits entschlossen hatte, lernte ich einen neuen Mitschüler kennen, der ebenfalls Interesse an Judo hatte. Doch leider trennten sich kurze Zeit später unsere Wege.
In der Grundschule spielten wir häufiger Völkerball. Ein Spiel, bei dem zwei Mannschaften gegeneinander antraten und sich mit einem Softball abwerfen mussten. Es waren sehr viele Mädchen in unserer Klasse, daher fiel mein Geschick für Fangen und Werfen auf. Zusammen mit einer Mitschülerin besuchte ich dann eine aus Jungen und Mädchen gemischte Handballmannschaft und die Sportart wuchs schon zu meiner großen Leidenschaft.
Ein Realschullehrer trainierte die kleinsten der Kleinen - die Minis - und sorgte für Lachen und Heiterkeit, gepaart mit sehr viel Blick für die motorischen Bewegungsabläufe. Besser hätte man keinen Einstieg in den Handball finden können. Bis zur D-Jugend konnten Mädels und Jungen gemeinsam spielen. Danach wurden die Mannschaften nach Geschlecht getrennt. Mit der Zeit festigte sich ein Mannschaftskern, der von der C-Jugend bis zur A-Jugend zusammenblieb, wenngleich wir leider doch sehr wenige waren. Von der Hauptschule bis zum Gymnasium war die Mannschaft mit Spielern besetzt. Auch mit verschiedenen Nationalitäten. Recht multikulturell.
In der Grundschule konnte ich mich von Jahr zu Jahr leistungsmäßig steigern. Begonnen mit einem sprachlichen Dialekt, der in den Hunsrück zu verorten ist und im Deutschunterricht für kleinere Probleme sorgte. Auch in der Klasse lief es trotz deutlichem Mädchenüberschuss besser. Insgesamt waren wir lediglich sechs Jungen und der Rest Mädels. Geburtstagseinladungen waren rar gesät. Immerhin habe ich es in der vierten Klasse zum Vize-Klassensprecher geschafft, worauf ich bis heute noch sehr stolz bin.
Letztlich stand ich vor der Entscheidung Gymnasium oder Realschule? Ich kam aus keiner Akademikerfamilie, sondern aus einem mittelständigen kleinen Handwerksbetrieb, so dass ich der Erste der Familie gewesen wäre, der das Gymnasium besucht. Eine schwierige Entscheidung, da ich von der Leistung genau zwischen den Stühlen stand.
Ich entschied mich für das Gymnasium. Aus meiner Grundschulklasse ist noch ein Freund und vier Mädels mitgesiedelt. Ein weiterer Freund ist in eine Parallelklasse gewechselt. So fühlte ich mich als Nichtakademikerkind speziell in der fünften und sechsten Klasse doch recht unwohl und allein. Aus einer anderen Grundschulklasse waren deutlich mehr Jungen geschlossen zusammen gewechselt.
Gemobbt wurde ich nicht. Allerdings musste ich nachempfinden, wie es zur damaligen Zeit ist als einziger kein Kabelfernsehen empfangen zu können, so dass ich auch weder Knight Rider oder MacGyver sehen konnte. Wie gesagt als einziger. Etwas Besseres gab es für Jungen in meinem Alter nicht. Erst nach einiger Zeit bekam auch unser Haushalt einen Kabelanschluss. Hinzu kam das Negativerlebnis einmal vor 25-30 Kindern als einziger vom Klassenlehrer erwähnt zu werden, dass die Eltern einen Lernmittelgutschein bekämen. Es war nur dieses eine Mal, allerdings dauerten die darauffolgenden Sekunden besonders lang.
Direkt neben dem Gymnasium schloss sich die Realschule an. Dort wo der Handballtrainer Bildende Kunst und Sport unterrichtete. Zudem eine AG Handball leitete. Die Realschule war so gut, dass die Mannschaft meiner Jahrgangsstufe das Endturnier in Berlin erreichte. Eine Erfahrung, die ich sehr gerne mitgemacht hätte. Auch wäre ich als Schüler an der Realschule wohl in den Genuss eines guten erfahrenen Mentors gekommen, der mindestens drei verschiedene regionale Handballvereine quasi mit Jugendspielern versorgte, so dass Training und Wettbewerbe im Handballsport stattfinden konnten. Eine Quelle des Nachwuchses im kleinsten Handballverband Deutschlands.
IV. Ausländerfeindlichkeit beim DFB? Was schlummert da im Keller…
Fritz Keller verglich Dr. Rainer Koch mit dem nationalsozialistischen Richter Roland Freisler, der bei der Wannseekonferenz zu den maßgeblichen Verantwortlichen des Holocaust gehörte. Der Vergleich von Fritz Keller ist doch sehr grenzwertig. Mein Respekt vor dem Alter verbietet mir eine persönliche Bewertung abzugeben.
Persönlich fühle ich mich als christlicher Europäer, Deutscher und Rheinland-Pfälzer. Berührungsängste mit einer Schwarzen hatte ich weder beim Judotraining noch mit einem Schwarzen im ersten Semester an der Universität. Antisemitismus und Rassismus lehne ich ab. Es bedarf der Versöhnung, Toleranz und des Abbaus von Gewaltmotiven.
Nicht nur die Causa Keller stimmt mich nachdenklich. Zusätzlich sorgen doch einige Kontroversen in den DFB-Gremien für Ärger. Besonders in der aktuellen Zeit ohne Zuschauereinnahmen sollten die Vereine der Bundesligen und unteren Klassen an einer gemeinsamen tragfähigen Lösung arbeiten. Die empfundene Arroganz der Bundesligisten ist daher auch nicht gerechtfertigt, lernten viele Talente aus den Nachwuchsleitungszentren doch ihre ersten fußballerischen Gehversuche in den kleineren Amateurvereinen. Dort wo aktuell die ehrenamtlichen Strukturen am Ausbluten sind, dort wo die Bundesligisten aufgrund der sonntäglichen Fernsehübertragungstermine potenzielle Amateurzuschauer auf die Couch vergraulen.
Zuschauereinnahmen weggebrochen, Werbeeinnahmen stagnierend und die sportliche Wettbewerbsfähigkeit an die Engländer und Spanier abgetreten. Wir reden hier nicht nur vom FC Barcelona und Real Madrid, sondern vom FC Villareal im Finale der Europa League. Was wäre losgewesen, wenn der DFB den Abbruch der Bundesligasaison 2019/2020 veranlasst hätte? Daher wäre eine Bundesliga Nord und Bundesliga Süd eine Reform, die den fußballerischen Standort Deutschland ganzheitlich nachhaltig aufwertet. Durch eine Neuausschreibung der Fernsehübertragungsrechte könnten wesentlich bessere Konditionen ausgehandelt werden! Oder ohne Ausschreibung einen Big Deal initiieren?!
Um es nochmals nachhaltig einzuordnen. Es geht hier nicht primär um überbezahlte Fußballspieler, die sauer auf ihren Lohnzettel schauen müssen, sondern um eine nachhaltige soziale Botschaft für das Pariser Klimaabkommen, welches eine Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf "deutlich unter" zwei Grad Celsius vorsieht, möglichst 1,5 Grad Celsius! Zudem käme das Zeichen in Deutschland diversen anderen Bevölkerungsgruppen und Regionen nachhaltig entgegen, die von den ansteigenden Temperaturen betroffen sind.
Um es nochmals sozial einzuordnen. Es geht hier auch ums Teilen. Die Kosten der Corona-Pandemie für den Staat sind enorm. Wer soll das bezahlen? Gesucht sind Spender und Investoren, die freiwillig Vermögen abtreten, um die soziale Spaltung aufzuhalten.
Und um nochmals auf den Vergleich von Fritz Keller zurückzukommen. So ein bisserl Bildung nebst Sport schadet ja nie. Auch unabhängig vom Lehrplan, kann die Kinderbuchliteratur doch auch schon interessierten Kindern und Jugendlichen einen guten Einstieg in eine dunkle Epoche liefern, um komplexe Themen einzuordnen und Empathie aufzubauen:
Das Tagebuch der Anne Frank gibt einen guten ersten Einblick wie es zur Zeit des Nationalsozialismus für Juden in Deutschland war. Anne Frank floh mit ihren Eltern von Frankfurt nach Amsterdam, wo sie sich mit ihren Eltern in einem Hinterhaus versteckt hielt. Bis sie entdeckt wurden, vergingen zwei Jahre in denen Anne mit ihrem Tagebuch durch ihre Pubertät führte. Anne Frank und ihre Familie wurden verhaftet, deportiert und kurz vor Kriegsende im KZ Bergen-Belsen ermordet. Veröffentlich wurde das Tagebuch der Anne Frank von ihrem Vater Otto Frank, der den Holocaust überlebte.
Ein weiteres Buch, welches nicht in Vergessenheit geraten sollte, ist von Judith Kerr: Als Hitler das rosa Kaninchen stahl - in drei Bänden. Die neunjährige Anna flüchtet mit ihrer Familie vor den Nazis in die Schweiz. In Berlin musste sie vieles von ihrem Familienleben zurücklassen, so auch ihr rosa Stoffkaninchen. Über die Schweiz und Frankreich führte die Flucht die Familie nach London. Dort erlebte Anna das Kriegsgeschehen mit mehreren Luftangriffen.
Speziell in der heutigen Corona-Krisenzeit sollten die Kriegszeiten nicht in Vergessenheit geraten. Viele Menschen starben. Viele Menschen verloren ihre Existenz. Viele Menschen mussten fliehen. Ähnliche Szenarien sind wohl in China mit der Inhaftierung von Uiguren und dem Umgang mit Demokratiebefürwortern in Hong Kong zu verzeichnen. Leider zählen Menschenrechte wenig! Als Konsument basieren viele Produkte Made in China auf diesen menschenunwürdigen Produktionsmethoden. Hier müsste Peking glaubwürdig einlenken. Auch den Respekt vor den Menschen und deren Würde anerkennen.
Alternativ müssten bis zu einer nachhaltigen Korrektur der chinesischen Politik die Olympischen Winterspiele 2022 ruhen. Oder doch in München ausgetragen werden mit einer großen Vorbildfunktion und einem (Groß-)Dörflichem sportlichen Charme!?
V. Handball und Sport als schulischer Begleiter
Der Blick auf die Schulzeit ist recht spannend. Was war gut? Was war schlecht? Wie hätte es besser laufen können? Große Erfahrungswerte hatte meine Familie und ich keine. Ich hatte mich für das Gymnasium entschieden und mich auf ein Abenteuer eingelassen. Wenngleich ein Abenteuer auch die Abenteuerlust voraussetzt, gepaart mit Frustrationstoleranz, Selbstvertrauen und der richtigen Ausrüstung.
Besonders in der Orientierungsphase, in der fünften und sechsten Klasse, war das Selbstvertrauen nicht sehr stark ausgeprägt. Während des Unterrichts hatte ich häufiger Bauchschmerzen und fühlte mich unwohl. Mein Schulfreund aus der Grundschule hatte sehr gute Noten und ich lag dann doch mit meinen Noten gefühlt im unteren Mittelfeld. Erst ab der 7.Klasse sollte sich der Trend ins solide Mittelmaß umkehren.
Anders als ich war mein Schulfreund eher ein Sportmuffel. Unser Sportunterricht am Gymnasium war durchweg recht vielfältig ausgerichtet. Von Turnen, Leichtathletik, Fußball, Basketball, Hockey, Schwimmen, Handball etc. waren viele Facetten des Sports abgedeckt, so dass die Freude auf eine Doppelstunde Sport den Schulalltag erhellte. Meine klare Präferenz galt den Ballsportarten. Viele Erfolgserlebnisse, die sich auch in den Noten zwischen gut und sehr gut widerspiegeln.
Während meiner bescheidenen handballerischen Laufbahn habe ich auf allen Positionen gespielt, ohne auf einer Position deutlich schlechter zu sein als auf der anderen. Speziell in der Jugend, als ich auf der für einen Rechtshänder schwierigen Rückraum Rechts Position spielen musste. Wenn das Prädikat Mannschaftsspieler ausgezeichnet werden würde, dann hätte ich gute Chancen gehabt, weil ich sehr viele Chancen herausspielen konnte, auch einige 7-Meter herausholte und im offensiven 1 gegen 1 (direkten Zweikampf) bzw. 1 gegen 2 recht gut war.
Meine Stärken kamen in der Bewertung jedoch nicht recht zur Geltung. In der Zeitung standen nur die Torerfolge. Wenn jemand 5 Tore gemacht hat, dafür jedoch 15 Versuche gebraucht hat, so war dies in der Darstellung besser als 4 Tore bei 5 Versuchen. Letzteres würde wahrscheinlich der ausschlaggebende Faktor für den Sieg sein. Auch die Vorlagen wurden in der Zeitung nicht registriert.
Unbewusst hatte ich meine eigene Leistung wertgeschätzt. Offensichtlich wurde es bei einem Trainer bei den Aktiven, der Statistiken zu den Spielen anfertigte. Ich war eher der Techniker mit Sinn für den freien Raum, der ein Spiel von hinten aufbauen oder vorne schnell machen konnte. Dies kristallisierte sich später bei den Aktiven heraus. Mit der schnellen Mitte änderte sich das Handballspiel und wurde sehr viel schneller.
Spielerisch lag mir die „schnelle Mitte“ mit einem direkten Anwurf nach einem Gegentor. Läuferisch weniger, da ich nicht so ausdauernd bin bzw. zu diesem Zeitpunkt als Raucher war. Das Rauchen habe ich mittlerweile abgestellt. Topform erreichte ich bei einem Aktiventrainer. Er legte großen Wert auf Kondition und Fitness. In der Vorbereitung gingen wir mindestens ein Mal in der Woche in den Wald. Ich hangelte mich bildlich gesprochen von Weinschorle zu Weinschorle. Die gab es nach dem Waldlauf. Konditionell war ich topfit für meine Verhältnisse.
In der Abwehr wurde ich erst mit der Zeit gut. Als Jugendlicher wog ich bei 1,87m nur 70 kg. Heuer zeigt die Waage 110kg an. Ein gutes Stellungsspiel und die richtigen Absprachen sind sehr wichtig, weil sie unnötige Zweikämpfe ersetzen und den Verbund stärken.
Leider hatte ich recht früh mit Mitte 20 aufgehört Handball zu spielen. Vielleicht standen die besten Jahre noch bevor, allerdings hatte ich kein Auto und auch nur ein schmales Budget.
Was wäre sportlich im Training und Wettbewerb speziell im Jugendbereich noch möglich gewesen?
Ich muss dann auch zuerst einmal das Engagement meiner Jugendtrainer loben für den Zeitaufwand und die Geduld, die man aufbringen musste, da manche Charaktere nicht einfach waren. Besonders auf der Torhüterposition brauchte es viel Überzeugungsarbeit stetig Trainingsleistung abzurufen. Was im Training nicht gelang, wurde dann aber immer im Wettkampf erbracht. Von allen Trainern konnte man sich menschlich etwas abschauen.
Viele sportliche Trainingsformen zielten darauf ab Spielsituationen herauszuspielen und Entscheidungen gut abzuschließen. Durch die Handballreform mit der „Schnellen Mitte“ sind viele Trainingsformen heuer nicht mehr statisch, sondern dynamischer und komplexer geworden. Generell kann man durch geeignete Trainingsformen speziell mit kleineren Gruppen für jeden einzelnen Spieler mehr Ball-, Pass- und Abschlusssituationen in einer Trainingseinheit kreieren.
Eher mit Skepsis betrachte ich im Jugendbereich die Möglichkeit auf Empty Goal zu stellen, weil die Fähigkeit ja dahingeht auch 1 gegen 2 Situationen zu lösen. Von den Reformen waren wir in der Jugend nicht betroffen. Mittlerweile können quasi alle Außenspieler in der Bundesliga einen Dreher um den Torhüter, was früher doch eher einzigst bei einem Jochen Fraatz von TuSEM Essen zu sehen war.
Um auf die obige Frage nach den Verbesserungsvorschlägen zurückzukommen, so habe ich mal folgende Auflistung gemacht:
- mehr Handball weniger Fußball

- mehr Trainingsteilnehmer und dadurch bessere Spielformen (7 gegen 7)
- Handballtorwart präsent im Training
- weitere Wurfvarianten
- Athletiktraining für Sprung- und Wurfkraft (Fitnessstudio)
- Spielen und Trainieren im älteren Jahrgang; leider nicht vorhanden im Verein
- Statistik zum Spiel ab der A-Jugend
Auch durch die aufgezählten Stichpunkte wäre ich keinen einzigen Zentimeter gewachsen, um in der Bundesliga spielen zu können. Zudem gehörten meine Vereine dem kleinsten Handballverband Deutschlands an. Es gab leider keine Bundesligisten im Verband, so dass der Bundesligahandball, anders als heute, nur spärlich im Öffentlich-Rechtlichen TV wahrgenommen werden konnte. Technisch und spielerisch hätte ich mir zugetraut in der Bundesliga spielen zu können. Auch beim heutigen Niveau.
VI. Auf der Suche nach Erfolgsfaktoren im Schulalltag
Mit etwas Distanz und nach dem Studium kann man die eigene Schulzeit kritisch reflektieren. Wo hätte ich mich als Elternteil einschalten können? Wann hätte ich als Mentor wichtige Hilfestellungen leisten können? Im Gymnasium musste ich mir vieles selbst aneignen. Manche Mitschüler hatten den Luxus zweisprachig aufzuwachsen. Viele Eltern konnten Englisch sprechen. Manche Französisch. Dadurch hatten viele meiner Mitschüler in Zeiten ohne Internet einen leichten (zum damaligen Zeitpunkt nicht wahrgenommenen) Vorteil, da das Erlernen einer Sprache vom Ansatz her mannigfaltig sein kann und mit kleinen Tricks und Kniffen spannend und gehirngerecht gestaltet werden kann.
So kann auch heute der Gang in eine
Bibliothek interessant sein, trifft man dort u.a. auch auf ausländische Ausgaben von bekannten deutschsprachigen Werken, die Kinder sehr gerne lesen oder deren Cartoonbilder sie gerne anschauen. Durch eine fremdsprachliche (Englisch, Französisch, Latein) und eine deutsche Ausgabe kann der Inhalt eines Asterix & Obelix recht gut nachvollzogen werden. Sogar mit der Stadtbibliothek in Kaiserslautern kannst du heuer ein Gallisches Dorf wieder aufleben lassen!
Ohne viel Internetrecherche, die es zu meiner Schulzeit nicht gab, hätte man für die Ferienzeit den Spieltrieb in einen kleinen Lerntrieb erweitern können. Und auch ein Interesse für Sprachen über den Schulalltag hinaus entwickeln können. Klar geht heuer viel über Apps, aber wichtig sind auch Lebens-, Spiel- und Lernwelten außerhalb der Digitalisierung. Um deren „Wettbewerbsfähigkeit“ gegen die Konkurrenz aus der Steckdose zu sichern, bedarf es kleinerer Investitionen wie z.B. einen Spielplatz oder einen alten Bauwagen, sofern der Platz vorhanden ist.
Als Schulkind war der Aufbau von selbstgeschriebenen Aufsätzen und Artikeln recht schwierig. Eine Art Werkzeugkoffer für die Gliederung, Inhalt und Gestaltung erlernte ich erst richtig an der Universität bei meiner ersten Semesterarbeit. Nach der ersten Anwendung hat man ein Gefühl und eine Inspiration für den täglichen Bedarf. Hätte ich Kinder, dann würde ich über den ein oder anderen Aufsatz mal drüber lesen. Und ein Feedback abgeben.
Heuer bestimmt teils das
Internet über das Gelingen der Hausaufgaben. Die Bandbreite an Informationsquellen ist vielfältig. Eine saubere Recherche elementar. Nicht jede Quelle ist seriös, nicht jede Quelle ist glaubwürdig und nicht jede Quelle ist angebracht. Um hierfür ein Fingerspitzengefühl zu bekommen, bedarf es Erfahrungen und der richtigen Anleitung.
Zu meiner Schulzeit gab es lediglich ein elterliches Lexikon. Der Goldstandard war der große Brockhaus in mehreren Ausgaben. Im Vergleich hat die Wertigkeit der Lexika abgenommen und das Internet bietet eine große Bandbreite an Sachthemen und Erläuterungen.
Mit der fortschreitenden Technologisierung/Digitalisierung der Schule, sollte die Bodenhaftung der heutigen Schulkindergenerationen nicht verloren gehen, um Schule wertzuschätzen und daraus Motivation zu schöpfen. Im Mittelalter war
Schulunterricht den Klostern vorenthalten, die neben Novizen/-innen, zahlende Schüler und Jungen mit einer geistlichen Laufbahn aufnahmen. Durch die Reformation Martin Luthers wurde die Forderung nach allgemeinen Schulen für Jungen und Mädchen laut. Unter Federführung der bedeutenden evangelischen Reichsstadt Straßburg im Elsass, die ein etabliertes Schulwesen besaß, welches von dem Humanisten Johannes Sturm (mit-)entwickelt wurde, führte das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken 1592 als erstes Territorium der Welt die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Knaben ein.
Heuer ist die Schulpflicht aufgrund der Kulturhoheit der Länder in den Landesverfassungen geregelt. Aufgrund der historischen Verwurzelung, des Hoheitsbereichs und der Komplexität und Vielfalt an individuellen Schülern ist an eine deutschlandweite Konvergenz der Schulpflichtkriterien wohl nicht zu denken. Acht Bundesländer setzen den Beginn der Schulpflicht auf 5-6 Jahre an. Die restlichen 8 Bundesländer auf 6-7. Auch die Dauer der Schulpflicht sorgt für einen heterogenen Fleckenteppich.
Um diese Ungleichheiten ins Abseits des Interessefokus zu schieben und die Bodenhaftung der heutigen Gesellschaft in den Blick zu rücken, eignet sich ein
Museum wie das Deutsche Schuhmuseum Hauenstein, wo Schuhkultur und Sozialgeschichte nebeneinander präsentiert werden. Zusätzlich findet sich in den Räumlichkeiten das Pfälzische Sportmuseum.
Beginnend mit dem 18. Jahrhundert gewinnen die Schüler einen Eindruck von der damaligen „Kommerzialisierung“ im Bereich Schuhe, aber auch der Lebensumstände bei der Arbeit in den Schuhmanufakturen und der Wohnsituation in landwirtschaftlichen Betrieben. Früher sind die Kinder teils barfüßig in die Schule gegangen. Die Entfernungen zur Schule waren wesentlich weiter und ohne den Luxus eines Bustickets zu bewältigen. So auch z.B. in den bayrischen Alpen, wo die Kinder teils mit Skiern den Weg zur Schule fanden und mehrere Kilometer hinter sich bringen mussten.
Einklassige Volksschulen mit mehr als 50 Schülern waren keine Seltenheit. Meine Mutter ist in einem Dorf zur Schule gegangen, wo damals von der ersten bis zur neunten Klasse nur ein Lehrer die ganzen Schüler des Dorfes unterrichtete. Häufig mussten die Älteren die Jüngeren betreuen. Sowohl der Unterrichtsinhalt als auch die Vermittlung war von einem Lehrer abhängig.
Wie würden das die Lehrer der heutigen Zeit bewerkstelligen? Sowohl Deutsch als Sprache sowie die Mathematik waren in der Zeit nach dem 2.Weltkrieg wichtig um in der Ausbildung zurechtzukommen. Schönschreiben wurde auf Schiefertafeln geübt, ebenso das Lösen mathematischer Basisaufgaben.
Bildung im heutigen Sinne war nur wenigen Menschen zugestanden. Sport fand auf dem Acker statt und nannte sich Arbeiten. Heuer dürfte das Spektrum durch weitere Fächer wesentlich breiter und spannender sein. Der Sportunterricht findet auf dem Sportfeld oder in der Halle statt. Schule ist ein Privileg und Basis für eine gute Ausbildung, Beruf oder Studium. Daher ist es wichtig eine gute Atmosphäre und einen starken Klassenverband zu schaffen. Besonders wichtig sind
Klassenfahrten. Sie ermöglichen einen Ausbruch aus der gewohnten Klassenstruktur.
Besonders nach der Corona-Pandemie sind viele Schüler von psychischen Problemen betroffen. Das Psychische Leiden umfasst u.a. Depressionen, Angst- und Panikstörungen, Erschöpfungssyndromen, Konzentrationsstörungen, Stress, Schlafstörungen, Übergewicht.… Viele Probleme lassen sich mit Achtsamkeit und einem freundschaftlichen Umfeld lindern. Dem Sport räume ich neben den Klassenfahrten einen sehr hohen Stellenwert ein, um wieder ein innerliches stabiles (Kinder-) Gleichgewicht zu erlangen.
Seit Generationen faszinieren Klassenfahrten Kinder und Jugendliche jeden Alters. Positive Effekte sind die Bildung von Vertrauen, Freundschaft, Zusammenhalt und ersten Romanzen. Durch erlebnispädagogische Programme sind Aufenthalte in Jugendherbergen ein Leben lang prägend für die Teilnehmer und können somit positive Impulse für die spätere Lebensgestaltung geben.
Dabei ist die schwierigste Aufgabe des Lehrerberufs die richtige Destination mit dem richtigen Freizeitprogramm zu finden. Größter Anbieter für Klassenfahrten sind die Häuser des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH). Seit der Gründung im Jahr 1909, durch Richard Schirrmann, treffen Menschen unterschiedlicher Prägung, Herkunft und Kultur aufeinander. Toleranz und Weltoffenheit sind gelebte Werte in den 442 Jugendherbergen in Deutschland.
Auch für mich waren Klassenfahrten das Highlight der Schulzeit, wenngleich ich den Wohlfühlfaktor unterschiedlich wahrgenommen habe. Stets abhängig von der Klassenstruktur und der Zimmeraufteilung. So war die Zimmeraufteilung bei der ersten und meines Erachtens einzigen Klassenfahrt in der Grundschule bereits vorab determiniert. Sechs Jungs bedeuten ein Zimmer mit sechs Betten. No Problem! Schwieriger muss es für die Mädels gewesen sein, da diese die restlichen Betten und Zimmer belegen mussten und man kennt ja die holde Weiblichkeit.
Da ich doch eher sehr zurückhaltend und introvertiert war, habe ich mich später aus den Kämpfen um Zimmer und Schlafplätze weitestgehend herausgehalten. Manche Zimmer waren bereits durch bestehende Gruppen aus der Grundschulzeit festgelegt. Schwierig wenn man weniger Kontakt zu Personen und Grundschulcliquen hatte. Generell Schwieriger wenn man als Kind früh zurückstecken und Rücksicht nehmen musste auf einen Pflegefall im Mehrgenerationenhaus. Für mich normal aber für ein Kind und dessen Verhalten prägend.
Ebenso Schwierig für viele Kinder, die von der elterlichen Armut betroffen sind, die ein Mitfahren erschweren; teils gar nicht möglich machen. Das macht mich traurig.
VII. Von der Schulbank an die Universität
Richtig wohlgefühlt habe ich mich in der Schule nicht. Mir hat was gefehlt, um glücklich zu sein. Auch wenn ich bisexuell bin, so galt doch die erste große Liebe einer Turnerin aus der Parallelklasse, in die ich mich bei der ersten Klassenfahrt im Gymnasium verliebte. Sie sah aus wie ein Engel mit blonden halb gelockten Haaren. Dazu eine sehr angenehme divenhafte Ausstrahlung. O.K. ein bisserl übertrieben. Recht keck und selbstbewusst kam sie mit ihrer ebenfalls gut ausschauenden Freundin daher. Besonders während wir im Schullandheim Tischtennis spielten. She is a Lady!
Als erstes beobachtete ich Sie und wusste nicht recht was ich zu Ihr sagen sollte. Später suchte ich bewusst die Nähe gepaart mit Schmetterlingen im Bauch. Die Aura in Kombination mit ihrem Aussehen haben mich fasziniert. Doch dann war die Woche leider auch schon zu Ende. Der Schulalltag rückte wieder in den Vordergrund. Mit ihm überboten wir Jungs uns mit verrückten Liebeswirren, die darin mündeten, diverse Abkürzungen von Vornamen in einem Herz auf einem Schornstein in schwindeliger Höhe aufzumalen. Der Schornstein befand sich auf dem Schulhof nebst Gebüschen. Es muss wohl ziemlichen Ärger seitens der Lehrerschaft gegeben haben, weil ein oder zwei Schüler per Räuberleiter eine Leiter hochgeklettert sind, was eigentlich für Schüler, noch in dem Alter, unmöglich sein sollte.
So zierten auf dem Schornstein morgens mein Kürzel in einem Herz nebst einem J für Judith, was allerdings meinerseits nicht richtig war. Auch wenn sie sympathisch war und wohl noch immer ist. Statt mei*nem Kürzel mit der holden Turnerin war ein Klassenkamerad angebracht, der den gleichen Geschmack wie ich zu haben schien. Wie schon erwähnt stand ich in der Orientierungsstufe zwischen den Cliquen. So recht dazu habe ich nirgends gehört. Es war auch keine Bösartigkeit, vielmehr ein schelmisches pubertierendes Necken.
Zusammen mit einem Schulkameraden fuhren wir mehrmals mit dem Fahrrad in den ca. 5 km entfernten Nachbarort, wo sie wohnte. Erst Berg ab, später dann Berg auf. Ich war schüchtern und wusste nicht recht, wie ich sie ansprechen sollte. Vielleicht begegnete ich sie zufällig. Sollte ich an der Haustür klingeln? Oder doch nicht? Telefonieren und zu einem Eis einladen? Ich hatte dann die Mutter am Apparat und legte schnell anonym vor Aufregung auf. Dann kursierte das Gerücht, dass sie einen Freund habe. Schock! Es kam dann so, dass sie weggezogen ist. Es muss wohl nach der siebten Klasse gewesen sein.
Auch während der Zeit im Gymnasium war Handball schon das Highlight der Woche, so dass die Woche strukturiert war und Zeit für Hausaufgaben eingeplant werden konnten. Das Gros der Mannschaft bestand aus Realschülern, lediglich mein Außenspieler auf rechts und ich gingen ins Gymnasium. Wir bildeten ein recht torgefährliches Duo, trotz des rechten Wurfarms. Er war eine Klassenstufe unter mir und recht klein, allerdings beim Torabschluss auf außen riesig wie auch beim Golfen.

Mannschaftstraining war zwei Mal die Woche. An der Realschule wären wohl nachmittags ein bis zwei Handballtrainingseinheiten in der Woche noch dazugekommen. Vom Niveau wohl etwas unterhalb des Vereinssports. Spaß hätte es auf alle Fälle bereitet und wohl auch das pure Spiel 7 gegen 7 ermöglicht. Und hätte wohl über Jugend trainiert für Olympia den Weg nach Berlin geebnet.
Mit der Mannschaft und dem Verein sind wir zwei Mal ins Schullandheim in den Hunsrück gefahren, wo wir auf einem kleineren Sportfeld trainieren konnten. Mit sehr viel Liebe und Hingabe restaurierte der weiter vorne angesprochene Mini-(Maxi-)Trainer des Handballclubs ein altes Amtshaus, welches 1747 erbaut wurde und wohl auf dem Fundament einer Burg aus dem 12.Jahrhundert fußte. Es müssen sehr viele Bautrupps in der Freizeit an dem Gebäude gewerkelt haben, um ein solch charmantes Anwesen herzustellen. Und die Tischtennisplatte mit allen Erinnerungen stand wie immer in dem kleinen „Schuppen“, wenngleich eine Person fehlte.
Von den Handballturnieren blieb eine Veranstaltung besonders in Erinnerung, weil es von der Größe und vom organisatorischen Aufwand gar international beachtet wurde. Zusammen mit der Stadt Bad Sobernheim veranstaltete der ortsansässige Handballverein HSV das jährliche Felketurnier. Entlang der Nahe lädt die Natur zum Zelten und Grillen ein. Eigentlich hätte vom 03.06.2021 bis zum 06.06.2021 das sportliche Wettstreiten stattfinden sollen. Abgesagt! Ein coronakonformes Alternativprogramm findet stattdessen am 3.6.2021 statt:
http://ww1.hsvsobernheim.de/informationen-2/
Auch dunkel in Erinnerung geblieben ist das Trainingslager auf der Loreley mit einem sensationellen Blick von der Freilichtbühne auf den Rhein. Vielleicht hätte ich mir noch ein paar heiße Tipps in Sachen Liebe von meinen Handballkollegen anhören sollen.
Zurück zum Lehrplan und auf die Schulbank. Dritte Reihe mit leichten Konzentrationsschwächen an trüben Tagen. Vieles habe ich mir zuhause angeeignet. Ich würde mich daher auch als mittelmäßigen, aber fleißigen Schüler einordnen. Eher Autodidakt, der quasi aus eigenen Erfahrungen seine Erkenntnisse gezogen hat. Im Vergleich zu Klassenkameraden, die aus einem Akademikerhaushalt kamen, eher mit Startschwierigkeiten. Um es sportlich zu betrachten, so war ich äußerst selten auf der Pole-Position und konnte mit meinem Corsa im Rennen eher im Mittelfeld angreifen.
Von der siebten bis zur zehnten Klasse fühlte ich mich am anerkanntesten. Die Klassenstruktur hat sich herausgebildet und die Fluktuation von Mitschülern blieb aus. Besser geht immer, aber ich war zufrieden. Meine Noten bewegten sich im Bereich von 2,5 und 3,0, was doch recht ordentlich war.
In der Oberstufe mussten wir unsere Leistungskurse wählen, was mir in einem naturwissenschaftlichen Gymnasium schwerfiel. Sport wurde nicht angeboten. Kunst auch nicht. Daher war die Überlegung sich für drei Fächer zu entscheiden, die von beruflicher Relevanz sein könnten. In Sozialkunde hatte ich die beste Note gehabt mit einer 2+. Mathematik, Deutsch und Englisch müssten auf dem Niveau befriedigend gewesen sein. Leider habe ich mich nicht für Mathematik entschieden. Besonders weil der Grundkurs Anfang der Oberstufe recht diffus gehalten wurde von einem Vertretungslehrer.
Ich wählte die Kombination Sozialkunde, Deutsch und Englisch. Viele Schüler aus der zehnten Klasse wechselten die Schule oder absolvierten ein Auslandsjahr. Speziell in unserem kleinen Englischleistungskurs gab es zudem mindestens zwei ältere Schüler, die ein Auslandsjahr in Amerika abgelegt haben. Für mich war es eine zähe Angelegenheit. Im Nachhinein hätte ich eine andere Auswahl getroffen. Das große Ziel war aber erreicht: Abitur!
Rückblickend hätte mir nach der zehnten Klasse ein Schulwechsel vielleicht gutgetan, um ein anderes Kapitel aufschlagen zu können. Vielleicht auch mit weiteren Freundschaften und anderen Leistungsschwerpunkten für sich frühzeitig eine konkrete Vision aufbauen zu können. Andererseits hatte es vielleicht auch im Nachhinein seinen Sinn.
VIII. Einzelkämpfer an der Universität
Nach dem Zivildienst ging es an die Universität. Zusammen mit ca. 35.000 Studenten. Der Weg zur BWL lag eigentlich nahe. Ebenso die Architektur. Ich entschied mich für die Volkswirtschaftslehre, die der BWL vom Ablauf des Grundstudiums glich und vom Numerus Clausus befreit war. Daneben hatte ich ein duales Studium an der Berufsakademie in Mannheim in Erwägung gezogen. Die Kombination Ausbildung und Studium fand ich reizvoll, so dass ein guter Einstieg ins praktische Berufsleben vorgezeichnet wäre. Leider habe ich keine Zusage bekommen.
Statt Berufsakademie oder Studium an der Fachhochschule in Verbindung mit einem jährlichen Klassenverband, waren die ersten Erfahrungen an der Universität doch recht überdimensioniert. So fand die erste Vorlesung im Grundstudium vor ca. 1.000 Studenten in einem vollen Hörsaal statt. Der Beginn des Studiums war nicht optimal. Sehr viele meiner ehemaligen Mitschüler befanden sich im 3.Semester, wohingegen ich zusammen mit drei weiteren Bekannten den Einstieg ins 1.Semester absolvierte, im Anschluss an den Zivildienst. Ich ließ mich dazu überreden die Einführungswoche auszusetzen und die Uni erst mit regulärem Vorlesungsbeginn zu erkunden.
Durchfallquoten von 50% im Grundstudium waren nicht selten. Ebenso Menschenmassen in der Vorlesung, Mensa oder in der Bibliothek. Erst recht spät im Hauptstudium entdeckte ich die Einrichtungen für mich. Anfangs war es ungewohnt und unbehaglich mit solchen Massen auf dem Campus konfrontiert zu werden. Einerseits ein großes Gefühl von Freiheit, andererseits ein Gefühl der Einsamkeit. Auch wenn man sich vor den Vorlesungen traf, später in der Mensa zusammensaß, so fehlten doch die richtig guten Freundschaften. Mehrere Bekannte wechselten früh von der Universität an die Fachhochschule. Mehrere weiterte Bekannte wählten im Hauptstudium andere Wahlfächer. Ich entschloss mich das ganze sportlich(er) anzugehen. Eher als Solist, sehr stark interessengetrieben.
Man mag in dem Zusammenhang von einem Flow sprechen, wenn alles optimal läuft. Während meines Studiums gelang es mir kämpferisch den Weg ins Hauptstudium zu finden. Mit der gewählten Fächerkombination im Gymnasium habe ich einige Facetten des Studiums abdecken können. Doch schon recht früh traten meine Mathematikdefizite in Erscheinung. Unser Grundkurs Mathematik wurde in der 11.Klasse von einem schulfernen Vertretungslehrer unterrichtet, so dass der Unterrichtsinhalt nicht vollumfänglich wie geplant gelehrt wurde. Im Nachhinein wäre der Leistungskurs Mathematik für mich am besten geeignet gewesen, da das Studium sehr stark Mathematik lastig war. Erfahrungswerte über die ich leider nicht verfügt habe.
Für viele Mitstudenten wahrscheinlich ein guter Flow im Grundstudium, wenn die mathematischen Inhalte in der Oberstufe behandelt wurden. Ich musste nach zweimaligem schriftlichem Scheitern eine mündliche Prüfung in Mathematik für Wirtschaftswissenschafter absolvieren. Beim zweiten schriftlichen Versuch fehlten mir knappe 1,5 Punkte von 240 möglichen Punkten.
Der lerntechnische Aufwand für die mündliche Mathematikprüfung war groß. Bei den schriftlichen Prüfungen konnte eine Formelsammlung verwendet werden und die Aufgaben waren analog zu den Übungsaufgaben. Daher war eine mündliche Prüfung in Mathematik doch ungewöhnlich, da sie das mathematische Verständnis abfragen sollte.
Speziell in der heutigen Zeit, in der sich bedingt durch Corona in vielen Fächern Defizite anstauen, gilt es sich schon recht frühzeitig über die potenzielle Ausbildung bewusst zu werden und Mängel in den Kernfächern abzubauen.
Die ungeplante mündliche Prüfung hat sehr viel Zeit, Energie und Selbstbewusstsein im Grundstudium gekostet. Letztlich hat sie den Start ins Hauptstudium um ein Semester verzögert, wodurch einige Freiversuche quasi verfallen sind. Diese ermöglichen bei schlechten Noten im ersten Versuch die Klausur zu wiederholen und zu verbessern.
Ich war ehrgeizig und musste mich recht alleine durchschlagen, wenngleich es auch später Vorlesungen gab, bei denen ich mich in der kleinen Gruppe auf die Klausur vorbereiten konnte. Mit einem absolvierten Mathematik-Leistungskurs hätte ich spielerisch agieren können, so war vieles eher kämpferisch reagierend.
IX. Handball als sportliche Leidenschaft und Anker
Zunächst bin ich sehr glücklich den Weg zum Sport gefunden zu haben, da er doch viele prägende Funktionen umfasst, die auch in der Schule, Ausbildung, Beruf oder im Privaten von Bedeutung sind. Daher muss ich meinen Eltern sehr dankbar sein, dass sie mich teils zu Trainingseinheiten und Wettkämpfen im Judo und Handball gefahren haben. Teils war ich mit dem Fahrrad unterwegs.
Dem Handballsport verdanke ich zudem die Ausübung einer Trainerstelle im Jugendbereich. Eher aus der Not heraus geboren, habe ich mich für die Trainertätigkeit beim damaligen Verein überreden lassen. Ohne Ausbildung, sondern mit den Erfahrungen aus den Mannschaftstrainingseinheiten. Quasi ein Sprung ins kalte Wasser. Das Training kann sehr umfangreich werden und beruht auf didaktischen und pädagogischen Grundsätzen, denen es sich galt anzunähern.
Bei meinem zweiten Engagement bin ich in den Genuss eines kurzen Wochenendlehrgangs gekommen, der mir den Blick auf die Trainingsgestaltung erweitert hat und die Motivation für eine zukünftige Trainerausbildung gegeben hat. Vielleicht hätte ich mit dem entsprechenden Netzwerk früher die Leidenschaft für die Trainertätigkeit entwickeln können.
Aus dem Coaching erwächst ein Problembewusstsein für die Nöte des Vereins. Speziell für Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren. Gerade in diesem Alter war das Finden geeigneter Hallenzeiten schwierig. Unmöglich, da alle Hallenzeiten von anderen Vereinen belegt waren. Auch treffen schulische Schwierigkeiten und pubertätsbedingte Motivationsprobleme auf einen eh schon recht kleinen Mannschaftskader.
Welche Möglichkeiten gibt es, um Werbung für den Sport zu machen?
Ein Gespür für das richtige Training ist notwendig, um den Spaßfaktor für eine kleine bzw. große Truppe aufrechtzuerhalten. Die Eigenschaft Frustrationstoleranz sollte daher auch im Repertoire eines ambitionierten Trainers vorhanden sein, um sich dem obligatorischen Fußballwarmmachspiel entgegenzustellen. Durch die Freude am Training und dem Spiel werden teils unbewusst die physischen Leistungsfaktoren wie Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination verbessert. Neben der Physis umfasst das Training auch Verbesserungen im Bereich der taktisch-kognitiven Fähigkeiten, der psychischen Fähigkeiten oder der sportartspezifischen Technik.
Neben dem Training bereitet der Wettkampf Spaß am Sport. Ein jährliches Outdoorturnier wie das Felketurnier in Bad Sobernheim fand den größten emotionalen und sportlichen Anklang, da das Campingabenteuer doch im paradiesischen Umfeld stattfindet und mit mindestens einer Übernachtung verbunden ist. Einen zweiten Ausflug bzw. Kurztrainingslager wäre eigentlich perfekt, um im Bereich Teambuilding einzuwirken und eine homogene Mannschaft dauerhaft aufzubauen.
Eine weitere Möglichkeit, um neue Spieler möglichst früh abzuholen, nebst eigenen Jugendcamps, sind Kooperationen z.B. mit Kinder- und Jugendzentren, wo die Möglichkeit besteht neue Facetten kennenzulernen. Anfangs hört es sich nach viel Arbeit an. Später freut man sich den Kooperationspartner nachhaltig im Sinne der Jugendlichen helfen zu können. So auch in Form des Erwerbs von Kompetenzen, Talenten oder schlichten Freundschaften. Die dortigen Pädagogen haben einen Blick für Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder und Jugendlichen und sind somit auch prädestiniert Schullaufbahnberater oder Psychologe zu sein. Viele Kooperationsformen hängen natürlich auch von der Infrastruktur und somit u.a. von der räumlichen Nähe ab.
Auch der Staat ist sich der Bedeutung des Sports bewusst und hob im altehrwürdigem 10. Sportbericht (2003) die besonderen Funktionen des Sports hervor:
1. Beitrag zur Gesundheit:
Die positiven Wirkungen des Sports für die Gesundheit der Bürger sind seit jeher anerkannt. Dies insbesondere, da in unserer Gesellschaft die körperliche Arbeit zunehmend an Bedeutung verliert und zunehmend Bewegungsmangel, Überernährung und Zivilisationskrankheiten zu verzeichnen sind. Hier kommt dem Sport im besonderen Sinne eine kompensatorische Form zu, die u. a. auch das Körper- und Gesundheitsbewusstsein verändert.
2. Beitrag zur Demokratie:
Die Organisation des Sports in Deutschland beruht im Wesentlichen auf demokratisch gewählten, unabhängigen und zumeist ehrenamtlich geleiteten Vereinen und Verbänden. Diese werden im Wesentlichen von gemeinschaftsfördernder Eigeninitiative und Eigenverantwortlichkeit getragen. Sportvereine praktizieren Demokratie, im Verein werden demokratische Verhaltensweisen eingeübt.
3. Beitrag zur Identifikation:
Sport bietet die Möglichkeit zur Identifikation. Er ermöglicht lokale, aber auch internationale Repräsentation. Er ermöglicht nationale, aber auch lokale Identität. Die Identifikation der Bürger mit dem eigenen Gemeinwesen stärkt die Gesellschaft. Ohne Identität gibt es keine freiheitliche Lebensordnung.
4. Beitrag zur Integration:
Zu den wichtigsten gesellschaftlichen Leistungen zählt die soziale Integration unterschiedlicher Gruppen und Schichten.
5. Beitrag zur Einübung sozialen Verhaltens:
Sportliche Betätigung bedeutet immer auch Einübung sozialen Verhaltens. Durch die Organisation im Verein, durch Mannschaftssportarten und durch die Begegnung im Wettkampf entstehen soziale Kontakte. Sport und sportliche Betätigung vermitteln drei wesentliche Elemente des freiheitlichen Gemeinwesens:
- die freiwillige Einordnung in eine Gemeinschaft,
- die Einhaltung von Regeln und
- die Einübung von Mechanismen zur kontrollierten Konfliktlösung.
6. Beitrag zur Anerkennung des Leistungsprinzips:
Sport steht auch für Prinzipien wie Leistung, Wettkampf und Gleichheit der Chancen ohne die der Sport ebenso wenig auskommen kann wie unsere Gesellschaft.
7. Beitrag zur Entwicklungsbewältigung und Lebenshilfe:
Sportliche Betätigung und die Mitgliedschaft in einem Sportverein leisten auch einen Beitrag zur Qualität des Lebens, zur Selbstfindung und Selbstverwirklichung, besonders auch für ältere und behinderte Menschen. Im Verein integrierte Jugendliche weisen deutlich geringere jugendtypische Belastungen und Überforderungen auf.
Quelle:
https://www.bisp-surf.de/Record/PU201609006757/Solr und
https://www.vibss.de/vereinsmanagement/ ... s-staates/
Rückblickend habe ich ein gutes Gefühl auf meine aktive und passive handballerische Laufbahn. Auch wenn viel Potential nicht ausgereizt wurde, so kann ich ohne Frust auf verpasste Möglichkeiten zurückschauen und weiterhin Spaß an der Sportart finden.
X. Koin Vitamin B, dafür viel Vitamin A!
Mein Studium habe ich mir größtenteils selbst finanziert, ob am Fließband bei der MAN AG oder bei anderen studienbegleitenden Tätigkeiten. Reich wurde ich nicht, stattdessen kam ich gerade so um die Runden.
Aufgrund der mündlichen Prüfung in Mathematik während des Grundstudiums erlitt das Studium einen Bruch. Viele Bekannte aus dem Grundstudium waren bereits im Hauptstudium. Sie belegten längst Wahlfächer und konnten gemeinsam Weiterstudieren, teils Lerngruppen bilden. An mir nagten noch die Größendimensionen an der Universität und deren Einrichtungen. Wohl gefühlt habe ich mich in den nicht mehr ganz so überlaufenen Semesterferien und wenn ich zusammen mit Bekannten in der Cafeteria einen Kaffee trinken konnte.
Mit der Zeit gewöhnte man sich an die Verhältnisse. Sportlich, auf den Handball bezogen, hätte ich keine Probleme gehabt auch vor großer Hallenkulisse auflaufen zu dürfen. An der Uni fand ich es schwierig jemanden zu finden, der den gleichen Weg wie ich ging. Mehrere Bekannte wählten im Hauptstudium andere Wahlfächer oder hatten das gleiche schon vorab absolviert. So schloss ich das Wahlfach Finanzen auch eigenständig ab. Auch hier war wie in vielen anderen Wahlfächern Mathematik Basis für die aufgestellten Theorien. Und man musste neidlos anerkennen, dass es Mathematikgenies gab, die spielerisch mit den aufgestellten Theorien und Modellen umgehen konnten.
Mein zweites Wahlfach sollte Marketing sein. Es gab zwei Lehrstühle in Marketing, die inhaltlich unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Die Durchschnittsnoten haben sich in den letzten Semestern regelmäßig immer um eine Note zugunsten des einen Lehrstuhls unterschieden. Als Student mit dem Blick auf den Arbeitsmarkt gerichtet, war die Benotung ein Kriterium für die Wahl des Lehrstuhls. Es traf mich nach zwei Semestern wider Erwarten dann doch recht hart. Betrachtet man die Durchschnittsnoten der beiden Lehrstühle, so hatte ich das Pech bei dem dazuzugehören, der um eine halbe Note schlechter benotet wurde. Statt einer 2,0 eine 2,6. Vergleichbar mit einem Kreuzbandriss im Sport.
Ich wechselte wieder den Lehrstuhl, da der andere die Option bot sich mit einem eigenen Thema auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren. Gleichzeitig lag meine Erwartung auf einer guten bis sehr guten Bewertung. Der zeitliche Umfang war enorm und mir fehlte die Sicherheit und Erfahrung, die ein absolviertes Seminar am Lehrstuhl bot. Regulär ist die Bearbeitungszeit für die empirische Arbeit sechs Monate. Eine theoretische Diplomarbeit dauert maximal vier Monate. Ohne Einarbeitung und mit dem Druck einer guten Bewertung sowie der Finanzierung über eher schlechter bezahlte Studentenjobs kam ich wohl in eine Burnout-Phase.
Dabei war ich sehr nahe an einem großen wegweisenden Schritt, der da Diplom lautete. Alle anderen Leistungen in Form von Vorlesungen, Seminaren und Scheinen waren erbracht und eigentlich stand der Part an, der mir am leichtesten fiel. Es galt ein Thema für die Diplomarbeit zu finden, welches auf einem kausalanalytischen Modell aufbauen sollte. Wie so etwas ausschaut, konnte man am Lehrstuhl einsehen, wenngleich es ohne Erfahrungen eine Anfangskomplexität offenbarte, die das Bedürfnis nach Zeit weckte. Sicherheit oder Risiko? Hinzu kam die finanzielle Situation, die mich sehr stark belastete.
Mir fehlte damals ein guter Freundeskreis, das Ausüben des Lieblingssports, das Finanzielle und die Perspektive: Job, Urlaub, Haus mit Garten, Frau, Kinder, Patchworkfamilie. Ich zog mich zurück. Ein Fehler!
Viele offene Jobs für Studenten gab es zur damaligen Zeit nicht. Ohne abgeschlossenes Studium war die Bewerbung auf dem Arbeitsmarkt nicht einfach. Ich fand es schwierig sich in einem Pool mit vielen weiteren Kandidaten zu bewerben, da meine Noten wohl relativ betrachtet mittelprächtig waren und sich das Studium in die Länge zog.
Schwierig zu erklären, dass der Innovationsgrad des eigenen Diplomarbeitsthemas recht hoch ist. Schwierig darzustellen, dass die Noten gefühlt hätten besser sein müssen. Auf den Sport bezogen finden die Spieler sich wieder, die beim Blick in die Zeitung nach einem guten Spiel eine ungerechtfertigte persönliche Bewertungsnote zugewiesen bekamen. Allerdings auch mit der Möglichkeit diese am nächsten Spieltag korrigieren zu können.
Heuer werden Bewerbungen online gesichtet und vorsortiert. In naher Zukunft könnte künstliche Intelligenz den Personalsacharbeiter unterstützen bzw. gar ersetzen. Wo bleibt der Blick auf die Menschlichkeit? Wo bleibt der Blick auf die Individualität und der Blick auf eine langfristige Unternehmensentwicklung, die kurzfristige Belohnungssystemen trotzt? Sich ohne Diplomarbeit zu bewerben ist schwer. Auch wenn keine positive Zusage erfolgt, versucht man sich und seine Idee weiterzuentwickeln, so dass sie den Zeitgeist einholt.
Mit meinem bisherigen Studium habe ich mir eine Perspektive für eine individuelle Bewerbung trotz unguter Voraussetzungen erarbeitet. Zudem bietet sich die Möglichkeit der Selbständigkeit mit einem Startup.
Begonnen als einer von 35.000 Studenten. Zufrieden bin ich nicht, weil ich für mich persönlich Verbesserungsmöglichkeiten entdeckt habe. Ich habe an der Uni gemerkt was mir gut tut. Als gefühltes Arbeiterkind war das Selbstvertrauen anfangs nicht stark ausgeprägt. Gerne hätte ich vorab über Erfahrungswerte verfügt, die mich das Studium effektiver führen ließen.