Der 1. FC Kaiserslautern beantragt die Insolvenz! Jahrelang war dieses Szenario das Schlimmste, was man sich jenseits des grünen Rasens vorstellen konnte. Jetzt ist es tatsächlich soweit - und neben Gefahren kann man plötzlich auch Hoffnungen darin sehen.
Eines gleich vorweg: Man kann eine Insolvenz nicht pauschal positiv sehen und man kann sie auch nicht schönreden. Dieser Schritt, den der 1. FC Kaiserslautern jetzt geht, ist das Zeugnis für jahrelange Misswirtschaft im sportlichen und im finanziellen Bereich. Schlechte Transfers, falsche Funktionäre, gebrochene Versprechen, interne Grabenkämpfe und, ja, auch Fehlentscheidungen von den Mitgliedern - all das hat den Klub von Fritz Walter dorthin geführt, wo er jetzt steht. Am Abgrund.
Entscheidender Unterschied zu den FCK-Krisen von 2003 und 2008
Nachdem auch die als "wichtigste Zukunftsentscheidung der Vereinsgeschichte" beworbene Ausgliederung vor zwei Jahren nichts gebracht hat, kommt nun also mit zeitlicher Verzögerung doch noch die Insolvenz. Gegenüber den Fast-Pleiten des FCK von 2003 und 2008 bietet sich aus heutiger Sicht aber ein entscheidender Vorteil: Das 2012 in Kraft getretene "Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen" (ESUG). Dieses Gesetz ermöglicht neue Instrumente wie die jetzt vom FCK in Anspruch genommene "Eigenverwaltung" und hat, wie der Name schon sagt, statt der Ausschlachtung des Unternehmens seine Rettung und Sanierung zum Ziel. Dafür gibt es unter anderem finanzielle Unterstützung von der Bundesagentur für Arbeit.
Und ebenfalls wichtig: Wegen der Coronavirus-Pandemie hat der DFB den sonst üblichen Neun-Punkte-Abzug bei Insolvenz ausgesetzt. Für den FCK bietet sich somit eine vielleicht einmalige Chance auf ein Glück im Unglück.
Die Uhr tickt: Gespräche mit Gläubigern und Investoren gehen weiter
Aber es bleibt auch eine Herkulesaufgabe, für die in der Eigenverwaltung weiter das Team um den Beiratsvorsitzenden Markus Merk, den Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Keßler, Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt sowie den neuen Generalbevollmächtigten und Planinsolvenz-Experten Dirk Eichelbaum verantwortlich sein wird. Das erste Ziel des stets optimistischen "Team Merk" bleibt es, Investoren und strategische Partner zu finden, mit denen eine sportlich erfolgreiche Zukunft gestaltet werden kann. Wenn das gelingt, könnte der Insolvenzantrag innerhalb von drei Monaten noch zurückgezogen werden. Heißt also: Ab Montag tickt die Uhr!
Das zweite Ziel ist eine Einigung mit den Gläubigern, denen der FCK über 20 Millionen Euro schuldet. Sie werden höchstwahrscheinlich auf einen großen Teil ihres Geldes verzichten müssen - entweder in beidseitigem Einvernehmen oder dann eben doch später im Rahmen der Insolvenz. Neben Quattrex und Flavio Becca gehören zu diesen Gläubigern auch die Fans, die ihrer großen Liebe noch unter der alten Vereinsführung rund drei Millionen Euro geliehen haben (Betze-Anleihe II & Crowdlending "Kapilendo"). Und spätestens hier bekommt die Sache einen bitteren Beigeschmack. Es bleibt zu hoffen, dass für die Fans juristische Möglichkeiten gefunden werden, etwa die Umwandlung der Anleihe in Anteile.
"Solang's in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!"
Denn die nach wie vor gewaltige Fan-Basis kann und wird auch in dieser schweren Stunde wieder der große Trumpf sein. Das kann man schon aus den ersten Stunden nach der Insolvenz-Verkündung heute Abend herauslesen. "Der FCK ist unzerstörbar", predigt auch Markus Merk seit Monaten und wenn man ihm dabei in die Augen blickt, spürt man den ehrlichen Glauben des gebürtigen Lautrers daran. Merk und sein Team sind angetreten, um die bevorstehende Herkulesaufgabe zu meistern. Sie wollen den FCK nicht nur finanziell, sondern auch sportlich retten. Erst die Sanierung, dann der Aufstieg, muss das Motto lauten. Oder wie es so schön passend im Betze-Lied heißt:
"… wenn am Schluss wir dann doch Sieger sind, dann wird es allen klar:
Solang's in Deutschland Fußball gibt, gibt es auch den FCK!"
#Unzerstörbar
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas
Weitere Links zum Thema:
- Sanierung via Planinsolvenz: FCK stellt Konzept vor (Der Betze brennt)