Neues vom Betzenberg

Sanierung via Planinsolvenz: FCK stellt Konzept vor

Sanierung via Planinsolvenz: FCK stellt Konzept vor


Die Würfel sind (vorerst) gefallen: Der 1. FC Kaiserslautern wird Insolvenz beantragen. Ziel des vorläufigen Verfahrens in Eigenverwaltung (ugs.: "Planinsolvenz") ist die Sanierung des hochverschuldeten Klubs innerhalb der nächsten drei Monate.

Pressekonferenz am Montagnachmittag geplant

Nach übereinstimmenden Informationen von Der Betze brennt, "Kicker" und "SWR" werden die FCK-Verantwortlichen am morgigen Montag den Gang zum Amtsgericht antreten und am Nachmittag ihr detailliertes Konzept auch der Öffentlichkeit präsentieren. Nach der Einreichung des Insolvenzantrags hat der Verein dann drei Monate Zeit für die Erstellung eines Insolvenzplans und weitere strategische Verhandlungen. Dafür bekommen Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und der Generalbevollmächtigte Dirk Eichelbaum vom Gericht einen beratenden Sachwalter zur Seite gestellt. Innerhalb dieser drei Monate kann der FCK den Insolvenzantrag auch jederzeit wieder zurückziehen, wenn eine gemeinsame Lösung zur Sanierung gefunden wurde.

Vorläufiges Verfahren: Antrag kann bis September zurückgezogen werden

Der Hintergrund des jetzt eingeschlagenen Weges: Ein großer Investor im zweistelligen Millionenbereich wurde (bisher) nicht gefunden, der angestrebte Schuldenschnitt mit den Großgläubigern kam (zunächst) nicht zustande. Auf beides hegen die FCK-Verantwortlichen aber weiterhin begründete Hoffnungen. Zuletzt hatten drei der größten Gläubiger, nämlich Quattrex, Lagardère Sports und Flavio Becca, anstatt eines Schuldenschnitts eine Stundung ihrer Forderungen angeboten. Diese Stundung würde dem Klub aber nicht entscheidend helfen, da nach DBB-Informationen trotzdem schon im Juli ein Liquiditätsengpass drohen würde. Das heißt, der FCK könnte dann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen - nicht nur, aber auch wegen der Einnahmeausfälle durch die Coronavirus-Pandemie.

Arbeitsagentur sichert per Insolvenzgeld die Liquidität des FCK

Die gesetzlichen Vorgaben für die jetzt gewählte Vorgehensweise sind in der Insolvenzordnung (InsO) festgelegt. Nach der Antragstellung befindet sich die FCK GmbH & Co. KGaA zunächst in einer vorläufigen Eigenverwaltung, bis das Verfahren offiziell vom Gericht eröffnet oder abgewiesen wird. Dabei bleibt der FCK selbst der Herr im Hause, fällt also nicht wie bei einer Regelinsolvenz in die Hände eines Insolvenzverwalters. Ein weiterer entscheidender Faktor ist das Insolvenzgeld, das von der Bundesagentur für Arbeit ausgeschüttet wird und für die nächsten drei Monate die Gehälter der Angestellten (bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 6.900,- Euro brutto) absichert. Dieses Geld bewahrt die Liquidität des FCK, muss bei erfolgreicher Sanierung aber auch wieder zurückbezahlt werden. Gleiches gilt für Lohnsteuer, Sozialversicherungs­beiträge und Umsatzsteuer, die während des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens nicht gezahlt werden müssen.

Voraussetzung zur Planinsolvenz: Eine positive Fortführungsprognose

Die erst 2012 gesetzlich eingeführte Variante der Planinsolvenz bzw. Eigenverwaltung ist möglich, wenn ein Unternehmen trotz hoher Schulden oder mangelnder Liquidität mittelfristig über positive Zukunftsaussichten verfügt - das ist bei den Roten Teufeln der Fall. "Nur wenn das Gericht die Pläne zur Fortführung des Unternehmens für glaubwürdig und nachvollziehbar hält, wird es einer Eigenverwaltung zustimmen", erklärte dazu im "Finance Magazin" kürzlich Robert Buchalik, Geschäftsführender Gesellschafter von Buchalik Brömmekamp - jener Kanzlei, in der auch der jetzige FCK-Generalbevollmächtigte und Planinsolvenz-Experte Dirk Eichelbaum tätig war. In dem Artikel "Sechs Antworten zur Insolvenz in Eigenverwaltung" sind viele weitere Details und Hintergründe zu diesem juristischen Fachthema erklärt:

» Finance Magazin vom 24.04.2020: Sechs Antworten zur Insolvenz in Eigenverwaltung

20 Millionen Euro Schulden bei Quattrex, Lagardère, Becca und den Fans

Der FCK hat über 20 Millionen Euro Schulden, die zwar nicht automatisch zum Bankrott führen - man vergleiche die Schuldenberge diverser Bundesligisten -, aber dem in der 3. Liga nicht dauerhaft überlebensfähigen Klub die Luft zum Atmen nehmen. Auch auf potentielle Investoren wirkt dieser Schuldenberg abschreckend. Größte Gläubiger sind die bereits genannten Quattrex-Sports AG (knapp 10 Millionen Euro), Lagardère Sports (rund 2 Millionen Euro) und Flavio Becca (2,6 Millionen Euro) sowie nachrangig die eigenen Fans, bei denen der Verein sich vor einem Jahr rund 3 Millionen Euro geliehen hat (aufgeteilt in die Betze-Anleihe II, die über den FCK e.V. an die FCK KGaA weitergeliehen wurde, und das Crowdlending "Kapilendo"). Hinzu kommt nach dem gestellten Antrag dann auch die Arbeitsagentur für die übernommenen Lohnkosten.

Sportlich wichtig für den FCK: Es gibt keinen Punktabzug vom DFB

Neben der drohenden fehlenden Liquidität gibt es auch einen sportlichen Aspekt, weshalb der FCK ausgerechnet jetzt diesen Schritt geht: Denn normalerweise sehen die DFB-Statuten den Abzug von neun Punkten vor, wenn ein Verein die Insolvenz anmeldet. Diese Regelung hat der Verband aber wegen der Coronavirus-Pandemie momentan ausgesetzt. Bei Beantragung bis zum 30. Juni 2020 gibt es gar keinen Punktabzug, danach vorläufig nur drei Punkte.

Drei Monate Zeit: Ergebnisdruck für Gläubiger und Verein

Die vorläufige Planinsolvenz ist somit also nicht das Ende, sondern die Fortsetzung der bereits eingeleiteten Schritte zur Sanierung des 1. FC Kaiserslautern: Es wird weiter über einen Schuldenschnitt verhandelt und nach Investoren gesucht. Alle bestehenden Gläubiger werden in fünf Gruppen eingeteilt und einen Ausschuss bilden, der über den Insolvenzplan des Vereins und einen möglichen Schuldenverzicht abstimmen wird.

Der Idealfall im September wäre: Weniger Schulden, mehr Eigenkapital

Entscheidend ist die jetzt geltende Frist von drei Monaten, mit der die FCK-Verantwortlichen die Gläubiger, aber auch sich selbst unter Druck setzen: Bis Anfang, Mitte September muss eine große Lösung gefunden werden. Die Gläubiger werden einen Teil ihrer Gelder abschreiben müssen, der FCK parallel dazu weiter Gespräche mit potentiellen Investoren führen. Im Idealfall stehen die Roten Teufel dann im Herbst mit weniger Schulden und mehr Eigenkapital da. Dafür wird viel Verhandlungsgeschick und hohes Fachwissen seitens der FCK-Verantwortlichen nötig sein. Es stehen also auch neben dem Platz mal wieder spannende Wochen auf dem Betzenberg bevor.

Der Betze brennt wird am Montag wie gewohnt ausführlich über alle weiteren Entwicklungen und die geplante Pressekonferenz im Fritz-Walter-Stadion berichten.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Fragen und Antworten zur möglichen Planinsolvenz (Der Betze brennt, 04.04.2020)
- Dirk Eichelbaum ist neuer Generalbevollmächtigter (Der Betze brennt, 05.06.2020)
- Sanierung: Harte Verhandlungsrunde auf dem Betze (Der Betze brennt, 09.06.2020)

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