Schuldenschnitt oder Planinsolvenz? Das Pokerspiel um die finanzielle Zukunft des 1. FC Kaiserslautern geht in die entscheidende Phase. Heute fand auf dem Betzenberg eine wichtige Verhandlungsrunde statt, bei der die ersten Karten auf den Tisch gelegt wurden.
Nach Informationen von Der Betze brennt ist ein Treffen mit den Gläubigern am heutigen Dienstag zwar ohne Ergebnis, aber mit neuen Eckpositionen zu Ende gegangen. Mit den FCK-Verantwortlichen um Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und den Generalbevollmächtigten Dirk Eichelbaum saßen am Tisch: Die Vertreter der Quattrex-Sports AG, welcher der FCK knapp 10 Millionen Euro schuldet, des Luxemburger Unternehmers Flavio Becca (2,6 Millionen Euro) und von Vermarkter Lagardère Sports (rund 2 Millionen Euro). Verhandelt wurde und wird über die Sanierung des pfälzischen Traditionsvereins (siehe u.a. DBB-Meldung von Freitag).
Die drei Gläubiger hatten das Gespräch am Sonntag vorgeschlagen, nachdem sie wegen der drohenden (Plan-)Insolvenz des FCK offenbar doch kalte Füße bekommen hatten. Am Montag tagte der Aufsichtsrat der FCK-Kapitalgesellschaft in Vorbereitung dazu.
Gläubiger bieten Stundung an, aber der FCK sagt: "Das reicht nicht"
Bei dem heutigen Treffen ging es nach DBB-Informationen teilweise verbal hart, aber vor allem auch faktenorientiert zur Sache: Quattrex, Becca und Lagardère haben dem FCK ein schriftliches Angebot zur Stundung der Schulden um ein weiteres Jahr unterbreitet. Darüber hat am Abend auch die "Bild" berichtet, von der die Antwort der FCK-Verantwortlichen wie folgt zitiert wird: "Das reicht nicht."
Aus Vereinssicht ist dies logisch nachvollziehbar, denn wenn die Schulden bloß um ein Jahr verschoben würden, dann würden dem FCK viel drastischere Konsequenzen drohen: Bei einer Insolvenz im nächsten Jahr würden dem Verein laut DFB-Regularien sportlich existenzbedrohende neun Punkte abgezogen. Aktuell hingegen ist diese Bestrafung wegen der Corona-Krise bis zum 30. Juni 2020 ausgesetzt.
Das Gegenangebot des FCK lautet: Schuldenschnitt zu 90 Prozent
Die FCK-Verantwortlichen unterbreiteten den Gläubigern heute stattdessen folgendes Angebot: Ein Schuldenschnitt mit einer Quote von 90 Prozent, das heißt der FCK müsste nur noch 10 Prozent der offenen Schulden zurückbezahlen. Bei einer Insolvenz würde Quattrex, Becca und Lagardère ein noch höherer, nahezu kompletter Verlust ihrer Gelder drohen. Dieses Angebot wiederum lehnten die drei großen Gläubiger zunächst ab - sie wollen mehr als nur 10 Prozent bekommen.
Dabei sind Quattrex, Becca und Lagardère nicht als homogene Gruppe zu sehen, sondern als drei einzelne Gläubiger mit teils unterschiedlichen Interessen. Für Lagardère Sports wird beispielsweise eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem FCK weiterhin interessant sein, schließlich lässt sich mit der Sportvermarktung weiter viel Geld verdienen. Quattrex hingegen hatte vor einem Jahr sein Engagement nach Versprechungen der alten FCK-Führung nochmals aufgestockt und hadert nun mit dieser teuren Fehlentscheidung.
Es wird weiter gepokert - und der FCK hat ein gutes Blatt auf der Hand
Wie geht es nun weiter? In den kommenden Tagen wird weiter gearbeitet, weiter verhandelt, weiter gepokert. Der FCK hat ein gutes Blatt auf der Hand, auch wenn die letzten Karten noch nicht auf den Tisch gelegt sind. Nach jetzigem Stand könnte bis Anfang nächster Woche eine Entscheidung fallen, sofern keine neuen Verzögerungen auftreten. Wenn der Schuldenschnitt gelingt, dann werden eventuell auch bisher noch zurückhaltende Investoren ihr Interesse am - dann schuldenfreien - FCK verstärken.
Klar ist jedenfalls: Wegen des Stichtags am 30. Juni 2020 bleibt nicht mehr viel Zeit zum zocken. Wenn die Gläubiger nicht auf den Verein zugehen, wird der FCK mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung einleiten. Innerhalb von drei Monaten müsste dann ein Insolvenzplan erstellt und beim Amtsgericht vorgelegt werden.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: FCK und Gläubiger verhandeln über Sanierung