SL7:4 hat geschrieben:WM-Stadien für 2006 "Für Spiele auf dem ´Betze´ wäre ich dem Lieben Gott dankbar"
Mit einer an Prominenz kaum zu überbietenden Delegation hat sich Kaiserslautern als erste Stadt offiziell für die WM 2006 beworben.
05.12.2001, von Frank Hellmann, Frankfurt
© dpa Fritz Walter am Modell „seiner” Spielstätte
Die ganze Zeit saß Fritz Walter ruhig auf einem der drei Stühle in dem überfüllten wie stickigen Raum. Neben ihm Bruder Ottmar und Horst Eckel, Mitglieder aus der Weltmeistermannschaft von 1954. Auch 2001 stehen sie ihm zur Seite.
40 Minuten dauert die Präsentation schon, mit der sich Kaiserslautern als Spielort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 bewirbt. Fritz Walter, der vom Volk verehrte Ehrenspielführer, taugt fast eine Halbzeit lang nur als Randfigur. Der Ministerpräsident aus Rheinland-Pfalz hat über die Region referiert, der Bürgermeister Kaiserslauterns die Bereitschaft der Stadt gelobt, der Vorstandsvorsitzende den Willen des Vereins unterstrichen.
Doch keiner vermag dann so zu überzeugen wie der 81-jährige Fritz Walter, als ihm Wolfgang Niersbach das Wort erteilt. "Spiele ´uff de Betze´", sagt er, "das wäre die absolute Krönung. Ich bin gesundheitlich nicht mehr so gut drauf, aber wenn ich das noch in fünf Jahren erleben darf, wäre ich dem Lieben Gott dankbar." Beifall ertönt.
© dpa Fritz Walter redet, Kurt Beck klatscht
15. Dezember 2001 ist Bewerbungsschluss
Ein bisschen Pathos tut einer solchen Präsentation gut. Denn im sechsten Stock des Frankfurter Airport Center werden in den nächsten Tagen viele hehre Worte gesprochen. In einem Raum, in dem noch Bilder mit Boris Becker, Günter Netzer und Claudia Schiffer hängen. Das waren die Zeiten der erfolgreichen WM-Bewerbung Deutschlands, jetzt ist die Zeit schon reif, die Spielorte auszuwählen.
Am 15. Dezember ist Bewerbungsschluss, am Mittwochmittag machte die Delegation aus Kaiserslautern den Anfang, sich mit der Abgabe eines 141 Seiten starken Pflichtenheftes offiziell als Spielstätte zu bewerben. 16 Städte wollen, nur zwölf werden es.
Bekanntgabe am 22. oder 23. April 2002
Die OK-Vizepräsidenten Horst R. Schmidt ("Mit der Abgabe der Unterlagen hat eine neue Phase begonnen") und Wolfgang Niersbach ("Noch ist keine Entscheidung gefallen") empfangen nach und nach bis zum Freitag, 14. Dezember, alle Bewerberstädte - und alle machen sich Hoffnungen. "Kopfzerbrechen bereitet mir schon jetzt, wie wir denen es mitteilen, die nicht dabei sind", gesteht wenigstens Horst R. Schmidt. Es wird der 22. oder 23. April sein, an dem die Entscheidung in Frankfurt bekannt gegeben wird.
Einige Tendenzen sind klar - Berlin und Leipzig im Osten, Dortmund im Westen, Hamburg im Norden und Stuttgart und München im Süden und Hamburg im Norden - scheinen gesetzt. Kaiserslautern gehört zu denen, die ein bisschen bangen müssen und ganz im Gegensatz zu den ihnen folgenden Berlinern vehement für sich werben.
Stadion als Erlebniswelt
Kaiserslautern macht sich deshalb auch personell bei der schlichten Übergabe der Bewerbungsunterlagen ausgesprochen stark. Das beginnt bei Kurt Beck. Der fußballbegeisterte Ministerpräsident finanziert nicht nur mit 42 Millionen Mark Landeszuschuss das Gros des fast 95 Millionen Mark teuren Umbaus, sondern er verspricht auch wortreich, "dass Rheinland-Pfalz die Fußball-Welt mit offenen Armen empfängt."
Ähnliches ist von Jürgen Friedrichs zu vernehmen. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins, der mit 37 Millionen Mark einen nicht unerheblichen Anteil des Ausbaus stemmt, kündigt eine "Erlebniswelt" an. Die Bewerbung sei "qualitativ hochstehend", auch weil Vip-Logen, ein TV-Glasturm und ein neues Medienzentrum entstehen.
Was die Medien am Übergabetag der Bewerbung verwundert: Selbst Youri Djorkaeff, in Ungnade gefallener Franzose in Diensten des 1. FCK, taugt an diesem Tag als Kultfigur aus Kaiserslautern.
Sogar Youri Djorkaeff ist wieder wichtig
Der Weltmeister versteht zwar kein Wort Deutsch, lächelt aber höflich und darf den neuen WM-Spielball auf die Heimreise nehmen. Eckel, Brehme, Djorkaeff und eben die Walter-Brüder repräsentieren kollektiv drei Weltmeister-Generationen aus Kaiserslautern.
Was an Fakten für den Pfälzer Standort spricht: Nach der Erweiterung der Kopftribünen - die Ostseite wird bereits im Februar 2002 um 9000 Plätze vergrößert - hat der "Betze" spätestens 2005 ein Fassungsvermögen für 59.000 Zuschauern in der Bundesliga beziehungsweise 48.500 als reine Sitzplatz-Arena für die WM. "Ein kleines Guiseppe-Mezza-Stadion", sagt Kaiserslauterns Trainer Andreas Brehme, der jedes Stadion mit Laufbahn "als Katastrophe" empfindet. Sein Plädoyer: "Wir brauchen reine Fußball-Stadien."
Am Ende entscheiden die Inhalte
Solche wie das Fritz-Walter-Stadion, dessen Silhouette schon auf der Anfahrt zur Stadt den Weg weist. In der Region, die im Umkreis von 100 Kilometern auch Fans in Frankreich, Belgien und Luxemburg und überdies fast 40.000 amerikanische Soldaten anspricht, ist Fußball ein Stück Lebensqualität. Bürgermeister Bernhard Deubig: "Kaiserslautern ohne Fußball ist eine Unmöglichkeit."
"Am Ende entscheiden die Inhalte des Pflichtenheftes", sagt der für die Stadion-Entscheidung federführende Funktionär Horst R. Schmidt. Aber die Worte Fritz Walters wird auch er nicht vergessen.
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Original-Beitrag der FAZ vom 05.12.2001!
Dafür zahlen wir heute! Weder der Verein noch die Fans haben einen Nutzen von der damaligen Entscheidung pro WM-Stadion Kaiserslautern!
Keinerlei Vorwürfe gegen Horst Eckel oder die Walter-Brüder, aber die anderen Verantwortlichen hätten sich über die Folgen einer solchen Entscheidung (=Bewerbung als WM-Stadion) bewusst sein müssen, bzw. betriebswirtschaftlichen Rat einholen müssen!
ich seh das ein klein wenig wie @ schwabendevil,
waren wir nicht Alle begeistert davon das der FCK die WM und ein größeres Stadion bekommt.
War die WM nicht klasse ?
Bietet unser Stadion keinen bei weitem besseren Komfort?
sieht das Stadion nicht richtig geil aus?
Stadion miete hin oder her.
Seit Jahren wird im sportlichen sowie im Geschäftlichen Bereich rum gewurschtelt. Es gelingt nicht größere Sponsoren zu generieren und im sportlichen haben wir
ZITAT : seit langem ein Defizit an Durchblick.
Hier liegt der Hund begraben und nicht im jetzt teuren Stadion. In der 1.Liga hatten wir fast 30.000 DK wen ich das noch richtig weiß.
Die sportliche Talfahrt ist das Problem , verantwortet durch Leute ohne Kompetenz und Konzept.
Der 4 Jahresplan von Kuntz aufgrund mehrmaligem zu späten Handelns gescheitert.
Wir haben seit Jahren keine Leute mit Sachverstand , das betrifft vor allem den sportlichen Leiter.Ohne Herrn Stöver persönlich angreifen zu wollen, auf dieser Position bräuchten wir einen Klasse Mann mit einem guten Konzept , Weitblick, guten Verbindungen der genau weiß was er tut und keinen gut gemeinten Provinz Manager der probiert irgendwie eine schlagkräftige Truppe zusammen zu stellen, bei der es dann aber hinten und vorne nicht passt.
Wie gesagt mache Herrn Stöver keinen Vorwurf , er gibt sicherlich sein Bestes.