Hinweis vorab:
Die bisherige Forums-Diskussion des Tages zu diesem Thema ist hier zu finden:
http://www.der-betze-brennt.de/forum/vi ... 15&t=15641
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Im Blickpunkt: DFL-Versammlung am 12.12.2012
Sicherheitskonzept: FCK stimmt zu und begründet es
Ein Thema beherrscht die Sportmedien am heutigen Mittwoch: Die 36 Klubs der Deutschen Fußball-Liga (DFL) haben das neue Sicherheitskonzept in vollem Umfang abgesegnet. „Der Betze brennt“ hat die ersten Reaktionen zum Thema zusammengefasst und sich im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern umgehört.
Die 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga haben am heutigen Mittwoch dem im Vorfeld hitzig diskutierten DFL-Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ zugestimmt. Alle 16 Anträge, die der Ligavorstand eingebracht hatte, wurden angenommen. Abgelehnt wurde dagegen gleich zu Beginn der Versammlung mit 5:31 Stimmen der vom FC St. Pauli eingebrachte Vorschlag auf eine Vertagung der Entscheidungen, um zunächst im Dialog mit den Fans ein wirklich tragfähiges und akzeptiertes Konzept zu erarbeiten. Kritiker beklagen, dass das heute beschlossene Konzept nur der Beruhigung der Politik dient und kaum wirkliche Neuerungen oder gar Problemlösungen enthält.
Fast alle Anträge wurden mit eindeutiger Mehrheit von über 30 der 36 Klubverantwortlichen angenommen. In einzelnen Punkten gab es dabei noch kleinere Änderungen und Ergänzungen. Komplett abgelehnt wurde das Konzept nur von Union Berlin und dem FC St. Pauli.
Ausführliche Zusammenfassungen von der Pressekonferenz der DFL sowie erste Reaktionen auf die Beschlüsse sind u.a. bei „Spiegel Online“ und „Kicker Online“ zu finden:
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Spiegel: Profivereine stimmen neuem Sicherheitskonzept zu
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Spiegel: Kommentar: Das Schein-Papier
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Spiegel: Fans drohen mit weiteren Protesten
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Spiegel: Stimmen zum Beschluss
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Kicker: DFL-Sicherheitskonzept in allen Punkten verabschiedet
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Kicker: Die 16 Anträge im Überblick
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Kicker: Reaktionen: "Der Boykott eines kompletten Spieltags ist eine Option"
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Zeit Online: Die Fans sind keine unkritische Masse mehr
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DFL: Profi-Clubs beschließen Sicherheitsmaßnahmen mit großer Geschlossenheit
In Frankfurt hatten sich am Mittag über 600 Fußballfans aus allen Teilen Deutschlands eingefunden, darunter auch gut 70 Anhänger aus Kaiserslautern. Die Fans protestierten mit ihrer Anwesenheit vor dem Congress Hotel, in dem die DFL-Versammlung stattfand, gegen Maßnahmen wie Nacktkontrollen und Kollektivstrafen und für den Dialog als Mittel zur Problemlösung. Unter Anwesenheit der Polizei verlief die spontane Aktion in Frankfurt friedlich und ohne größere Zwischenfälle.
Vom 1. FC Kaiserslautern war zum jetzigen Zeitpunkt noch keine ausführliche Stellungnahme zur DFL-Versammlung und dem verabschiedeten Sicherheitskonzept zu bekommen. FCK-Pressesprecher Christian Gruber verwies auf eine in Arbeit befindliche Mitteilung, in der sowohl inhaltlich auf die diskutierten Themen als auch numerisch auf das Abstimmungsverhalten der Vorstandsmitglieder Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt eingegangen wird. Diese Mitteilung soll noch heute Abend veröffentlicht werden.
Update, 21:00 Uhr: Mittlerweile ist die angekündigte Stellungnahme online und enthält die angekündigten Punkte:
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1. FC Kaiserslautern: Der „Betze“ war immer sicher und wird es auch bleiben!
Den in Frankfurt anwesenden FCK-Fans gaben die beiden Vorstände am Mittag schon vorab Auskunft. Demnach haben Kuntz und Grünewalt allen 16 Anträgen des DFL-Konzepts zugestimmt. Fanbeirat Sebastian Münzenmaier war in Frankfurt mit dabei und berichtet: „Stefan Kuntz sagte, dass von den 16 abgestimmten Punkten 13, 14 Stück sowieso schon in den Stadionordnungen enthalten sind. Deshalb habe es bei der Versammlung eigentlich gar nicht mehr so viel zu entscheiden oder diskutieren gegeben.“ Auch die von St. Pauli beantragte Verschiebung der Abstimmungen habe der FCK deshalb gemeinsam mit 30 anderen Vereinen abgelehnt.
„Weiterhin stellte Stefan Kuntz in Aussicht, dass es bei FCK keine Veränderungen am bisherigen System geben werde: Der Dialog mit den Fans, der in Lautern schon lange durchgeführt werde, sei nun auch innerhalb der DFL verankert“, gibt FCK-Fan Münzenmaier weitere Aussagen vom Nachmittag wieder. „Auch am Gästekontingent in Höhe von knapp 5.000 Karten für Spiele auf dem Betzenberg werde sich nichts ändern. Ob eine Partie als Risikospiel eingestuft werde, sei weiterhin Sache der Polizei.“ Keine konkrete Aussage war Kuntz indes zu den Problemen zu entlocken, die auch die FCK-Fans bei künftigen Auswärtsspielen erwarten könnten - etwa verringerte Ticketkontingente oder menschenunwürdige Eingangskontrollen.
Die beschlossene Beschränkung der Auswärtskarten sieht auch Sebastian Scheffler von der FCK-Fanvertretung besonders kritisch: „Der hierzu abgestimmte Antrag wurde zwar kurz vorher noch verändert, entgegen des von Reinhard Rauball erweckten Eindrucks erhält der Gastverein aber kein Mitsprache-, sondern nur ein Anhörungsrecht. Die Heimvereine können also weiterhin in Absprache mit der Polizei das Gästekontingent von zehn Prozent verringern oder sogar komplett streichen - damit ist der Willkür Tür und Tor geöffnet.“
Den DFL-Präsident nimmt sich FCK-Fanvertreter Scheffler noch weiter vor und fragt mit Blick auf Rauballs Aussage, dass man sich an diesem Tag nicht gegen die Fans entschieden habe, sondern für den Fußball der Zukunft: „Was stellt er sich darunter vor? Fußballspiele mit Operettenpublikum, wie es sich schon Sepp Blatter gewünscht hat!?“
Es hat den Anschein, als ob die Debatte um die Stadionsicherheit mit den DFL-Beschlüssen vom 12. Dezember 2012 noch nicht zu Ende ist. Von den Vertretern überregionaler Fan-Bündnisse wie „Unsere Kurve“ oder „Pro Fans“ wurde jedenfalls schon eine Fortsetzung der Proteste in Aussicht gestellt: Dass viele Kurven auch zum Jahresabschluss am kommenden Wochenende noch einmal schweigen werden, gilt bereits wenige Stunden nach der DFL-Versammlung als so gut wie sicher. Auch in Kaiserslautern lassen die Fans zur Stunde die Köpfe rauchen, wie sie mit den heute beschlossenen Maßnahmen umgehen und wie der weitere Protest dagegen aussehen kann.
In den Medien und von den Fans sind in den nächsten Tagen noch weitere, tiefer gehende Stellungnahmen und Analysen zu erwarten. Auch die Veröffentlichung des genauen Wortlauts der beschlossenen Maßnahmen durch die DFL steht noch aus. Und am Wochenende werden dann ein letztes Mal für dieses Jahr die deutschen Fankurven sprechen oder auch schweigen.
Sollte es weitere Informationen zum neuen Sicherheitskonzept und zu möglichen Fan-Protesten geben, besonders in Hinblick auf die Situation in Kaiserslautern, informieren wir wie gewohnt zeitnah auf „Der Betze brennt“ darüber.
Quelle: Der Betze brennt
Der ‚Betze‘ war immer sicher und wird es auch bleiben!
Bei der Mitgliederversammlung der 36 Bundesliga- und Zweiligavereine wurde am Mittwoch, 12. Dezember 2012, über ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Thema "Sicheres Stadionerlebnis" entschieden. Auch beim FCK wurde über das Diskussionspapier in den vergangenen Wochen eingehend diskutiert und zahlreiche Anmerkungen der Fangremien und Beteiligten fanden Berücksichtigung beim nun mehrheitlich verabschiedeten Paket. "Bei uns im Fritz-Walter-Stadion ändert sich nichts – es war und bleibt sicher auf dem Betze", so der FCK-Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz.
"Ein für uns essentieller Punkt ist die Verpflichtung aller Vereine, mit ihren Fans in den Dialog zu gehen. Es ist individuell wichtig, auf die Fans zuzugehen", führt Stefan Kuntz fort. "Bei der Gesamtdiskussion wird vielfach übersehen, dass das gesamte Maßnahmenpaket in dieser Form schon vorher durch die Stadionordnungen oder geltendes Recht gedeckt war. An wichtigen Stellen wurden die mit den Fanvertretern entwickelten Änderungen eingearbeitet, so dass wir heute guten Gewissens dem Maßnahmenpaket in seiner Gesamtheit zugestimmt haben. Irritierend ist für mich aber, dass es Vereine gibt, die das komplette Maßnahmenpaket ablehnen, aber in ihren Stadien zum Beispiel Ganzkörperkontrollen zur Anwendung bringen!"
Alle 16 vom Vorstand des Ligaverbandes vorgeschlagenen Anträge inklusive einiger Modifikationen wurden mit jeweils deutlichen Mehrheiten angenommen. Ziel des Paketes ist es, die derzeit existierenden Sicherheitsmaßnahmen weiter zu optimieren, gleichermaßen aber auch bei Verstößen gegen geltendes Recht rein täterorientiert vorzugehen und die von einigen Seiten vorschnell skizzierten Kollektiv-Strafen zu vermeiden.
Auch Liga-Präsident Dr. Reinhard Rauball äußerte sich zum Ergebnis der Abstimmung: "Egal, ob Sitzplatz oder Stehplatz, schweigend oder nicht schweigend, Teilnehmer einer Fan-Demonstration oder Besucher des Familienblocks: Wir können allen Fans versichern, dass die heutigen Beschlüsse die Fußball-Kultur in Deutschland nicht gefährden. Im Gegenteil: Diese Beschlüsse werden dabei helfen, die Fußball-Kultur zu schützen. Die angedrohten Eingriffe, die bis zur Abschaffung der Stehplätze reichten, sind damit vom Tisch.
Klar ist aber auch, dass wir in unseren Bemühungen nicht nachlassen dürfen. Die beschlossenen Maßnahmen müssen nun unter Einbindung aller Beteiligten inklusive der Vertreter von Fan-Organisationen umgesetzt werden. Liga und Clubs werden weiter auf Dialog und Prävention setzen. Hier ist die Liga auch bereit, zusätzliche Mittel zu investieren - unter der Voraussetzung, dass sich der Staat nicht aus der Finanzierung von Fan-Projekten zurückzieht."
Die von Fanseite besonders kritisch gesehenen Anträge 8, 11 und 14 wurden teilweise auf Initiative des Liga-Vorstands konkretisiert und abgeändert. So wurde im §22 bzgl. der Einlasskontrollen unter anderen hinzugefügt, dass es sich um verhältnismäßige und sorgfältige Kontrollen handeln muss. Antrag 11 beschäftigte sich mit der Einstufung eines Risikospiels und den daraus resultierenden Konsequenzen z.B. für die Begrenzung des Ticketverkaufs für den Gastverein und die Durchführung verstärkter Personenkontrollen. Die vielfach kritisierte Notwendigkeit, dass der Heimverein Risikospiele festzulegen habe, war schon vorher so gegeben und ergibt sich zwingend aus den Haftungsvorgaben, da jeder Heimverein für die Sicherheit in seinem Stadion verantwortlich ist.
Antrag 14 wurde ebenfalls mit einer über 90%igen Mehrheit angenommen und behandelt die Eintrittskarten für Gastmannschaften. Gemäß §3 Punkt 4 stehen dem Gastverein grundsätzlich 10% der Stadionkapazität an Tickets zu. Eingeschränkt kann dies durch eine rechtskräftige Entscheidung eines DFB-Rechtsorgans werden oder wenn eine besondere Gefahrenlage im Einvernehmen mit den Sicherheitsinstitutionen und nach Anhörung des Gastvereins im Einklang mit §32 DFB-SicherheitsRL gegeben ist. Es handelt sich hierbei um das allerletzte Mittel, eine Maßnahme also, die nur in absoluten Ausnahmefällen angewandt werden kann.
Zu den außerdem beschlossen Maßnahmen gehören unter anderem die Qualifizierung und Zertifizierung von Ordnungsdiensten, ein verbesserter Austausch von Heim- und Gastverein sowie die verstärkte Einbeziehung der Fanbeauftragten. Für den Einsatz von Pyro-Technik gibt es auch weiterhin keinen Spielraum. Darüber hinaus kann nun bei infrastrukturellen Defiziten je nach den lokalen Gegebenheiten nachgebessert werden. Ab der Saison 2013/2014 sollen die statuarischen Änderungen greifen. Nach drei Jahren werden die nunmehr beschlossenen Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit überprüft.
"Uns ist von vielen Seiten bestätigt worden, dass der intensive und zielführende Dialog, den wir beim 1. FC Kaiserslautern mit unseren Fans pflegen, vorbildlich ist und einige Probleme anderer Vereine bei uns daher erst gar nicht eskaliert sind. Genauso wollen wir es auch in Zukunft halten und werden weiterhin für die Bedürfnisse unserer Fans ein offenes Ohr haben und versuchen, diese soweit möglich nachdrücklich zu vertreten. Ich bin weiterhin der Überzeugung, dass in allererster Linie konkrete individuelle Lösungen vor Ort entwickelt werden müssen. Und hier sehe ich das verabschiedete Paket als einen ersten wichtigen Schritt und hierzu ist eine vernünftige Kommunikation mit den Beteiligten unerlässlich", erläutert Stefan Kuntz. Dies stützt auch Christian Seifert, der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung: "Dies ist nicht das Ende dieses Prozesses, sondern es ist der Beginn."
Quelle: 1. FC Kaiserslautern