Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon Betzegeist » 26.08.2024, 12:10


Einer Mannschaft, die jahrelang nur reagiert und hauptsächlich auf Umschaltmomente gesetzt hat, das aktive Fußballspielen beizubringen, das geht leider nicht so schnell wie man sich das gerne wünscht. Da wird realistischerweise noch einige Zeit ins Land gehen bis das wirklich erkennbar ist.

Das Gute ist, dass wir punktemäßig gut gestartet sind und dementsprechend nicht den ganz großen Druck in den nächsten Wochen haben und so in Ruhe weiterarbeiten können.

Anfang hat sicherlich auch noch Zeit benötigt um seine Spieler besser einschätzen zu können. Nicht umsonst ist Tachie mittlerweile außen vor, er passt genauso wenig ins System wie z.B. Aremu.

Ich würde mal prognostizieren, dass Zimmer nun ein ähnliches Schicksal ereilt, wenn Toure wieder spielberechtigt ist.



Beitragvon Pfälzerjungs » 26.08.2024, 12:57


Oh man dieser Abiama.... Also richtig in fahrt kommt der Junge einfach nicht. Man hat das Gefühl er steht sich selbst om weg rum.
Und Zimmer hatte auch schon wieder mal bessere Tage! Ich sehe da andere zwei Spieler auf diesen Positionen. Da kam in Halbzeit eins genau 0. Ausser mehrere Fehler.
Einmal Lautrer immer Lautrer!



Beitragvon Kohlmeyer » 01.09.2024, 12:15


Ein wilder Ritt auf dem Betzenberg. Wir versuchen ein bisschen Ordnung reinzubringen:

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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-Hertha
Die DBB-Analyse: Hertha war irrer, Lautern verwirrter


Ja, es war ein Spektakel. Und doch stand am Ende dieses wilden 3:4 des 1. FC Kaiserslautern gegen Hertha BSC nur die Antwort auf die Frage: Wer hat gegen eine nicht sattelfeste Abwehr die meiste Verwirrung gestiftet?

Und das war, es muss neidlos anerkannt werden, der Gast aus Berlin. Obwohl er zum Teil ähnliche Mittel anwandte wie die Lautrer. Auch die Mannschaft von Chrisian Fiél setzte auf ein asymmetrisch gestaltetes Flügelspiel.

Beim FCK übernahm diesmal Philipp Klement die Rolle des nominellen Rechtsaußen, der bei eigenem Aufbauspiel in die Mitte rückte und Almamy Touré die rechte Seite überließ, während sein Gegenüber Aaron Opoku einen klassischen Linksaußen gab. Ähnlich hatte sich der FCK schon beim Pokal in Ingolstadt formiert. Bei Hertha war’s Michaël Cuisance, von Haus aus ebenso wenig Außenbahnspieler wie Klement, der bei Ballbesitz den rechten Flügel für den marschierenden Jonjoe Kenny freimachte, während links Derry Scherhant mehr Stürmer als Mittelfeldspieler war.

Die Bilanz der Genannten beim Abpfiff: Klement und Cuisance hatten getroffen, Opoku und Scherhant ebenso. Aber Kenny hatte zwei Treffer vorbereitet. Während Touré blass geblieben war.

Na ja, ums Haar hätte der Malier dem eingewechselten Ragnar Ache einen Kopfballtreffer aufgelegt. Und das beim Stand von 3:3, als auch der ebenfalls frisch ins Spiel gekommene Kenny Redondo sowie abermals Opoku Chancen hatten, den FCK erneut in Front zu schießen. Dann aber traf Cuisance.

Viel riskiert - und verloren? Nicht so ganz

Ja, es war ein irres Spiel, das gut und gerne auch andersrum hätte ausgehen können. Gerade in der genannten Phase, ab der 69. Minute, nach Boris Tomiaks Ausgleichstreffer bis zum Berliner Siegtreffer. In dieser hatte FCK-Coach Markus Anfang dreimal gewechselt, um sein Team in ein 3-4-1-2 umzuformieren. Die Stürmer Ragnar Ache und Jannik Mause kamen, um eine Doppelspitze zu bilden, Jan Elvedi, um neben Jannis Heuer und Tomiak eine feste Dreier-Abwehrkette zu komplettieren. "Ich hätte auch defensiver wechseln können", erklärte der Trainer hinterher. Aber er habe auf Sieg spielen wollen.

Also ist diese Niederlage damit erklärt, dass die Roten Teufel zu viel riskierten und am Ende ohne Frage unglücklich verloren? Nicht so ganz. Denn vor diesen höllischen zehn Minuten gab es Phasen, in der sie einiges hätten besser machen können. Und in denen sich zeigte, dass es in der anstehenden Länderspielpause viel aufzuarbeiten gibt. Vor allem in punkto Abwehrverhalten.

Stark gestartet, aber auch stark nachgelassen

Nichts gegen die Anfangsphase. Die Betze-Buben legten los, als wollten sie den 48.608 Zuschauern im proppenvollen Fritz-Walter-Stadion eine Samstagabend-Gala vom Allerfeinsten bescherten. Nach sieben Minuten kommt Klement nach einem klugen Pass von Opoku in den Rückraum aus sieben Metern zum Abschluss, verzieht aber. Nach acht Minuten köpft Daniel Hanslik einen Eckball von Erik Wekesser an die Latte.

Danach freut sich alles, was rot ist, auf den Führungstreffer der Hausherren, der ja wohl nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Den aber erzielen, nach einer knappen halben Stunde, dann doch die Gäste.

Markus Anfang ärgerte sich hinterher über "den einfachen Ball hinter die Kette", den sich Kenny erläuft und mustergültig auf den freistehenden Luca Schuler in der Mitte flankt. Zurecht, aber schon ein paar Minuten zuvor hatte eine Hertha-Aktion gezeigt, wie sehr die Lautrer Aggressivität nach den starken Anfangsminuten nachgelassen hatte. Vor einem Scherhant-Kopfball, der knapp am Tor vorbeistrich, rollierte das Leder über eine Minute lang durch die Reihen der Blau-Weißen, ohne dass ein Roter mal dazwischen ging.

Auch Lautern profitierte von Abwehrböcken

Und so sehr sich der FCK-Trainer darüber ärgerte, dass seine Jungs bei drei Toren "einfach nicht den Mann verteidigt" hätten - sein Team benötigte ebenfalls heftige Abwehrböcke des Gegners, um zu Treffern zu kommen. Beim 1:1 schiebt Klement nach einer zu kurz verteidigten Ecke das Leder aus halbrechter Postion nicht fest, aber so exakt durch einen Wald aus Abwehrbeinen über die Torlinie, als ließe er es an einer Schnur entlanglaufen. Und vor dem 2:1 schnappt sich Hanslik einen erbärmlichen Passversuch von Innenverteidiger Linus Gechter auf Sechser Diego Demme. Hanslik passt auf Opoku der vollstreckt.

Und auch wenn der Trainer und viele andere hinterher die Phase nach dem 3:3 als die spielentscheidende ansahen: Eigentlich vergeigt hat der FCK die Partie in den Minuten nach der Pause, als er mit der 2:1-Führung im Rücken abermals zu passiv umging. Zum einen gestatteten die Gastgeber dem Gegner wieder zu viele Pässe am Stück. Dieses "Wyscout"-Schaubild zeigt es recht deutlich:

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Zum anderen hatte auch das Zweikampfverhalten der Pfälzer deutlich nachgelassen, ehe Scherhant und erneut Schuler die Gäste in Führung schossen. Dies belegt diese Grafik:

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Zu Scherhants 2:2 ist außerdem zu sagen: Das fiel eben nicht, weil "einfach der Mann nicht verteidigt wurde." Touré und Klement, ohnehin nicht die Kampfsäue vor dem Herrn, sahen sich auf ihrer rechten Seite nach einer Umschaltaktion Herthas plötzlich drei Gegenspielern gegenüber. Da musste am Ende einer zum Schuss kommen. Auch wenn Keeper Julian Krahl ebenfalls nicht gut aussah: Da hat irgendwas beim Verschieben und Übergeben nicht gestimmt.

Vorbereitet hatte Scherhants Bude übrigens Mihal Karbownik, einer von Berlins zentralen Mittelfeldspielern. Umtriebig, beweglich, schnell, technisch fein - das Personal in Lauterns Zentrale bekam ihn nie in den Griff.

Demme zeigt, wie Sechser geht

Und wo wir gerade bei individueller Qualität des Gegners sind: Diego Demme demonstrierte, weshalb die Engländer ihre Sechser "Holding Midfielder" nennen. Er hielt sich im Mittelraum vor seiner Abwehr permanent anspielbar und verteilte die Bälle. Insgesamt 65 Ballkontakte, Pässe zu 95 Prozent präzise. Zum Vergleich: Lauterns Sechser Jan Gyamerah verzeichnete 82 Prozent Passpräzison, hatte bis zu seiner Auswechslung in der 72. Minute aber nur 24 Ballkontakte. Filip Kaloc, der durchspielte und zeitweise die Sechser-Position übernahm: 30 Mal am Ball, 65 Prozent Passpräzision.

Von daher bleibt festzustellen: Ja, das Spiel ging unglücklich verloren. Zumal Cuisances Siegtreffer auch noch abgefälscht war und der eingewechselte Ache neben der bereits genannten noch zu zwei weiteren Kopfballchancen kam - und das in nicht einmal 25 Minuten Spielzeit. Er ist schon ein Phänomen. Aber halt auch keine Maschine, die auf Knopfdruck trifft.

Und die Gäste hätten sich über ein Unentschieden am Ende sicher nicht geärgert. Aber so ganz unverständlich ist es nicht, dass deren Trainer Christian Fiél im Gegensatz zu seinem Kollegen einen verdienten Sieg der Seinen gesehen haben wollte. Denn unterm Strich hatte diese in Gegners Reihen einen Tick mehr Verwirrung gestiftet als umgekehrt.

"Lost" im zentralen Mittelfeld

Obwohl die "expected Goals"-Timeline erstmal stutzig macht: 2,72 : 1,72 xG zugunsten des FCK. Das sieht ja nach einer völlig unverdienten Niederlage aus. Aber wir hatten schon in unserem Gegner-Check unter der Woche festgestellt, dass die Berliner Effizienz-Monster sind.

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Die Passmap des FCK: Das sieht nicht so viel anders aus als zuletzt. Wekesser (Nr. 13) war allerdings als Passspieler diesmal nicht so aktiv.

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Zum Vergleich die Hertha: Tja, da war was geboten, vor allem im Zentrum. Da haben sie das Spiel auch gewonnen. Dort wurden die Treffer vorbereitet, auch wenn die finalen Zuspiele von der Seite kamen.

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Und zum Abschluss die Überkreuztabelle zu den Duellen. Klement in 60 Minuten Spielzeit in nur zwei Duellen - und dann auch noch beide verloren? Das spricht für sich. Auch Kaloc mit negativer Bilanz. Was den Eindruck nochmals bestätigt. Lautern hat das Spiel im zentralen Mittelfeld verloren.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Steckbeenich » 01.09.2024, 14:18


Die Überkreuztabelle zeigt wunderbar auf, weshalb solche Statistiken mit Vorsicht und begrenzter Aussagekraft zu genießen sind.

Kurz am exemplatischen Beispiel "Wekesser" verdeutlicht:
  • Nach Tabelle gewann er 6 von 7 Duellen. Ist doch super.
  • Als Betrachter im Stadion wurde er aber alleine in der ersten Halbzeit mehrmals extrem einfach überspielt. So auch beim Führungstreffer der Hertha.
  • Er schaffte es in 45 Minuten nicht, sich seinen Gegenspieler zurechtzulegen oder eine Positionierung ggü. ihm zu finden, um das abzustellen. Es wurde leider wie zu erwarten nicht besser.
  • Die fehlenden Einträge in der Tabelle, kann ich mir nur durch das gescheiterte Stellungsspiel und Zurechtlegen des Gegners durch ihn erklären, weshalb in die Tabelle kein "Duell" aufgenommen wurde, obwohl er es im Spielgeschehen verlor.
  • Lediglich 7 Duelle für einen AV ist nach so einem Spiel der Hertha, die immer wieder die Flügel angingen, dann halt auch wenig.

Wurde das Spiel im Zentrum verloren?
  • Sicherlich auch, aber wenn ich die entscheidenden Zweikämpfe außen verliere bzw. gar nicht eingehen kann, weil Fehler im Stellungsspiel ggü. meinem direkten Gegenspieler gemacht werden, dann verliere ich es dennoch auch zu einem sehr großen Anteil auf den Außen.
  • Beim 0:1 wird die Abwehr durch einen einfachen Chip über die Kette durch den RV der Hertha über unseren eigenen LV ausgehebelt. Darf so niemals passieren. Und ja, kann man im Zentrum dann auch besser machen ist dann aber generell schon mal sacken schwerer als wenn der LV besser steht. Der war ja mit Ansage.
  • Beim 2:2 ähnlich. Hertha kommt über links, der 33er darf die Kugel 30 Meter über den Platz treiben und dann spielen sie effektiv 3 gegen 1 (Toure). Was soll er da bitte machen? Gyamerah = Statist ohne Wirkung und Druck auf den Ballführenden und lässt Passweg in die Box zum Stürmer offen. Tomiak ebenfalls Statist ohne Takling gegen Scherhant.
  • 2:3 Verlieren wir erstmals direkt das Zentrum im Sinne davon, dass die Hertha durch dieses will. Gyamerah wieder ohne Zweikampfdurck, lediglicher Begleiter. Ritter ebenfalls. Das Spiel ist aber nicht schnell, und Hertha kann nur über die Außen gehen um sich aus dem Klumpen zu befreien. Aber anstatt sich dorthin zu orientieren, schiebt Wekesser auch noch rein, obwohl dort drei von uns sind. Die Grätsche mit langem offenen Schritt kategorisiere ich dann unter bemühtem Versuch mit wenig Erfolgsaussichten. Wobei in der Mitte dann auch Heuer Schuler im Rücken laufen lässt und den direkten Weg nicht dicht macht. Würde ich natürlich auch nicht nur Wekesser geben, ist ne schwere Geschichte für den LV.
  • 3:4 Da scheitert leider Ache bei der Befreiung und Kenny und er lassen sich im Doppel düpieren. Stürmer in der eigenen Box, kann dann einfach passieren. Gehört dann auch ein Elvedi, Tomiak oder Heuer hin, die sich dann auch gerne aus dem Fünfer lösen dürfen um die Box zu verteidigen. Insgesamt aber eher blöd gelaufen und passiert nach ner Standardverteidigung und Verlust des zweiten Balls.

Unser defensives Mittelfeld ist faktisch ein löchriger Käse. Das sieht man aber ohne Statistik auch. Der Grund überschneidet sich mit dem schlechten Eindruck unseres RV. Gyamerah sowie Toure spielen nicht auf ihren Postitionen. Weder in Bezug auf ihre historischen Einsatzorte (G = RV und T = IV), noch körperlichen und spielerischen Attribute. Hier beschneiden wir uns selbst der Qualitäten, weil wir es in den vergangenen vier Jahren, vor allem aber der letzten beiden Jahre, nicht geschafft haben einen veritablen 6er zu finden.

Diese Baustelle ist Anfang nicht anzulasten und ja, viele suchen genau diese Spieler. Aber bei uns könnte man mit einem sehr guten 6er definitiv vorne mitspielen.

Es bleibt in meinen Augen aber nichts anderes übrig, als die Spieler endlich auf den besten Positionen nach ihren Fähigkeiten einzusetzen. Wir müssen den RV mit Gyamerah besetzen und die IV durch Toure aufwerten. Die sechs muss dann eben mit Kaloc oder Tomiak geschlossen werden, mehr geht dann an dieser stelle nicht. Ein sich fallen lassender Klement in Verbund mit Ritter sollte das spielerische Element mehr als auffangen. Offensiv haben wir das Zentrum für mich nämlich auch gewonnen, da waren viele Spielzüge dabei, die über Klement und Ritter durchs Zentrum verlagert werden. Wekesser macht mich leider sprachlos, ich hoffe er fängt sich oder Kleinhansl bekommt seine Chance.

Und last but not least: Es ergibt für mich auch keinen Sinn, einen Klement auf dem Platz zu haben und dann schießen andere die entscheidenden Standards. Das hat nichts mit Standing von Ritter oder Wekesser zu tun. Liegt der Ball zum direkten Abschluss im 20 bis 25 Meter Radius vor der Kiste, dann gehört die Pille dem Funktionsspieler und nicht dem zweiten oder dritten in der Liste.

my 2 c and over.

Dennoch danke für das wilde Spektakel. Mal verliert man und mal gewinnen eben die anderen.



Beitragvon RedGlory » 02.09.2024, 17:59


Die Überkreuztabelle zeigt wunderbar auf, weshalb solche Statistiken mit Vorsicht und begrenzter Aussagekraft zu genießen sind.

Kurz am exemplatischen Beispiel "Wekesser" verdeutlicht:
Nach Tabelle gewann er 6 von 7 Duellen. Ist doch super.
Als Betrachter im Stadion wurde er aber alleine in der ersten Halbzeit mehrmals extrem einfach überspielt. So auch beim Führungstreffer der Hertha.
Er schaffte es in 45 Minuten nicht, sich seinen Gegenspieler zurechtzulegen oder eine Positionierung ggü. ihm zu finden, um das abzustellen. Es wurde leider wie zu erwarten nicht besser.
Die fehlenden Einträge in der Tabelle, kann ich mir nur durch das gescheiterte Stellungsspiel und Zurechtlegen des Gegners durch ihn erklären, weshalb in die Tabelle kein "Duell" aufgenommen wurde, obwohl er es im Spielgeschehen verlor.
Lediglich 7 Duelle für einen AV ist nach so einem Spiel der Hertha, die immer wieder die Flügel angingen, dann halt auch wenig.


Ich stimme dir vollkommen zu. Wekesser war nicht dran am Gegner. Diese Grafik zeigt nicht die Realität. Solche Daten werden nicht mitberücksichtigt.
"Kaiserslautern gehört zur ersten Liga der
deutschen Fußballklubs." Mehmet Scholl
:schal: :doppelhalter:



Beitragvon godmK » 04.09.2024, 15:13


Und zum Abschluss die Überkreuztabelle zu den Duellen. Klement in 60 Minuten Spielzeit in nur zwei Duellen - und dann auch noch beide verloren? Das spricht für sich.


Das ist auch eine schöne nichtssagende Statistik. Wer das Spiel gesehen hat, dürfte sowas unmöglich hervorheben. Klement hat die meiste Zeit in erster Linie als RA den Raum gedeckt oder ist angelaufen.

Defensiv hat er ebenfalls den Raum zugestellt und die Gegner haben keinen Zweikampf gegen Ihn versucht sondern die Situation meist anders aufgelöst. Das beim 2:2 der RA Klement aus seiner Position gegen 2-3 Gegner nicht in den Zweikampf kommt und Gyamerah, Kaloc, Ritter nicht weiter nach rechts verschieben, war sicherlich ein "Teamproblem", genauso wie Toure der dann die Innenbahn aufmacht.

Ich kann die Daten gerade unterwegs nicht angemessen filtern aber Klement dürfte bei intensive Läufe und gelaufene KM gute Werte haben für 60min.



Beitragvon Lautern-Fahne » 04.09.2024, 15:59


@godMK
Natürlich ist Klement letzter in der Laufstatistik.

Wurde aber auch als erster ausgewechselt. :D

Mit 14 Sprints im Mittelfeld. War soweit ich es sehe in Ordnung. Ist aber auch wumpe. Der Mann machte bisher in jedem Spiel 1-2 Scorer wo er auf dem Platz stand.

Gelaufene Kilometer
https://www.kicker.de/klautern-gegen-hertha-2024-bundesliga-4937115/spieldaten

Kaloc = 11,66
Toure = 11,11
Ritter = 10,86
Hanslik = 10,40
Tomiak = 10,29
Heuer = 10,26
Gyamerah = 8,06
Wekesser = 7,76
Opoku = 7,57
Klement = 6,57
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon kl_trott » 05.09.2024, 11:24


Danke für die Analyse.
Ich teile durchaus die Meinung, dass wir das Spiel letztendlich in der Zentrale verloren haben, bin da aber eher bei den 8ern als bei Gyamerah.

Beim ersten Tor haben wir vorne keinen Druck auf dem Gegenspieler (Opoku), Heuers Gegenspieler lässt sich fallen, Heuer geht mit Risiko mit und verlässt die Kette, der Ball kommt aber über Wekesser, der sich nicht zum ersten Mal in so einer Situation im Tiefschlaf befindet.
Es fängt meiner Meinung nach eigentlich damit an, dass Heuer mit seinem Gegenspieler mitgeht und ihn nicht an einen der 8er übergeben kann, da schlicht keiner anwesend ist in dem Raum. Wäre der Raum besetzt, könnte Opoku auch mehr Druck ausüben, da dem Gegenspieler weniger Optionen zur Verfügung stehen.

Ähnlich das Gegentor Anfang der zweiten Halbzeit. Klement als RA ist überspielt und dann klafft da eine Lücke über die komplette eigene Hälfte im Halbraum. Ich habe jetzt mehrfach gesucht, die "8" dazu habe ich nicht gefunden. Touré und auch Gyamerah haben selbst Gegenspieler und dann ist es passiert.

Beim Dritten ist es glaube ich Ritter als einer der 8er, der schlussendlich nicht in den entscheidenden Zweikampf geht und zurückzieht, weil er schlecht steht und das Foul am Sechzehner vermeiden will. Es folgt der Pass raus und daraufhin die scharfe Hereingabe.

Das Vierte ist dann einfach individuelles Fehlverhalten (rauspöhlen und gut) mit ein bisschen Pech, da bringt die Taktiktafel wenig.

Insgesamt spielen wir ein anspruchsvolles, aber wie ich finde durchaus erfolgsversprechendes System. Aber in der Defensivarbeit hat gegen die Hertha teilweise für mein Empfinden der unbedingte Wille gefehlt, das Tor zu verteidigen. Hierzu zählt eben auch, dass die beiden 8er "wach sind" und gewisse Räume zu besetzen haben, um Zugriff zu gewährleisten und eben auch im Zweifel in Zweikämpfe zu kommen bzw. die Mitspieler in welche kommen zu lassen.

Hier kommt dann sicherlich auch die Frage in's Spiel, ob wir die Räume in diesen Situationen nicht ohnehin schon von Haus aus kleiner halten müssten, indem der immense Abstand zwischen Angriffslinie und Viererkette verkürzt wird. Das war schon recht luftig weit auseinander. Und trotzdem wirst Du speziell beim ersten Gegentor noch überspielt, das geht natürlich gar nicht.

Die Herthaner haben sich zwar schon geschickt bewegt, um bei uns Lücken zu reißen. Aber das waren jetzt alles eher 0815-Spielzüge, nichts was diese Liga nicht schon x-fach gesehen hat..

Andererseits haben wir gleich zwei Tore durch Ballgewinne weit in des Gegners Hälfte erzielt. Einmal Opoku/Hanslik und einmal Kaloc mit einem super Zweikampf.

Mal gespannt, wie wir das in Hannover lösen. Spaß macht die Truppe jedenfalls :daumen:



Beitragvon Kohlmeyer » 15.09.2024, 13:10


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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel Hannover-FCK
Die DBB-Analyse: Viel gewollt, wenig gekonnt


Hohe fußballerische Ansprüche an sich stellen, ist das eine. Sie umsetzen können, das an­de­re. Das veranschaulichte der 3:1-Sieg von Hannover 96 über den 1. FC Kai­sers­lau­tern recht eindrucksvoll.

Hinterher sagen zu müssen, dass seine Mannschaft die ersten 25 Minuten gar nicht im Spiel war, muss deprimierend sein für einen Trainer. Erst recht, wenn er in der Pressekonferenz vor der Partie noch erklärt hatte, dass das "Verteidigen am Mann" eines der zentralen Themen gewesen sei während seiner Trainingsarbeit in der Länderspielpause. Weil auch das Heimspiel unmittelbar davor mit 3:4 verloren worden war und es auch da mit dem "Verteidigen am Mann" nicht so geklappt hatte.

Und dann gestattet seine Mannschaft im darauffolgenden Auswärtsspiel schon unmittelbar nach dem Anpfiff dem Gegner eine beinahe "Hundertprozentige". Nur drei Minuten später bietet sie dem Gastgebern zentral aus sieben Metern eine Möglichkeit zum Einköpfen. Und nach nicht einmal sechs Minuten schnackelt's dann endgültig. In einem Moment, den Spielführer Daniel Hanslik - er trug die Kapitänsbinde, da Marlon Ritter (Oberschenkelprobleme) und Kenny Redondo (Zehverletzung) ausfielen - hinterher als "unerklärlich" bezeichnete, Und nach dem sich jeder, "der auf dem Platz stand, hinterfragen" müsse.

Damit gemeint hat er vermutlich, dass der 96er Hyun-Ju Lee nach einer zu kurz abgewehrten Ecke traf. Dergleichen nämlich pflegen die Lautrer normalerweise recht gut zu verteidigen.

Standards entscheiden - nur auf den ersten Blick

Allerdings: Auch die zuvor erwähnte Kopfballchance resultierte aus einem Eckstoß. Ebenso das 2:1 der Hannoveraner in der 72. Minute. Das dem 96er Max Christiansen zugeschrieben wurde, weil dessen Kopfball aufs Tor gezielt war, auch wenn der entscheidende Richtungswechsel danach von Lauterns Jannis Heuer kam. So ist die offizielle Regel, auch wenn im FCK-Lager anschließend mehrheitlich von einem "Eigentor" die Rede war.

Im übrigen fiel auch der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer nach einer Ecke. Getreten hatte Erik Wekesser, Jan Elvedi geköpft, 96-Keeper Ron-Robert Zieler an die Latte abgewehrt, Ragnar Ache, wer sonst, das Leder mit der Stirn über die Linie gedrückt.

Was nach diesem Schnelldurchlauf zu dem Schluss verleiten könnte: Dieses Spiel wurde über Standardsituationen entschieden. Womit auch Markus Anfangs Einschätzung hinkäme, Hannovers 2:1, so kurz nach dem Ausgleich erzielt, sei spielentscheidend gewesen.

Und sich, im Subtext, diese Niederlage aus Lautrer Sicht vielleicht sogar als unglücklich bezeichnen ließe, weil quasi durch ein Eigentor besiegelt. Der dritte Treffer des eingewechselten Thaddäus Momuluh in der Nachspielzeit könnte dabei unbeachtet bleiben. Wie sich zuvor allerdings der ebenfalls eingewechselte Havard Nielsen gegen Dickson Abiama und Jan Elvedi durchsetzt, sollte ebenfalls nochmal mannschaftsintern besprochen werden - unter dem Gesichtspunkt "Verteidigen am Mann".

An dieser Niederlage war nichts unglücklich

Wer das Spiel jedoch über die volle Distanz betrachtet und genauer hingesehen hat, wird zugeben müssen: Dieses 1:3 war ganz und gar nicht unglücklich. Sondern nachvollziehbares Resultat eines Aufeinandertreffens zweier Mannschaften, die für Zweitliga-Verhältnisse fußballerisch gehobene Ansprüche an sich stellen möchten. Von denen die eine sich aber wesentlich weiter präsentierte, was deren Umsetzung angeht.

Wobei angemerkt werden darf, dass 96-Coach Stefan Leitl bereits im dritten Jahr in Hannover arbeitet, in Lautern aber Markus Anfang noch am selbigen steht. Spekulationen, ob ihm im permanent fiebrigen Klima des Betzenbergs ähnlich viel Zeit gegeben wird wie seinem Kollegen, ersparen wir uns.

Das "Verteidigen am Mann" ist jedoch nur ein Punkt, der am Auftritt der diesmal mintblauen Teufel zu bemängeln ist. In der erwähnten PK vor dieser Partie berichtete der FCK-Coach, das "Kettenverhalten" seiner Jungs sei ebenfalls Trainingsschwerpunkt während der Länderspielpause gewesen - "sowohl, wenn der Ball im Zentrum ist, als auch, wenn er sich auf dem Flügel befindet."

Verbesserungen im Kettenverhalten? Wo denn?

Dass dabei Verbesserungen erzielt wurden, war in Hannover ebenfalls nicht zu erkennen. Die 96er fanden in ihrem Angriffsdrittel immer wieder Anspielstationen, sowohl in der Mitte als auch auf den Außenpositionen. Während den Lautrern vor allem in der ersten Hälfte kaum Aktionen gelangen, die ins gegnerische Angriffsdrittel führten, und auch in Hälfte zwei wurde es nur in wenigen Phasen besser.

Das am Ende einigermaßen ausgeglichene Ballbesitzverhältnis von 51:49 täuscht da gewaltig. Die Feindaten zeichnen ein wesentlich aufschlussreicheres Bild. Die Niedersachsen überschritten bei Ballbesitz 66 Mal die Mittellinie, die Pfälzer nur 51 Mal. Den gegnerischen Strafraum erreichten sie 22 Mal, die Gäste nur 14 Mal. Und vor allem in der ersten Hälfte endeten etliche Lautrer Ballbesitze schon nach wenigen Sekunden, so dass niemals Ruhe in ihr Spiel einkehrte.

Ein verbesserter Tomiak genügt nicht

Erst ab der 39. Minute wurde er es etwas besser. Das Signal setzte Boris Tomiak, der einen gegnerischen Umschaltmoment an der Mittellinie stoppte, sofort zu Philipp Klement passte, in Gegners Strafraum durchstartete und ein Zuspiel Aaron Opokus aufnahm. Seinen Schuss wehrte Zieler jedoch ab. Worauf das Leder bei Ache landete, der er es nicht recht unter Kontrolle bekam, um einen satten Torschuss abzusetzen.

Überhaupt Tomiak: Diesmal für den erkrankten Jan Gyamerah wieder als Sechser aufgestellt, präsentierte er sich gegenüber dem 3:4 gegen Hertha zuletzt wieder deutlich verbessert. Gewann defensiv jeden Zweikampf - gegen Berlin dagegen waren es nur 72 Prozent. Und seine Passpräzision verbesserte sich gegenüber dem vorangegangen Heimspiel von 75 auf 86 Prozent.

Tomiaks Auftritt allein konnte die Schwächen im FCK-Spiel aber auch nicht kaschieren. Dessen Kernproblem war gar mal das Zweikampfverhalten seiner zentralen Abwehrspieler, auch wenn der Quasi-Eigentorschütze Heuer hinterher hart mit sich selbst ins Gericht ging. Das Defensivverhalten des Teams insgesamt stimmte nicht. Die einzelnen Mannschaftsteile standen zu weit auseinander und öffneten so dem Gegner immer wieder Räume.

Wechsel für mehr defensive Stabilität helfen nicht

Da half es auch nicht, dass Anfang diesmal, im Gegensatz zum Berlin-Spiel, nach dem 1:1 nicht auf Sieg gehen, sondern mehr Robustheit nach hinten herstellen wollte. Er brachte den wuchtigen Filip Kaloc für den filigranen Klement und Mittelfeldrenner Tobias Raschl für Linksaußen Opoku. Half nichts. Das 1:2 fiel dennoch.

Darauf, dass nun nach zwei Niederlagen in Folge mit insgesamt sieben Gegentoren vor der Partie am kommenden Samstag gegen Hamburger SV nun schon wieder gehörig Druck auf dem Kessel ist, müssen wir hier nicht ausführlicher eingehen. Das werden in den nächsten Tagen genug andere tun. Wir möchten Markus Anfang nur wünschen, dass er sich bis auf Weiteres weniger an seinen fußballerischen Idealvorstellungen orientiert als am Pragmatismus seines Vorgängers Friedhelm Funkel. Der ihm vor seiner Verpflichtung ja ein wichtiger Ratgeber gewesen sei, wie er bei seiner Vorstellung erzählte.

Wenigstens ein Lichtblick: Daisuke Yokota

Unsere üblichen Standard-Visualisierungen helfen diesmal nicht viel weiter. Die Wahrheit ist, wie schon besprochen, den Feindaten versteckt. Die xG-Timeline zum Beispiel weist ein 2,86 : 2,26 zugunsten Hannovers aus. Das klingt knapper, als es war. Der Lautrer Wert resultiert im Grunde nur aus zwei Chancen.

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Die Passgrafik des Anfang-Teams zeigt: Die Spielanlage war diesmal wieder näher an einem symmetrischen 4-1-2-3 als zuletzt. Sie bildet allerdings, wohlgemerkt, nur die Formation bei Ballbesitz ab. Gegen den Ball sollte es zumindest hin und wieder wohl ein 5-4-1 sein. Dies allerdings wurde schlecht umgesetzt.

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Zum Vergleich die Passmap der Hannoveraner: Wer die Nummer 23 ist, also der zentrale Dreh- und Angelpunkt im Aufbauspiel der 96er, müssen wir wohl niemandem mehr erklären, der hier regelmäßig liest. Oder doch? Also gut, dieses eine Mal noch: Marcel Halstenberg.

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Und zu guter Letzt die Überkreuz-Übersicht über die Duelle. Da sei auf Debütant Daisuke Yokota aufmerksam gemacht: Der gewann am Flügel, wo er auf Hannovers Linksverteidiger Bartlomiej Wdowik traf, fast jedes Duell. Setzte er sich aber weniger stark durch, wenn es ihn in die Mitte zog, wo ihn Halstenberg oder Christiansen in Empfang nahmen. Unterm Strich aber einer der wenigen Lichtblicke im Spiel des FCK.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon LandsbergerTeufel » 15.09.2024, 14:56


Ich finde diese Analysen super und sehr aufschlussreich. Vielen Dank dafür



Beitragvon Ke07111978 » 16.09.2024, 11:01


Kohlmeyer hat geschrieben:Das werden in den nächsten Tagen genug andere tun. Wir möchten Markus Anfang nur wünschen, dass er sich bis auf Weiteres weniger an seinen fußballerischen Idealvorstellungen orientiert als am Pragmatismus seines Vorgängers Friedhelm Funkel]


Diese Aussage kann ich absolut nicht teilen. Welche Flexibilität? Die Flexibilität, die nicht nur hier, sondern auch im Spieltagsthread angesprochen wird, heißt genau was? Defensive Ausrichtung, tief verteidigen und dann mit schnellen Gegenstößen zuschlagen? Sprich den Fußball einfach machen. Dabei werden dann Spielern vermeintlich bessere Fähigkeiten in einem solchen "System" zugeschrieben. Fakt ist, dass wir mit dieser Art Fußball zu spielen gegen den

KSC 0:4,
Hannover 1:1
Düsseldorf 1:3
HSV 2:1
Fürth 2:1
Berlin 3:1

verloren haben bzw. in Summe 1 Punkt geholt haben, gegen diese Spitzenteams - bei einem Torverhältnis von 5:18. Dazwischen haben wir gegen die Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel Punkte eingefahren. Die letzten Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte, gegen die wir gepunktet haben, waren am 31. Spieltag Kiel und am 9. Spieltag Hannover.

Der Verein hat sich dazu entschieden, keine Kapitalerhöhung zu ziehen und damit die Kohle aus dem Pokal im Wesentlichen zum laufenden Verlustausgleich bei gleichzeitig moderater Kaderentwicklung zu nutzen. Damit war auch klar, dass wir weiterhin eine Etat im Mittelfeld der Liga haben. Ich frage mich dann auch, was sich so mancher für Verstärkungen vorstellt. Diejenigen, die einen ruhigen Aufbau fordern, drehen nach 7 Punkten am 5. Spieltag durch und stellen das ganze System in Frage? In dem Artikel wird es angesprochen: Stefan Leitl, dem deutlich mehr Mittel zur Verfügung stehen / standen, ist in seiner ersten Saison 10. in seiner zweiten 6. geworden und geht jetzt mit ner eingespielten Truppe in die 3. Saison.

Zur Spielanalyse:

Teil des Spielaufbau ist im Übrigen auch Julian Krahl - und das wird zunehmend ein Problem. Nachdem Krahl gegen Ulm, Fürth und Münster noch Passquoten von 80% hatte, ist er gegen Berlin und Hannover auf 70% abgeschmiert. Richtig katastrophal waren dabei die langen Pässe - gegen Hannover kamen von den 16 langen Pässen ganze 5 beim Mann an. Das war gegen Hertha im Übrigen auch schon zu beobachten. Krahl kann mit dem geringsten Druck kaum umgehen und schlägt dann sehr schnell lang. Darauf ist das Spiel aber gar nicht ausgelegt - entsprechend bekommen wir auch kaum zweite Bälle. Mein Highlight war, als sich Krahl bei Toure beschwerte, dass dieser ihm einen Ball auf den linken Fuß gelegt hat. Dieser wiederum schaut ihn ungläubig an mit einer Geste, die wohl sagen sollte: Wir sind im Profifußball.

Entsprechend bin ich eher der Meinung, wir müssen den Weg konsequent weitergehen. Wenn wir nach 5 Spieltagen kapitulieren, weil wir nicht in der Lage sind unser Spiel kontrolliert aufzubauen, dann werden wir die dafür notwendigen Automatismen nie lernen - und die Spieler werden sich auch nicht weiterentwickeln, was nicht nur für den FCK ein Problem ist, sondern auch für die Spieler. Denn wenn ich im modernen Profifußball etwas erreichen will, das oberhalb von Abstiegskampf zweite Liga oder dritte Liga liegt, dann muss ich mir genau das aneignen.



Beitragvon Kohlmeyer » 16.09.2024, 13:45


Das mag ja alles richtig sein. Wenn wir irgendwann auch gegen die besseren Klubs der Liga fußballerisch mithalten UND gewinnen wollen, müssen wir noch einen weiten Weg gehen. Und zwar konsequent. Aber was bedeutet "konsequent"?

Solange gegen Gegner verlieren, die ebenfalls anspruchsvolleren Fußball bieten wollen, es aber bereits viel besser können, bis wir irgendwann soweit sind, auch mal auf die schöne Art punkten zu können? Ich denke, wenn wir am Samstag gegen den HSV verlieren und vielleicht wieder drei Treffer kassieren, wird da schon niemand mehr ernsthaft drüber diskutieren wollen.

Ich denke, der "konsequente" Weg muss schrittweise gegangen werden. Und das würde für mich bedeuten: Erstmal die Abläufe im Abwehrverhalten verbessern. Wenn die, wie ja sogar die Spieler zugeben, schon im Vorjahr scheiße waren, sollte man sich erst mal darauf fokussieren, statt spielerische Lösungen in jeder Spielsituation und fluides Offensivspiel voranzutreiben.

Vergangene Saison, also 2023/24, sind die Leverkusener für ihr Offensivspiel zurecht gefeiert worden. Was dabei oft vergessen wird: Xabi Alonso hat die Mannschaft schon im Oktober 2022 übernommen und sich in den ersten Wochen und Monaten in erster Linie auf Abwehrarbeit konzentriert. Dabei auch zunehmend besser gepunktet, offensiv aber hat das Team in dieser Phase aber noch längst nicht das geboten, was es dann ab Sommer 2023 darauf gezeigt hat. So baut man auf: von hinten nach vorne.

Und das macht mir bei Anfang eben Sorge: Dass er zu schnell zu viel will. "Umschaltspiel" und "Ballbesitzfußball" sind kein Entweder-Oder, bei dem man sich für eines entscheiden muss, das müssen Mannschaft und Trainer mal in die eine, mal in die andere Richtung variieren. Aktuell müssen erstmal die Mannschaftsblöcke wieder enger zusammenstehen. Das haben sie unter Funkel in den Spielen, die uns den Arsch gerettet haben, getan – in Kiel haben wir zum Beispiel auch gegen ein Topteam gewonnen. Wie hoch die dann stehen, ist eine Frage dessen, was man sich mit der Zeit zutraut, wenn man, nach einigen Spielen mit wenigen Gegentreffern, an Selbstvertrauen und Selbstsicherheit gewonnen hat. Denn dann klappts auch mit dem "weit weg vom eigenen Tor verteidigen".



Beitragvon Ke07111978 » 16.09.2024, 14:57


Wer sagt dir denn, dass wir uns auf Offensive fokussieren? Xavi Alonso hat Leverkusen kein besseres Zweikampfverhalten beigebracht, sondern im wesentlichen spielerische Lösungen, um unter Druck das Spiel aufzubauen / sich aus Drucksituationen zu befreien. Ein Titz macht das in Magdeburg seit Jahren, ein Rapp hat das mit Kiel gemacht und ein Hürzeler mit St. Pauli - keiner dieser Trainer hat auf einmal angefangen, wieder ein grundsätzlich anderes System zu spielen. Natürlich brennt der Baum, wenn wir gegen den HSV verlieren - und alle im Umfeld, die es schon immer wussten, kippen noch kräftig Öl ins Feuer. Wir haben 5 Spiele oder nächste Woche 6 Spiele gespielt, stehen dann auf Platz 10 oder 12 und fangen Grundsatzdiskussionen über den Trainer an und seine Art Fußball spielen zu lassen?

Und natürlich sind das Thema Umschaltfußball und Ballbesitz-Fußball eine Grundsatzentscheidung. Wenn man nicht mehr versucht, spielerische Lösungen zu finden, sondern letztlich ausschließlich auf Fehler des Gegners lauert, dann sind das zwei grundsätzlich unterschiedliche Spielanlagen. Und ich habe bisher kein einziges Argument gehört, warum es besser wird, wenn wir wieder denselben Stiefel spielen wie letztes Jahr. Wie gesagt, in sechs Spielen der Rückrunde unter Funkel gegen die Top Ten Teams hatten wir mit dieser Spielanlage exakt null Erfolg. Wie man darauf kommt, dass uns genau das hilft, ist mir rätselhaft.

Natürlich ist es einfacher, das Gewohnte zu tun - aber dann gibt es eben auch keinen Fortschritt. Wenn Spieler wie Tomiak oder Toure erste Liga spielen wollen, dann müssen sie das auch untermauern - und das bedeutet, dass man genau diesen Entwicklungsschritt gehen muss. Passiert das nicht, stagnieren die Spieler und mit Ihnen der FCK.



Beitragvon Lautern-Fahne » 16.09.2024, 18:28


Schöner Schlagabtausch zwischen euch beiden. Persönlich denke ich, dass wir eben vorne Abläufe einschleifen müssen damit wir hinten sicherer stehen. Langholz auf den Stoßstürmer und Ablage auf den 10ner klappte schon in der RR 22/23 nichtmehr.
Der Tobias Escher erklärt das -scheinbar auch Anfang favorisierte- Positionsspiel ziemlich pointiert.

https://m.youtube.com/watch?v=P-3HfBe8db0&pp=ygULYm9obmRlc2xpZ2E%3D

Der Move, dass Weckesser auf die 6 rückt während des Spielaufbaus macht da gleich mehr Sinn. Aber er zeigt auch -wie ein User im ST Thread- auf, warum es nicht klappt: der Gegner stellt uns mit Manndeckung zu und spielt die Rocharden nicht mit. Wenn wir in etwa das umsetzen wollen, wovon ich nach Lesen diverser Artikel ausgehe, ist es vielleicht fasst egal wen man auf die 6 stellt. Weil der ganze Verbund funktionieren muss.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

"Es gibt Leute die sagen, kreative Spieler seien von Abwehraufgaben zu entlasten. Wer dies behauptet, kennt den Fußball nicht. Alle elf müssen zu jeder Zeit genau wissen, was sie zu tun haben"

José Mourinho



Beitragvon Kohlmeyer » 16.09.2024, 19:39


Sehr schönes Video, vielen Dank fürs Verlinken. Aber es ist Dir vielleicht aufgefallen: Tobias Escher redet übers Positionsspiel und fast ausschließlich davon, wie sich dieses beim Spiel mit dem Ball gestaltet. Und, ja, so einiges davon ist beim Anfang-FCK durchaus auch schon zu sehen, etwa das Formieren in dem, was Tobias Escher 3-2-5 Aufbau nennt und zeigt. Ich würd's eher 3-2-2-3 nennen, aber egal.

Wir haben unsere Probleme im Defensivverhalten und das kommt da nur kurz zu Sprache, beziehungsweise da, ist da interessant, wo Escher erklärt, wie gegnerische Mannschaften gelernt haben, auf Positionsspiel zu reagieren. Wenn nötig, wieder gute alte Manndeckung über den ganzen Platz spielen. Das "Verteidigen am Mann" fordert Anfang ja auch, in Hannover aber war da schon vom Start weg nichts zu sehen.

Bei Ballverlust direkt ins Gegenpressing gehen, versuchen wir ja, und, na klar, muss sich das noch weiter einschleifen, da kann man nach fünf Spielen noch nicht zu viel erwarten oder gar gleich wieder den Knüppel aus dem Sack holen. Aber was Restverteidigung angeht und das Wieder-in-die-Defensivformation-Finden, wenns mit dem Gegenpressing nicht geklappt hat, da können und müssen schnell Verbesserungen her.

In Hannover sollte es wohl ein 5-4-1 sein, aber das stand so scheiße, dass es kaum zu erkennen war. Der Kollege Kreilinger deutet im Kicker ja heute an, dass unserer Abwehrspielern schlicht und ergreifend an Qualität fehlt, beziehungsweise, diese überschätzt wird. Wenn dem so ist, stehen wir vor einer Harakiri-Saison. Aber soweit würde ich nicht gehen, da bin ich schon optimistischer. Es muss wieder ein geschlossener Defensivverbund her.

Ich übertreib jetzt mal, daher bitte nicht gleich wieder steilgehen: Man hat den Eindruck, dass, wenn Anfang seinen Jungs seine Ideen vom Positionsspiel ausbreitet, er inhaltlich ungefähr genauso zwischen Offensivspiel und Defensivarbeit gewichtet wie Tobias Escher in diesem Video.



Beitragvon Lautern-Fahne » 16.09.2024, 22:30


@Kohlmayer
Was der Escher beschreibt ist halt so ein bisschen der Starship Trooper Ansatz: Der Gegner kann dir nichts tun, wenn du ihm die Hand (den Ball) abnimmst.
Nur braucht man dazu halt Spieler mit Passquoten um die 90%. oder die Rennen können wie blöde. Wenn man die nicht hat, gibt es Schelle.

Ich sah bisher nur wenig mehr als Zusammenfassungen, Statistiken und Berichte. Das Video von Escher triggerte mich. Von daher warte ich noch bis ich am Samstag mal ein Spiel in voller Länge schauen kann, bevor ich unsere Abwehr bewerte. Die meisten Torszenen der Gegner sehen wieder stark nach individuellen Nickerchen aus. Aber man sieht die Entstehung seltenst.

Im 4-1-2-3 liegt die Hauptlast der Abwehr halt auf den Offensivspielern. Wenn die offensive 5er Reihe den Gegner nicht gescheit presst und zu Langholz zwingt, können wir in die 4er Kette die Abwehr von 2015 stellen und die wird überrollt. Torrejon und Orban lebten auch davon, dass mit Karl, Gaus und Matmour 3 Abfangjäger vornedran standen.

Die Mannschaft, die das perfekte Muster für Positionspiel und Gegenpressing in Liga 2 war, war für mich Frank Schmidts Heidenheim. Laufstark, aggressiv. 1,2 überdurchschnittliche Kicker, aber vor allem Ackergäule. Deren Kader gibt nicht viele Optionen auf Anpassungen im Spiel. Aber hat genug Athleten um eine Leichtathletikabteilung auszustatten.

Wenn das unser Ziel ist, dann gebe ich Anfang 10 Jahre dafür.
1) weil das Mittelfeld dafür erstmal völlig falsch zusammengestellt ist
und
2) er das durch Training einschleifen muss. Ist zwar Arbeit und mit Rückschlägen verbunden. Aber lockt auch Spieler an (Ache:"Will mich hier spielerisch weiterentwickeln")

Wir haben mit Redondo, Opoku und Hanslik für mich 3 konditionsstarke Kerlchen. Und mit Kaloc durchaus einen passablen 6er. Aber 4 Mann für 8 Positionen -wenn man 1mal im Spiel durchrotiert- ist arg dünn. Das sah Funkel ja auch ein und lies die -bis auf Opoku- durchspielen.

Wenn unser Ziel ist, ein aggressives Pressing alla Mainz/Heidenheim einzuführen dann braucht Anfang Rückendeckung und Zeit. Der muss den Spielern das richtige "Denken" beibringen.
"Für mich ist Schönheit, dem Gegner nicht zu geben was er will."

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Beitragvon Mephistopheles » 17.09.2024, 14:31


@ Ke

Unter Funkel spielte der FCK punktuell aber richtig gut. Dazu zähle ich die Niederlage gegen Hamburg - der FCK spielte auf Augenhöhe; wenn Toure gleich zweimal aus einem Meter an Raab scheitert, kann man das dem Trainer nicht zur Last legen. Großartige Spiele gegen Kiel und Magdeburg. Richtig schwach gegen Karlsruhe und in Berlin. Im Unterschied zu Anfang kann Funkel den Wert eines Punktes wertschätzen. Er betonte nach dem Unentschieden gegen Wehen, dass man eben nicht verloren habe. Vielleicht sollte das zum Repertoire von Anfang gehören - auch mal den Punkt mitnehmen. Hätte er das gegen die Hertha nur mal gemacht. Ich bin mir über den Trainer Anfang im Unklaren. Meine Intuition sagt mir, dass die Trainerwahl nicht die richtige war. In Dresden sagt man ihm bis heute mangelnde Flexibilität nach. Irgendwie passt das. Ihm wird auch nachgesagt, dass bestimmte Spieler hinten runterfallen, Spieler, die bei ihm die Performance nicht finden. Bei uns: Kaloc! Für Funkel der Betze-Spieler schlechthin. Ich bin aber kein Anfang-"Hater". Hat er in Zukunft Erfolg, freute ich mich darüber. Allein mir fehlt der Glaube ...



Beitragvon Kohlmeyer » 22.09.2024, 13:45


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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-HSV
Die DBB-Analyse: Viel Drama, viele Fehlpässe


Einen hohen Unterhaltungswert hatte die Partie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Hamburger SV auch diesmal. Die hohen fußballerischen Ansprüche, die beide Teams an sich selbst stellen, erfüllte dieses 2:2 jedoch nur bedingt.

Im Prinzip deuteten bereits die Besetzungen im zentralen Mittelfeld an, welcherart Charakter das Spiel annehmen sollte. FCK-Trainer Markus Anfang stellte von Beginn an den robusten Filip Kaloc an die Seite seines Sechsers Boris Tomiak - beim enttäuschenden 1:3 in Hannover hatte da noch der filigrane Philipp Klement starten dürfen. Diesmal stand der Feintechniker nichtmal im Kader. Anfang nannte die Nichtnominierung von Klement eine "Härtefall-Entscheidung", denn er benötigte die verfügbaren Plätze im Kader für andere, defensivstärkere Spieler. HSV-Coach Steffen Baumgart stellte Daniel Elfadli neben seinen etatmäßigen Mittelfeld-Abräumer Jonas Meffert. Elfadli ist, wie Tomiak, auch als Innenverteidiger einsetzbar.

Was darauf hinweist: Beide Übungsleiter wollten zunächst mal ihre Zentralen dichtmachten. Gepflegtes Passspiel, spielerischer Glanz gar hatte da hinten anzustehen. Baumgarts Sicherheitsdenken dürfte dem Respekt vor der bis auf den letzten Platz gefüllten Festungsmacht Betzenberg geschuldet gewesen sein. Bei Anfang war's eher eine Reaktion auf zuletzt sieben Gegentore in zwei Partien. Da hieß es, erstmal hinten gut stehen.

Und in der Tat passierte eine runde Viertelstunde lang wenig bis gar nichts. Auch wenn der HSV energischer Druck auf die gegnerische Abwehrreihe machte.

Bis zum ersten Aufreger brauchte es eine Viertelstunde

Doch Lautern tat der Zweier-Riegel vor den beiden Innenverteidigern gut. Vor allem, weil sich Robert Glatzels Sturmpartner Ransford-Yeboah Königsdörffer, mit vier Treffern bislang gefährlichster Torschütze der Gäste, immer wieder aus der Spitze zurückfallen ließ. In Tomiak oder Kaloc fand er stets einen angemessenen Betreuer. Der zweite Sechser nahm sich dann Marco Richter an, dem Zehner in Baumgarts 3-4-1-2-Formation. Erst später zog der Mann mit der Mütze seinen rechten Außenbahnspieler Silvan Hefti zurück, um Anfangs Drei-Mann-Sturm mit einer Viererkette zu begegnen.

Erst in der 16. Minute war mal zu erleben, wie sich der FCK-Coach das Überspielen eines gegnerischen Angriffspressings vorstellt. Keeper Julian Krahl passt auf die linke Verteidiger-Seite, als ein HSV-Stürmer ihn zu attackieren droht. Erik Wekesser glückt ein sauberer Flankenwechsel auf sein Gegenüber Jan Gyamerah. Der leitet das Leder flugs auf Marlon Ritter weiter, der wiederum direkt Richmond Tachie einsetzt. Dieser startet auf dem rechten Flügel durch, seine flache Flanke in die Strafraummitte aber klärt Dennis Hadzikadunic zur Ecke.

Die drei zuletzt genannten FCK-Spieler waren übrigens allesamt neu in der Startelf. Ritter und Gyamerah waren nach krankheits- und verletzungsbedingten Ausfällen zurückgekehrt. Tachie ersetzte Neuzugang Daisuke Yokota, der sich am Freitag im Training leicht am Knie verletzt hatte. Nach den ablenkenden Transfergerüchten um ZSKA Sofia - die nach DBB-Informationen übrigens bei weitem nicht die im Boulevard kolportierte Ablösesumme von einer Million Euro boten - hat sich der letztes Jahr in der Hinrunde so starke Tachie wieder berappelt und sich erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder einen Einsatz erarbeitet.

Der HSV übernimmt die Kontrolle, Ache trifft dennoch

Offensiv-Aktionen wie diese hatten allerdings auf FCK-Seite nun Seltenheitswert. Und, was ebenso typisch für diese Partie werden sollte: Nur wenige Minuten nach seinen ersten gelungenen Passaktionen leistete sich Ritter im Aufbauspiel einen Fehlpass, auf den hin Mittelstürmer Glatzel frei vor Krahls Tor auftauchen durfte. Der Keeper und Verteidiger Jan Elvedi retteten gemeinschaftlich in höchster Not.

Der Führungstreffer für die Betze-Buben in der 32. Minute fiel in einer Phase, in der die Gäste das Spiel eigentlich zu kontrollieren begonnen hatten. In Erwartung einer Ritterschen Freistoßflanke versammeln sie sich im eigenen Strafraum, lassen aber auf der Linksaußen-Position Wekesser vollkommen freistehen. Ritter spielt kurz Aaron Opoku an, der zu Wekesser. Dessen saubere Flanke wird zu Ragnar Ache im Sturmzentrum abgefälscht, worauf dieser zu seinem vierten Saisontreffer vollstreckt.

Führung macht stark, Tachie das 2:0

Anschließend zeigte sich wieder mal, wie Erfolgserlebnisse Selbstvertrauen und Sicherheit geben können. Der FCK war nun richtig gut im Spiel. Zog sich keinesfalls zurück, um auf die berühmten Umschaltmomente zu lauern, sondern attackierte auch weit vorne, präzisierte sein Passspiel und hatte - hört, hört - phasenweise auch mehr Ballbesitz.

Wie, das ist schwer zu glauben? Dann sei es hier durch einige "Wyscout"-Grafiken belegt.

Hier die Entwicklung der Ballbesitzanteile, die zwischen dem 1:0 und 2:0 auf 54 Prozent stiegen. Während sie, auch das muss gesagt werden, in der Anfangs- und in der Schlussphase erbärmlich waren.

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Hier der Überblick, wie sich die durchschnittlichen Aufstellungslinien während des Spiels verschoben: Vor dem 2:0 stand die Abwehrreihe bis zu 56 Meter hoch.

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Und hier die Visualisierung der Passgenauigkeiten, die sich bereits vor dem 1:0 deutlich verbessert hatten:

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Man sieht: Der zweite Treffer fiel gar nicht mehr so überraschend. Tachie erzielt ihn nach 50 Minuten. Tomiak setzt nach einem Ballgewinn im Zentrum Linksaußen Opoku ein, der bedient den in die Sturmmitte einlaufenden Tachie mustergültig - und drin ist das Ding. Damit schienen die Weichen für eine gelungene Samstagabend-Gala auf dem Betzenberg gestellt.

Leider aber "schien" es nur so.

Das schnelle 1:2: Der Anfang von der Wende

Es begann damit, dass der Zwei-Tore-Vorsprung nicht einmal acht Minuten lang hielt. Und sich die FCK-Hintermannschaft bereits zum fünften Mal in dieser Saison einen Gegentreffer nach einem ruhenden Ball einschenken ließ.

Im Mittelpunkt des Geschehens: Keeper Krahl, der einen scharf aufs Tor drehenden Eckball von Linksfuß Miro Muheim nicht zu fassen bekommt, worauf der hinter ihm postierte Glatzel einlocht. Natürlich wird Krahl auf der Torlinie bedrängt, aber eine 1,94 Meter-Kante wie er muss sich da durchsetzen. "Als ich abspringen wollte, ist jemand in mich reingerannt und dann kam ich nicht mehr weg", erklärte der konsternierte Torhüter hinterher.

Dennoch bot sich dem FCK die Gelegenheit, auf 3:1 zu stellen. Wieder leitet Tomiak aus dem Zentrum heraus einen Konter ein. Diesmal ist Ritter die Anspielstation. Der geht über halbrechts ab, schlenzt den Ball Richtung langer Pfosten. Ache rutscht rein, bringt das Leder aber nicht im Netz unter.

Lauterns Passqualität sinkt, der HSV dreht auf

Danach aber gelingen den Roten Teufeln kaum noch Spielzüge über zwei oder mehr Stationen. Obwohl der HSV einiges anbietet. Doch die Passqualität des FCK-Spiels lässt zu stark nach. Von 65 Ballbesitzen im offenen Spiel, die die Gastgeber über die gesamte Spielzeit verzeichnen, enden 42 innerhalb der ersten zehn Sekunden, die meisten davon in dieser Schlussphase.

Bezeichnend ist die Passquote Tomiaks. Den haben wir zwar gerade als Ausgangspunkt zweier starker Tor-Aktionen genannt, unterm Strich aber brachte er nur 67 Prozent seiner Zuspiele zum Mann. Nebenmann Kaloc kam laut "Sofascore" sogar nur 59 Prozent. Zum Vergleich die zentralen Mittelfeldspieler der Gäste: Mefferts Passquote lag bei 89 Prozent, Elfadlis bei 82 Prozent.

Zudem legte der HSV von der Bank nach. Bereits nach 60 Minuten kamen Jean-Luc Dompé, Davie Selke und Adam Karabec in die Partie, und alle drei sorgten dafür, dass sich der Druck aufs FCK-Tor weiter erhöhte.

Es hätte noch schlimmer kommen können

Krahl pariert stark gegen Karabec, Glatzel und Dompé, Jannis Heuer und Jan Elvedi retten in höchster Not. In der fünften Minute der Nachspielzeit aber sind alle Abwehrkräfte machtlos. Karabec flankt mit links von der rechten Seite unwiderstehlich auf Selke, und der lässt dem FCK-Keeper diesmal keine Chance.

Eine Minute später hätte Schiri Florian Exner sogar einen noch bittereren Schlusspunkt setzen können: Elvedi sprang bei einem Zweikampf im Strafraum der Ball an den Arm. Der Pfiff, der darauf folgte, war jedoch der Abpfiff.

Ja, es war wieder ein hochdramatisches Spiel auf dem Betzenberg, das sein Eintrittsgeld wert war. Spannende Samstagabend-Unterhaltung vor einer fantastischen Kulisse. Die Hamburger feierten sich hinterher für ihre tolle Moral und ihren auch qualitativ breit aufgestellten Kader . Bei Lautern überwog zunächst der Frust ob des späten Gegentreffers. Anschließend aber kamen Anfang, Hengen, Ritter & Co. zu der Erkenntnis, dass dieser Auftritt ein "Schritt in die richtige Richtung" gewesen sei, erst recht nach der schwachen Darbietung in Hannover.

Das kann man so ja auch alles gelten lassen. Doch sollten sich beide Lager ebenso bewusst sein: Angesichts der Ansprüche, die beide Klubs auf Sicht an sich selbst stellen, war's, rein fußballerisch betrachtet, eine eher dürftige Partie mit zu vielen einfachen Ballverlusten auf beiden Seiten. Wobei der HSV als klarer Aufstiegsfavorit gilt, während die Lautrer auf ihrem Weg zur spielerischen Neuorientierung noch in der Entwicklung sind. Ob's tatsächlich ein Schritt in die richtige Richtung war, wird sich im Grunde aber erst zeigen, wenn auf diesem Weg auch kommenden Samstag in Regensburg weiter vorangeschritten wird.

Mut macht auf jeden Fall die Phase zwischen dem ersten und zweiten Treffer. Sie hat gezeigt, wie diese Mannschaft aufdrehen kann, wenn sie durch ein Erfolgserlebnis gepusht wird.

Die Passmap: Mittelfeld-Trio spielt zu wenig miteinander

Zu den Standardgrafiken. Die xG-Timeline sieht den HSV klar vorne. Kein Wunder angesichts der Schlussoffensive. In der der FCK, die flache Linie zeigt es, kaum noch was nach vorne brachte.

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Die Positions- und Passgrafik des FCK: Die Linien im Mittelfeldzentrum sind einfach zu dünn, und ein paar fehlen ganz: Tomiak (Nr. 2), Kaloc (26) und Ritter (7) haben sich untereinander kaum Bälle zugespielt.

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Zum Vergleich die Passmap des HSV: Viel Zirkulation zwischen Abwehrreihe und den zentralen defensiven Mittelfeldspielern. Die Positionierung der eingewechselten Selke (27), Dompé (7) und Karabec (17) zeigt, wie die Gäste in der Schlussphase nach vorne drängten.

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Und zum Schluss die Übersicht über die geführten Duelle. Dompé recht imposant für einen 37-Minuten-Einsatz. Kaloc mit eher mäßiger Bilanz, gerade für einen zentralen Mittelfeldspieler. Auch Wekesser sieht nicht gut aus. Hat allerdings den Führungstreffer und kurz vor Schluss mit einem Überraschungs-Freistoß aufs kurze Eck, als alle eine Flanke erwarteten, das letzte Offensivsignal seines Teams gesetzt.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon MarcoReichGott » 22.09.2024, 14:48


Mir ist die Analyse heute ein Stück weit zu negativ. Der kicker sah uns zur Halbzeit mit einer Zweikampfquote von 65 Prozent vorne. Sofascore rechnete entsprechend anhand der Statistischen Werte einen individuellen Durchschnitts-Score von irgendwas um die 6.8 herum aus, während der HSV irgendwo bei miserablen 6.5-6-6 lag. Abgesehen von der Großchance, die Ritter mit einem katastrophalen Fehlpass eingeleitet, haben wir dem HSV bis zum 2:1 fast komplett den Stecker gezogen gehabt. Dass man soetwas mit einem Klement im Zentrum nicht schaffen kann, dürfte ja noch lange im FCK-Allgemeinwissen hängen bleiben.

Ich hatte in den letzten Wochen mir immer wieder gewünscht, dass wir es schaffen den Gegner endlich mal wieder aus den gefährlichen Zonen herauszuhalten und wir haben das über weite Strecken der Partie bravourös geschafft. Ich weiß nicht, ob das Team hier wirklich "hohe fußballerische Ansprüche" an sich stellt, wenn man gegen den HSV spielt. Ich hab die nicht unbedingt und war daher auch sehr angetan draüber, dass wir in HZ 2 auch zunehmend spielerisch Sicherheit gewonnen haben und den HSV wirklich "bespielt" haben und dann auch mutiger im Pressing wurden.

Die letzten 20 Minuten zeigen dann aber einfach den Qualitätsunterschied der Bänke auf, besonders wenn Redondo und Yokota ausfallen und Anfang zusätzlich auf Kleinhansl und Aremu freiwillig verzichtet. Da trifft eine platte Defensive und eine spielerisch schwache offensive dann auf die Einwechselspieler des HSV, die in jeder anderen Mannschaft uneingeschränkte Stammspieler wären. Das 2:2 ist einfach die logische Folge, auch wenn es bitter ist, dass der Treffer dann doch noch so spät fällt.

Kaloc auf der Doppel-6 ist für mich so ein bißchen ein Phänomen. Auf der einen Seite sprechen die Statistiken regelmäßig dafür, dass er dort richtig grottige Spiele bei uns abliefert - nur wenige Zweikämpfe gewinnen und viele Fehlpässe spielt. Auf der anderen Seite gibt es eine Statistik, bei der dort immer auf Platz dann steht: Die Laufstatistik - auch gestern hat er wieder 12,2km abgespult, so viel wie kein anderer auf dem Platz. Der geht einfach den Gegnern wahnsinnig auf die Nerven damit was er als zuläuft und besonders, wenn er dann noch seine Betze-Grätschen am Mittelkreis auspackt. Ich glaube schon, dass die Doppel-6 mit Tomiak und Kaloc gegen die Top-Teams der Liga ziemlich alternativlos ist und bin froh, dass Anfang sich gestern auch für diese Lösung entschieden hat.

Fußballerische Ansprüche können wir dann die nächsten 2 Wochen wieder versuchen zu erfüllen. Gegen Regensburg werden wir vermutlich das Spiel ohnehin machen müssen und gegen Elversberg können wir dann mal zeigen, ob wir im Vergleich zu letztem Jahr Fortschritte gemacht haben.



Beitragvon Darkside » 22.09.2024, 16:35


@MarcoReichGott

Klasse Ergänzungen zur Taktikanalyse!
Insbesondere Kaloc habe ich gestern auch stärker empfunden als es die nackten Zahlen eventuell erscheinen lassen...



Beitragvon Briggedeiwel » 22.09.2024, 19:44


Die viel propagierte Doppelsechs habe ich im stadion nicht wahrgenommen. In der Padsmap ist Kaloc auf Höhe von Ritter, in der Headmap auf sofascore wird er sogar offensiver gezeigt als unser Kapitän.

Prinzipiell hat Kaloc beim Auftakt in Ulm tiefer gestanden als gestern.

Die Abkehr vom 433 kann ich also nicht erkennen.

Für mich war gestern Gyamerah der Gamechanger im Vergleich zu den letzten Wochen. Man könnte meinen der HSV hätte unsere rechte Seite in Halbzeit eins als Schwachstelle ausgemacht, Gyamerah hat aber überhaupt nichts zugelassen. Als er raus musste wurde es dann wieder Harakiri.
Nie mehr Feng Shui!



Beitragvon Ke07111978 » 22.09.2024, 20:03


Ohne das es jetzt signifikanten Einfluss auf die Analyse hätte, aber das war gestern keine Doppelsechs - Kaloc hat etwas defensiver gespielt aber die Heat Map zeigt deutlich den Unterschied zu Tomiak. Es war mehr oder weniger eine Sechs mit zwei Achtern davor - nur das es halt immer besser eingespielt ist. Entscheidend war der Switch mit Klement - da es klar war, dass wir dem HSV nur durch Körperlichkeit den Zahn ziehen können.



Beitragvon Thomas » 22.09.2024, 21:29


Zur Doppel-Sechs: Die Übergänge sind sowieso oftmals fließend, das ist klar. Aber der Trainer sollte seinen Plan am besten kennen. Und Markus Anfang hat uns gegenüber auf DBB-Nachfrage (und ich glaube ebenfalls bei "Sky" oder "Sport1") die überraschende komplette Herausnahme von Philipp Klement damit begründet, dass mit der Doppel-Sechs eben ein anderes System gespielt worden und deswegen auch ein weiterer defensiver Mittelfeldspieler (anstatt Klement) auf der Bank benötigt worden sei. Es war wie in der Taktik-Analyse schon geschrieben laut Anfang eine "Härtefall-Entscheidung" bei Klement.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Ke07111978 » 22.09.2024, 22:10


Mag alles sein, die Heat Map und damit Positionierung im Spiel zeigen etwas anderes. Der Schulbu hat es im anderen Thread geschrieben:

"Wir müssen hier in Räumen denken, wenn manch einer das in Positionen tut, ist das für das Verständnis in Ordnung".

Es hatte auf jeden Fall nichts mit der klassischen Doppelsechs zu tun. Und damit bin ich erstmal raus. Ist für die nächsten beiden Spiele voraussichtlich sowieso nicht relevant.



Beitragvon MarcoReichGott » 22.09.2024, 22:35


Die Heatmaps zeigen meines Wissens nach meistens (also zumindest die, die ich mir angucke) Ballkontakte bzw. generell Aktionen an. Wenn Kaloc da defensiv einen Mann deckt, aber der nicht angespielt wird, dann wird das auch bei der Heatmap nicht registriert. Die Ordnung gegen den Ball können aber sicherlich Stadion-Besucher auch besser beurteilen als ich mit der TV-Kamera perspektive.




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