Rainer Keßler bei Treffpunkt Betze hat geschrieben:Treffpunkt Betze: Die Einigung mit Gläubigern hinsichtlich eines Schuldenschnitts ist Voraussetzung für die Sanierung des FCK. Handeln die Gläubiger lediglich aus wirtschaftlichen Interessen und Motiven? Oder gibt es darüber hinaus ein etwaiges Interesse am Verein?
Rainer Keßler: Grundsätzlich muss man die unterschiedlichen Interessen der Gläubiger berücksichtigen. Einige wie z.B. die Stadt haben auch zukünftig ein Interesse an einem konstruktiven gemeinsamen Weg. Finanzinvestoren, die über Ihr Fremdkapital investiert sind, möchten natürlich in einem Insolvenzplan bestmöglich bedacht sein. Zu berücksichtigen ist dabei, dass einige Gläubiger auch Forderungen besitzen, die vor der Ausgliederung begründet wurden. Hier gilt es durch intensive Verhandlungen eine Gesamtlösung zu finden.
Ein hohes Maß an Verständnis für die jeweilige Position ist erforderlich um auf dem Weg der Diplomatie erfolgreich die Gespräche zu finalisieren – und wie immer, es drängt die Zeit. Gerade auch aus diesen geschilderten Gründen ist öffentliche Zurückhaltung jetzt das Gebot der Stunde.
Treffpunkt Betze: Der kolportierte Ankerinvestor [Anm. d. R.: Diversen Quellen zufolge handelt es sich dabei um den in Dubai lebenden Deutschen Horst Peter Petersen] fordert 75% der Anteile bei einem Investment von 20 Millionen Euro. Dies entspricht einer erheblichen Minderung des bisher geschätzten Wertes. Darf der FCK sich so unter Wert verkaufen?
Rainer Keßler: Zu diesem Thema bitte ich Sie um Verständnis, dass ich keine Angebotsinhalte kommentieren kann. Aber grundsätzlich ist das genau die entscheidende Frage. Ist es mir lieber einen hohen Prozentsatz an Anteilen für einen vergleichsweise niedrigen Preis zu verkaufen und habe aber eine stabile Eigenkapitaldecke für die kommenden Jahre, oder gebe ich lieber einen geringeren Anteil für einen rabattierten Einstiegspreis an einen Investor und kann später bei sportlichem Erfolg weitere Anteile zu einem höheren Preis veräußern. Aber es ist wie immer im Leben eine Frage von Alternativen. Hier gilt es alle Details der Angebote auf Herz und Nieren intern zu prüfen und anhand von Sachargumenten zu entscheiden.
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Treffpunkt Betze: Einen bedeutsamen Klärungspunkt stellt Petersens Forderung nach sportlichem Einfluss dar. Die Informationslage reicht von „kein Konzept aufzwingen, sondern lediglich beraten“ bis hin zu „alles soll überprüft, analysiert und gegebenenfalls verändert werden“. Welcher von außen geleitete Einfluss im sportlichen Bereich wäre der richtige für den Verein?
Rainer Keßler: Grundsätzlich muss ein Sport-Kompetenz-Team ja nichts Negatives sein. Wichtig ist dabei, dass man sich in Gesprächen ein Bild über das angebotene Konzept verschafft und gemeinsam prüft, an welchen Stellen dieses Konzept für den FCK eine nachvollziehbare Verbesserung bringen kann. Kein Investor wird gut beraten sein, ohne fachkundige Analyse und dem Dialog mit den handelnden Personen ein Konzept dem FCK einfach überzustülpen. Das speziell ein Ankerinvestor in der Regel vor einem Engagement Forderungen oder Bedingungen stellt, ist logisch und nachvollziehbar. Dabei ist für manchen ein bestimmter Grad an Einfluss vielleicht noch akzeptabel, wo andere schon sagen, das geht zu weit. Auch das gilt es eben abzuwägen.
Treffpunkt Betze: Haben Sie dieses Sport-Konzept oder dieses Kompetenzteam schon näher kennenlernen dürfen?
Rainer Keßler: Der Investor hat ein Konzept, mit dem sich ein Verein aus seiner Erfahrung und Einschätzung sportlich erfolgreich entwickeln kann. Nach seinem Einstieg würde mit der Analyse kurzfristig begonnen werden. Insofern ist es vor einer Entscheidung von elementarer Bedeutung dieses Konzept kennenzulernen. Das Konzept hat bei verschiedenen Vereinen in anderen Ländern angeblich funktioniert. Für uns jedoch entscheidend: Es muss bei einem Verein wie dem FCK in der 3. Liga passen und geeignet sein den Verein sportlich weiterzuentwickeln.
Treffpunkt Betze: In Konkurrenz dazu soll dem Verein auch ein Angebot der sogenannten regionalen Investoren vorliegen, die schon mehrfach ihr Interesse am FCK bekundet haben. Welchen Einfluss im operativen Geschäft fordern sie? Und unter welchen Bedingungen würden die Regionalen in den FCK investieren?
Rainer Keßler: Die regionalen Investoren wollen, dass nicht das letzte FCK-Kapitel geschrieben wird. Sie bieten dem FCK quasi eine Starthilfe für eine wirtschaftliche Stabilisierung und das in einer signifikanten Höhe, die aber natürlich nicht mit dem Investment eines Ankerinvestors zu vergleichen ist. Die regionalen Investoren haben weniger Forderungen bezüglich des sportlichen Bereichs, vielmehr wollen sie Transparenz was die Frage des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses angeht. Sie wollen also einfach wissen, ob mit ihrem Geld wirtschaftlich sinnvoll umgegangen wird. Natürlich bekämen auch sie – wie alle anderen Investoren auch, Sitze gemäß unserer Satzung in den entsprechenden Gremien.
Treffpunkt Betze: Im Raum stehen hier 8 Millionen Euro. Langfristig scheint diese Summe nicht angelegt zu sein. Damit würde der Verein kommenden Sommer wahrscheinlich vor der selben Situation stehen wie jetzt auch. Kann das Angebot der Regionalen vor diesem Hintergrund lediglich als Co-Invest funktionieren?
Rainer Keßler: Wirtschaftliche Details zu den Angeboten werde ich aus verständlichen Gründen wie bereits erläutert nicht kommentieren. Gemäß unserem 4-Säulen-Modell wollen die regionalen Investoren eine Basis schaffen um den zukünftigen Einstieg weiterer Investoren – auch eines Ankerinvestors zu ermöglichen. Deswegen bin ich sehr dankbar, dass es dieses Angebot gibt. Ob allerdings genau die zwei – also Herr Petersen und seine Partner und die regionalen Investoren zueinander passen, das kann ich noch nicht beurteilen.
Treffpunkt Betze: Sie sprechen das Lautrer Modell an. Unterschiedliche Investoren fordern unterschiedliche Vereinsanteile. Sollte der Investor mit 75% +1 einsteigen, und sollten die regionalen Investoren ebenfalls Anteile erwerben, was bliebe dann noch für die Fansäule IV im 4-Säulen-Modell? Wäre es in dieser Form überhaupt noch umsetzbar?
Rainer Keßler: Absolut. Ich glaube es ist jedem Investor bewusst, dass die Einbindung regionaler Investoren und der Fanssäule die Akzeptanz für sein Investment steigert. Idealerweise bleibt für jeden ein passendes Stück vom Kuchen übrig – soweit die Hoffnung. Wir werden versuchen den Investoren diesen Benefit zu vermitteln.
Treffpunkt Betze: Welche Philosophie verfolgt der FCK dabei?
Rainer Keßler: In unseren Gesprächen und Verhandlungen müssen wir ein Investorenkonzept entwickeln und verhandeln, welches dem FCK mittel und langfristig eine sportlich erfolgreichere Zukunft sichert. Mit dem sportlichen Erfolg kann dann auch eine nachhaltige wirtschaftliche Stabilisierung erfolgen.
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Quelle und kompletter Text: Treffpunkt Betze