
Spielbericht: SV Sandhausen - 1. FC Kaiserslautern 1:0
The same procedure as every year
Man fühlt sich an Paul Breitner erinnert: Sollte der FCK vielleicht künftig die Punkte per Post nach Sandhausen schicken? Nach der obligatorischen Niederlage am Hardtwald wird die Luft für den bedauernswerten Norbert Meier dünner und der Frust bei den Fans immer größer.
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Was hat man als FCK-Fan eigentlich verbrochen? Ist die lange Leidenszeit vielleicht der Preis für die Meisterschaft 1998, die ja wirklich ein Jahrhundertereignis war? Oder gibt es doch ganz pragmatische Gründe für den schon seit so vielen Saisons andauernden Niedergang? Das Auswärtsspiel des 1. FC Kaiserslautern beim SV Sandhausen konnte all diese Fragen nicht beantworten. Und dennoch war es - mal wieder - symptomatisch für die Gesamtlage bei den Roten Teufeln.
4.000 FCK-Fans im Hardtwaldstadion
Erstmals waren einige (Sitz-)Plätze im Gästeblock leer geblieben, aber inklusive der umliegenden Bereiche bevölkerten trotzdem wieder 4.000 FCK-Fans das Hardtwaldstadion, welches mit 8.103 Zuschauern nicht sonderlich gut besucht war. Im Gegensatz zum Schietwetter vor einer Woche in Kiel strahlte diesmal die Sonne und die Schlachtenbummler aus der Pfalz waren durchaus frohen Mutes.
FCK-Trainer Norbert Meier besetzte seine Mittelfeldzentrale überraschend mit Patrick Ziegler, Christoph Moritz und Daniel Halfar. Eine Belebung ins Spiel brachte diese Formation jedoch nicht, wie der Coach später auch mit Blick auf die mangelnde Torgefahr eingestehen musste: "Es hängt nicht nur an den Stürmern, sondern auch an den Vorbereitern."
Wie jedes verdammte Jahr in Sandhausen...
Das Spiel plätscherte wie wirklich jedes verdammte Jahr in Sandhausen so vor sich hin und das FCK-Team kam nicht in die Pötte. Nach 25 Minuten traf der SVS die Latte, die Betze-Fans skandierten erstmals zaghaft: "Wir woll'n euch kämpfen sehen!" Eine Reaktion der Mannschaft? Fehlanzeige! Kurz vor dem Halbzeitpfiff rettete dann Marius Müller vor dem völlig freistehenden Haji Wright, woraufhin der Schlussmann von den mitgereisten Fans gefeiert wurde: "Müller! Müller!" Puh, wenigstens noch null zu null.
Festzuhalten blieb schon zu diesem Zeitpunkt, dass die Abstände zwischen den Lautrer Mannschaftsteilen riesig waren, das Zusammenspiel mangelhaft und der Meckerfaktor bei Müller und Co. ziemlich hoch. Der FCK hatte keine Ideen nach vorne, stand gegen keineswegs starke Sandhäuser (SVS-Trainer Kocak: "Es war mit Sicherheit nicht unser bestes Spiel") aber auch hinten nicht komplett stabil.
Hand! Elfmeter! Oder doch nicht?
Richtig skurril wurde es dann nach gut einer Stunde: Als Sandhausens Tim Kister im Strafraum plötzlich die Hand an den Ball legte, zeigte Schiedsrichter René Rohde auf den Elfmeterpunkt. Wilde, minutenlange Diskussionen waren die Folge, Unsicherheit auf dem Platz und auf den Rängen. Die FCK-Fans jubelten schon ob des Pfiffs, doch blieb es ihnen im Halse stecken, als der Unparteiische auf Schiedsrichterball umentschied. Ein Pfiff von der Tribüne, vermutlich aus dem Heimbereich, hatte den Spieler irritiert und das Handspiel ausgelöst. Wie später u.a. die "Sportschau" auflöste, war diese Entscheidung wohl wirklich korrekt, die betreffende Regel sei vor einiger Zeit geändert worden. Bei den FCK-Spielern herrschte natürlich trotzdem Fassungslosigkeit und im Gästeblock blanke Wut: "Scheiß DFB!"
"Das muss man nicht feiern, liebe FCK-Fans"
Während dieses ganzen Trubels lief auch noch ein Flitzer mit FCK-Schal übers Spielfeld, was den Sandhäuser Stadionsprecher zu der Durchsage veranlasste: "Das muss man nicht feiern, liebe FCK-Fans - bitte hört auf damit!" Aber wenn man sonst nichts zu feiern hat?!
Doch Sandhausen wäre nicht Sandhausen, wenn nicht noch der komplette Tiefschlag gefolgt wäre: Nur zwei Minuten nach dem Elfmeter-Theater segelte eine Flanke von Philipp Klingmann auf den Kopf von Lucas Höler und es stand plötzlich 1:0 für die Heimelf (68.). Pure Fassungslosigkeit! Zum x-ten Mal in der noch jungen Saison zeigte die FCK-Abwehr eine beängstigende Schlafmützigkeit, völlig ohne Abstimmung und offenbar im Kopf noch mit der Szene zuvor beschäftigt.
Die FCK-Abwehr schläft, das Aufbäumen kommt zu spät
"Ohne Schiri habt ihr keine Chance", hallte es hilflos-frustriert aus der Gästekurve, während der halb leere Heimblock stichelte: "Dritte Liga, Lautern ist dabei!" In der Schlussphase schmiss die Meier-Elf dann noch mal alles nach vorne, der Weckruf war nun endlich zu allen durchgedrungen, aber es war zu spät. Sebastian Andersson und der eingewechselte Lukas Spalvis kamen noch zu den quasi einzigen Lautrer Torchancen, selbst Marius Müller stürmte mit nach vorne, aber es blieb bei der - verdienten - Niederlage im Hardtwaldstadion. The same procedure as every year.
Die Bilanz des FCK nach einem Drittel der Hinrunde: Vier Auswärtsspiele, vier Niederlagen. Zuhause zwei magere Unentschieden. Tabellenplatz 17. Die Luft für Norbert Meier wird dünner, auch wenn der Trainer zweifellos nicht der Alleinschuldige an der Misere ist. Am Dienstag kommt es im Fritz-Walter-Stadion gegen Erzgebirge Aue - wohl vor einer absoluten Minuskulisse - zum ersten Endspiel dieser Saison.
U23-Sieg in Dudenhofen: "Seht ihr Profis, so wird das gemacht!"
Immerhin einige Lautrer machten trotzdem noch das Beste aus dem misslungenen Fußball-Tag: Auf der Rückfahrt von Sandhausen legten mehr als 250 FCK-Fans einen Zwischenstopp im Speyerer Vorort Dudenhofen ein, wo sie bei guter Atmosphäre einen 4:1-Auswärtssieg der FCK-U23-Mannschaft bejubeln durften. Einer von vielen Fangesängen lautete: "Seht ihr Profis, so wird das gemacht!"
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Meier: "Bezeichnend für die momentane Situation"
Wieder kein Sieg: Der 1. FC Kaiserslautern schlittert nach dem 0:1 beim SV Sandhausen tiefer in die Krise. Norbert Meier nimmt die ganze Mannschaft in die Pflicht, während Boris Notzon vorerst davon ausgeht, dass der Cheftrainer auch am Dienstag auf der Bank sitzt.
Den Aufreger gab es in der 63. Minute: Schiedsrichter René Rohde hatte nach langem Zögern auf Handelfmeter entschieden, weil Sandhausens Tim Kister den Ball im Strafraum mit der Hand gestoppt hatte. Der SVS-Profi war offenbar davon ausgegangen, dass der Unparteiische einen Freistoß für seine Mannschaft geben wollte - doch dem war nicht so. Nun entstand allerdings ein minutenlanges Chaos, an dessen Ende Rohde seinen Elfmeterpfiff zurücknahm. "Ich glaube, das war bezeichnend für unsere momentane Situation", beschrieb Norbert Meier die Szene. Der Cheftrainer hatte sich wie seine Spieler schon über die gute Chance zur Führung gefreut und wurde dann jäh enttäuscht. Beinahe im Gegenzug kam es aber noch dicker: Sandhausens Lucas Höler schoss die Kurpfälzer zum 1:0 und erzielte damit das goldene Tor des Tages.
Notzon will die Situation mit der Vereinsführung genau analysieren
Der FCK kassierte damit die nächste Niederlage und wartet auch nach dem 6. Spieltag auf den ersten Sieg in der Liga. "Schwierige Situationen sind dazu da, dass man sie meistert. Wir müssen alles daran setzen, dass wir das schaffen", bemühte sich Meier um kämpferische Zuversicht. Der Druck auf den Coach wächst allerdings weiter. Sportdirektor Boris Notzon geht zwar davon aus, dass der 58-Jährige auch am Dienstag im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue auf der Bank sitzen wird. Man werde die gegenwärtige Lage aber mit der Vereinsführung genau analysieren, erklärte der 37-Jährige unmittelbar nach Spielende.
Wie aber soll der FCK, der auch im Hardtwaldstadion viel zu passiv aufgetreten war und erst in der Nachspielzeit seine einzige richtig zwingende Chance hatte, am Dienstag zu Toren kommen, um den so wichtigen ersten Dreier einzufahren? "Sie haben ja gesehen: Heute haben inklusive der Einwechslungen alle unsere Stürmer auf dem Platz gestanden", betonte Meier. "Aber es hängt nicht nur an den Stürmern, sondern auch an den Vorbereitern. Eine Mannschaft ist immer ein Gesamtkonstrukt."
Quelle: Der Betze brennt