Also meines Erachtens sagt Jörg Wilhelm, dass ich einen solchen Prozess erklären kann. Das traue ich mir in der Tat zu....
Ich hatte mich in den letzten Tage / Wochen bewußt etwas zurückgehalten. Die Gemüter sind aufgebracht - und wie immer in solchen Situationen werden "Argumente" und „Sachverhalte“ ins Land geführt, die schlicht falsch sind oder sie werden bis zur Unkenntlichkeit verdreht. Teilweise bewußt, teilweise unbewußt. Wer sich die Mühe macht das Interview von Jörg Wilhelm komplett zu hören, kann schnell erkennen, dass es hier um ein vielschichtiges Problem geht, dass weit über die Frage Pro und Contra zweier Angebote hinausgeht.
1. Die Rede von Jörg Wilhelm auf der JHV: Bereits hier ist Wilhelm, ob bewusst oder nicht, anscheinend einigen Leuten aus dem inneren Zirkel des Vereins heftig auf die Füße getreten. Man könnte sagen, getroffenen Hunde bellen, man könnte auch fragen, war das wirklich notwenig? Fakt ist, dass Wilhelm danach für einige Vereinsgranden ein rotes Tuch war. Die hätten ihre Schwiegermutter verkauft, nur um ihn loszuwerden.
2. Es gibt / gab ein offensichtliches Problem in der Kompetenzverteilung innerhalb des Teams Merk bzw. Keßler (wie auch immer). Auf der einen Seite steht der Alleingang von Jörg Wilhelm, auf der anderen Seite sein Vorwurf, als Kompetenzträger und Aufsichtsratschef der KGaA und somit quasi direkter "Chef-Aufseher" von SOV nicht ausreichend eingebunden worden zu sein. Dass Voigt und Wilhelm kein rosiges Verhältnis zueinander haben, ist ein offenes Geheimnis.
3. Die Frage, warum es keine weiteren Investorenangebote gab, außer den beiden genannten, wird offensichtlich unterschiedlich eingeschätzt. Der eine sagt es liegt an Corona etc. der andere sagt, dass der Prozess nicht professionell durchgeführt wurde.
Bis hierhin haben wir noch gar nicht inhaltlich über irgendwelche Angebote gesprochen, haben aber schon eine recht explosive Mischung.
Jetzt kommen wir zu den weiteren Punkten:
4. Kommunikation rund um die Planinsolvenz: Jörg Wilhelm war von Anfang an bereit, den e.V. ebenfalls in die Insolvenz zu schicken, um Quattrex und anderen Gläubigern keinen Angriffspunkt hinsichtlich ihres Durchgriffsrechts zu geben. Das wurde von anderen Mitgliedern der Gremien offensichtlich anders gesehen. Dementsprechend wäre er wohl offensiver vorgegangen.
Kommunikation rund um das Angebot: Jörg Wilhelm hat offensichtlich einen Ball aufgenommen, der dem Verein Seitens des von mir geschätzten Gero zugespielt wurde. In der Folge hat der Verein mit dem Anwalt den Gero kennt Kontakt hergestellt und eine Provisonsvereinbarung abgeschlossen.
Wir halten also fest: Der Verein wusste / er hatte es sogar schwarz auf weis, dass Jörg Wilhelm kein Eigeninteresse hat. In der Folge wurde mit dem Dubai-Investor ein Angebot ausgehandelt, welches offensichtlich nicht auf Gegenliebe in der KGaA / in den Gremien stieß. Weil es aus Sicht der meisten Gremienmitglieder wohl nicht annehmbar war. Das ist in solchen Prozessen bei 90% der Angebote so, denn man will ja ein Verhandlungsergebnis erzielen. Deshalb werden gewöhnlich Maximalpositionen formuliert. Wie bei den Regionalen übrigens auch.
Ab hier kommt es nun zu einer Eskalation, die eine Menge Probleme verursacht:
5. Das Angebot sollte nun nachverhandelt werden: Vereinswert, Sportkonzept, Mitsprache, was auch immer. Doch genau das passiert nicht, oder zumindest nicht in der Art und Weise wie sich Jörg Wilhelm das unter professionellen Parteien vorstellt. Angabegem. gibt es eine ziemlich destruktive Telefonkonferenz mit Herrn Voigt, aber mehr passiert nicht. Das ein oder andere Aufsichtsratsmitglied kümmert sich ein wenig, aber letztlich passiert von der Seite, die das Thema eigentlich treiben müsste, nämlich der Geschäftsführung, herzlich wenig. Das ist wichtig, denn hier geht es nicht um die Frage, ob das Angebot inhaltlich akzeptabel ist sondern lediglich um die Frage, wie man mit einem Investor umgeht, der potentiell viel Geld in den Verein investieren will.
6. Jörg Wilhelm entscheidet sich dazu - unabgestimmt mit seinen AR-Kollegen - die Existenz des Angebots öffentlich zu machen. Oder sagen wir besser, es prominenter öffentlich zu positionieren, denn mit einem Halbsatz war es zu diesem Zeitpunkt bereits in der Pressemitteilung des FCK erwähnt. Seine Gründe dies zu tun, soll jeder selbst beurteilen. Fakt ist: Keiner war in der Lage auch nur annährend zu erahnen, welche Eckdaten das Angebot hat - und noch weniger, um wen es geht. Die Vertraulichkeit gegenüber dem Investor blieb also vollständig gewahrt. Hierzu kann ich aus berufenem Munde zitieren: "Ohne Jörg Wilhelm hätten wir niemals so schnell und in dieser Form ein Angebot der regionalen Investorengruppe bekommen". Man könnte also durchaus die Meinung vertreten, das Vorpreschen von Jörg Wilhelm zunächst intern, als dann später extern, hat seinen Zweck erfüllt.
7. Ab dem Zeitpukt des SWR Interviews werden vertrauliche Daten aus dem Dubai-Angebot an die Presse gespielt. Namentlich an die BILD-Zeitung. Der Zugang zu diesen Informationen ist stark eingeschränkt. Letztlich auf die Gremienmitglieder der KGaA beschränkt. Die Veröffentlichung und die Art und Weise in der dieses passiert, erinnert stark an das Muster rd. um das Ponomarev Angebot oder die Causa Ehrmann. Losgelöst von der Frage, wie solche Informationen gezielt über die immer selben Wege in der Öffentlichkeit lanciert werden, stellt sich vor allem die Frage, warum der Verein ganz offensichtliche Falschinformationen nicht dementiert. Ich nehme jetzt mal eine Passage aus der BILD Zeitung:
„ (...) und die Geldgeber aus Dubai dann den FCK als Transferkarusell von Spielern benutzen möchten. Auch Wilhelm wäre dann dick im Geschäft.“
Der Verein wusste zu diesem Zeitpunkt schwarz auf weiß, dass Wilhelm in keiner Art und Weise verbandelt ist. Sören Oliver Voigt hat selbst eine Provisonsvereinbarung mit einer anderen Partei geschlossen. Ich erspare mir jetzt durch die dann folgenden Beiträge aus der BILD zu gehen, als Beispiel reicht das ja. Fest steht: der Verein hat es nicht nur nicht verhindert, dass permanent Informationen aus seinen Gremien an die Presse weitergegeben werden, er hat es auch nicht für nötig befunden, seinen Investor bzw. sein Aufsichtsratsmitglied vor diesen bodenlosen Angriffen zu schützen bzw. ihn zu verteidigen.
8. Zwei Wochen nachdem diese einseitige Berichterstattung durch die Gazetten geistert, wendet sich der Investor über seinen Anwalt selbst an die Presse. Diese Erklärung wiederum nimmt der Verein dann zum Anlaß für eine Gegendarstellung - und zwar weil es gar kein „Team Kessler“ gegeben habe. Dies Pressemitteilung war m.E. peinlich. Und sie zeigte das erste mal völlig offen und transparent: Mit dem wollen wir gar nicht.
9. Im Anschluss nutzen Ben Remy und ich die Möglichkeit Fragen an den Investor zu richten, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Bereits hier ist deutlich erkennbar, dass sich der Investor massiv über die Art und Weise wie mit ihm umgegangen wird, geärgert hat. Letztlich war das Kind zu diesem Zeitpunkt aber bereits in den Brunnen gefallen. Die Atmosphäre komplett vergiftet und emotionale Töne dominierten die eigentlichen zu beurteilenden Fakten.
Letztlich ist es diese Art der Kommunikation und diese Art der Prozessführung, die dem FCK mehr schadet als alles andere. Es ist zum zweiten mal innerhalb von einem Jahr das deutliche Signal: Wenn ein Investor bestimmten Gruppen im Verein nicht passt, wird er öffentlich durch den Dreck gezogen und maximal beschädigt. Ohne jede Rücksicht auf den FCK. Letztlich war man sogar bereit ein AR-Mitglied dafür zu opfern. Ich mache den Verantwortlichen den Vorwurf, dass sie dies erneut zulassen bzw. zugelassen haben. Das habe ich Ihnen auch direkt gesagt.
Hinsichtlich Jörg Wilhelm sei angemerkt, dass ich ihm dankbar bin für seine Arbeit. Vor allem aber bin ich ihm dankbar, dass er nicht durchgezogen hat. Hätte er sich mit Anwälten gewehrt, wäre es deutlich schmutziger geworden, als es ohnehin schon ist. Vor allem hätte der Verein meines Erachtens, mit ziemlich großer Sicherheit, die Eigenverwaltung verloren. Planinsolvenz - Sudden Death.
Jetzt kommen wir mal zu dem Angebot der regionalen Investoren: Erstmal sollten wir dankbar sein, dass wir sie haben. Denn ohne Klaus Dienes und die anderen hieße es nun „Lichter aus“ am Betzenberg. Denn offensichtlich wollte kein anderer in den FCK investieren oder wir haben es nicht geschafft, den Verein attraktiv genug darzustellen. Ohne eine Schuldzuweisung: Die letzten 8 Wochen waren diesbzgl. völlig kontraprodukiv und haben bestimmt nicht dazu beigetragen den Verein bei potentiellen Investoren attraktiv zu machen.
Meine Bitte an die regionalen Investoren:
1. Distanziert euch von der Berichterstattung in der BILD und in Teilen auch der Rheinpfalz sowie von den Protagonisten, die diese befürworten.
2. Macht es wie Harry Layenberger mit seinem Sponsorenvertrag: Kommuniziert, dass ihr die Regionalen sein wollt, die in Zukunft auch Platz für einen Ankerinvestor machen - oder investiert die Summen die notwendig sind.
3. Zeigt euch. Spielt offen und transparent, dann nehmen euch die Fans das auch ab.
4. Lasst euch nicht instrumentalisieren was das Sponsoring von Harald Layenberger angeht - die Region der Regionalen geht definitiv bis Rodenbach. Und von einem der Regionalen weis ich definitiv, das ihm bekannt ist wo Rodenbach liegt.
Last but not least noch zu dem Thema Vereinwert. Der ist ja auch in dem Artikel von Kohlmeyer angeführt. Ja, dieses Argument hätte man vorbringen können. Allerdings ist es in meinen Augen ziemlich schwachsinnig. Letztes Jahr als es um den Einstieg von Becca ging, wurde das Thema genau in die andere Richtung gespielt. Die Argumentation, dass der Verein nächstes Jahr mehr wert sei ist schlichtweg nicht haltbar.
Zunächst kann es sein, dass der Verein nicht aufsteigt - dann kann man auch gut argumentieren, dass er dann deutlich weniger wert ist. Er muss dann nämlich in jedem Fall eine Kapitalerhöhung durchführen. Und ich kann aus Erfahrung sagen, dass man Unternehmen auch mit EUR 1,- bewerten kann. Zum anderen ist es schlichtweg so, dass ein Aufstieg keineswegs heißt, das der Verein mehr wert ist. Denn die heutige Bewertung setzt ja schon vorraus, dass wir aufsteigen. Ohne diese Annahme dürfte ich derzeit nichtmal 1 EUR ausgeben. Das mag jetzt für manche hart sein, ist aber die Realität.