Vorab muss man mal festhalten, dass Dietmar Hopp ca. 350 Millionen € in die TSG 1899 Hoffenheim investiert hat. Erschwerend kommt hinzu, dass diese sich im direkten Einzugsgebiet des 1.FC Kaiserslautern befindet. Also nicht im fernen Bayern oder Brandenburg, sondern direkt vor der Haustür.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/18 ... 18372.html
II. Soziale Ader und WM-Standort 2006
Speziell heuer ist es wichtig auch einen Blick zurückwerfen zu können in die jüngere Vergangenheit. Den 1.FC Kaiserslautern zeichnet seine soziale Ader aus. Das was heute die Betze-Engel sind, begann in den 80er und 90er Jahren mit mehreren schwerbeladenen LKWs als Hilfskonvois nach Südosteuropa durch Vereinsmitglieder. Der ein oder andere wird sich erinnern. Darüber hinaus zeichnet viele Fanclubs ihr soziales und ehrenamtliches Engagement aus.
Wie bereits von vielen Vorrednern in anderen Threads bereits erwähnt, so stellte der Ausbau des Fritz-Walter-Stadions zum WM-Stadion den Beginn des finanziellen Desasters des FCK dar. Die Ausgangssituation für den kleinsten Standort bei der WM 2006 war von Anfang an schwierig. Während in München bereits Pläne für den Ausbau zur Allianzarena in der Schublade steckten, so waren auch andere Standorte weit vor der offiziellen Bekanntgabe des DFB absehbar: Ob nun Dortmund, Gelsenkirchen, Köln, Hamburg, Berlin, Stuttgart, Frankfurt und Leipzig.
Eher auf dem zweiten Blick setzten sich die Standorte Hannover, Nürnberg und Kaiserslautern gegen die Konkurrenz aus Bremen, Mönchengladbach oder Düsseldorf durch.
Nach dem Zuschlag für Deutschland als WM-Gastgeber vergingen mindestens 1,5 Jahre bis zur verbindlichen Zusage für Kaiserslautern, wodurch sich die Planungs- und Ausbaukosten für das Fritz-Walter-Stadion erhöht haben dürften im Vergleich zu den Standorten, die bereits in 2000 von einer Zusage ausgehen konnten.
Die Folge war eine Kostenexplosion bedingt durch zeitliche Dringlichkeiten und erhöhte Stahlpreise. In Summe waren das 24 Millionen € Mehrkosten.
Chronik der Verzögerungen (
https://www.der-betze-brennt.de/stadion ... hp?seite=3):
13. Oktober 2000: Nach dem Zuschlag für Deutschland als Gastgeber der WM 2006 bestätigt der 1. FC Kaiserslautern beim Deutschen Fußball-Bund seine schon vorliegende Bewerbung als Austragungsort.
15. April 2002: Die Stadt Kaiserslautern mit dem Fritz-Walter-Stadion als Spielstätte erhält vom WM-Organisationskomitee den Zuschlag als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.
Ende November 2002: Das Bauunternehmen Holzmann AG stellt die Arbeiten an der Osttribüne zunächst wegen der schlechten Witterung ein. Anschließend wird der Ausbau wegen Unstimmigkeiten mit dem 1. FC Kaiserslautern nicht fortgesetzt, bis schließlich der Verein Anfang 2003 dem Unternehmen den Auftrag entzieht.
3. Juni 2003: Gründung der Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern GmbH, die zu 100 Prozent der Stadt Kaiserslautern gehört. Die Gründung der neuen Gesellschaft und der Verkauf des Fritz-Walter-Stadions sowie des Trainingsgeländes Fröhnerhof sind Teil des
Anfang 2003 vom Verein, dem Land, der Stadt und den Gläubigerbanken beschlossenen Sanierungskonzept.
Ende Juli 2003: Nach rund acht Monaten des Stillstands wird der Osttribünen-Ausbau von der Arbeitsgemeinschaft Walter Bau/Bilfinger+Berger fortgeführt. Zuvor konnte der FCK eine außergerichtliche Einigung mit seit Ende 2002 andauernden Streit mit der Holzmann AG erzielen.
Aktuell ist der Verein in einer bedrohlichen finanziellen Situation. Aufgrund der hohen finanziellen Aufwendungen für den Stadionbetrieb existierte in der 2.Bundesliga ein strukturelles Defizit in Höhe von ca. 2,5 Millionen €. Das nagt am Eigenkapital aber auch an der Wettbewerbsfähigkeit der Profiabteilung. Macht sich aber auch an anderen Stellen bemerkbar, die der Verein abdeckt (Jugend- und Amateurmannschaft).
Mit dem Abstieg in die 3. Bundesliga ist der Verein in einer existentiellen Notlage, da die Einnahmen im TV-Bereich weitestgehend wegfallen und Sonderabschreibungen am Spielerkapital vollzogen werden müssen.
III. Vom Forum auf den Markt: Naming Right Alternative zur Rückzahlung der Anleihe und als Basis für einen Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums
Ob nun Naming Right Alternative oder Naming Right Substitut. Auf die Bedeutung komme ich später noch zurück. Entscheidend ist zunächst der Ansatz um aus dieser Position eines Fußballvereins Gelder zu generieren und wettbewerbsfähig zu sein. Bereits in der Saison 2007/2008 entstand der Ansatz hier im Forum und wurde eine Saison später in Braunschweig und Sinsheim in abgeänderter Version realisiert.
viewtopic.php?p=72206#p72206
Kurz zusammengefasst bedeutet es für das Fritz-Walter-Stadion, dass zwei Unternehmen die Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion kaufen ohne sie auszuüben. Mit der Bereitstellung zweier Werbebanden neben dem Schriftzug könnte man diesen Zusammenhang kommunikativ optisch darstellen. Theoretisch ließen sich auch fünf Unternehmen finden, welche eine jährliche Summe von 2,5 Millionen € bereitstellen.
Also bei fünf Unternehmen, die wos den Stadionnamen erhalten, kriegst quasi als solide geführter 1.FC Kaiserslautern e.V. 2,5 Millionen € in der ersten Liga. In der zweiten wirst vielleicht 1-1,5 Millionen € bekommen. Satzungskonform! Rechnest das Ganze auf die Zeit, dann kommst du auf folgende Werte:
2008/2009 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2009/2010 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2010/2011 2,5 Millionen € (Liga 1)
2011/2012 2,5 Millionen € (Liga 1)
2012/2013 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2013/2014 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2014/2015 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2015/2016 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2016/2017 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
2017/2018 zwischen 1-1,5 Millionen € (Liga 2)
Insgesamt: Zwischen 13-15 Millionen € pessimistisch betrachtet.
Da mit diesen Mehreinnahmen auch die sportliche Wettbewerbsfähigkeit entsprechend hätte gestärkt werden können und so die Wahrscheinlichkeit eines Abstiegs 2011/2012 entsprechend hätte minimiert werden können bzw. die Wahrscheinlichkeit eines Aufstiegs hätte erhöht werden können, in den Folgesaisons, so hätte man evtl. auch ab der Saison 2012/2013 mit an die 2,5 Millionen planen können! Käme somit auf ein Volumen von 22-23 Millionen € im optimistischen Fall.
Naheliegender Ansprechpartner könnte der Sparkassenverband in Frankfurt am Main mit einer Höhe von mindestens 0.5 bis 1 Million € sein. Da hier auch noch andere solide Versicherungsleistungen und Finanzprodukte des Verbandes platziert werden könnten. Unter gewissen Bedingungen würde ich auch die Partnerschaft mit der DVAG traditionell wiederbeleben.
Alles nicht so einfach wenn der Verein mit einem Vermarkter zusammenarbeitet. Mein erstes Treffen bzgl. dieses Ansatzes sollte mit einem Verantwortlichen des Vereins stattfinden. In Kaiserslautern angekommen, wurde ich damals an Sportfive verwiesen. Jedoch ohne dies vorab von Vereinsseite zu kommunizieren. Tenor des Gespräches: Es gebe neben diesem Ansatz noch zwei weitere.
Zählt man in der 1.,2. und 3. Bundesliga die jährlichen Einnahmen aus den Namensrechten zusammen, so kommt man wohl auf eine Summe von 50 Millionen € im Jahr. Stellvertretend die Fußballbundesliga in der Saison 2015/2016:
Allianz (6 Millionen €), Bayer (2,5 Millionen €), WWK (1,4 Millionen €), Veltins (6 Millionen €), Signal Iduna (5,8 Millionen €), Wirsol (3,2 Millionen €), Commerzbank (4 Millionen €), Coface (1,9 Millionen €), Rheinenergie (2,5 Millionen €), HDI (2,6 Millionen €), Mercedes (1 Million €). Insgesamt werden somit 38 Millionen € erwirtschaftet.
In der 2. Bundesliga wurden 7-8 Milllionen € in der Saison 2015/2016 umgesetzt.
Schaut man auf den HSV, so erwarb Klaus-Michael Kühne für vier Jahre die Namensrechte am Stadion, das seit dem 1. Juli 2015 – 14 Jahre nach der ersten Umbenennung – wieder „Volksparkstadion“ heißt. Mit diesem Ansatz erhält der HSV 4 Millionen €/Jahr. Wo er das wohl abgeschaut hat?
Ich finde das FCK-Modell hat einen nostalgisch innovativen Charme in einer Zeit der fortgeschrittenen Kommerzialisierung. Für den FCK wäre es ein Substitut zum klassischen Naming Right. Für die Bundesligisten eine Alternative! Würde man die Zahlen hoch rechnen, bestünde die Möglichkeit die Anleihe (6,5 Millionen €) zurückzuzahlen und den Verein zu entschulden (7,5 Millionen €). Trotz Liga 3!