Im Westen nichts Neues
Was lange währt, wird endlich gut: Nach langer, erfolgloser Stürmersuche meldete der FCK knapp eine Woche vor Rückrundenbeginn doch noch Vollzug. Die „Spielerfindungskommission" reiste von Norwegen über Portugal, ehe sie am Ende in Rumänien fündig wurde: Constantin Victoras Iacob heißt der Hoffnungsträger, der mit hoffentlich vielen Toren den drohenden Abstieg noch verhindern soll.
Zuvor holte sich der Klub einen Korb nach dem anderen.
So wechselte der Ex-Bielefelder Ahanfouf lieber zum Ligakonkurrenten SV Wehen-Wiesbaden als auf den Betzenberg. Sein Kollege Francis Kioyo von Bundesligist Energie Cottbus machte gleich überdeutlich, wie außerordentlich „attraktiv" ein Wechsel nach Kaiserslautern inzwischen wirklich ist: Er zog dem FCK einen Erstligisten vor - in Israel (!!!), was alles sagt...
Pikant dabei: Fast wäre auch die Verpflichtung Iacobs in die Binsen gegangen. FCK-Insider berichten, dass es im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung zu einer Kampfabstimmung auf Vorstandsebene gekommen sein soll. Die hauptamtlichen Vorstände Göbel und Jaworski sollen sich aus „finanziellen Gründen" mit Vehemenz gegen die Neuverpflichtung ausgesprochen haben. Sie unterlagen den ehrenamtlichen Vorständen nur, weil es Bauckhage und Ohlinger doch noch gelang, ihren Kollegen Landry zur Hilfe zu holen.
Das sich ausgerechnet der „Fußballexperte" Erwin Göbel aus „finanziellen Gründen" (angeblich beträgt die Ablöse für Iacob rund 500.000 Euro) gegen die Verpflichtung aussprach, birgt eine gewisse Brisanz. Dem Vernehmen nach soll gerade Göbel nur wenige Tage zuvor die Bitte aus Aufsichtsrat und Vorstand rigoros abgelehnt haben, auf einen kleinen Teil seines Gehalts zu verzichten...
Doch nicht nur deshalb brodelt es hinter den Kulissen heftig.
Entgegen aller Beteuerungen steht Coach Kjetil Rekdal offenbar kurz vor der Entlassung. Schon länger sei der Norweger bei den FCK-Verantwortlichen unten durch, heißt es.
Ihn, so munkelt man, könne nur ein Wunder retten. Angeblich erwartet die Vereinsführung aus den Spielen in Mönchengladbach und gegen 1860 München vier Punkte. Gelingt das nicht, wäre der Trainer nicht mehr zu halten. Sogar einen konkreten Nachfolgekandidaten soll es bereits geben. Dabei handelt es sich nach WILLI-Informationen um einen alten Bekannten: Reinhard Stumpf, unter Otto Rehhagel, Andreas Brehme und Eric Gerets bereits als Co-Trainer für den FCK tätig, stünde wohl sofort bereit. Zuletzt arbeitete Stumpf als Chefcoach in Ankara. Sein Engagement endete allerdings bereits nach nur zwei Monaten im Oktober 2007.
Ein wesentlich prominenterer Kandidat hätte im Fall der Trennung von Rekdal angeblich gar keine Chance: Volker Finke, bis letzten Sommer Coach des SC Freiburg. Aus dem Breisgau verlautet, Finke würde den FCK sofort übernehmen.
Einzige Voraussetzung: Die Perspektiven für Team und Verein müssten stimmen. Dann stünde er zur Not auch nach einem Abstieg zur Verfügung. Dass Volker Finke beim FCK wohl keine Chance bekommen werde, sei auf Hans-Artur Bauckhage zurückzuführen. Dieser berufe sich in seiner ablehnenden Haltung auf Gerüchte, die in und um Freiburg kursieren sollen...
Auch an anderer Front brodelt es. Viele FCK- Mitglieder sehen sich von der gesamten Vereinsführung arglistig getäuscht. Hintergrund sind die Versprechen der Verantwortlichen auf der Jahreshauptversammlung, dem Verein stünden neue Sponsoren zur Verfügung, die dem Klub neue Geldmittel zur Verfügung stellen würden.
Tatsächlich aber stellte sich heraus, dass es keine neuen Sponsoren gibt!
Noch schlimmer: Vermittelte Dieter Buchholz, der Aufsichtsrats Vorsitzende, in der Versammlung noch den Eindruck, Hauptsponsor DVAG und Totto-Lotto würden zusätzliche Mittel bereitstellen, entpuppte sich auch dies als Finte: Beide ziehen lediglich Zahlungen vor, die ursprünglich erst im Sommer des Jahres fließen würden.
Angesichts dessen und auch, weil der angekündigte „Großinvestor" immer noch auf sich warten lässt, fehlt vielen Mitgliedern längst die Geduld. Sie wollen Ergebnisse sehen. Da die aber ausbleiben, haben sie den Verdacht, Aufsichtsrat und Vorstand hätten sich eben doch die Entlastung durch die Mitgliederversammlung „erkauft".
Interessant ist auch die neue Sprachregelung, die „Vorstandssprecher" Bauckhage inzwischen für potentielle Geldgeber gefunden hat. Sprach er bei seinem Amtsantritt im November noch von „Investoren", wurden im Dezember „Sponsoren" daraus. Heute nennt er sie nur noch „Gönner". Wer mal bei einem Dorfverein Fußball gespielt hat, weiß, was ein „Gönner" ist. Das ist jemand, der den Pausentee zur Verfügung stellt...
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Alles in allem könnte man den Januar 2008 auch so zusammenfassen: Im Westen nichts Neues. Der FCK ist nach wie vor ein Verein, der sich im Selbstzerstörungsprozess befi ndet. Oben scheint kaum einer einen echten Plan zu haben. Unten, beim Fußvolk, schwindet die Hoffnung auf Besserung von Tag zu Tag. Da hilft nur eins:
Auf dem Platz müssen Siege her! Fußball ist nun mal ein ganz einfaches Spiel mit simplen Regeln. Die gelten auch für das Drumherum. Bist du erfolgreich, interessiert es keine Wutz, ob die Verantwortlichen Mist bauen oder nicht. Kriegst du aber immer auf die Fresse, dann lauert hinter jedem Staubkörnchen eine mittlere Katastrophe.
Wenn alle Dämme brechen
Irgendwann wird das zum Selbstläufer. Es sei denn, es gelingt, rechtzeitig entgegen zu steuern. Genau das haben Aufsichtsrat und Vorstand verpasst. Statt Konsequenzen aus dem eigenen Versagen zu ziehen, wurde weiter gestümpert. Auch das geht eine Weile ganz gut. Solange, bis der „Stausee" voll ist. Sollte am 18. Mai, nach dem Spiel gegen Köln, der Abstieg feststehen, wird dessen Mauer brechen. Dann möchte ich nicht in der Haut der Nadelstreifenträger auf dem Betzenberg stecken...
Quelle: Willi Magazin (Seiten 36+37)
Online:
http://www.willi-magazin.de/newpage/dow ... uar_08.pdf (Achtung, größeres PDF-Dokument)
DENKE DAS ERKLÄRT EINIGES......