
Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern - Schalke 04
Die Krise endlich weggrätschen
Nach turbulenten Tagen steht für den 1. FC Kaiserslautern ein atmosphärisches und hoffentlich auch sportliches Highlight an. Am Freitagabend gastiert Schalke 04 im seit Wochen ausverkauften Fritz-Walter-Stadion.
Kaiserslautern gegen Schalke. Eine Spielpaarung, die nach besten Bundesliga-Zeiten klingt und schon 89-mal in allen möglichen Wettbewerben stattfand, ist zu Beginn des Jahres 2024 ein Kellerduell in der 2. Bundesliga. Trotzdem werden die Fans beider Lager dem FCK die Bude einrennen. Seit Wochen ist das Fritz-Walter-Stadion ausverkauft. Perfekte Voraussetzungen also, um das Ruder rumzureißen und den Anschluss ans Mittelfeld der Tabelle wiederherzustellen. Vergesst für 90 Minuten Fake News, Unruhe und Personaldebatten! Schreit die Mannschaft mit eurer Stimme zum ersehnten Sieg! Nur zusammen sind wir Lautern und nur zusammen können wir die drei Punkte einfahren! Anpfiff der Partie gegen den Bundesliga-Absteiger aus Gelsenkirchen ist um 18:30 Uhr.
Was muss man zum 19. Spieltag wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Während Mannschaft und Trainerteam das 0:2 in St. Pauli aufarbeiteten und danach die Vorbereitung auf Schalke starteten, wurde im Umfeld weitgehend über gefälschte Presseberichte und anonyme Internet-Lügen diskutiert. Jeder Fan sollte daraus seine Lehren ziehen und nicht ungeprüft alles für bare Münze, was rund um den 1. FC Kaiserslautern so behauptet wird. Die sportliche Situation ist auch so schon heikel genug: Nach sieben Niederlagen in Folge brauchen die Roten Teufel unbedingt einen Sieg. Mit Schalke kommt nun ein nur einen Platz besser platzierter Gegner auf den Betze. Und auch wenn es ein großer Name des deutschen Fußballs ist: Gegen wen will man in dieser Situation gewinnen, wenn nicht zuhause gegen einen ebenfalls angeschlagenen Gegner?
Nach den vielen Personalwechseln vor und in der Winterpause ist die Lautrer Mannschaftsaufstellung weiterhin schwierig vorauszusagen. Dreier-/Fünfer- oder Viererkette? Ache ja oder nein? Rücken dieses Mal mehr Winterneuzugänge in die Startelf? Grundsätzlich dürfte die Aufstellung ähnlich werden wie gegen St. Pauli, aber die eine oder andere Umstellung ist schon zu erwarten. Definitiv ausfallen werden Hendrick Zuck, der in dieser Woche im Training leider einen Kreuzbandriss erlitt, der rotgesperrte Afeez Aremu und Philipp Hercher wegen seiner Hüftverletzung. Als Ersatztorwart wird erneut Avdo Spahic anstelle des vor einem Wechsel stehenden Andreas Luthe nominiert.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Schalke 04, in dieser Saison ebenfalls schon mit dem zweiten Trainer unterwegs, kriselt auch in der 2. Bundesliga im Tabellenkeller. Nur drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz. Auch der Nachfolger von Thomas Reis, Karel Geraerts, hat noch keine wirkliche Wende einleiten können. Zum Rückrundenstart unterlag der S04 zuhause dem HSV mit 0:2.
Innenverteidiger Marcin Kaminski und Abräumer Ron Schallenberg fingen sich gegen Hamburg eine Gelb-Sperre ein und stehen in Kaiserslautern nicht zur Verfügung. Rechtsaußen Blendi Idrizi ist derzeit krank, sein Mitwirken wird sich erst nach dem Abschlusstraining am Donnerstag entscheiden. Ob der erst am Dienstag verpflichtete Linksaußen Darko Churlinov bereits zum Schalker Kader gehören wird, ließ Geraerts offen.
Frühere Duelle
Die letzte Begegnung beider Klubs im Fritz-Walter-Stadion ist schon fast zwölf Jahre her und datiert vom 18. März 2012. Damals gewann der S04 mit 4:1, es war das letzte Spiel des damaligen FCK-Trainers Marco Kurz. Eine Saison vorher gab es das legendäre 5:0 der Roten Teufel gegen die Königsblauen mit Raul, Klaas-Jan Huntelaar und Manuel Neuer.
Fan-Infos
Das Flutlichtmatch gegen Schalke wird vor 49.327 Zuschauern stattfinden. Zum zweiten Mal in dieser Saison ist der Betze in der Liga ausverkauft, hinzu kommen zwei ausverkaufte Pokalspiele. Die Knappen werden von mehr als 5.000 Anhängern unterstützt, neben den 4.728 Karten im offiziellen Gästebereich gingen auch einige Tickets in den umliegenden Blöcken nach Gelsenkirchen. Wer beim ersten Heimspiel 2024 noch dabei sein will, kann es mit ganz guten Erfolgsaussichten noch in der DBB-Kartenbörse probieren.
Wegen des Lokführer-Streiks fahren am Freitag nur ganz wenige Züge und es werden auch nicht die sonst üblichen Zusatzzüge eingesetzt. Von Seiten der Bahn sowie auch des FCK besteht deshalb der ausdrückliche Hinweis, möglichst nicht mit dem Zug nach Kaiserslautern zu kommen. Steigt also am besten auf andere Verkehrsmittel um und bildet Fahrgemeinschaften. Durch den Streik und Feierabendverkehr ist natürlich noch mit viel mehr Autoverkehr als sonst schon zu rechnen, plant also eine möglichst sehr rechtzeitige Anreise ein, um pünktlich zum Anpfiff auf dem Betze zu sein.
Das Fritz-Walter-Stadion öffnet zwei Stunden vor dem Anpfiff, also um 16:30 Uhr. Der Park & Ride-Verkehr startet bereits ab zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn, also um 16:00 Uhr. Erst wenn alle Parkmöglichkeiten auf Kaiserslautern-Ost/Schweinsdell ausgelastet sind, wird die Route um zusätzliche Haltestellen an den Parkplätzen am Warmfreibad sowie am Daennerplatz erweitert. Der FCK bittet ausdrücklich darum, zunächst nur den Parkplatz Schweinsdell anzufahren. Selbstredend kann es auch nach Abpfiff beim Abreiseverkehr zu Behinderungen kommen. In der Innenstadt steht der Messeplatz teilweise nicht als Parkraum zur Verfügung. Alle weiteren organisatorischen Hinweise zum Heimspiel gegen Schalke hat der FCK auf seiner Website veröffentlicht.
O-Töne
FCK-Trainer Dimitrios Grammozis: "Es ist klar, dass die Enttäuschung groß ist, wenn die Ergebnisse nicht da sind. Uns fehlt derzeit das Momentum. Wir hatten auf St. Pauli drei hundertprozentige Möglichkeiten, dieses Momentum auf unsere Seite zu holen, aber es hat nicht geklappt."
S04-Trainer Karel Geraerts: "Es ist wie ein Pokalduell, bei dem wir vor 50.000 lautstarken Fans spielen. Viele Fans im Stadion werden gegen dich sein. Diese Atmosphäre muss dir Energie und Stärke verleihen, wenn du auf dem Platz bist."
Daten und Fakten
Voraussichtliche Aufstellung:
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Touré, Tomiak, Elvedi - Zimmer, Raschl, Ritter, Kaloc, Puchacz - Tachie (Stojilkovic), Ache
Es fehlen: Aremu (Rot-Sperre), Hercher (Hüftprobleme), Zuck (Kreuzbandriss)
Schalke 04: Fährmann - Brunner, Kalas, Baumgartl, Murkin - Seguin - Tempelmann, Karaman, Ouwejan - Terodde, Topp
Es fehlen: Cissé (Trainingsrückstand), Greiml (Aufbautraining nach Kreuzbandriss), Kaminski, Schallenberg (beide Gelb-Sperre), Ouedraogo (Syndesmoseriss), evtl. Idrizi (grippaler Infekt)
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Florian Reis
Vorherige Meldungen ab 23.01.2024:

Freitag, 18:30 Uhr: Betze! Flutlicht! Traditionsduell!
Beim 1. FC Kaiserslautern geht es mal wieder hoch her, aber am Freitag werden alle Probleme für 90 Minuten beiseite geschoben. Dann gastiert Schalke 04 zu einem echten Saison-Highlight vor fast 50.000 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion.
Sie sind Tabellennachbarn im unteren Drittel der 2. Bundesliga, Lautern hat 18 Punkte und Schalke 20. Doch die aktuelle Phase trübt nicht die Strahlkraft dieses Duells: Schon zum 90. Mal treffen die Roten Teufel auf die Knappen. Der erste Vergleich fand im Jahr 1942 statt, damals gewann der S04 im Achtelfinale um die Deutsche Meisterschaft. Das bis dato letzte Spiel auf dem Betze war 2012 und beendete die Amtszeit von Marco Kurz als FCK-Trainer. Wobei viele Fans sich sicher mehr an das vorherige Heimspiel erinnern: Mit 5:0 fegten die Lautrer 2010 die Knappen mit Nationaltorwart Manuel Neuer weg. Die Gesamtbilanz der 89 Duelle in verschiedenen Wettbewerben ist fast ausgeglichen: 30 Siege für den FCK, 24 Unentschieden, 35 Schalker Erfolge - zuletzt beim 3:0 in zweifacher Überzahl in der Hinrunde.
Zuck verletzt sich im Training - Ritter ist krank - Ache in der Startelf?
Mit einem Sieg am Freitag würde Lautern Schalke überholen und auf Platz 14 rücken, bei einer Niederlage droht der Sturz in die Abstiegszone. Das Team von Dimitrios Grammozis startete am Dienstag mit zwei intensiven Trainingseinheiten in die Vorbereitung. Hendrick Zuck musste dabei am Nachmittag abbrechen und verletzt vom Platz, Marlon Ritter fehlte laut FCK-Angaben gegenüber der "Rheinpfalz" krankheitsbedingt. Gestern Abend hatte Ritter noch den freien Montag zusammen mit Jean Zimmer genutzt, um in Köln den Handball-Fight der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn auf der Tribüne zu verfolgen. Beide waren in der Fernsehübertragung zu sehen. Für Freitag stehen außerdem Afeez Aremu (Rot-Sperre) und Philipp Hercher (Hüftprobleme) weiterhin nicht zur Verfügung. Ansonsten hat Coach Grammozis die volle Auswahl seines 30 Mann großen Kaders, um die bestmögliche Formation für den Heimsieg auf den Platz zu schicken. Gut denkbar ist, dass Ragnar Ache zum ersten Mal seit Oktober in die Startelf rückt, nachdem er zuletzt zwei Mal als Joker nicht entscheidend helfen konnte. Bei Schalke fehlen mit Marcin Kaminski und Ron Schallenberg zwei wichtige Akteure wegen Gelb-Sperren.
Die Pressekonferenz vor dem Spiel mit weiteren Infos ist für den morgigen Mittwoch um 9:00 Uhr angekündigt.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Übersicht: Kompletter Team-Status des 1. FC Kaiserslautern
Ergänzung, 24.01.2024:
Grammozis: "Dafür müsste hier David Copperfield sitzen"
Dimitrios Grammozis gibt sich kämpferisch, aber beim 1. FC Kaiserslautern brodelt es. Vor dem ausverkauften Klassiker gegen Schalke 04 nennt der Trainer ein klares Ziel, muss aber leider auch eine schwere Verletzung in seinem Team hinnehmen.
"Die Schalker sind zwei Punkte vor uns, wir können sie mit einem Sieg überholen. Und das ist auch ganz klar unser Ziel", fordert Grammozis vor dem Duell des Zweitliga-15. gegen den - 14. (Freitag, 18:30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion). Trotz bisher null Punkten aus drei Liga-Spielen seit dem Trainerwechsel sieht der 45-Jährige auch Fortschritte: "Es ist klar, dass wenn die Ergebnisse nicht da sind, die Enttäuschung groß ist bei unseren Fans. Ich finde trotzdem, dass die Mannschaft in einigen Bereichen einen Schritt nach vorne gemacht hat. Beispielsweise lag die Laufleistung im letzten Spiel bei 120 Kilometern, das haben wir bislang noch nicht geschafft." Freilich lag diese Statistik immer noch fünf Kilometer unter der von Gegner St. Pauli, aber eben auch rund fünf Kilometer über den Lautrer Werten aus der Hinrunde. Dazu sagt der Nachfolger von Dirk Schuster: "Es gibt keine Wunderdinge zu erwarten. Wir können nicht in vier Wochen von 114 auf 125 Kilometer kommen. Dafür müsste hier David Copperfield sitzen und nicht Dimitrios Grammozis."
Die sich immer mehr zuspitzende Tabellensituation und die damit verbundene Nervosität im Umfeld hat Grammozis noch kämpferischer gemacht, das ließ der Trainer bei der Pressekonferenz am Mittwochmorgen deutlich spüren. Gegen die Fake News, die am Sonntagabend im Internet auftauchten und auch von FCK-Boss Thomas Hengen schon angeprangert wurden - unter anderem eine Trainerentlassung und ein Spieleraufstand wurden fälschlicherweise kolportiert -, prüfe er juristische Schritte: "Die letzten Tage wurden Sachen berichtet, die absurd waren, Lügen, und das geht nicht. Das ist unterste Schublade. Kritik gehört dazu, der stelle ich mich auch, aber hier wurden ganz klar Grenzen überschritten." Ansonsten gelte seine absolute Konzentration aber der Mannschaft und keinen Nebenschauplätzen, so Grammozis weiter. Die Stimmung im Team sei gut und man wolle den Bock umstoßen, also die Trendwende gegen Schalke schaffen.
Ritter ab heute wieder im Training - Zuck erleidet schwere Knieverletzung
Marlon Ritter wird heute wieder ins Training einsteigen, nachdem er am Montagabend die Handball-WM in Köln besucht und sich dann am Dienstag krank gefühlt hatte. Länger ausfallen wird dagegen Hendrick Zuck, der die gestrige Nachmittagseinheit abbrechen musste und sich laut FCK-Angaben eine schwere Knieverletzung zugezogen hat. Außerdem fehlen weiterhin Afeez Aremu (letztes Spiel der Rot-Sperre) und Philipp Hercher (Hüftprobleme). Ersatztorwart Andreas Luthe wird wegen seiner Wechselabsichten erneut nicht im Kader stehen und auf der Bank von Avdo Spahic ersetzt. Ansonsten stehen alle Spieler des weiterhin großen Kaders zur Verfügung. Möglich ist neben einer Rückkehr von Ragnar Ache in die Startelf auch die Nominierung von weiteren Neuzugängen, von denen in St. Pauli nur Filip Kaloc von Anfang an auflaufen durfte.
Das Fritz-Walter-Stadion ist mit 49.327 Zuschauern restlos ausverkauft. Auch Schalke hat das komplette Gäste-Kontingent von 4.728 Karten abgesetzt, dazu werden sich in den umliegenden Blöcken noch einige gegnerische Fans einfinden.
» Zum Video: Pressekonferenz vor dem Heimspiel bei Schalke 04
Alle weiteren Informationen zum FCK-Spiel gegen Schalke folgen morgen im ausführlichen Vorbericht auf Der Betze brennt.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 24.01.2024:
Bahnstreik: Keine Zusatzzüge zum Spiel gegen Schalke
Wegen des Streiks der bei der GdL organisierten Lokführer werden am Freitag, dem 26. Januar 2023 keine zusätzlichen Züge anlässlich des Fußballspiels 1.FC Kaiserslautern - FC Schalke fahren.
Ausdrücklicher Hinweis, nicht mit der Bahn zum Spiel zu fahren
Es werden maximal nur die Züge des veröffentlichten Notprogramms verkehren. Die Kapazitäten der wenigen fahrenden Züge werden bei weitem nicht ausreichen. Es ist außerdem völlig unklar, ob wegen zusätzlich streikender Fahrdienstleiter der Restverkehr auf der Schiene ebenfalls eingestellt werden muss.
BesucherInnen des Fußballspiels werden deshalb ausdrücklich gebeten, Fahrmöglichkeiten jenseits des Zugverkehrs zu nutzen.
Die DB Regio wird auch die Online-Auskunft schnellstmöglich anpassen, weil dort aktuell noch gelistete Züge wieder gelöscht werden müssen. Dies betrifft unter anderem die Züge, die dort als RB 44 bezeichnet sind aber auch die Regionalbahnen insbesondere nach Spielende Richtung Lauterecken, Alsenzbahn, Pirmasens und Kusel.
Der ZÖPNV Süd stellt aus gegebenem Anlass nochmals fest: Wir sind der Beauftragende der Verkehrsleistungen, kein Tarifpartner. Wir ergreifen, mit Blick auf die aus dem Grundgesetz hergeleitete Tarifautonomie, als öffentlicher Aufgabenträger keine Partei.
Quelle: ZÖPNV Süd
Ergänzung, 25.01.2024:
Gegner-Check S04: Big Points oder blaues Wunder
Bei einer weiteren Niederlage droht dem 1. FC Kaiserslautern der Sturz auf einen Abstiegsrang. Mit Schalke 04 kommt nun ein Tabellennachbar, der sich mit einem Sieg überholen ließe. Zuletzt präsentierten sich die Knappen aber gefestigter als die Teufel.
So lief's seit dem Hinspiel: Lange Zeit gar nicht gut. Nach dem 3:0-Heimsieg geben den FCK, der auf eine 3:5-Auftaktniederlage beim Hamburger SV folgte, wähnte sich der Bundesliga-Absteiger schon wieder auf der Erfolgsspur, obwohl das klare Ergebnis alles andere als überzeugend herausgespielt worden war. Lautern verzeichnete selbst nach zwei Platzverweisen noch Torchancen zur Resultatsverbesserung. Wie sich zeigte, trog der Schein tatsächlich: Es folgten zwei Niederlagen gegen Braunschweig und Kiel, am 7. Spieltag eine weitere beim FC St. Pauli, dann war Schluss für Trainer Thomas Reis. Nachdem Interimscoach Matthias Kreutzer zwei weitere Niederlagen verantwortet hatte, kam Karel Geraerts, ein Belgier, der in seinem Heimatland den bis dato eher unauffälligen Klub Union Saint-Gilloise zu einem Spitzenteam geformt hatte. Auch der vermochte zunächst nur kurzzeitig, die Königsblauen von Relegationsrang 16 wegzuheben. Doch zum Jahresende deuteten sieben Punkte in drei Spielen an, dass er die für Zweitliga-Verhältnisse eigentlich stark besetzte Truppe langsam in den Griff bekommt. Dass die 0:2-Niederlage gegen den HSV zum Jahresauftakt einen nachhaltigen Rückschlag bewirkt hat, ist unwahrscheinlich. Der neue Sportchef Marc Wilmots bastelt derzeit noch an Wintertransfers. Die Rückkehr von Offensivspieler Darko Churlinov ist schon fix, sein sofortiger Einsatz in Lautern aber ungewiss.
Das hat sich geändert: Den Sieben-Punkte-Run im Dezember leitete Karel Geraerts mit einer neuen Grundordnung ein: Seit dem 4:0-Sieg über Osnabrück spielt Schalke mit Viererkette, Mittelfeldraute und zwei Spitzen. In der Innenverteidigung haben sich nun Marcin Kaminski und Tomas Kalas festgespielt. Kaminski wird auf dem Betzenberg aber eine Gelb-Sperre absitzen müssen, ihn ersetzt womöglich Timo Baumgartl, der in der Vorrunde mit kritischen Worten in einem TV-Interview Coach Reis anschoss und so womöglich einen Beitrag zu dessen Demontage leistete. Auf der Zehn ist nun Offensiv-Allrounder Kenan Karaman zuhause, seit Mitte der ersten Halbserie der zuverlässigste Scorer im Team. Sechs Treffer und vier Assists gehen mittlerweile auf sein Konto. Im Angriff behauptet nimmermüd Kapitän Simon Terrodde seinen Platz. Seit seinem zweiten Saisontor am zweiten Spieltag gegen Lautern hat der nunmehr 35-Jährige allerdings nur noch einmal getroffen.
Gewinner und Verlierer: Im Auf und Ab der ersten Halbserie war so ziemlich jeder Schalker mal Verlierer, mancher nur kurzzeitig, mancher ist es geblieben. Die Routiniers Dominick Drexler und Danny Latza etwa spielen kaum noch eine Rolle. Das so eindrucksvoll gestartete Supertalent Assan Quédraogo fällt seit Mitte der Hinrunde verletzt aus. Ein anderes Schalke-Juwel, Ibrahima Cissé, findet bei Geraerts keine Gnade und soll noch in der Winterpause verliehen werden. Die Mainzer Leihgabe Niklas Tauer wurde mangels Perspektiven bereits wieder an ihren Stammverein zurückgeschickt. Auch der Ex-Freiburger Lino Tempelmann kam unter dem neuen Trainer zuletzt nur noch von der Bank. Zum Hinrundenfinale ereilte dieses Schicksal sogar Thomas Ouwejan, der Linksverteidiger, dessen Flanken dem FCK im Hinspiel viel Kummer bereiteten. Gegen den HSV stand er wieder über die volle Spielzeit auf dem Platz. Nicht einmal für den Zwei-Millionen-Einkauf Ron Schallenberg lief es durchgehend rund. Wegen Adduktorenbeschwerden verpasste er den Aufschwung vor der Winterpause, gegen Hamburg zuletzt war er eine Halbzeit dabei. Auf dem Betzenberg ist Schallenberg ebenfalls wegen der fünften Gelben Karte gesperrt. Eine Verletzung bremste auch den Ex-Lautrer Marius Müller aus, der nach der Verletzung von Stammkeeper Ralf Fährmann zu Saisonbeginn überraschend zur Nummer 1 aufrückte und zum Teil exzellente Kritiken erhielt. Mittlerweile steht Fährmann wieder im Kasten, und Geraerts hat ihm unlängst nachdrücklich das Vertrauen ausgesprochen. Womit der 35-Jährige zu den wenigen aktuellen Gewinnern gehören dürfte, neben Karaman und dem erst 19-Jährigen Keke Topp. Der stand zuletzt zweimal hintereinander in der Startelf. Stammstürmer Bryan Lasme litt allerdings an einem Muskelfaserriss, kam gegen den HSV aber schon wieder als Einwechselspieler zum Einsatz. Möglich, dass er in Lautern beginnt.
Zahlenspiele: Die groteske Vierfach- und die Doppelchance kurz darauf beim 0:2 auf St. Pauli haben dem FCK einen ganz besonderen Spitzenplatz beschert. Er führt nun "Wyscouts" Expected Goals-Tabelle an. 38,02 Treffer hätten die Betze-Buben der Analyse-Software zufolge in dieser Saison bereits schießen müssen, 28 haben sie erzielt. Und Schalke? Verzeichnet erst 27,98 xGoals, hat faktisch aber schon 31 Mal getroffen. Jetzt könnte man sagen: Die Roten Teufel sind extrem ineffizient, die Königsblauen machen aus weniger mehr - am Freitag sieht’s mau aus für die Gastgeber. Oder aber: Glück und Pech gleichen sich im Lauf einer Saison aus - also wird's bei Lautern vorne schnackeln. Die Wahrheit liegt wie immer auf dem Platz. Und wie sieht's bei den erwarteten Gegentoren aus? Da sind beide erstaunlich viel schlechter, als das PC-Programm es sich ausbaldowert hat. Demnach hätte Schalke erst 32,65 Treffer kassieren dürfen, faktisch hat's aber schon 37 mal eingeschlagen. Der FCK verzeichnet erst 31,24 "xGoals against", tatsächlich aber haben Luthe oder Krahl schon 38 Mal hinter sich gegriffen. Viel geredet wird derzeit über Laufwerte. Da geben sich beide nicht viel. Was die "Laufdistanz insgesamt" und die "intensiven Läufe" angeht, rangieren beide im Liga-Vergleich im unteren Drittel, bei den Sprints immerhin in der oberen Tabellenhälfte. Wobei diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind: Wer nur hinterm Ball herrennt, muss erst recht viel laufen. Aktuelles Beispiel: Vor Wochenfrist gegen Hamburg marschierten die Schalker 7,4 Kilometer mehr als der Gegner - und verloren 0:2.
Fazit: Dimitrios Grammozis will flexibel sein, was seine Grundformationen angeht. Es geht gegen ein 4-4-2 mit Raute, das bedeutend nach allgemeiner Lehrmeinung: Hinten die Mitte dicht machen und vorne über die Flügel kommen. Also 4-1-4-1 oder, offensiver, 4-1-2-3. Offensive Flügelspieler hat der Trainer nun ja genug im Angebot, fragt sich nur, wer nach den jüngsten Darbietungen die Außenverteidiger-Positionen besetzen soll. Andererseits: Gegen zwei Stürmer lässt sich auch gut mit Dreierkette spielen. Also doch eine Rückkehr zum 3-4-3? Egal. Um Schönheitspreise geht's am Freitag eh nicht. Der FCK rangiert aktuell auf Rang 15, dahinter steht das Team von Eintracht Braunschweig, das seit dem Trainerwechsel im November mächtig im Kommen ist. Und der Gast aus Schalke liegt nur zwei Punkte entfernt in Schlagdistanz. Noch Fragen? Nach dem St. Pauli-Spiel hat Grammozis seinem Team vorgeworfen, es sei in den entscheidenden Situationen nicht "brutal" genug. Es wäre dringend an der Zeit, ihn Lügen zu strafen ... Wem das zu sehr nach Aufruf zur Unsportlichkeit klingt, der sei an die Worte Kalli Feldkamps erinnert. Der Meistertrainer erklärte einst in einem großartigen DBB-Interview, er möge keine Trainerkollegen, die vor einem wichtigen Spiel bei den Fans um Unterstützung betteln. Er habe seinen Jungs immer gesagt: Wenn Ihr Unterstützung von den Rängen wollt, holt sie euch. Fünf Minuten nach dem Anpfiff könnt Ihr sie schon haben. Dann mal los.
Quelle: Der Betze brennt