
Acht Tore am Betze: FCK und Magdeburg trennen sich 4:4
Was für ein Duell der Aufsteiger: In einer denkwürdigen Partie führt erst der 1. FC Kaiserslautern, dreht dann gegen den 1. FC Magdeburg noch einen Zwei-Tore-Rückstand und muss doch noch den späten Gegentreffer hinnehmen.
Trainer Dirk Schuster nahm in seiner Startelf gegenüber des 1:0-Auswärtserfolges in Fürth eine Änderung vor: Auf der Doppel-Sechs startete neben Marlon Ritter anstelle von Julian Niehues Neuzugang Philipp Klement. Auf der Bank saß außerdem auch die zweite Verpflichtung der vergangenen Tage Robin Bormuth.
Vor 35.643 Zuschauern begann die Partie für die Männer in Rot maximal effektiv: Nach sieben Minuten wurde eine Ecke von Mike Wunderlich von Magdeburg zunächst geklärt, Marlon Ritter konnte von der Strafraumkante jedoch den Ball zu Terrence Boyd weiterleiten, der zur frühen Führung vollstreckte. In der elften Minute dann aber die direkte Antwort: Moritz Kwarteng köpfte zum Ausgleich, wobei Schiedsrichter Robin Braun zunächst auf Abseits entschied, der Videoschiedsrichter ihn aber korrigierte, der Treffer zählte. Und nun drehten die Gäste richtig auf: Nach 17 Minuten konnten sie sich viel zu einfach durch den Lautrer Strafraum spielen, wo Mohammed El Hankouri aus kurzer Distanz vor Andreas Luthe zur Führung einschieben konnte. Das defensive Auftreten erinnerte jetzt phasenweise an die erste Halbzeit in Fürth. Und das rächte sich: Kwarteng wurde in der 22. Minute überhaupt nicht angegriffen und konnte fast aus dem Stand aus rund 20 Metern zum Schuss ausholen: 3:1 für Magdeburg. Die Hausherren brauchten lange, um sich wieder zu sammeln, aber in der 40. Minute waren sie wieder da: Nach einem Freistoß köpfte Boris Tomiak den Anschlusstreffer. Der Betze bebte wieder, es war noch vor dem Halbzeitpfiff wieder ein völlig offenes Spiel. Sollte es in der zweiten Halbzeit etwa eine Aufholjagd wie in Fürth geben?
Genau danach sah es aus: Der FCK brachte Bormuth für Redondo und stellte auf eine Dreierkette um. Und siehe da: Nach 47 Minuten - fast exakt wie in Fürth - war wieder Philipp Hercher zur Stelle und erzielte nach erneuter Vorlage von Ritter den Ausgleich. Es ging nun wieder hin und her: In der 56. Minute verhinderte Luthe in höchster Not den neuerlichen Rückstand, nur eine Minute später rettete der Magdeburger Silas Gnaka für die Gäste. In der 62. Minute schritt dann wieder der Videoschiedsrichter ein: Klement war im Strafraum klar gefoult worden, Braun ließ aber zunächst weiterlaufen, korrigierte dann aber auch diese Entscheidung. Mike Wunderlich verwandelte sicher zum 4:3. Jetzt explodierte der Betzenberg endgültig. Doch auch dabei blieb es nicht: In der 80. Minute landet eine Abwehr von Luthe am Rücken Tomiaks und der Ball prallte unglücklich zum 4:4 in die Maschen. Trotz einiger weiterer Strafraumaktionen war dies dann auch der Schlusspunkt einer denkwürdigen Partie.
Nach dem umkämpfen Remis haben die Roten Teufel nunmehr elf Punkte auf dem Konto. In genau einer Woche steht für die Elf von Dirk Schuster mit dem Auswärtsspiel beim SV Sandhausen (Anpfiff: 13:30 Uhr) die nächste Aufgabe an.
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Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Statistik zum Spiel: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg 4:4
Ergänzung, 16:57 Uhr:

Stimmen zum Spiel
"Tinnitus im Auge": Mehr Kritik als Lob nach 4:4-Spektakel
Erst 1:0, dann 1:3, 4:3 und schlussendlich 4:4. Der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Magdeburg bieten den 35.643 Zuschauern auf dem Betze ein turbulentes Spektakel. Wirklich zufrieden sind die Akteure jedoch nicht.
"Das war ein wilder Ritt. Teilweise mit offenem Visier, teilweise mit haarsträubenden Fehlern. Wir sind mehrfach ausgespielt worden, das hat natürlich gar nichts mit taktischer Disziplin zu tun. Daraus folgen auf einmal derartige Fehler, dass du von draußen Tinnitus im Auge bekommst. Gott sei Dank haben wir vor der Pause noch den 2:3-Anschluss geschafft. Ich möchte aber nicht jede Woche der Mannschaft in der Kabine dieselben Worte näher bringen müssen. Wenn man sieht, wie wir in der zweiten Hälfte dann mit 4:3 in Führung gegangen sind, dann muss ich sagen, dass wir den Sieg am Ende auch nicht verdient gehabt hätten. Mit dem Punkt können wir ganz gut leben", legte Dirk Schuster nach der Partie seine Sicht der Dinge dar, nachdem seine Rote Teufel zunächst in Führung gegangen waren, danach aber durch drei Gegentore innerhalb von nur zehn Minuten das Spiel wieder aus der Hand gegeben hatten. Wie bereits in Fürth zeigte der FCK aber in der zweiten Halbzeit ein anderes Gesicht und drehte die Partie. Das letzte Wort hatten dann aber doch die Magdeburger, so dass es am Ende bei der für die Zuschauer spektakulären Punkteteilung blieb.
Rückhalt Luthe: "Teilweise völlig wild, was wir zugelassen haben"
Vier Gegentreffer in einem Spiel, das ist für Andreas Luthe und die Lautrer Defensive sehr ungewöhnlich. Nach der ersten Halbzeit in Fürth bekam der Schlussmann aber nun schon zum zweiten Mal in Folge jede Menge zu tun. "Unglaublich und teilweise völlig wild, was wir heute an Großchancen zugelassen haben. Wenn Magdeburg in der ersten Halbzeit ins Laufen kam, dann waren wir völlig machtlos. Mit den schnellen Spielverlagerungen waren wir komplett überfordert. Und mit dem 2:3 zur Halbzeit gut bedient. Das Thema der Halbzeitansprache war dann ganz ähnlich wie letzte Woche und wir wussten, dass wir es ja schonmal gedreht haben. Das hat uns Hoffnung gegeben. Insgesamt hätten wir einen Sieg hier heute aber nicht verdient gehabt", war der Schlussmann nach der Partie ehrlich und froh über den Punktgewinn.
Debütant Klement: "Kein Chancen-Festival von Magdeburg"
Für Philipp Klement war es ein denkwürdiges Debüt im Trikot der Roten Teufel. Für den 29-jährigen Wachenheimer, der erst vor ein paar Tagen vom VfB Stuttgart in die Pfalz gewechselt war, ging ein kleiner Traum in Erfüllung: "Es ist wahnsinnig schön, diese Kulisse endlich einmal im FCK-Trikot zu erleben. Für mich war es ja das erste Mal." Klement lief neben Marlon Ritter auf der Doppel-Sechs auf, eine zunächst sehr offensive Ausrichtung. "Das hat man glaube ich die ersten Minuten gesehen", nahm es Klement nach der Partie einigermaßen mit Humor. Trotz der drei Gegentreffer sah er die erste Halbzeit jedoch gar nicht so schlecht: "Offensiv war das ein guter Start. Sicher können wir uns defensiv noch verbessern. Gefühlt war aber auch jeder Schuss der Magdeburger ein Treffer - es war von deren Seite kein Chancen-Festival."
Wunderlich: "Brutal ärgerlich, so ein Eier-Tor zu bekommen"
Auch Mike Wunderlich hatte entscheidenden Anteil an der Aufholjagd und konnte in der 66. Minute per Foulelfmeter die umjubelte 4:3-Führung erzielen. Trotz des späteren 4:4-Ausgleichs kann der 36-Jährige mit dem Punkt leben: "Wir haben eigentlich gut begonnen, ein frühes Tor erzielt und Magdeburg zu Fehlern gezwungen. Nach unserem Tor haben wir aber aufgehört Fußball zu spielen, das war dann ein ähnliches Bild wie in Fürth. Die Gegentore fallen zu einfach, was untypisch für uns ist. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht, hatten gute Passagen im Spiel nach vorne. Es ist am Ende bitter und brutal ärgerlich, durch so ein Eier-Tor noch den Ausgleich zu bekommen. Aber der Sieg wäre insgesamt auch sehr, sehr glücklich gewesen."
Hercher: "Mit vier Toren darfst du nicht unentschieden spielen"
Wie schon in Fürth traf auch heute Philipp Hercher wieder postwendend mit Beginn der zweiten Halbzeit. Dennoch war der 25-Jährige mit dem Spiel seiner Mannschaft unzufrieden: "Wir sind gut in die Partie gekommen, aber nach der Führung waren wir wieder zu schläfrig. Gefühlt jeder Magdeburger Angriff ist gefährlich geworden. Sie haben die Chancen besser genutzt als Fürth in der vergangenen Woche und so steht es schnell in dieser Liga auch mal 1:3. Wenn du aber zu Hause insgesamt vier Tore machst, darfst du niemals nur unentschieden spielen, sondern musst als Sieger vom Platz gehen. Es ist sehr ärgerlich, den Ausgleich noch zu bekommen, das geht so natürlich nicht. Es kann auch nicht sein, dass wir immer erst in der zweiten Halbzeit aufwachen, weil irgendwann reicht das nicht mehr, dann verlierst du solche Spiele auch."
» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 20:30 Uhr:

Blick in die Kurve
35.643 Zuschauer sehen begeisterndes Aufsteigerduell
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern erleben gegen den 1. FC Magdeburg fast alles, was einen legendären Betze-Nachmittag ausmacht. "Nur" das glückliche Ende fehlt. Der guten Stimmung tut der späte Ausgleich zum 4:4 aber kaum einen Abbruch.
35.643 Zuschauer waren an diesem spätsommerlichen Sonntagmittag ins Fritz-Walter-Stadion gekommen, noch nichts ahnend, eines der torreichsten Spiele der vergangenen Jahre geboten zu bekommen. Eine wieder einmal starke Zuschauerzahl für die 2. Bundesliga - lediglich in Nürnberg waren an diesem Spieltag beim 0:2 gegen den HSV noch exakt 70 Zuschauer mehr anwesend. Auch die Stimmung am Betze war erneut sehr ansprechend, auf allen Tribünen herrschte ein starker Support, der auch nach dem zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand nicht eingestellt wurde und nach der Aufholjagd samt neuerlicher Führung zum 4:3 seinen Höhepunkt erreichte.


Die mittlerweile bei Heimspielen bekannten Protestbanner "Boycott Qatar" und "Fuck PMG" waren auch heute wieder zu sehen, wobei ersteres durch einen aktuellen Bezug ergänzt wurde: "Wer für Lohn demonstriert, wird in den Knast gesteckt. Aber die Dinge sind durch den Fußball besser geworden, oder Kalle?" Damit machten die Lautrer Ultras auf die Situation im Wüstenstaat aufmerksam, in dem vor einiger Zeit protestierende WM-Arbeiter verhaftet wurden. Der langjährige FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, dessen Verein eine hochdotierte Partnerschaft mit "Qatar Airways" pflegt, hatte 2021 in einem Interview erklärt, in Katar seien durch den Dialog und den Fußball die "Dinge besser geworden".
Ansonsten blieben größere Tribünen-Aktionen aus. Dafür traf sich die Fanszene bereits frühmorgens zum Frühschoppen in der Richard-Wagner-Straße, um die lokale Gastronomie unweit des Hauptbahnhofes zu unterstützen. Damit umgingen die Anhänger auch das von der Polizei verhängte Alkoholverbot im Fritz-Walter-Stadion. "Besondere Vorkommnisse aus polizeilicher Sicht gibt es nicht zu berichten", vermeldeten die Ordnungshüter trotz des nicht ganz gelungenen Bier-Verbots später. Glänzend lief außerdem der karitative T-Shirt-Verkauf des "Pfalz Inferno": 350 rote T-Shirts mit der Aufschrift “Für immer Fritz-Walter-Stadion" waren innerhalb weniger Minuten vergriffen, eine Nachbestellung soll folgen.

Aus Magdeburg waren diesmal bei weitem nicht so viele Fans angereist, wie etwa beim ersten Aufeinandertreffen im Herbst 2019 , als noch 4.000 sehr lautstarke Schlachtenbummler den Weg in die Pfalz angetreten hatten. Rund 1.500 waren es diesmal. Für ein paar akustische Akzente konnten sie trotzdem sorgen, auch weil sie sich kurzerhand entschlossen, den Stehplatzbereich zu verlassen und in den Oberrang der Osttribüne zu wechseln. Als Grund wurde genannt, dass dort kein Zaun die Gästefans voneinander trenne. Direkt unter dem Stadiondach kanalisierten sich die Schlachtrufe nochmal besser, für optische Highlights konnte der FCM-Anhang so weit oben hingegen weniger sorgen. Es blieb bei zwei, drei Schalparaden und dem großen Banner "Sogenannte Fußballfans", das der Magdeburger "Block U" bereits 2019 mitgebracht hatte.

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Heimspiel gegen Magdeburg:
- Fotogalerie | 6. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 29.08.2022:

Viel Licht, viel Schatten: Die DBB-Noten zu FCK-FCM
Der 1. FC Kaiserslautern hat gegen den 1. FC Magdeburg stolze vier Tore geschossen, aber auch vier kassiert. Die Spielernoten zeigen: Während die Fans überwiegend das Positive sehen, sind die Journalisten kritischer.
Klar, wer sich vier Gegentore in einer Partie fängt, der kann vor allem defensiv keine gute Leistung gezeigt haben. An Andreas Luthe lag dies aber mit Sicherheit nicht. Schließlich parierte der Keeper wieder mehrfach glänzend. Wie etwa in der 56. Minute, als er den Dreierpack von Moritz Kwarteng und damit die neuerliche FCM-Führung verhinderte. Von den Fans auf Der Betze brennt erhält der 35-Jährige mit einer Durchschnittsbewertung von 2,3 daher eine der besten Ergebnisse. Die Journalisten der "Rheinpfalz" (4,5) und des "Kicker" (4,5) verteilen dagegen - wohl wegen der vier Gegentore - überraschend schlechte Noten. An den Magdeburger Treffern war Luthe aber schuldlos. Besser schneidet bei den Fans nur Philipp Hercher ab, der wie bereits in Fürth den schnellen Ausgleich in der zweiten Hälfte besorgte. Er kommt im Durchschnitt auf eine 2,2, die Tageszeitung (3,0) und das Fachmagazin (3,5) sehen auch ihn etwas kritischer. Insgesamt ist auffällig: Während die FCK-Fans keinen Spieler mit einer Vier vor dem Komma versehen, aber gleich acht mit einer Zwei, verteilt die schreibende Zunft an keinen einzigen Akteur eine bessere Note als 3,0. Kevin Kraus (DBB: 3,8) erhält von den Medien gar eine glatte Fünf.
Boyd, Klement und Co.: Fans verteilen Lob, Journalisten Tadel
Eklatant auseinander geht das Notenbild auch bei den Offensivspielern: Terrence Boyd, der in der siebten Minute die früher Lautrer Führung erzielte, erhält von den Fans ebenfalls eine gute Note (2,5), die Journalisten vergeben dagegen nur eine glatte Vier. Gleiches gilt für Neuzugang Philipp Klement (DBB: 2,4 / Rheinpfalz: 4,0 / Kicker: 4,0), der bei seinem Debüt am Betze immerhin zwei Torvorlagen beisteuerte: Die erste beim 2:3 durch Boris Tomiak, die zweite als er von Amara Condé zu Fall gebracht und Mike Wunderlich im Anschluss den fälligen Strafstoß verwandelte. Nahezu deckungsgleich ist das Meinungsbild dagegen zu Marlon Ritter, der wie Klement zweimaliger Vorlagengeber war, aber bei Fans und Journalisten noch "befriedigend" abschneidet (2,9/3,0/3,0).
» Zur kompletten Notenübersicht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg

Die DBB-Noten zum Heimspiel gegen Magdeburg können noch bis heute, 15:15 Uhr abgegeben werden: Zur Notenabgabe FCK-FCM.
Quelle: Der Betze brennt