
Anno 1997: FCK-Fans beim bislang letzten Derby im Ludwigspark; Foto: Imago Images
Vor dem Derby des 1. FC Kaiserslautern beim 1. FC Saarbrücken
Eine kleine Geschichte des Saar-Pfalz-Derbys
In den 1950er Jahren gehörten der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Saarbrücken zu den Spitzenklubs in Fußball-Deutschland. Mehr als 20 Jahre nach dem letzten Pflichtspiel treffen sich die alten Rivalen an diesem Sonntag erstmals wieder zu einem der heißesten Derbys des Südwestens.
Will man der nun im dritten Jahr andauernden Drittklassigkeit des 1. FC Kaiserslautern irgendetwas Positives abgewinnen, so ist das zumindest für Fans mit einem Faible für Stadion-Atmosphäre und Fußball-Tradition die Wiederbelebung der klassischen Derbys im Südwesten.
Keine Fans wegen Corona: Derby wird leider zum Geisterspiel
Mit der bloßen spielerischen Klasse der 22 Akteure auf dem Rasen ist es schließlich kaum zu erklären, dass an einem eiskalten Abend im Oktober 2018 fast 10.000 Zuschauer zum Verbandspokal-Achtelfinale des FCK beim FK Pirmasens pilgerten, ehe in der vergangenen Saison die beiden Duelle mit dem Erzrivalen Waldhof Mannheim zweimal für eine knisternde Derby-Atmosphäre mit insgesamt 60.000 Stadiongängern sorgten.
Ein emotionales Highlight im sonst oft tristen Drittliga-Alltag wäre auch die Neuauflage des Saar-Pfalz-Derbys zwischen dem FCK und Saarbrücken an diesem Sonntag geworden. Aufgrund der Corona-Pandemie muss das erste Pflichtspiel der beiden Kontrahenten seit 23 Jahren nun aber leider als Geisterspiel stattfinden. Keine Zuschauer und leere Ränge also statt dicht besetzter Tribünen, einem ausverkauften Haus und tausenden Auswärtsfans. So wie am 24. September 1997, als offiziell 33.000 Zuschauer zum DFB-Pokalspiel in den Saarbrücker Ludwigspark strömten und nach einem spektakulären Tor per Fallrückzieher von Olaf Marschall einen 4:0-Erfolg der Roten Teufel sahen. Als Bundesliga-Tabellenführer waren die Lautrer dem damaligen Regionalligisten FCS sportlich bereits weit enteilt. Dem Prickeln im Vorfeld des Derbys tat der Klassenunterschied aber keinen Abbruch, wie im nachfolgenden von "Australautern" archivierten Fernsehbericht zu erahnen ist:
» Zum Video: Betze-Legends 1997 I Saarbrücken vs. FCK 0:4
"Die größte Fußball-Sensation seit Jahren" und die "wilden Jahre des FCS"
Große Zuschauermagnete waren die Spiele zwischen Kaiserslautern und Saarbrücken mit schöner Regelmäßigkeit auch in den Jahrzehnten davor - sowohl bei den insgesamt zehn Vergleichen in der Bundesliga als auch bei den Duellen in der historischen Oberliga Südwest. Dort maß sich die stärkste Elf in der Vereinsgeschichte des FCS ab der Saison 1951/52 wieder regelmäßig mit der Walter-Mannschaft, die in der Vorsaison gerade den ersten deutschen Meistertitel für den FCK gewonnen hatte. Der amtierende Titelträger aus der Pfalz geriet dabei zunächst ins Hintertreffen und musste Saarbrücken 1952 die Südwestmeisterschaft überlassen. Der FC schaffte es in diesem Jahr bis ins Endspiel, wo er sich in Ludwigshafen knapp dem VfB Stuttgart geschlagen geben musste. Ein Jahr später und auf dem Weg zum zweiten nationalen Titel drehten Fritz Walter und Co. den Spieß aber wieder um und besiegten die Saarländer auf dem Betzenberg mit sage und schreibe 9:0, was in der regionalen Presse als "größte Fußball-Sensation seit Jahren" gefeiert wurde. Auch 1953 kam der Deutsche Fußballmeister wieder aus Kaiserslautern.
Für die "Molschder", wie der FCS aufgrund seiner Gründung im Saarbrücker Stadtteil Malstatt genannt wird, blieb der Südwest-Titel 1952 sowie die folgende deutsche Vizemeisterschaft vorerst der einzige Titel in der Nachkriegs-Dekade, die in der Klub-Historie auch als "die wilden Jahre" firmiert. Die "unglaubliche Nachkriegsgeschichte des 1. FC Saarbrücken" inspirierte 2008 auch das Magazin "11 Freunde" zu einem Artikel, der das Schicksal des Vereins als Spielball der Politik im französisch verwalteten Saarland nachzeichnet.
» Zum Video: Betze-Legends 1976/77 I Saarbrücken vs. FCK 2:2
Die "interessanteste Mannschaft Europas" gegen die übermächtige Walter-Elf
Die Franzosen untersagten dem FCS ab 1948 zunächst die Teilnahme am deutschen Ligabetrieb. Stattdessen spielte und dominierte die Mannschaft um Torjäger Herbert Binkert in der zweiten französischen Liga (außer Konkurrenz und als FC Sarrebruck), war als Vertreter des Saarlands später sogar im Europapokal am Ball und absolvierte darüber hinaus jede Menge internationale Freundschaftsspiele gegen namhafte Klubs. Der Höhepunkt dieser Begegnungen war ein 4:0-Erfolg bei Real Madrid im Jahr 1951. Fifa-Präsident Jules Rimet nannte die Saarbrücker die "interessanteste Fußballmannschaft Europas".
Bei aller Internationalität sehnten sich der Verein und auch die Zuschauer gleichwohl nach einem regelmäßigen Ligabetrieb mit anderen deutschen Mannschaften, wie der sich nur wenige Kilometer weiter östlich in Kaiserslautern formierenden Walter-Elf. Exemplarisch steht hier ein Freundschaftsspiel im Oktober 1949, als sich bei einem 5:3-Erfolg des FCK an einem Werktag 33.000 Fans im Saarbrücker Stadion Kieselhumes drängten. Der Pfälzer Rivale mit den Mannen um Fritz Walter war dann doch attraktiver, was schließlich auch die Franzosen einsahen und sich einer Rückkehr des 1. FC Saarbrücken in die Oberliga nicht mehr in den Weg stellten.
» Zum Video: Betze-Legends 1992/93 I FCK vs. Saarbrücken 1:1
Eine "Beerdigung 1. Klasse" und ein Torwart namens Haßdenteufel
1963, sechs Jahre nach der Eingliederung des Saarlands in die Bundesrepublik, gehörten der FCK wie auch der FCS zu den 16 Gründungsmitgliedern der Bundesliga und trafen sich im Oktober im Stadion Ludwigspark zum ersten von insgesamt zehn Derbys im Fußball-Oberhaus. "Es wird eben erst am Schluss abgerechnet", beschrieb der "Kicker" den damaligen Spielverlauf mit einer Halbzeitführung für die Gastgeber, aber einem 4:2-Endstand für die Lautrer: "In der Pause strahlende Gesichter im Lager des 1. FCS. Doch nach dem Schlusspfiff wehten jubelnd die roten Fahnen des 1. FCK." Für Saarbrücken war die erste Bundesliga-Saison fürs Erste auch die letzte. Daran konnte selbst ein Ersatztorwart mit dem wahnsinnigen Namen Dieter Haßdenteufel nichts ändern.
Nach einem ersten Wiederaufstieg zur Saison 1976/77 schaffte der FCS 1985 ein weiteres und bis heute vorletztes Mal den Sprung in Liga eins. Wie im Gründungsjahr war auch hier nach einer Saison direkt wieder Schluss, wobei es der 1. FC Kaiserslautern war, der dem Rivalen mit einem 6:0-Auswärtssieg am letzten Spieltag eine "Beerdigung 1. Klasse" ("Kicker") bereitete. Für die Lautrer ist dieser Erfolg gemeinsam mit dem 7:1 beim MSV Duisburg 1994 der höchste Auswärtssieg in der Bundesliga. Auf saarländischer Seite erinnert man sich derweil besonders gerne an das letzte Heim-Derby in der Bundesliga, als Eric Wynalda die Gastgeber zu einem 2:0-Erfolg schoss.
» Zum Video: Betze-Legends 1992/93 I Saarbrücken vs. FCK 2:0
"FCS Schieberpack": Wie der DFB den Neuberger-Klub protegierte
Die grundsätzliche Rivalität zwischen Pfälzern und Saarländern muss man wohl nicht extra beschreiben, aber in Bezug auf den 1. FC Saarbrücken ist sie doch noch ein Zusatzkapitel wert: Wer als gegnerischer Fan glaubt, dass der FCK in Sachen Insolvenz ein anrüchiges Spiel getrieben hätte, der sollte sich mal die Historie des FCS anschauen. Gleich zweimal nämlich wurden die Saarbrücker, der Klub des späteren DFB-Präsidenten Hermann Neuberger, massiv gegenüber der sportlichen Konkurrenz bevorzugt:
1963 zum Start der Bundesliga stand der FCS in der Qualifikationstabelle der Oberliga Südwest nur auf dem fünften Tabellenplatz, durfte unter mysteriösen Umständen aber trotzdem neben dem FCK in die neugegründete Eliteklasse einziehen. In die Röhre schaute damals unter anderem der besser platzierte Saarland-Rivale Borussia Neunkirchen.
Und 1974 wiederholte sich das miese Spiel zugunsten des Neuberger-Klubs noch ein zweites Mal. Damals qualifizierte sich der Dorfklub SV Alsenborn vor den Toren von Kaiserslautern sportlich für die neugegründete 2. Bundesliga, bekam vom DFB aber nach mehreren Gerichtsprozessen die benötigte Lizenz nicht zugesprochen. Nutznießer auch jenes Mal: Der 1. FC Saarbrücken. Bis heute begleitet das damals aufgebaute Image den Saar-Klub, etwa wenn die gegnerischen Fans inbrünstig vom "FCS Schieberpack" singen.
Man mag sich einfach nicht: Die Rivalität lebt fort bis heute
Auch die Rivalität zwischen Kaiserslautern und Saarbrücken lebt mehr als 20 Jahre nach dem letzten Pflichtspiel fort, wobei es in der Sichtweise der Fanlager auf den Gegner eine interessante Fußnote gibt. Während die FCK-Anhänger die Saarbrücker in einer Reihe mit anderen Südwest-Klubs wie dem Karlsruher SC und Eintracht Frankfurt, aber hinter dem eigentlichen Erzrivalen Waldhof Mannheim einordnen, dominiert in der Sichtweise der Saarbrücker Fans auf die Rivalitäts-Skala klar der FCK, wie "Der Spiegel" in seinem Fan-Atlas von 2018 illustriert. Vereinfacht gesagt: Für FCS-Fans ist der 1. FC Kaiserslautern sowas wie Sauron, Voldemort und Darth Vader in einer Gestalt.
» Zum Fan-Atlas 2018: Rivalitäten und Freundschaften im deutschen Fußball

Diese unterschiedliche Einordnung mag auch daran liegen, dass andere Saar-Klubs in der Wahrnehmung insbesondere der jüngeren Fan-Generation der Saarländer so gut wie keine keine Rolle mehr spielen. Sie lässt sich wohl auch mit der beschriebenen Dominanz der Walter-Mannschaft in den 1950ern erklären. Oder mit dem Umstand, dass die Saarbrücker jahrelang mit der zweiten Mannschaft der Lautrer als Gegner Vorlieb nehmen mussten. Der größte Grund für die Schieflage in der Rivalität ist aber wohl vor allem die Präsenz des FCK im Saarland, wo auch heute noch tausende Fans auf den Betzenberg pilgern anstatt den ungeliebten Klub aus ihrer Landeshauptstadt zu bejubeln.
So oder so: Man muss nicht lange suchen, um die Perspektive vor der anstehenden Derby-Neuauflage bestätigt zu bekommen. "Wir mögen die einfach nicht, das ist extremste Rivalität", wird etwa der Saarbrücker Stadionsprecher schon vor der Saison bei "hessenschau.de" zitiert. Im Lager der Lautrer steigt die Fieberkurve unterdessen nicht nur aufgrund der fehlenden Zuschauer nicht ganz auf das Level des Waldhof-Derbys. Zumindest das mit dem Mögen beruht allerdings auf Gegenseitigkeit. In diesem Sinne: "Wir sind die Fans, Fans, Fans vom FCK...!"
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Ingo Konrad
Ergänzung, 14.04.2021:

Rangeleien bei einem Freundschaftsspiel im Jahr 2005; Foto: Imago Images
Im Blickpunkt: Saarländische FCK-Fans vor dem Derby
"Man spürt die Rivalität hier an jeder Ecke"
1. FC Kaiserslautern gegen 1. FC Saarbrücken - ein Derby, das mit Zuschauern dem Duell gegen Waldhof kaum nachstehen würde. Wir haben einige saarländische FCK-Fans gebeten, die Bedeutung dieses Spiels und seiner Rivalität zu skizzieren.
In der Hinrunde hatten wir eine kleine Geschichte des Saar-Pfalz-Derbys zusammengestellt, um die Historie eines der wichtigsten Südwest-Duelle überhaupt zurück auf den Schirm zu bringen. Jetzt haben wir diejenigen befragt, die jeden Tag mit der Rivalität zu tun haben: Was bewegt die vielen aus dem Saarland stammenden Fans des 1. FC Kaiserslautern vor dem anstehenden Derby gegen den 1. FC Saarbrücken am Samstag (14:00 Uhr, Fritz-Walter-Stadion, auch live im SWR)? Über was wird im Saarland gesprochen? Warum ist dieses Spiel im sowieso schon aufreibenden Abstiegskampf nochmals besonders wichtig?
"Die Saarbrücker vergessen bei ihren Sticheleien ihre eigene Historie"
Bickelmann, 43 Jahre, aus der Nähe von Saarbrücken: "Gerade jetzt vor dem Derby gibt es in der Region kaum noch ein anderes Thema, auch wenn sich das Ganze wegen der Pandemie leider nicht im Stadion entfalten kann. Ich war als junger Bub schon bei den letzten beiden großen Spielen in der Bundesliga 1992 und im DFB-Pokal 1997 im Stadion. Danach auch mit kleiner Anzahl an Betze-Fans im Ludwigspark gegen die FCK-Amateure, was stets ein heißer Tanz war. In meiner Familie war ich damit eher das schwarze Schaf, denn väterlicherseits gingen die meisten Verwandten schon seit den 1970ern zu den Blau-Schwarzen. So habe ich die Rivalität stets hautnah mitbekommen, die im Saarland eigentlich ständig bestimmt ist von kleinen Sticheleien, hitzigen Diskussionen und allen möglichen Graffiti entlang der Straßen. Schwung bekam das Ganze auch nochmal durch unseren Insolvenzantrag, wo sich bei den Saarbrückern die Meinung verfestigte, der FCK besitze einen Sonderstatus beim DFB und der Landespolitik. Dabei wird auch gerne mal die eigene Historie vergessen, etwa wie ein gewisser Hermann Neuberger (ehemaliger FCS- und späterer DFB-Präsident; Anm. d. Red.) dem FCS zum unsportlichen Bundesliga-Einzug 1963 verhalf. Bedingt durch die gleiche Ligazugehörigkeit nehmen die Spannungen jetzt noch mehr zu. Im Saarland ist es denke ich sehr gebietsabhängig: Das Einzugsgebiet des FCS ist in Saarbrücken selbst sowie im nördlichen Saarland und dem Gebiet rund um Saarlouis am größten. Aber es gibt auch überall noch FCK-Fans, von denen viele unserem Verein schon seit Jahrzehnten folgen."
"Viele FCS-Fans reden mehr über den FCK als über ihren eigenen Verein"
Dominic, 34 Jahre, aus Gersheim (Saarpfalz-Kreis), Fanclub "Betze Supporters": "Als der FC letzte Saison aufgestiegen ist, habe ich mich auf ein explosives Derby vor einer schönen Kulisse gefreut, auf eine rot-weiß-rote Invasion in unsere Landeshauptstadt Saarbrücken. Leider kam dann alles anders wegen Corona. Trotzdem spürt man hier die Rivalität an jeder Ecke, besonders von den FC-Fans: Seit wir jetzt unten drin hängen, kriegt man die ganze Häme ab. Viele reden mehr über den FCK als über ihren eigenen Verein. Als Beispiel hole ich mal unser Spiel in Rostock: Hätten wir dort gewonnen, hätte Saarbrücken nochmal vorne angreifen können. Aber die haben sich lieber über die Niederlage von uns gefreut, anstatt selbst noch auf den Aufstieg zu hoffen. Naja, wenn sie meinen. Ich habe auch einige Saarbrücker Freunde, die normal ticken, und bin auch selbst kein Kind von Traurigkeit. Aber seit sich unsere Klubs sportlich immer mehr annähern, merke ich, dass viele FC-Anhänger voller Hass und Häme gegen uns sind. Vielleicht sind die auch sauer, dass es im Saarland immer noch mehr rot-weiße als blau-schwarze Anhänger gibt? Ich denke mal, dass mindestens 20 bis 30 Prozent der Betze-Besucher aus dem Saarland kommen. Daher ist das für uns schon ein ganz besonderes Spiel."
"Wir gewannen 4:0, anschließend flogen Flaschen, Steine und Dosen"
Janine Fuchs, 40 Jahre, aus Kaiserslautern und früher St. Wendel, Fanclub "Rote Teufel Monzingen": "Auch wenn ich mittlerweile in Kaiserslautern lebe, bin ich immer noch sehr mit meiner Heimat verbunden. Jedoch bin ich selten so richtig in Kontakt mit dem FC Saarbrücken gekommen: Damals in der Schule, besonders in meiner Klasse, gab es viele FCK-Fans, vielleicht ein bis zwei Bayern-Fans, aber die Saarbrücken-Fans waren eindeutig in der Minderheit. Woran ich mich noch gut erinnere, ist das DFB-Pokal-Spiel von 1997, also das letzte direkte Duell bis zum Hinspiel der jetzt laufenden Saison. Damals wurde schon Tage vorher im saarländischen Fernsehen die Stimmung angeheizt, über 30.000 Zuschauer waren im Ludwigspark, wir gewannen 4:0 und wurden anschließend mit Flaschen, Steinen und Dosen beworfen. Auch und gerade als Saarländerin bin ich stolz auf meinen Verein - den FCK - und habe dies auch immer sehr deutlich gemacht. Aktuell bieten wir durch die ganzen Misserfolge und zuletzt die Insolvenz natürlich eine große Angriffsfläche für die FCS-Fans, aber deren Provokationen sind mir egal. Aber auch einige beim FCK vergessen manchmal, dass viele unserer Fans aus dem Saarland kommen - daran muss ich dann immer mal eine Erinnerung hinterlassen."
"Das Saarland ist überschaubar, da läuft man sich ständig über die Füße"
Basti, Ende 30, aus Saarbrücken: "Das Spiel gegen den FCS ist für alle saarländischen FCK-Fans ein Highlight, auf welches man schon seit Jahrzehnten heiß ist. Ich kenne viele, die jedes Jahr die DFB-Pokal-Auslosungen verfolgt haben, immer in der Hoffnung auf dieses eine Los. Jetzt ist es eben in der 3. Liga soweit, was auch aus einer Gemeinsamkeit resultiert, die man bei sachlichen Gesprächen miteinander immer mal feststellt: Saarbrücken und Kaiserslautern haben ähnliche Leidensgeschichten, die Vereinsführungen der letzten Dekaden haben sich auf beiden Seiten mit Kompetenzlosigkeit geradezu übertrumpft. Lange konnten wir trotzdem lächelnd auf den FCS als Chaos-Verein hinunter blicken, aber das ist jetzt auch vorbei. Leider gibt es auch längst nicht mehr so viele Autos mit FCK-Fanartikeln wie früher, die im Saarland unterwegs sind. Dennoch merke ich seit einem Jahr in meinem direkten Umfeld, dass es sehr kribbelt und dass alle immer noch heiß auf dieses Spiel sind. Da das Saarland sehr überschaubar ist, läuft man sich auch als aktiver Fan ständig über die Füße. Auch wenn das letzte Pflichtspiel 1997 stattfand, ist man sich immer mal auf Konzerten oder Straßenfesten begegnet, auch mit handfesten Auseinandersetzungen. Ich kann nur hoffen, dass wir diese Saison gewinnen und dann nächste Saison die Möglichkeit haben werden, dieses Potential auch im Stadion sehen und hören zu können. Wenn ich mir vorstelle, dass wir in der 90. Minute auswärts das Siegtor machen und der gesamte Block eskaliert, dann bekomme ich jetzt schon Gänsehaut."
"Der FCS steht für mich auf der gleichen Stufe wie Ludwigshafen-Ost"
Mathias Schmitt, 45 Jahre, aus Oberkirchen (Landkreis St. Wendel), Fanclub "Red Devils Overchurch": "Es sind nicht nur die blau-schwarzen Vereinsfarben: Das Derby gegen den FCS steht für mich als saarländischer FCK-Fan auf einer Stufe mit den Spielen gegen unseren absoluten 'Lieblingsgegner' aus Ludwigshafen-Ost. Auch hat dieses Saar-Pfalz-Derby eine viel längere Geschichte: Sie reicht von der Ära der Walter-Elf über die Anfangsjahre der Bundesliga bis in die frühen 1990er Jahre, als die 'Molschder' zum letzten Mal Bundesliga spielten. In jener Saison 1992/93 gelang uns kein Sieg: Im Ludwigspark verloren wir mit 0:2 und das Rückspiel auf dem Betze endete 1:1. Und das FCS-Trikot trug ein gewisser Wolfram Wuttke ... Ich erinnere mich sehr genau, dass ein alter eingefleischter FCS-Fan aus meinem Heimatort, der über den FCK-Spieler Wuttke stets verächtlich geschimpft hatte, 'Wutti' in dieser Saison über den grünen Klee lobte. Mit demselben FCS-Fan war mein Vater übrigens am letzten Spieltag der Saison 1985/86 im Ludwigspark: Nach dem 0:3 zur Halbzeit drängte der Saarbrücker Anhänger zur Heimfahrt - '... dann stehen wir nicht im Stau' - aber mein Vater bestand darauf zu bleiben. Und so erlebten beide den 6:0-Auswärtssieg der Roten Teufel. Ich habe später in Saarbrücken studiert und auch einige Jahre in der Stadt gelebt. Da bleibt es nicht aus, Kontakte zu FCS-Fans zu haben. Und mit das Schlimmste war für sie unsere sensationelle Meisterschaft 1998 - bis zum letzten Augenblick drückten alle den Bayern die Daumen. Auf Niederlagen des FCK wurde man hingegen sofort angesprochen. Das ist bis heute so und hat sich in dieser Saison natürlich verschärft. Während wir mehrere Gegner für emotionale Derbys aufzählen können - neben Saarbrücken auch Waldhof, Frankfurt oder Karlsruhe - sind die Saarbrücker Fans komplett auf uns fokussiert: Sie sprechen dann gerne vom 'F(U)CK'. Das Saar-Derby gegen den FC Homburg ist kein Gradmesser für sie, da sie in diesen Spielen stimmungs- und zahlenmäßig stets haushoch überlegen sind. Nur allzu gerne würden es die Saarbrücker sehen, wenn ihre Mannschaft den verhassten FCK aus der Liga schießen würde. Ich glaube sogar, dass ihnen das am Ende wichtiger wäre als ein eigener Aufstieg."
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas Hilmes