
Becca gibt Eigenkapital und will neuen Stürmer
Flavio Becca hat dem 1. FC Kaiserslautern die Umwandlung seiner bisherigen Darlehen - rund drei Millionen Euro - in Eigenkapital zugesagt. Dies bestätigte er in einem Interview mit der "Rheinpfalz". Damit würde der Luxemburger zukünftig knapp 6,7 Prozent der FCK-Aktien halten.
"Die Entscheidung steht", wird Becca zitiert. Der neuberechnete Vereinswert beläuft sich demnach auf 45 Millionen Euro, wie nun erstmals offiziell von Becca bestätigt wurde (siehe auch ältere DBB-Meldungen). Über weitere Investitionen in den kommenden Jahren soll dem Interview zufolge in den nächsten Wochen gesprochen werden: "Wir haben von einem Fünfjahres-Plan gesprochen. Eine gewisse Zeitspanne muss man ja annehmen. Das heißt aber nicht, dass wir danach nicht mehr investieren."
Beccas Plan: "Noch einen guten Stürmer finden"
Verwendet werden solle sein Geld, so Becca, auch für das Nachwuchsleistungszentrum - vor allem aber für die Verstärkung der ersten Mannschaft, auch kurzfristig: "Wir haben das große Problem, dass wir in der Offensive nicht konkret genug sind. Wir werden mit Beirat und dem Geschäftsführer Sport reden, ob wir nicht noch in den zehn Tagen, die uns dafür noch bleiben, noch einen guten Stürmer finden. Dafür würde ich, würden wir als Firmengruppe, dann auch den entsprechenden Beitrag leisten."
Weiterhin Unklarheit über die Art und Weise des Littig-Rücktritts
Über den am gestrigen Montag öffentlich zur Diskussion gestellten FCK-Trainer Sascha Hildmann sprach die "Rheinpfalz" mit Becca nicht. Dafür aber über den früheren FCK-Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Littig - und hier steht weiterhin Aussage gegen Aussage. Becca wird zu dem brisanten Rücktritt auf der Beiratssitzung am 16. Mai wie folgt zitiert: "Die Absichtserklärung, die ich am 15. Mai noch einmal formuliert habe, berief sich auf die vorherige. Herr Gregorius (Becca-Vertrauter, d. Red.) führte längere Gespräche mit Michael Littig vor der Sitzung und sogar während der Sitzung, um zu sehen, wie ein Rücktritt im Interesse aller Parteien über die Bühne gehen könnte. Da es aber formal und rechtlich für Herrn Littig zu kompliziert war, hat er Herrn Gregorius am 16. Mai gesagt, er würde zurücktreten, wenn der FCK-Beirat sich mehrheitlich für Herrn Becca aussprechen würde, was er getan hat." Littig weist diese Darstellung auf Nachfrage der "Rheinpfalz" mit folgenden Worten zurück: "Es gab keine Abstimmung über meinen Rücktritt. Aber das Angebot hat meinen Rücktritt beinhaltet, das hat mir Herr Gregorius am 16. Mai bestätigt. Ich bin nicht zurückgetreten worden. Aber es war ein erzwungener Rücktritt"
Der komplette Interview unter dem Titel "Becca steigt ein und will 'guten Stürmer' kaufen" ist in der Online-Ausgabe der "Rheinpfalz" (kostenpflichtig oder mit Abonnenten-Login) verfügbar.
Quelle: Der Betze brennt / Rheinpfalz
Ergänzung, 21.08.2019:
Flavio Becca und die Redbullisierung des FCK?
Der luxemburgische Bauunternehmer Flavio Becca hat durch sein Engagement beim Traditionsverein 1. FC Kaiserslautern dazu beigetragen, die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit des FCK kurzfristig zu gewährleisten und damit den bundesweit bedeutenden und regional unersetzlichen Standort zu erhalten. Im Rahmen der Diskussion über das Engagement Beccas als Investor gab es viel Pro und Contra zum Einstieg eines externen Investors generell. Zudem gab es die Frage der Auswahl zwischen einer regionalen Investorengruppe auf der einen und des luxemburgischen Bauunternehmers auf der anderen Seite sowie die Nebengeräusche im Rahmen der Entscheidungsfindung. Kaum diskutiert wurde das Vereinsgeflecht, das Becca im internationalen Fußball unterstützt. Wenigen ist bekannt, wie die von ihm geförderten oder kontrollierten Vereine kooperieren. Dieser Artikel soll das "System Becca", seine Auswirkungen auf Spielertransfers und mögliche Auswirkungen auf den FCK genauer unter die Lupe nehmen.
Im traditionsreichen Stadion des ehemaligen Landesmeisters Avenir Beggen findet vor knapp 2.000 Zuschauern das sogenannte Barragematch, das Relegationsspiel zwischen dem Drittletzten der luxemburgischen ersten Liga, US Hostert, und dem Dritten der zweiten Liga, Swift Hesperingen, statt. Entgegen sonstiger Gepflogenheiten ist der Zweitligist der Favorit. Hesperingen war bereits heißer Anwärter auf den direkten Aufstieg. Der Grund: der Mäzen des Landesmeisters F91 Düdelingen, Flavio Becca, hat 2018 begonnen, sein finanzielles Engagement stark zugunsten des Swift Hesperingen auszuweiten.
Ein solcher Schritt ist nicht ungewöhnlich im modernen Fußball. Brisant machte die Partie allerdings eine Personalie: Henri Bossi, 60, Erfolgstrainer der Grünwalder aus Hostert, wurde zuvor bereits als gemeinsamer Sportdirektor für F91 Düdelingen und Swift Hesperingen gehandelt, schrieb zumindest Fupa Luxemburg am Tag des Barragematches.
Ziel von Becca sei der Aufbau von Strukturen nach dem Vorbild Red Bulls, insbesondere im Hinblick auf Synergien zwischen den von ihm kontrollierten Vereinen. Die Meldung wurde vom F91 Düdelingen freilich in das Reich der Fabeln verwiesen. Gemeinsamer Sportdirektor für beide Standorte wurde Bossi schließlich auch nicht. Immerhin jedoch ist der 60-Jährige inzwischen verantwortlicher Trainer neben Teammanager Emilio Ferrera bei Luxemburgs Serienmeister. Jener Emilio Ferrera, der auch als Sportdirektor beim 1.FC Kaiserslautern gehandelt wurde, gegebenenfalls in Doppelfunktion mit seinem Engagement in Düdelingen.
Auch der unterschwellige Verdacht der Mauscheleien erwies sich als unbegründet. Mit einem 2:0 sicherte sich Hostert den Klassenerhalt. Das Problem zweier offen von Flavio Becca unterstützter Klubs in der Eliteklasse wurde damit mindestens ein weiteres Jahr aufgeschoben. Ob es in nächster Zeit tatsächlich zu einer Interessenkollision kommt, ist offen. Flavio Becca kündigte unlängst an, sich aus dem Sponsoring in Düdelingen mittelfristig zurückzuziehen, da die Gemeinde seine Pläne für den Stadionaus- oder -neubau blockiert. Die Gemeinde Hesperingen gab hingegen grünes Licht zu seinen Stadionplänen.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Hesperingen nimmt 2019/20 einen neuen Erstliga-Anlauf und dürfte aufgrund der wohl beispiellosen Verpflichtung zahlreicher höherklassiger Spieler bei normalem Lauf der Dinge spätestens 2020 in die Belle Etage zurückkehren.
Dass in Luxemburg derartige Spekulationen aufkommen, sagt bereits vieles über die Turbulenzen und Machenschaften unter den Spitzenvereinen des Landes aus. Schon vor Beccas Engagement in Hesperingen, der Gemeinde, in der er als Sohn eines italienischen Vaters aufwuchs, führte das System Becca zu Spannungen unter den Vereinen der BGL-League. (…)
Quelle und kompletter Text: 120minuten
Weitere Links zum Thema:
- Chronologie im DBB-Forum: Becca sticht pfälzische Investoren aus - Littig tritt zurück