
Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt 1:1
Ein Pünktchen Hoffnung
Bei fast irregulären Bedingungen und erneut in Unterzahl erkämpft der FCK einen Punkt. Für die Tabelle zu wenig, aber immerhin gut für die Moral. Dass es phasenweise heiß hergeht, liegt aber vor allem am Schiedsrichter.
- Fotogalerie | Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt
- Fotogalerie | Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt
"Schieber, Schieber, Schieber", schrie die Westkurve nach dem Schlusspfiff aus tausenden Kehlen dem Unparteiischen entgegen. Nicht nur die FCK-Fans hatten den Schuldigen für das erneute Verpassen des so sehnlichst herbeigewünschten Heimsiegs schnell ausgemacht. Referee Matthias Jöllenbeck - auf dem Betzenberg seit der vergangenen Saison kein Unbekannter - und seine Assistenten waren schon zur Halbzeit mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine geschickt worden. Endgültig kochten die Emotionen dann über in der 67. Minute, als der Schiedsrichter den bereits mit Gelb verwarnten Benjamin Kessel nach einem Zweikampf im Mittelfeld zu Unrecht mit Gelb-Rot vorzeitig zum Duschen schickte.
Mit zehn Mann hielt das Lautrer Bollwerk gegen den vor allem in der zweiten Halbzeit sehr dominanten Bundesliga-Absteiger noch weitere zwölf Minuten. Dann traf mit Dario Lezcano ausgerechnet der Ingolstädter, den Kessel zuvor gefoult haben sollte, zum 1:1-Endstand. Die nach Sebastian Anderssons frühem Führungstreffer (7.) nach und nach immer größer gewordene Hoffnung auf den dritten Saisonsieg schien geplatzt - mal wieder. Mehrere Minuten verharrte die Westkurve nach dem Ausgleich fast schweigend, nahm sich dann aber wieder der aufopferungsvoll kämpfenden Mannschaft an, sozusagen als "der elfte Mann". Gemeinsam brachte man am Ende zumindest den einen Punkt über die Zeit, wenngleich der die Vorrunden-Tabelle aus Sicht der Roten Teufel auch nicht wirklich freundlicher gestaltet.
Heftiger Schneefall: Spiel stand auf der Kippe
Einige Stunden vorher stand das letzte Spiel der historisch schlechten Hinrunde noch gewaltig auf der Kippe. Heftiger Schneefall verwandelte ganz Rheinland-Pfalz am Sonntag in eine Winterlandschaft und machte nicht nur die Anfahrt der FCK-Fans nach Kaiserslautern und auf den Betzenberg zu einer Herausforderung. Auch das Spielfeld im Fritz-Walter-Stadion sah bis kurz vor dem geplanten Anstoß um 13:30 Uhr nicht danach aus, als würde hier an diesem Tag ein Zweitliga-Spiel stattfinden können. Dank vieler fleißiger Helfer gelang es aber, den Rasen einigermaßen vom Schnee zu befreien. Nachdem auch die vom Schiedsrichter verlangte rote Kreide für die Linien eilig herbeigeschafft werden konnte, ging es schließlich mit einer Viertelstunde Verspätung tatsächlich los. Und zwar entgegen des Wunsches der Gäste aus Oberbayern, denen einem in den Katakomben aufgeschnappten Gespräch zweier Betreuer zufolge eine Absage lieber gewesen wäre.
Einer ziemlich stattlichen Anzahl der auch offiziell nur 16.074 Ticketbesitzer brachte die leicht verschobene Anstoßzeit freilich nichts. Bedingt durch den Wintereinbruch, aber natürlich auch aufgrund der tristen sportlichen Situation, blieben etliche Fans zu Hause. Gut möglich, dass am Ende noch nicht einmal 10.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion dabei waren - so oder so ein Minusrekord seit den tiefsten 1980er Jahren. Der mit rund 300 FCI-Anhängern gefüllte Gästeblock änderte am eher trostlosen Gesamteindruck auch nichts.
Dabei wären die Rahmenbedingungen allen Lautrern natürlich völlig egal gewesen, hätte das von Trainer Jeff Strasser auf drei Positionen veränderte Team - Leon Guwara, Gino Fechner und Manfred Osei Kwadwo spielten für Joel Abu Hanna, Nils Seufert und den gesperrten Lukas Spalvis - das 1:0 bis zum Schlusspfiff erfolgreich verteidigt. Von den FCK-Anhängern fast durchgehend lautstark unterstützt, warfen sich die Roten Teufel auf dem kaum regulär zu bespielenden Platz immer wieder erfolgreich dazwischen. Und wenn doch einmal ein Ball gefährlich auf das FCK-Tor zusauste, war auf den wieder genesenen Marius Müller Verlass. Nur in der 79. Minute konnte der Keeper eben auch nichts mehr ausrichten.
Trotzige Westkurve: "Lautrer geben niemals auf"
Am Einsatz und an der Leidenschaft lag es wie schon in Heidenheim jedoch nicht. Und so keimte nach dem Spiel dort, wo in den vergangenen Wochen meist Frust, Wut und Resignation vorherrschten, nach dem Spiel auch ein wenig Hoffnung - oder besser gesagt Trotz. Dreimal stimmte die Westkurve ein "Lautrer geben niemals auf" an und versuchte, die sichtlich geknickte Mannschaft zudem mit reichlich Applaus wieder aufzubauen. Das ist auch dringend notwendig. Schließlich geht es noch vor der Winterpause am kommenden Samstag mit dem ersten Spiel der Rückrunde weiter. Die beiden jüngsten Vorstellungen machen zumindest etwas Hoffnung, dass es in der zweiten Halbserie mit der Aufholjagd noch etwas werden kann.
Quelle: Der Betze brennt

Stimmen zum Spiel
Ärger wegen Platzverweis: "Bodenlose Arroganz"
Der FCK musste sich im Heimspiel gegen Ingolstadt nach langer Führung mit einem 1:1-Unentschieden begnügen. Nach der Partie beschäftigte die FCK-Profis vor allem die unberechtigte Gelb-Rote-Karte für Benjamin Kessel.
Wie schon in Heidenheim hatte das Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Ingolstadt Mitte der zweiten Hälfte eine entscheidende Wendung genommen: Der bereits mit Gelb verwarnte Benjamin Kessel hatte an der Außenlinie zu einer riskanten Grätschte angesetzt und dabei klar den Ball, aber auch leicht FCI-Profi Dario Lezcano getroffen. "Das war kein Foul", sagte Kessel nach der Partie mit Nachdruck. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck, der schon vergangene Saison im Heimspiel gegen Braunschweig negativ aufgefallen war, hatte das allerdings anders gesehen und trotz massivem Protest die zweite Gelbe Karte gezückt: Kessel musste vom Platz. "Für uns geht es um alles und dann stellt er mich in so einer Situation vom Platz", kritisierte der Rechtsverteidiger.
Auch Marius Müller, der in dieser Situation nach vorne gestürmt war und dafür die Gelbe Karte gesehen hatte, fand klare Worte. "Wahnsinn", kommentierte der Torhüter die Gesamtleistung des Schiedsrichters. Was den 24-jährigen vor allem in Rage versetzt hatte: Wenige Minuten später wollte er Jöllenbeck fragen, weshalb dieser ihm zuvor "ansatzlos" (Müller) die Gelbe Karte gezeigt habe. "Da schaut er mir in die Augen, winkt ab und trabt davon. Diese Arroganz, gerade bei jungen Schiedsrichtern, ist bodenlos", so Müller.
Strasser: "Mannschaft hat das nötige Kämpferherz"
"Natürlich wird es nicht leichter, wenn man die letzten 20, 25 Minuten wieder einmal in Unterzahl spielen muss", sagte Jeff Strasser. Der Luxemburger erinnerte an die zahlreichen Diskussionen um den Videobeweis in der ersten Liga: "Hätten wir den heute gehabt, wäre so eine Entscheidung vielleicht zurückgenommen worden."
Abseits allen Ärgers um den Schiedsrichter, hatte der FCK den spielstarken Ingolstädtern allerdings auch wenig entgegenzusetzen, wie Christoph Moritz sagte. "Wir haben zu keinem Zeitpunkt mal Ruhe ins Spiel gebracht", haderte der Mittelfeldmann. "Im Großen und Ganzen müssen wir mit dem Punkt leben." Das sah auch Strasser so, der aber noch einmal das Positive hervorhob: Die richtige Einstellung seiner Spieler. "Die Mannschaft hat das nötige Kämpferherz auf den Platz gebracht", sagte der Coach.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 11.12.2017:

Schiri verweigert FCK-Spieler den Handschlag
Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck wird immer mehr zum Buhmann der FCK-Fans: Im Internet wird heftig über einen Videoclip diskutiert, in dem der Unparteiische dem Lautrer Angreifer Sebastian Andersson offensichtlich den Handschlag verweigert.
Die Szene - hochgeladen als animiertes GIF - zeigt, wie Jöllenbeck Andersson zunächst die Hand entgegen streckt, sie dann aber wieder zurückzieht. Der FCK-Angreifer kann nur noch verduzt hinterher schauen.
» Zum kurzen Videoclip: Matthias Jöllenbeck und Sebastian Andersson
Entzündet hatte sich der Unmut gegen den Schiri an einem unberechtigten Platzverweis gegen Benjamin Kessel, der in dem Videoclip ebenfalls die Diskussion sucht und von Jöllenbeck ignoriert wird. FCK-Torwart Marius Müller hatte dem Schiedsrichter nach dem Spiel "Arroganz" unterstellt. Schon in der vergangenen Saison hatten sich die Roten Teufel über den 30-jährigen Arzt Jöllenbeck geärgert, der im Heimspiel gegen Braunschweig einen glasklaren Handelfmeter für den FCK verweigert hatte und auf der anderen Seite ein zumindest fragwürdiges Tor für den BTSV gelten ließ.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 13.12.2017:

"Fair-Play": FCK beschwert sich über Schiedsrichter
Der FCK hat sich offiziell beim DFB über Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck beschwert. Laut Sportdirektor Boris Notzon bekam der Verein Verständnis für sein Anliegen entgegengebracht.
Jöllenbeck hatte im Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Ingolstadt durch einige strittige Entscheidungen den Unmut der Lautrer Fans und Spieler auf sich gezogen. Vor allem der unberechtigte Platzverweis gegen Benjamin Kessel und der verweigerte Handschlag für Sebastian Andersson nach dem Spiel hatte die Gemüter erhitzt.
Der FCK hat sich daraufhin an Lutz Michael Fröhlich, Schiedsrichter-Obmann beim DFB, gewandt und sich über die Spielführung des Unparteiischen beschwert. "Dabei haben wir auch die Gelb-Rote-Karte für unseren Spieler Benjamin Kessel kurz thematisiert. Uns war vor allem aber wichtig, unseren Unmut über den nicht erfolgten Handschlag zum Ausdruck zu bringen, da dies nicht im Sinne des Fair-Play-Gedankens stehen kann", wird Boris Notzon in einem vom FCK am Mittwochabend verbreiteten Statement zitiert.
Die Beschwerde stieß nicht auf taube Ohren. "In einem ausführlichen Gespräch haben wir diesen Fall besprochen von vonseiten des DFB vollstes Verständnis für unsere Ansichten erfahren", so Notzon.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Ärger wegen Platzverweis: "Bodenlose Arroganz" (Der Betze brennt, 10.12.2017)