Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nürnberg 0:2

Ohne Worte

Ohne Worte


... eigentlich wäre mit dem Spruchband in der Westkurve tatsächlich schon alles zur aktuellen Lage beim 1. FC Kaiserslautern gesagt. Der Vollständigkeit halber blicken wir trotzdem kurz auf das Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg zurück.

Schon seit Wochen wird in der Redaktion von „Der Betze brennt“ darüber diskutiert, ob und was man überhaupt noch zu diesem schlimmsten Abstieg der Lautrer Vereinsgeschichte schreiben soll. Durchhalteparolen sind schon lange fehl am Platz, draufhauen kann man mal, aber auch nicht immer und einfach streiken - so wie es die Spieler auf dem Platz tun - ist nicht unser Stil. Auf die Heimpleite der Roten Teufel gegen Nürnberg blicken wir in Stichpunktform:

... das Spiel: Der FCK verlor mit 0:2 durch Tore von Daniel Didavi (42.) und Tomas Pekhart (73.) und es war nur dem mittelmäßigen Gegner aus Nürnberg zu verdanken, dass es kein erneutes Debakel gab. Zwei Lattentreffer, ein Fast-Eigentor des eingewechselten Thanos Petsos und weitere hochkarätige Chancen für die Gäste sprechen für sich. Lautern dagegen war nur Mitte der ersten Halbzeit kurz präsent.

... der Abstieg: Nach dem 21. sieglosen Spiel in Folge steht der FCK auch rechnerisch vor dem endgültigen Abstieg. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, ob dieser bereits am Sonntag (bei einem Punktgewinn von Köln in Gladbach) oder erst am kommenden Wochenende in Berlin klar gemacht wird. Um ein Haar wäre es sogar am Samstag schon soweit gewesen, wenn die Hertha das Spiel in Leverkusen - in Unterzahl und nach 0:2-Rückstand - tatsächlich gedreht und nicht doch noch den Ausgleich kassiert hätte.

... die Mannschaft: Ein Bild mit Symbolcharakter gibt es bei FCK-Spielen schon seit Wochen zu beobachten: Nach Abpfiff, wenn die nächste Pleite besiegelt ist, sinkt schon lange kein Spieler mehr zu Boden. Nicht aus Erschöpfung, nicht aus Traurigkeit, nicht aus Wut. Sie stehen nur teilnahmslos da, mit verschränkten Armen, gehen zum Handshake mit dem Gegner und nähern sich der Westkurve nicht mal mehr bis zur Strafraumgrenze. Mit diesen Bildern ist alles über den Zustand der Truppe gesagt, die als schlechtester Absteiger in die lange Geschichte des pfälzischen Traditionsvereins eingehen wird.

... der Vorstand: Stefan Kuntz ist verantwortlich für die Zusammenstellung der Mannschaft und des Trainerteams. Dabei leistete er drei Jahre lang unter dem Strich gute Arbeit, ehe dieses Jahr sowohl im Sommer als auch im Winter der totale Griff ins Klo folgte. Nach der Niederlage gegen Nürnberg stellte Kuntz sein Team im Kollektiv an den Pranger: „Ehre, Anstand, Professionalität - das sind Tugenden, die man vom 1. FC Kaiserslautern erwarten kann. Das war heute bei drei Spielern erkennbar, und das war's.“ Krassimir Balakov hingegen sprach Kuntz trotz der fünften sang- und klanglosen Niederlage im fünften Spiel sein Vertrauen aus - fraglich, wie viele Pleiten diese Zusammenarbeit noch aushalten kann.

... der Trainer: Als die Lautrer Woot-Bürger in der Westkurve einen offensiven Wechsel forderten, bekamen sie zur Belohnung Sandro Wagner für den zum Publikumsliebling heranwachsenden Julian Derstroff. Ein gellendes Pfeifkonzert war die absehbare Konsequenz dieses nächsten Punktes auf der immer länger werdenden Liste der Fehlentscheidungen des Krassimir Balakov. Das die Fans wenig später sogar seinen Vorgänger Marco Kurz als „besten Mann“ feierten, muss für den Bulgaren wie ein Schlag in die Magengrube gewesen sein.

... die Fans: Viele bezahlte Plätze im Fritz-Walter-Stadion blieben erneut leer, die offiziell durchgesagte Zuschauerzahl von 42.552 wurde nur noch mit ein paar höhnischen Pfiffen bedacht. Es war eine der wenigen Gefühlsregungen der FCK-Fans, die die 90 Minuten größtenteils schweigend über sich ergehen ließen und den Spielern ihren Unmut erst nach dem Abpfiff zeigten. Neben kurzen Beschimpfungen - für längere Streitgespräche waren die Spieler viel zu schnell in der Kabine verschwunden - wurde dabei ein großes Transparent mit der Aufschrift „Versager!“ präsentiert. In Feierlaune waren hingegen die 4.000 mitgereisten Nürnberger, die sich über den fast sicheren Klassenerhalt freuen durften und den FCK mit Taschentüchern in die zweite Liga verabschiedeten.

... die sportliche Zukunft: Andrew Wooten wurde bereits vergrault und wird sich wohl einem Zweitligisten anschließen, also einem künftigen Gegner des FCK. Er wäre nicht der erste, der sich an seinem Ex-Verein mit Toren rächt. Fahrlässig wäre es, einem Ilian Micanski nach seiner Rückkehr erneut keine richtige Chance zu geben. Ansonsten fällt es schwer, überhaupt eine handvoll Spieler aus dem aktuellen Kader zusammen zu bekommen, auf die der FCK in der kommenden Saison bauen sollte - das sieht mittlerweile auch Stefan Kuntz so. Der wichtigste Termin der verbleibenden Saison wird derweil die außerordentliche Mitgliederversammlung am 9. Mai 2012. Dort muss es kritische Fragen und ehrliche Antworten geben. Im Sinne des FCK!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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