Neues vom Betzenberg

Kopfball- und schussstark: Ivan Prtajin im DBB-Porträt

Kopfball- und schussstark: Ivan Prtajin im DBB-Porträt

Foto: Imago Images

Im Wettrüsten vor der neuen Zweitliga-Saison hat der 1. FC Kaiserslautern der Konkurrenz erneut ein Schnippchen geschlagen. Der viel umworbene Ivan Prtajin entschied sich für den Betze. Hinter dem Stürmer liegt jedoch ein verlorenes Jahr.

Der Zeitpunkt, an dem ein Spieler zur heißen Aktie auf dem deutschen Spielermarkt mutiert, lässt sich wohl selten so exakt bestimmen wie im Fall Ivan Prtajin. Es war am 27. September 2023. Zweitligist SV Wehen Wiesbaden traf im DFB-Pokal auf Bundesligist Rasenballsport Leipzig. Unterlag am Ende mit 2:3, aber der Lupfer, mit dem Prtajin in der 41. Minute sein Team nach der frühen 2:0-Führung der Gäste wieder ins Spiel brachte, fand Anerkennung auf höchster Ebene. Hier ist er ab Minute 2:30 zu sehen:

» Zum Video: Prtajins Lupfer-Treffer für Wehen gegen Leipzig

Weltmeister Bastian Schweinsteiger, im "Ersten" nunmehr als kommentierender Sidekick unterwegs, verglich Prtajin mit Weltklasse-Stürmer Robert Lewandowski und gratulierte ihm nach dem Spiel persönlich zu seiner Leistung. Was wohl selbst den verschlafensten Marktbeobachter hellhörig gemacht haben muss.

Umworben war er schon nach dem Aufstieg

Insider hatten den damals 27-Jährige natürlich schon länger auf der Liste. In der Saison 2022/23 hatte er den SVWW mit 15 Treffern und sieben Assists von der Dritten in die Zweite Liga geschossen. Auch in den Relegationsspielen gegen Arminia Bielefeld, die die Hessen mit 2:1 und 4:0 gewannen, steuerte er einen Treffer und zwei Assists bei.

Attraktive Angebote hatte er auch schon in jenem Sommer. Aber: "Ich wollte nichts überstürzen und nach einem Jahr die Umgebung wechseln. Ich denke, dass ich hier mein Potenzial zeigen und dann nach einer weiteren Saison einen Transfer vollziehen kann. Das ist auch die interne Vereinbarung", verriet der Stürmer in einem Interview.

Prtajins Ausbeute beim Wehener Zweitliga-Aufstieg ist in diesem Kompilations-Video dokumentiert. Es offenbart neben seiner Kopfballstärke auch seine Schusskraft und seine Fähigkeiten als sicherer Elfmeterschütze:

» Zum Video: Ivan Prtajins Tore für den SVWW 2022/23

Geholt hatten ihn die Taunussteiner aus Slowenien, wo er bei NK Olimpija eine eher mittelprächtige Saison gespielt hatte. Davor hatte er anderthalb Jahren beim FC Schaffhausen in der Schweizer Challenge League ordentlich abgeliefert: 25 Treffer in 56 Partien, sieben Vorlagen. Vor dieser Zeit war er als Wandervogel unterwegs. Nach seinen Juniorenjahren bei NK Zagreb, wo er auch in Kroatiens U19 debütierte, lief er mal in Italien bei Udinese, mal in den Niederlanden bei Roda Kerkrade auf.

Starkes Zweitliga-Jahr trotz SVWW-Abstieg

Das Zweitliga-Jahr in Wehen lief für den Verein zwar weniger gut als erhofft, wohl aber für Prtajin. Der SVWW stieg am Ende ab, sein bester Stürmer aber hatte sich mit 13 Treffern und drei Vorlagen für etliche Interessenten aus Unter- und Oberhaus interessant gemacht.

Hier ein Highlight Video aus der Saison 2023/24. Auch hier sticht die beachtliche Anzahl an Kopfballtreffern hervor:

» Zum Video: Highlights Ivan Prtajin - Saison 2023/24

Unter diesen Interessenten befand sich auch der 1. FC Kaiserslautern. FCK-Boss Thomas Hengen wollte sich, so war es den Medien zu entnehmen, finanziell sogar "bis an die Decke strecken", um Prtajin zu bekommen. Denn ein Abgang Ragnar Aches stand schon damals im Raum. Nicht zuletzt baggerte Union Berlin am Lautern-Stürmer. Um dann, man ahnt's schon, Prtajin zu holen. Wenige Monate später stand nochmals ein Wechsel von Ache zu Union im Raum, dieses Mal verbunden mit einem Tausch gegen Prtajin, was aber ebenfalls nicht zustande kam. Am Betzenberg hielt man den Kroaten nicht zuletzt dank seiner Kopfballstärke für einen möglicherweise idealen Ache-Nachfolger. Was er mit etwas Verspätung nun doch noch geworden ist.

Nicht zuletzt erzielte Prtajin in dieser Saison auch gegen Lautern zwei Treffer. Der erste aus dem 2:1 im Hinspiel ist nicht weiter bemerkenswert. Da drückte er einen Freistoß Robin Heußers mit der Brust über die Linie. Der zweite dagegen, beim 1:1 im Rückspiel markiert, könnte FCK-Fans noch in grausiger Erinnerung sein. Denn manche quittierten nach dieser Partie unter Friedhelm Funkel innerlich schon den Abstieg, der später ja zum Glück doch noch verhindert wurde.

» Zum Video: Ivan Prtajins 25-Meter-Treffer gegen Kaiserslautern

Interessant auch, dass sich unter den Mitbewerbern, die um Prtajin wetteiferten, erneut Hannover 96 befindet. Die Niedersachsen hatten zuletzt auch im Werben um Fabian Kunze gegenüber dem FCK den Kürzeren gezogen. Dabei ist die Kriegskasse der 96er nach dem Verkauf von Nicolò Tresoldi für kolportierte sieben Millionen Euro an den FC Brügge gut gefüllt. Dennoch agiert der Klub bislang eher zurückhaltend am Markt. Oder geht der FCK finanziell risikofreudiger ans Werk als noch vor einem Jahr? Wir beobachten weiter. Boris Tomiak ging im Winter bekanntlich noch den umgekehrten Weg.

Die große Frage: Was lief schief in Berlin?

Die Lautrer zahlen laut "Sky" eine Million Euro Ablöse plus mögliche Boni für Prtajin. Für Ache fließen vom 1. FC Köln rund 4,5 Millionen Euro abzüglich Bonus für Ex-Klub Frankfurt in die Pfalz. Klingt nach einem guten Geschäft. Wenn Prtajin wieder an seine Form aus den Wehener Jahren anknüpfen kann.

Was zwangsläufig zu der Frage führt: Was ist für Prtajin in der abgelaufenen Saison in Berlin so schrecklich schief gelaufen, dass er dort gar nicht in die Puschen kam? Nur zwei Startelf-Einsätze, drei Einwechslungen, keine Scorerpunkte.

Wirklich schlüssige Antworten lassen sich darauf nicht finden. Geholt wurde er noch unter Trainer Bo Svensson, der sich auch ausdrücklich für den Transfer stark gemacht haben soll. Doch schon nach der Vorbereitung ließ er den Stürmer links liegen. Begründet hat er das weder gegenüber ihm, wie Prtajin später erzählte, noch in der Öffentlichkeit. "Wenn viele Spieler zur Verfügung stehen, muss man als Trainer Entscheidungen treffen. Das habe ich auch gemacht", erklärte Svensson im November 2024 im "Kicker" und räumte ein: "Bisher hat Ivan keine richtige Chance auf Bundesliga-Minuten bekommen". Trainingseifer sprach er seinem Schützling ausdrücklich nicht ab.

Ebenso hatte Svensson-Nachfolger Steffen Baumgart für Prtajin zwar Lob, aber nicht viele Einsatzminuten übrig. Gegen Leipzig und Hoffenheim durfte der Stürmer zweimal in der Startelf ran, fiel dabei allerdings nicht weiter auf, danach zog ihm der Trainer Andrej Ilic vor. "Ivan hat sich im Training weiter angeboten und alles probiert. Aus sportlicher Sicht habe ich mich jedoch für Andrej als zentralen Stürmer entschieden", erklärte Baumgart.

Der Neuanfang: "Er passt auf den Betzenberg"

FCK-Sportdirektor Marcel Klos ist indes zuversichtlich, dass seine neue Nummer 9 dieses für ihn verlorene Jahr schnell vergessen macht. "Er hat bereits gezeigt, dass er ein Topstürmer in der 2. Bundesliga sein kann, überzeugt mit seiner Kopfball- und Abschlussstärke, und bringt zusätzlich Führungsqualitäten und Erfahrung mit. Seine physische Präsenz und intensive Spielweise passen außerdem perfekt auf den Betzenberg."

Messen lassen sich muss er allerdings an Ragnar Ache, und da liegt die Latte hoch.

Wir haben mal Aches abgelaufene Saison mit Prtajins starker Zweitligasaison 2023/24 verglichen. Nach Scorerpunkten liegt Ache da ein Stück vorne: 18 Treffer, ein Assist. (Prtajin: 13 Treffer, drei Vorlagen). Den xGoals zufolge wären von Prtajin allerdings über 20 Buden zu erwarten gewesen, von Ache lediglich eine mehr, als er tatsächlich erzielt hat.

Ebenso zeigte sich der Ex-Lautrer laut "Wyscout" als stärkerer Balleroberer, war bei seinen Versuchen zu 68,8 Prozent erfolgreich (Prtajin: 48,5 Prozent). Und im Luftkampf gewann Ache 45,3 Prozent seiner Duelle, Ptrajin nur 34,8 Prozent.

Bei dem Kroaten deuten sich jedoch Vorteile im fußballerischen Bereich an. Seine Passpräzision gibt "Wyscout" mit 71,3 Prozent an (Ache: 65,9 Prozent). Und er verzeichnet 67,4 erfolgreiche Dribblings (Ache: 39,4 Prozent).

Fazit: Mit Ivan Ptrajin präsentiert der FCK eine naheliegende, gerade deswegen aber auch wenig überraschende Nachfolge-Lösung für Ragnar Ache. Auf jeden Fall aber eine wirtschaftlich vernünftige. Eins-zu-Eins-Vergleiche bieten sich dennoch nur bedingt an. Dazu war/ist Ache im oberen Stockwerk einfach zu überragend. Wenn Prtajin an seine Quoten aus Wehen anknüpfen kann, wäre er trotzdem ein Top-Transfer.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Neue Nummer 9: Ivan Prtajin verstärkt den FCK-Angriff (Pressemeldung FCK)

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