Uff e Wort mit Terrence Boyd: Der Winter-Neuzugang wurde beim FCK fast wie ein Messias empfangen, muss sich seine Tore dann aber doch wie jeder andere hart erarbeiten. Wir haben mit ihm über vergebene Chancen, die ersten Wochen am Betze und seine Zukunftsplanung gesprochen.
Bundesliga, Europa League, Nationalmannschaft. Dortmund, Leipzig, Wien. Terrence Boyd, der letzte Woche seinen 31. Geburtstag feierte, hat in seiner Profikarriere schon viele Erfahrungen gemacht. "Also vom Kopf her bin ich heute auf jeden Fall viel weiter als damals", sagt er mit seinem typisch schelmischen Grinsen, wenn er an den jungen Boyd vor rund zehn Jahren zurückdenkt, der damals mit Rapid Wien und der US-Nationalmannschaft international spielte. Heute gilt der gebürtige Bremer als einer der besten Stürmer der 3. Liga und soll den FCK mit seinen Toren nach oben schießen. Beim 2:0 gegen Zwickau traf er zum ersten Mal als Roter Teufel, gegen Magdeburg (2:2) und Mannheim (0:0) vergab er gute Chancen, haderte anschließend mit sich selbst. Im DBB-Kurzinterview blickt Boyd zurück und nach vorne.
Drei Fragen und drei Antworten mit Terrence Boyd:
Der Betze brennt: Terrence Boyd, Du hast am Sonntag harte Selbstkritik geübt, meintest Du fühlst Dich als einziger Verlierer des Derbys. Wie geht es Dir jetzt, nachdem Du drüber geschlafen hast? Wer hat Dich wieder aufgebaut?
Terrence Boyd (31): Es ist schon ein bisschen besser, aber natürlich war es emotional. Gerade in einem Derby so eine Chance liegen zu lassen - das tut weh und man hadert vielleicht noch mehr mit sich als in einem anderen Spiel. Ich hätte die Leute sehr gerne glücklich und stolz am Montag zur Arbeit geschickt. Und ich habe schon den Anspruch an mich, dass ich so ein Ding mache, dafür wurde ich schließlich geholt. Aber als Stürmer gehst du eben auch nach deinem Instinkt, da überlegst du nicht groß. Im Nachhinein denkst du dann: Fuck, da hätte es noch zwei andere, bessere Optionen gegeben. Mein erster Gedanke war: Den jagst du jetzt so hart in die Maschen. Aber genauso hart habe ich dann daneben geschossen. Und ein paar weitere Gelegenheiten hatte ich ja auch noch, aber irgendwie ist jeder Ball auf meinen linken Fuß gekommen und leider nicht auf den starken rechten. Aber es ist jetzt so. Wir haben das Spiel am Montag nochmal analysiert und der Coach hat mich auch bestärkt: Es kann halt nicht jeder Ball drin sein. Von daher, weiter geht’s. Natürlich hat mir am Sonntagabend auch meine Familie sehr geholfen, die diese Woche hier bei mir zu Besuch ist. Meine zwei kleinen Töchter beschweren sich wegen ganz anderen Dingen als wegen vergebener Torchancen, da geht es dann um Süßigkeiten oder Fernsehen gucken. So wird man ganz schnell abgelenkt. Fakt ist aber trotzdem, dass es in den nächsten Spielen mal wieder knallen sollte.
Der Betze brennt: Du sprichst Deine Familie an, die auch eine große Rolle beim Wechsel zum FCK spielte. Deine Frau Jasmine stammt aus der Rhein-Neckar-Region, Ihr wollt Eure Zukunft dort verbringen. Wirst Du dann täglich auf den Betze pendeln oder zieht Ihr erstmal gemeinsam nach Lautern?
Boyd: Im Moment lebe ich noch im Hotel, aber wir sind auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Unser Plan ist, dass wir in die Nähe von Heidelberg ziehen, nicht direkt in die Stadt, sondern in eins der Dörfer drumherum. Auch die Option Kaiserslautern halten wir uns noch offen, aber Ihr wisst ja: Happy wife, happy life (lacht). Das Leben als Fußballprofi ist manchmal wie ein Wanderzirkus: Man zieht man oft um, ist auf Auswärtsspielen unterwegs oder im Trainingslager. Und die Frau hockt dann alleine zuhause. Da unten hat sie ihre Mutter, ihre Familie. Hinzu kommt, dass im nächsten Jahr unsere große Tochter eingeschult wird. Wenn man dann schon wieder umzieht, werden die Kinder aus der Schule und aus ihrem Freundeskreis gerissen - und das möchte ich nicht. Wenn ich dann nach Kaiserslautern pendeln muss, ist das kein Problem. Oder wenn es stressig wird, kann ich auch mal hier im Hotel übernachten. Hauptsache zuhause stimmt es. Denn wenn es dort nicht läuft, mache ich auch auf dem Spielfeld keine gute Figur.
Der Betze brennt: Du bist jetzt seit viereinhalb Wochen beim FCK. Zeit für einen ersten Eindruck: Wie hast Du Dich bisher eingelebt? Fühlst Du Dich schon "angekommen"?
Boyd: Ja, das ging sehr schnell. Die Mannschaft hat mich sehr offen empfangen und es war auch mir sehr wichtig, dass ich kein Störfaktor bin. Wenn ich auf dem Platz stehe, fühle ich mich nicht wie der Neue, sondern als ob ich schon lange dabei wäre. Und die Fans haben mich ebenfalls überragend empfangen. Wobei der erste große Hype mittlerweile abgeflacht ist, aber das ist auch gut so. Ich bekomme krass viele Nachrichten über die Sozialen Netzwerke, die kann ich kaum noch alle lesen, geschweige denn beantworten. Selbst bei Rapid und meinen anderen Vereinen war das nicht so viel. Auch das zeugt ja von der Strahlkraft und der Reichweite dieses Vereins, und das möchte ich den Leuten gerne zurückgeben. Umso mehr freut es mich, dass jetzt peu à peu wieder mehr Zuschauer ins Stadion kommen dürfen. Einfach geil!
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Erfahren & torgefährlich: Neuzugang Terrence Boyd im DBB-Porträt (Der Betze brennt)