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Osnabrücks Tore: Was die Roten Teufel lernen können

Osnabrücks Tore: Was die Roten Teufel lernen können


Der 1. FC Kaiserslautern musste sich am Sonntag dem VfL Osnabrück verdient geschlagen geben. Der Tabellenführer beeindruckte vor allem mit seiner Kaltschnäuzigkeit und "einfachen" Toren. Die Lautrer können daraus lernen.

Manch einer sprach im Nachgang der Partie zwischen Kaiserslautern und Osnabrück sogar von einem Klassenunterschied, der zwischen den Roten Teufeln und den Niedersachsen sichtbar gewesen war. Ob der FCK tatsächlich komplett chancenlos war, sei dahin gestellt. In einem waren sich allerdings nahezu alle Fans des FCK, wie sich auch im Forum von Der Betze brennt nachlesen lässt, einig: Der VfL hat im Stile einer Spitzenmannschaft verdient 3:1 gewonnen.

Was die Gäste vor allem auszeichnete: Totale Effizienz. "Die hatten im ersten Durchgang ja auch kein Chancenfestival", sagte Sascha Hildmann. "Es ist ja nicht so, dass Osnabrück fünf, sechs Torchancen hatte." Aber ihre Möglichkeiten nutzten die Lila-Weißen eiskalt - mit "einfachen" Mitteln und machten dem FCK damit vor, wie es in der 3. Liga gehen kann.

Die Gegentore in der Analyse:

Das 0:1: Der FCK hat eine Ecke und ist entsprechend aufgerückt. Der Ball segelt vor das Tor, mehrere Lautrer laufen durch, verpassen aber das Spielgerät. Die Kugel flippert in den freien Rückraum ab. An der Strafraumkante steht Mads Albaek. Florian Pick und der weit hinten postierte Dominik Schad sichern ab. Pick versucht Anas Ouahim zu stellen, der sich mit einer einfachen Drehung befreit und David Blacha auf die Reise schickt. Albaek orientiert sich kurz ins Zentrum zum ebenfalls durchstartenden Benjamin Girth. Blacha hat damit freie Bahn und den Schnelligkeitsvorteil. Ein taktisches Foulspiel ist in diesem Moment, obwohl es mehrere FCK-Spieler hinterher bemängelten, gar nicht mehr möglich.

Steffen Tigges eilt in Blachas Rücken mit nach vorne und überläuft. Am eigenen Strafraum muss sich Schad so langsam entscheiden: Blacha attackieren oder Tigges decken? Weil er sich seitlich zu Blacha stellt, um schnellen Zugriff auf Tigges zu bekommen, sieht er nicht, dass Albaek inzwischen ebenfalls am FCK-Strafraum angekommen ist und ihm anzeigt, rauszurücken. Der Pass von Blacha kommt in diesem Moment, Tigges ist schneller als Schad und zimmert den Ball flach ins lange Eck. Ein perfekter Spielzug mit perfektem Abschluss. Hildmann zieht später frustriert einen Vergleich zu Florian Pick, der im zweiten Durchgang aus ähnlicher Position schießt: "Tigges zieht ab - Tor. Pick schießt - knapp vorbei. Das ist so, wenn du einen Lauf hast."

» Zum Video: Der FCK kassiert das 0:1 nach einem mustergültigen Konter

Das 0:2: Osnabrück bekommt einen Eckstoß, der in seiner Entstehung schon ärgerlich ist: Etienne Amenyido ist bei einem Einwurf vom linken Flügel auf den rechten weit eingerückt. Mit dem Rücken zur Grundlinie schießt er André Hainault an. Der Verteidiger erkennt das Manöver zu spät. Blacha steht zur Ausführung bereit, der Rechtsfuß wird den Ball vom Tor weggeschlagen. Der FCK rechnet vielleicht auch deshalb mit keiner langen Flanke. "Ich habe mich kurz gestellt", sagte Lennert Grill. Tatsächlich segelt die Hereingabe etwa sechs Meter vor dem Tor auf Höhe des rechten Pfostens rein.

Konstantin Engel steigt hoch und erwischt den Ball mit dem Kopf. Wieso steht der Defensivmann so frei? Der FCK verteidigt im Raum. Christian Kühlwetter wird von Ulrich Taffertshofer mitgezogen, der den Weg zurück blockt. Engel hat damit viel Platz, Timmy Thiele und Albaek kommen nicht mehr heran. Der VfL-Verteidiger kann das Leder damit mühelos auf den linken Pfosten verlängern. Dort bleibt Gino Fechner stehen, weil er wohl damit rechnet, dass die Situation schon vorbei ist. Er öffnet damit in seinem Rücken die Chance für Tigges, der mit Tempo kommt und aus kurzer Distanz einschießt. Der linke Pfosten wird nicht bewacht, Grill ist machtlos. "Das darf so nicht passieren", ärgerte sich Janek Sternberg.

» Zum Video: Osnabrücks Engel darf freistehend das 0:2 vorbereiten

Das 0:3: Wieder bekommt der VfL eine Ecke und wieder ist die Entstehung ärgerlich. Kevin Kraus will eine abgefälschte Freistoß-Hereingabe klären, produziert aber ohne Druck einen Querschläger. Der Ball fliegt ins Aus. Diesmal lassen sich die Lautrer im Strafraum-Zentrum nicht überrumpeln. Die Hereingabe, wieder vom Tor weggeschlagen, landet etwa neun Meter vor dem Tor, doch dort ist Timmy Thiele postiert, der den Ball wegköpft - allerdings zentral vor dem Sechzehner. Der Rückraum ist komplett ungedeckt. Ein entscheidender Fehler.

Pick, der das rechte Strafraumeck bewacht, rückt sofort rein, kann aber nichts mehr ausrichten. Albaek sprintet dem Ball entgegen. "Der, der dort eingeteilt war, hat sich rausziehen lassen", sagte Hildmann später - unklar, ob damit Albaek gemeint war. Bashkim Ajdini erkennt die Chance und schießt den Ball nach kurzer Annahme ins linke Eck. Die Gäste bejubeln ihr zweites Tor nach einem Standard. "Drei Ecken hat Osnabrück - zwei Tore. Wir haben sieben Ecken - null Tore. Das ist eine Qualität. Und dann bist du mit 61 Punkten Erster", musste Hildmann anerkennen.

» Zum Video: Der FCK lässt den Rückraum beim 0:3 offen

Hildmanns Forderung: "Flanke oder Ecke, Kopfball - Tor!"

Die Lehren für sein Team liegen auf der Hand. "Ein Konter, ein Eckball, das muss halt auch mal reichen. Wir betreiben einen Aufwand, der enorm ist. Wir hinterlaufen, wollen in den Fuß spielen, klatschen lassen, nachrücken, immer wieder neu, neu, neu", haderte der FCK-Coach. "Anstatt mal mit einfachen Mitteln erfolgreich zu sein: Flanke oder Ecke, Kopfball - Tor!"

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- FCK-Profis hadern mit einfachen Gegentoren (Der Betze brennt, 24.03.2019)

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