
Zweimal abgefälscht: Lautern verliert 1:2 in Wiesbaden
Der 1. FC Kaiserslautern kassiert beim SV Wehen Wiesbaden die zweite Niederlage in Folge. Nach Führung durch Marlon Ritter heißt es nach 90 Minuten 1:2 (1:0). In der Tabelle muss sich der FCK vorerst nach unten orientieren.
Der Lautrer Trainer Dirk Schuster veränderte die Startformation gegenüber dem letzten Spiel gegen Fürth auf zwei Positionen. Wie erwartet ersetzte Julian Niehues den gesperrten Boris Tomiak im Mittelfeld. Überraschend kam zudem Philipp Klement zu seinem Startelfdebüt und verdrängte Tobias Raschl auf die Bank. Der nach seiner Gehirnerschütterung fragliche Kevin Kraus konnte spielen und bildete mit Jan Elvedi und Nikolas Soldo die defensive Dreierkette.
12.100 Zuschauer sahen zunächst eine über weite Strecken zähe erste Halbzeit fast komplett ohne klare Torgelegenheiten. Für die Roten Teufel kam lediglich Nikola Soldo im Anschluss an eine Ecke zu einer Kopfballchance, konnte den Ball aber nicht auf das Tor bringen (15.). Für die Gastgeber hatten Amar Catic (6.) und Robin Heußer (20.) zwei einigermaßen gefährliche Abschlüsse. Das Spiel war bereits auf der Zielgeraden des ersten Durchgangs, als die Lautrer nach ihrem gefährlichsten Angriff jubeln durften. Richmond Tachie brachte eine Hereingabe von der rechten Seite. Terrence Boyd konnte die Kugel nicht richtig kontrollieren, doch der anrauschende Marlon Ritter fackelte nicht lange und traf trocken zum 0:1 ins Eck (39). Die Hessen ließen ihre beste Gelegenheit durch Ivan Prtajin in der Nachspielzeit der ersten Hälfte liegen, so dass es für die Lautrer mit einer 1:0-Führung in die Kabinen ging.
Nach Wiederbeginn hatte der SVWW mehr Abschlussglück. Ein Schuss von Thijmen Goppel wurde von Soldo entscheidend abgefälscht und landete zum schnellen 1:1 im Netz (51.). In der 65. Minute bekamen die Gastgeber einen Freistoß an der Strafraumgrenze. Heußer führte den Freistoß aus, traf die Brust seines Mitspielers Prtajin, von wo der Ball unhaltbar für Julian Krahl zum 1:2 im Netz landete. Beide Gegentreffer fielen somit unglücklich. Die Leistung der Roten Teufel war aber weiterhin auch nicht gut. Trotz der Anfeuerung durch die mitgereisten Betze-Fans waren zwei Kopfbälle von Terrence Boyd in der 80. Minute und in der Nachspielzeit noch die besten Chancen zum Ausgleich.
Am kommenden Wochenende steht für die Bundesligen die letzte Länderspielpause des Jahres an. Für die Roten Teufel geht es am Sonntag darauf (26.11.2023) um 13:30 Uhr weiter mit dem Heimspiel gegen Holstein Kiel.
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Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Statistik zum Spiel: SV Wehen Wiesbaden - 1. FC Kaiserslautern 2:1
Ergänzung, 17:10 Uhr:

Stimmen zum Spiel
"Das war zu wenig": FCK will sich in der Pause schütteln
Der 1. FC Kaiserslautern kassiert beim SV Wehen Wiesbaden zwei unglückliche Tore, zeigt beim 1:2 aber auch keine gute Leistung. Die Teufel sind selbstkritisch und wollen die Länderspielpause nun möglichst gut nutzen.
Trainer Dirk Schuster sah das Pech für seine Mannschaft bei beiden Gegentoren, bemängelte aber auch den Auftritt seiner Elf. In der Länderspielpause hofft der Coach auf den ein oder anderen Rückkehrer: "Die Länderspielpause kommt für uns vielleicht zu keinem unglücklichen Zeitpunkt. Wir müssen uns schütteln und die letzten drei Spiele verarbeiten. Und hoffen, dass der eine oder andere verletzte Spieler dann zurückkommt, denn auch das macht sich bemerkbar. Wir haben uns das Spiel heute anders vorgestellt. Wir wussten, dass Wehen Wiesbaden einen sehr körperbetonten und taktisch disziplinierten Fußball spielt und gefährlich bei Standards ist. Der Gegner war griffiger und agiler bei Zweikämpfen. Trotzdem sind wir mit der ersten Chance in Führung gegangen. Defensiv haben wir aus dem Spiel wenig zugelassen. Aber im Passspiel waren wir sehr fehlerbehaftet und nicht mit dem richtigen Zutrauen. Zur zweiten Halbzeit sind wir besser aus der Kabine gekommen. Das war unsere beste Phase und da haben wir direkt den Ausgleich kassiert. Das waren heute zwei sehr unglückliche Gegentore, bei denen man niemandem einen großen Vorwurf machen kann. In der Entstehung der Treffer hätten wir es aber besser machen können. Am Ende haben wir noch einmal versucht, Druck aufzubauen. Aber es ist sehr schwierig, sich hier große Chancen herauszuarbeiten."
Klement: "Wir haben heute nicht mehr verdient"
Startelf-Rückkehrer Philipp Klement sah viele inhaltliche Mängel im Spiel der Lautrer. Der Spielmacher möchte keine Ausrede gelten lassen, aber auch nicht von einer Krise sprechen: "Am Ende waren es zwei unglückliche, abgefälschte Tore. Aber mit unserer Leistung haben wir heute nicht mehr verdient. So ehrlich sollten wir zu uns selbst sein. Das war zu wenig. Wir hatten viele schlechte Ballannahmen, viele schlechte Pässe. Dadurch kam das Spiel immer wieder ins Stocken. Deshalb sah offensiv vieles nach Stückwerk aus. Bis auf das Tor hatten wir keine großen Torchancen. Es ist mir aber zu einfach zu sagen, dass man nach solchen Highlight-Spielen Zeit brauche, um wieder auf Tour zu kommen. Da muss schon jeder so bereit sein, um auch gegen Fürth oder Wiesbaden so zu spielen, um punkten zu können. Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass in der Mannschaft eine Müdigkeit drin ist. Wir müssen inhaltlich besser werden bei der Ballannahme und beim Passspiel. Auf das Mentale will ich das nicht schieben. Vor zehn Tagen war noch alles super. Jetzt haben wir zweimal verloren und dann soll gleich eine Krise da sein. Das geht mir immer ein bisschen zu schnell."
Torwart Julian Krahl sah die Defensivleistung aus dem Spiel gar nicht schlecht, haderte aber logischerweise mit den beiden Gegentreffern: "Die beiden Gegentore kotzen mich ganz schön an. Wir haben es defensiv aus dem Spiel heute besser gemacht. Und dann bekommt man so zwei Tore. Das ist einfach bitter, wenn man zwei von dieser Sorte bekommt. Wiesbaden ist keine schlechte Mannschaft. Und das Spiel war auch in der zweiten Halbzeit insgesamt ausgeglichen. Aber so ist die Liga. Es geht mir gar nicht um die Null. Es geht mir darum, dass wir besser spielen müssen, um die Punkte zu holen, die wir haben wollen."
Elvedi: "Körperlich hatten wir genügend Regeneration"
Auch Jan Elvedi fand sehr selbstkritische Worte für den Auftritt in Wiesbaden. Der Anspruch der Mannschaft müsse ein anderer sein: "Wie wir das Spiel am Ende verloren haben, war mit zwei abgefälschten Schüssen unglücklich. Aber über 90 Minuten muss man sagen, dass das zu wenig war. Wir hatten zu viele Konzentrationsfehler, zu wenig Überzeugung nach vorne. Wir haben auch zu wenig Tormöglichkeiten kreiert. Da hat es überall gefehlt. Nach dem Ausgleich hatte der Gegner das Momentum auf seiner Seite, aber da müssen wir auch dagegen halten können. Das muss unser Anspruch sein. Körperlich hatten wir genügend Regeneration. Wir hatten gute Einheiten unter der Woche. Ich habe die Laufdistanz noch nicht gesehen. Aber ich glaube, dass wir da nicht ganz an unsere Grenzen gekommen sind. Die Pause kommt jetzt zu einem guten Zeitpunkt. Da haben wir Zeit, um das zu verdauen und uns auf die nächsten Spiele vorzubereiten, um wieder mit einem guten Gefühl ins kommende Heimspiel gehen zu können."
» Zum Video: Pressekonferenz nach dem Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 22:13 Uhr:

Blick in die Kurve
Gebrauchter Tag für über 6.000 Betze-Fans in Wiesbaden
Wie schon bei den letzten Auswärtsspielen in Wiesbaden gibt es für den 1. FC Kaiserslautern auch diesmal wenig zu jubeln. Trotz großer Unterstützung von den Rängen feiert am Ende der SVWW. Die Fans üben Kritik am Heimverein und an der Polizei.
Offiziell waren 3.300 Karten an FCK-Anhänger verkauft worden und damit der Auswärtsbereich mal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Darüber hinaus hatten sich zahlreiche Lautrer trotz verschiedenster Hindernisse direkt in Wiesbaden eingedeckt, so dass die tatsächliche Gäste-Anzahl ungefähr doppelt so hoch lag - rund 6.500 Betze-Jungs und -Mädels waren mit dabei. Das waren zwar etwas weniger als beim letzten Vergleich im April 2022, aber immer noch mehr als die Hälfte in der mit 12.100 Zuschauern offiziell ausverkauften Arena. Zwar wird die tatsächliche Kapazität des SVWW-Stadions im Internet mit 15.295 angegeben, sie liegt aber um rund 3.000 niedriger, weil auf der neuen Westtribüne nur Sitzplätze und nicht wie ursprünglich vorgesehen auch ein größerer Bereich mit Stehplätzen errichtet wurden.

Vielen auswärts erfahrenen Roten Teufeln zeigte sich im Gästebereich das gewohnte Bild. Zahlreiche Polizisten standen ohne ersichtlichen Grund auf den Stufen hinter den Einlasskontrollen und boten eine eher bedrohlich als behilflich wirkende Kulisse. Im Block dann spitze Zacken an den Zäunen, die schon für einige Verletzungen geführt haben dürften. Außerdem war die Dauerbeschallung bis zum Anpfiff schon in der 3. Liga ein Ärgernis für viele, und auch dieses Mal wurde jede Sekunde für laute Musik genutzt.
Trotzdem konnten sich die Fans des FCK schon vor dem Spielbeginn bemerkbar machen und ein "Ohne Lautern wär hier gar nix los" schallte trotz Musik über die Tribünen. Der anfänglich gute Support der Gästekurve wurde aber nach ungefähr zehn gespielten Minuten jäh unterbrochen. Ein Notarzteinsatz im Block sorgte für ein kollektives banges Innehalten, auch im Heimbereich, der ebenfalls schnell den Support einstellte. Nach einigen Minuten kam dann aber zum Glück die Nachricht, dass sich die behandelte Person auf dem Weg der Besserung befand. Alle konnten aufatmen und guten Gewissens die Unterstützung des Teams wieder aufnehmen. Gute Besserung an den Fan auch nochmals an dieser Stelle!
Der Lautrer Führungstreffer von Marlon Ritter schraubte dann den Lautstärkepegel in die Höhe und trieb auch rund die Hälfte der Zuschauer auf der Haupt- und Gegentribüne auf ihre Sitze. Diese bekamen aber keinen weiteren Treffer des FCK mehr geboten, sondern mussten später mit ansehen, wie Wehen die Partie drehte und mit 2:1 für sich entscheiden konnte. Am Ende wurde die Mannschaft trotzdem mit einer Schalparade und Aufmunterung verabschiedet: "Weitermachen, Jungs", lautete der Tenor von den Stehplätzen.

Nach der Halbzeit gab es noch ein Spruchband im Gästeblock: "Topspielzuschlag und Print at Home: Deutschlands beliebtester Zweitverein weiß, wie man sich unbeliebt macht". Dass der SV Wehen Wiesbaden auch in seiner eigenen Stadt der Konkurrenz unterlegen scheint, wurde übrigens nochmals durch viele Aufkleber und einige Graffiti der SGE in direkter Stadionnähe deutlich. Wegen der klaren Unterlegenheit in Sachen Attraktivität hatte der Verein im August 2022 die Kampagne "Bester Zweitverein Deutschlands" ins Leben gerufen, was nicht nur Spott aus ganz Deutschland, sondern auch Kritik aus den eigenen Reihen hervorgerufen hatte. Im Bezug darauf nun das Spruchband aus Kaiserslautern, in dem die Dauerthemen "Topzuschläge" und "ausschließlich Print@Home-Karten" aufgegriffen wurden.
Im Verlauf der enttäuschenden zweiten Hälfte gab es dann ein weiteres Spruchband zu sehen: "Marmor, Stein und Wade bricht, unser Hass auf Bullen nicht! Cops raus aus den Kurven!" Hintergrund dieses Transparents war unter anderem die Partie zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 am Freitagabend, bei dem die Polizei den Gästeblock stürmte und laut der "Fanhilfe Hannover" durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken über 100 Personen verletzte. Gleichzeitig gab es auch in der Heimkurve ein Spruchband zum Thema: "Bullen aus der Kurve, damit die Kurve lebt!"

Im Heimbereich gab es zu Beginn der Partie außerdem eine Choreografie zu sehen. Die Ultragruppe "Supremus Delictio" feierte ihr 15-Jähriges Bestehen und zog erst eine Blockfahne in bordeaux-weiß-roten Streifen nach unten und dann ein Hochziehelement mit Gruppenlogo und dem Schriftzug "Ultras" nach oben. Mit dem Spruchband "XV Jahre Supremus Dilectio - XV Jahre Liebe, Frust und Eskalation" sowie anschließend einigen roten Rauchtöpfen wurde das Bild abgerundet.

Zur kompletten Fotogalerie vom FCK-Auswärtsspiel in Wiesbaden:
- Fotogalerie | 13. Spieltag: SV Wehen Wiesbaden - 1. FC Kaiserslautern
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Johannes (Gastautor)
Ergänzung, 13.11.2023:

Dreimal die Fünf: Die FCK-Spielernoten aus Wiesbaden
Wieder keine Punkte, obwohl mehrere Personalwünsche der Fans erfüllt wurden. Dem 1. FC Kaiserslautern helfen beim 1:2 gegen den SV Wehen Wiesbaden auch einige Änderungen in der Aufstellung nicht weiter.
Klement erstmals in dieser Saison in der Startelf, Niehues ebenfalls zurück, Kraus nach Gehirnerschütterung rechtzeitig fit und Hercher wenigstens mal wieder als vielversprechender Joker dabei. Beim Gastspiel in Wiesbaden wurden viele zuvor diskutierte Hoffnungen und Wünsche der Fans erfüllt. Trotzdem stand am Ende eine Niederlage in einer von beiden Seiten nicht besonders attraktiv geführten Partie, die auch locker hätte 0:0 ausgehen können. "Wir gehen frustriert in die Länderspielpause, die für uns vielleicht zu keinem unglücklichen Zeitpunkt kommt", resümierte FCK-Trainer Dirk Schuster folgerichtig nach dem Spiel. In der zweiwöchigen Pflichtspiel-Pause sollen Verletzungen und Blessuren auskuriert werden, außerdem mit einem Test gegen F91 Düdelingen (Luxemburg) weitere Möglichkeiten ausprobiert werden.
Soldo, Niehues und Puchacz im Fokus - Klement und Ritter "befriedigend"
Mit Blick auf die Spielernoten der FCK-Fans auf Der Betze brennt sowie der Journalisten von "Rheinpfalz" und "Kicker" ist dreimal die Fünf zu notieren: Der an beiden Gegentoren unglücklich beteiligte Nikola Soldo (DBB: 4,7 / Rheinpfalz: 5 / Kicker: 5), Rückkehrer Julian Niehues (4,3 / 5 / 5) sowie Tymo Puchacz (3,8 / 4,5 / 5) werden deutlich unter Durchschnitt bewertet. Philipp Klement, der zunächst auf der Spielposition "Sechs" begann und später auf die "Zehn" wechselte, liegt mit einer Benotung im Bereich 3,5 im zumindest durchschnittlichen Rahmen. Gleiches gilt für sein Pendant Marlon Ritter, der die zwischenzeitliche Führung für den FCK erzielte und dadurch noch knapp eine halbe Note besser abschneidet.
» Zur kompletten Notenübersicht: SV Wehen Wiesbaden - 1. FC Kaiserslautern

Quelle: Der Betze brennt / Rheinpfalz / Kicker