In Duisburg hat eine gute halbe Stunde gegen einen Gegner gereicht, der völlig von der Rolle war. Hätte auch schief gehen können und das wäre es auch fast.
Das erste Heimspiel konnte ich nicht sehen (unter kostenlosem Sky im Hotel hätte ich mir mehr vorgestellt als einen Spielfilm-Sender und 2 Sport-Kanäle mit Tennis und Golf). Aber, uiuiui, es soll sich mit Braunschweig um einen starken Gegner gehandelt haben.
Dann ging's nach Berlin und der FCK schenkte ein Spiel gegen einen super schwachen Gegner ab - nicht genutzte Torchancen, vergebener Elfmeter, Schwächeanfall der Abwehr.
Das Spiel gegen Paderborn war unterirdisch und würde selbst in der Kreisklasse zu laut hörbarem Unmut führen. Und früher, als die Fankultur noch so toll war, hätten sie auch geschimpft wie die Rohrspatzen. Wenigstens konnte man noch ein paar Minuten über den dämlichen Elfmeter lachen.
Und was war das heute? Die Mischung, die Absteiger ausmacht - nicht Mannschaften, die leider wieder nicht aufsteigen werden. Eigentlich soweit gut gespielt, Chancen nicht gemacht, der ein oder andere Bock in der Abwehr. Aber da kommen wir ja wieder raus, klar - weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
Ich glaube, hier haben manche den Schuss nicht gehört und die Mechanismen des Leistungssports nicht verstanden. Der funktioniert eigentlich ganz einfach: Voller Einsatz und Akribie im Training sowie der nötige Biss im Wettkampf müssen zu 100% da sein - dann kann, sofern die Randbedingungen stimmen, ein Erfolg erarbeitet werden. Wenn Du nur ganz wenig nachlässt, wirst Du gefickt. Und es interessiert Deine Gegner einen Scheiß, welchen Platz Du letzte Saison gemacht hast und welche Pokale aus der glorreichen Vergangenheit in Deiner Vitrine stehen. Du brauchst Demut und Hingabe und musst Dir Deine Position in jeder Sekunde neu erarbeiten.
Dazu braucht man eine innere Einstellung, für die auch der Trainer mit verantwortlich ist. Wenn ich die fehlende Geilheit im Torabschluss sehe, wenn ich mit ansehen muss, wie man einen Schnatterer die völlige Freiheit für einen Fernschuss lässt, anstatt sich in den Ball zu werfen, wenn die Spieler mit dem Kopf nicht bei der Sache sind und die übelsten Fehlpässe spielen - dann stimmt etwas mit der Einstellung nicht. Ach, habe ich ja vergessen, wir sind der arme FCK und Platz 5 wäre schon in Ordnung ... und die Mannschaft ist ja soooo jung ... und wenn wir sie unter Druck setzen würden mit unseren hohen Ansprüchen, achgottachgott, das wäre schlimm für unsere kleinen Leistungssportler

Leider muss man wieder das Beispiel Darmstadt rausholen um zu zeigen, dass es auch anders geht - selbst wenn sie in dieser Saison unter die Räder kommen sollten. Da fällt mit Dirk Schuster ein Trainer auf, der eine wahnsinnige Präsenz hat und das nutzt, was seine Spieler mitbringen. Er macht sicher keine Überstunden vor der Taktik-Tafel und versucht, seinen Mannen ein zu schwieriges System beizubringen. Und diese Mannschaft aus Gescheiterten und Vertriebenen ist bis zur letzten Faser geil auf jedes Spiel, gibt keinen Ball verloren und glaubt an sich. Klar, kann man auf's Tor zurennen und mal versuchen, den Ball zu versenken. Man kann aber auch sagen "Hier komm ich, Euch Wichsern zeig' ich's" - und schon ist man den Zentimeter weiter vorn oder den Tick schneller im Kopf, den es benötigt.
Und genau solche Dinge bekommt unser Trainer, der fachlich sicher kein schlechter ist, nicht ansatzweise transportiert. Die Spieler sind von Einstellung und Glauben abgefallen. Der FCK erledigt sich psychologisch mal wieder selbst. Und daran soll man als Fan eines Vereins, der mal ganz anders getickt hat, noch etwas positives sehen? Das von professionellen Grinsekatzen wegdiskutieren lassen? In dieser Konstellation noch länger auf eine Besserung hoffen? Nein, dazu ist dieser Sport zu schnell und gemein. Passt auf, dass es kein böses Erwachen gibt!