Heftige Kritik an Datenplänen des StudiVZ
Die Plattform für Studenten ändert zum Jahreswechsel die Geschäftsbedingungen. Folge: Die persönlichen Daten der vier Millionen Nutzer könnten möglicherweise an andere Unternehmen verkauft werden, Werbung wird zielgerichteter. Politiker und Datenschützer raten nun dazu, aus dem Portal auszutreten.
Das Studenten-Portal StudiVZ will endlich richtig Geld machen - mit maßgeschneiderter Werbung. Das bestätigte Geschäftsführer Marcus Riecke WELT ONLINE. "Wir wollen mit der Änderung der Geschäftsbedingungen einfacher auf die Daten der User zugreifen. So können wir besser personenbezogene Werbung verschicken", sagte Marcus Riecke.
Die Nutzer erhalten also in Zukunft Werbe-Mails entsprechend ihrer Vorlieben. Frauen bekommen Werbung für Kosmetik, Männer eher für Computerspiele. Auch Musikgeschmack und Hobbys der Registrierten werden berücksichtigt. Die Angaben der Nutzer und die Adressen liegen ja vor. Die Banner auf der Website sollen individuell angepasst werden. Rieke nennt dieses Vorgehen ganz normal: "Business as usual". User wurden jüngst mit einer elfseitigen E-Mail über die Änderungen informiert, müssen diesen allerdings ausdrücklich bis zum 9. Januar zustimmen.
Weitaus dramatischer dürfte für die vier Millionen Nutzer allerdings sein, dass StudiVZ es sich möglicherweise vorbehält, ihre Daten an andere zu verkaufen. Unter Punkt 7 der neuen Datenschutzerklärung heißt es: "Ich willige ein, dass StudiVZ Bestandsdaten und/oder Nutzungsdaten von mir an Dritte weitergibt, wenn und soweit die Übermittlung der Daten aufgrund gesetzlicher Vorschriften und/oder infolge von Gerichtsentscheidungen zulässig ist." Gegenüber WELT ONLINE bestreitet StudiVZ, dass damit ein Verkauf der Daten gemeint ist. "Das ist aber angesichts dieser AGB unglaubwürdig", sagte Gisela Piltz, innenpolitische Sprecherin der FDP. Sie hält den Umfang, in der Daten weitergegeben können, für neu. "Ich kann nur allen raten, den Bedingungen nicht zuzustimmen und das StudiVZ zu verlassen", so die Politikerin.
StudiVZ-Sprecher Dirk Hensen hält dagegen: "Unsere Hausjuristin versichert uns, dass mit Punkt 7 keineswegs der Verkauf von Daten möglich ist". Vielmehr bedeute der Absatz, dass StudiVZ Daten an Behörden herausgebe, wenn es etwa eine Straftat gegeben habe.
Der Verkauf persönlicher Daten wäre ein Millionengeschäft. Spätestens dann dürfte sich der Kauf des rasant wachsenden Internet-Projekts für die Verlagsgruppe Holtzbrinck gelohnt haben. Angeblich zahlte der Stuttgarter Medienkonzern ("Die Zeit", "Handelsblatt", 2,2 Mrd. Umsatz) Anfang 2007 rund 85 Millionen Euro für StudiVZ. (...)
Quelle und kompletter Text:
http://www.welt.de/webwelt/article14594 ... diVZ_.html