Nachdem ich im Anschluss an das vergeigte Stuttgart-Spiel für sieben lange Wochen jobbedingt ins fußballferne Niemandsland reisen musste, hatte ich düstere Gedanken, was die Zukunft des FCK betraf. Doch in der Zwischenzeit hatte sich bekanntlich einiges getan. Das Team wurde mit viel Lob bedacht und ihm von allen Seiten eine erfreuliche fußballerische Entwicklung attestiert.
Freute mich folglich wie Bolle endlich mal wieder ein Lautern-Spiel live verfolgen zu können. Vor der Partie noch einen Schweinsbraten und zwei Halbe, und ab ins Stadion. Nicht den Ansatz eines Gedankens an eine Auswärtspleite, geschweige denn an einen Grottenkick.
Nach spätestens einer halben Stunde war ich mal wieder auf den Boden der Tatsachen geworfen. Was wir da zu sehen bekamen, ließ kaum Hoffnung auf Besserung innerhalb dieser 90 Minuten. Wurde aber noch grausamer...
Die Cluberer pressten von Anfang an sehr früh. Die Folge war ein einfallsloses Gekicke in unseren Reihen. Ängstlich wurde hinten rum gespielt, Sicherheitspässe, fast nur hohe Bälle nach vorne, als säße Milan Sasic wieder auf der Trainerbank. Überhaupt kein Zug im Team zu erkennen.
Marco Kurz hatte zwar nominell von Beginn an zwei Stürmer aufgeboten, aber die Mannschaft nahm eine sehr defensive Grundhaltung ein. Da fragt man sich unwillkürlich, war das so angedacht oder können unsere Leute mit einem forcierten Pressing des Gegners nicht umgehen? Nürnberg verstand es das Mittelfeld zuzumachen, und traf damit eine der wunden Stellen in unserem Team.
War davon ausgegangen, dass man zwischenzeitlich konzeptionell voran gekommen sei, aber ein solches konnte man beim besten Willen am vergangenen Samstag nicht erkennen. Der Zufall führte bei uns die Regie, das hat aber mit einem Konzept weniger zu tun. Das was man sich ansehen musste, machte einen richtiggehend ratlos.
Gegen einen Mitabstiegskonkurrenten muss eine Mannschaft doch ganz anders auftreten. Und die Clubspieler zeigten keine Leistung, vor der man in Ehrfurcht erstarren musste. Stattdessen ein lethargisches und pomadisches Agieren auf unserer Seite, gepaart dazu auch noch mit einer läüferischen Bankrotterklärung. Fehlpass reihte sich zudem an Fehlpass.
Die Flügel wurden so gut wie garnicht bedient, Kreativität Fehlanzeige, Spielverständnis untereinander nicht auszumachen. In der Folge nicht eine nennenswerte Aktion, die mit einer Torchance endete. Und das gegen einen Abstiegskandidaten. Als sich dann mal die Möglichkeit ergab relativ unbehindert im Strafraum auf das Tor zu zielen, zog es Sahan auch noch vor abzuspielen. Nicht nur er gefiel sich darin, ständig genau das zu machen, was weniger erfolgversprechend schien.
Auch nach der Halbzeitpause keine Änderung der Spielweise. Nicht nur in so einem wichtigen Spiel muss man ein anderes Auftreten erwarten. Im Prinzip konnte man bei kaum einem unserer Spieler erkennen, dass er alles gegeben hätte. Eine Unverschämtheit war das.
Hatte eigentlich nach den ersten 45 Minuten erwartet, dass man zumindest von Trainerseite einen Griff in die Kreativitätsabteilung machen würde. War Fortounis angeschlagen, oder warum hat man ihm nicht die Möglichkeit gegeben, seine gefundene Form in diesem Spiel zu einem früheren Zeitpunkt zu bestätigen. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann hatte er doch in jüngster Vergangenheit unser Spiel kreativ durch seine Quirligkeit belebt. Ein Spieler, der auch mal was wagt, hätte am Samstag vielleicht seine Mitspieler nochmal wachrütteln können.
Dorge hat mir mit seiner Präsenz in der ersten Halbzeit sehr gut gefallen. Itay fand nicht zum Spiel, von ihm kaum eine nennenswerte Szene. Er scheint mir von seinem Stürmerkollegen dominiert. Könnte mir aber vorstellen, ihn verstärkt über die Flügel kommen zu lassen, vorallem über den linken. Dort hatte er im Verlauf der Saison im Prinzip seine stärksten Auftritte. Leider ging dort bislang (bei den Spielen, denen ich beiwohnte) kaum einer auf seine Ideen ein, aber so langsam müsste seinen Kollegen dämmern, was er dort so treibt. Was hilft es, wenn er sich an der Grundlinie durchtankt und ihm keiner zur Hilfe eilt.
Denke das System mit den zwei zentralen Stürmern kann so bei uns nicht funktionieren. Die beiden stehen sich dort eher im Weg, als dass sie sich ergänzen würden. Ohne ein massiertes Mittelfeld wird zudem einfach ein zu geringer Druck in Richtung Strafraum aufgebaut.
Aber ohne eine umsichtige Laufarbeit werden wir in dieser Etage auf Dauer keinen Blumentopf gewinnen. Da muss mehr Leben rein, durch ständiges Rochieren den Gegner beschäftigen. Stattdessen kleben unsere Spieler an ihren Gegenspielern, keiner getraut sich mal ein Anspiel, und wenn keiner in die Gasse läuft, dann wird es auch keine Anspiele in die Schnittstelle geben.
Am Samstag lief mal wieder alles viel zu gemächlich ab. Nach der Ballereroberung dauerte das viel zu lange, überhaupt kein Tempo drin. Diese nervenden Querpässe. Dieses blasierte Auftreten von Bugera kann auf Dauer nicht die Lösung und der Weisheit letzter Schluss sein. Dieser spielentscheidende Fehlpass war die logische Folge davon. Außerdem lief er viel zu oft der Musik hinterher.
Meine Vorstellung geht in Richtung einer Achse Tiffert - de Wit - Fortounis. Denke der Auftritt in Nürnberg wird der gesamten Mannschaft zu denken gegeben haben, und eine Lehre gewesen sein. Gegen Hertha werden wir eine andere, frischere Einstellung zu sehen bekommen. Ohne einen gewissen Biss und den letzten Willen wird es kein Überleben in dieser Liga geben. Noch gibt es keinen Anlass zu einem übersteigerten Pessimismus. Selbst in Dortmund kann das Team punkten. Kann!

Die Freiheit der Pfalz wird am Betzenberg verteidigt.
Der FCK ist das Gewehr, das man sich Tag und Nacht an die Stirn hält, ohne je abzudrücken.