Ein ergreifender Artikel, der davon zeugt, dass authentischer Fußball wieder an Wertschätzung zulegt.
Liebe Dortmunder, ihr habt verstanden, was auf und neben dem Platz wirklich wichtig ist. Eure Komplimente würde ich gerne in gleichem Maße zurückgeben, denn für mich seid ihr der Verein mit der zweitbesten Fankultur in Deutschland. Wer für mich besser ist, dürfte auch klar sein
Leider war der Auftritt manch eurer mitgereisten Anhänger nicht ganz das, an was ich mich nach vier Jahren Abstinenz noch allzu gern erinnerte. Zwar wart ihr zahlreich und sehr lautstark, aber teilweise krankt auch ihr bereits jetzt an den Schattenseiten eures Erfolgs. Es waren nicht nur die üblichen treuen schwarz-gelben Auswärtsfahrer, es gab leider auch eine sehr beträchtliche Anzahl erfolgsorientierter Neufans. Und diese Gruppe hat dem BVB nun wirklich keine Ehre gemacht! Eine Mischung aus bildungsfernen, sturzbetrunkenen Teenagern, Hausfrauen und Familienvätern, die von den Gesetzmäßigkeiten des Fußballs keine Ahnung hatten und einfach nur mal dabei sein wollten, wenn der BVB ein Stück der Strecke zu Meisterschaft bewältigt. Leute, die nach dem 5:0 im Hinspiel erneut einen derart hohen Sieg "ihrer" Mannschaft erwarteten und mit zunehmender Spieldauer ihren Frust am eigentlich bis auf das zweite Subotic-Foul recht guten Schiedsrichter ausließen. Beim Führungstreffer waren sie dann in ihrem Element, schließlich kann sich in diesem Moment kurz auch der Erfolgsfan wie ein deutscher Meister fühlen. Der Ausgleich brachte sie in eine ungewohnte Situation. Frust, Wut, Enttäuschung. Alles Emotionen, die zum Fußball gehören und mit denen man auf dem Betzenberg auch bis zur 90. und der Nachspielzeit rechnen muss. Dieser Gruppe jedoch, waren solche Gefühle völlig unbekannt, man ist ja schließlich ein Erfolgsfan. Dementsprechend dann leider die negativen Reaktionen und es kam zu wirklich unschönen Szenen im Bereich der Osttribüne und nicht wenigen echten Anhängern beider Lager dürfte das übel aufgestoßen haben.
Achtet in diesen Zeiten des Erfolges (die Meisterschaft gönne ich euch von Herzem!) darauf eure Identität nicht zu verlieren! Schönwetterfans wird es immer und überall geben, wo die Zeichen auf Sieg stehen, aber sie dürfen nicht überhand nehmen, denn noch mehr Fußball-Schickeria brauchen wir in Deutschland nun wirklich nicht. Bleibt der Traditionsverein, der ihr seid, auch nach der Meisterschaft!
Der FCK war noch vor drei Jahren ganz unten und diejenigen, die man damals im Stadion sah, sind es, die den Verein ausmachen. Natürlich haben wir jetzt in der Bundesliga auch meist volles Haus und auch viele dabei, die in dunklen Tagen zu Hause bleiben werden. Es ist aber eine überschaubare Anzahl und wir sind uns ihrer Existenz sehr bewusst.
Ein Hoch auf die Traditionsvereine, die Fankultur und den wahren Fußball!
"Kaum ein deutscher Verein ist derart identitätsstiftend für eine Region wie der 1. FC Kaiserslautern. Dessen Stadion haben die Einwohner auf dem Betzenberg erbaut, es erinnert an eine Burg, die die Stadt beschützt und in die die Bürger flüchten können." (Spiegel Online)