Hans-Peter Brehme hat geschrieben:
Finde es sehr, sehr gut, dass Stefan sich so in dieser äußerst professionellen, hochkonstruktiven Weise über den Transfer äußert. Damit nimmt er - hoffentlich erfolgreich - den Spieler Srđan Lakić ein wenig aus der Schusslinie der hyperemotionaliserten Fans. Aus der Schusslinie derer, die ihn gestern noch vergötterten und heute verdammen. Aus der Schusslinie derer, die ihn in Rekordzeit vom Paulus zum Saulus machen.
Das wäre zu wünschen. Und schön zu sehen, dass ein paar Fans hier noch die Vernunft walten lassen können. Danke.
Leider wird immer wieder verdrängt, wo wir herkommen und in welch kritischem Zustand sich der Verein leider immer noch befindet. Wir weisen gegenüber den meisten anderen Klubs riesige strukturelle Defizite auf, denen wir weiterhin Tribut zollen müssen. Unsere Jugendarbeit hat den Anschluß längst verloren und ein Scoutingsystem scheint gerade erst im Aufbau begriffen.
Und das ist der Knackpunkt. Ohne weitreichende Investitionen in beiden Sektoren werden wir auf Jahre hinaus genau das erleben müssen, was wir zur Zeit in regelmäßigen Abständen ständig erleben. Spieler benutzen den FCK als Karierre-Sprungbrett, um irgendwann und beinahe egal wo, endlich das große Geld verdienen zu können.
Unsere Kader in den Jahren unter Kuntz waren deutlich leistungsstärker und erfolgreicher als zuvor unter Göbel und Jäggy, aber sie sind strukturell auch anders zusammengesetzt. Junge talentierte Leihspieler, deren Transferrechte wir uns nicht leisten können und schon einmal gescheiterte, aber immer noch ehrgeizige und brennende Profis, denen wir eine zweite Chance bieten, bevölkern heute unseren Kader.
Diese Spieler kommen nicht freiwillig zu uns, nicht wegen den tollen Fans und unser glorreichen Vergangenheit, sondern sie basteln und werkeln mit Hochdruck an ihrer ersten bzw. zweiten Karierre-Chance. Nutzen sie ihre Chance, dann sind sie weg, scheitern sie aber, dann haben wir sie noch eine Weile an der Backe und sie mutieren zu Ladenhütern bzw. nutzlosen Kostgängern.
Kuntz weiß um die Risiken dieser Transferstrategie. Er setzt bewußt auf die step by step Methode, um den Verein eben Schritt für Schritt nach vorne zu bringen. Kurzfristigkeit wird notgedrungen zum Programm und er nimmt zähneknirschend in Kauf, dass er sich der Gunst seiner Erfüllungsgehilfen nur temporär sicher sein kann, nur solange, bis der Marktwert des Spielers die Grenze des Budgets überschritten hat.
Und das ist Lakic: Ein Erfüllungsgehilfe, nicht mehr und nicht weniger. Ein Erfüllungsgehilfe auf einer beschwerlichen Reise in eine bessere Zukunft. Lakic gehört dabei zu den besten Protagonisten, auf die wir in jüngerer Vergangenheit setzen mußten. Er hat seinen Teil geleistet. Danken wir ihm hierfür und wunschen wir ihm in Zukunft alles Gute.
Er wird keinen Platz in unserem Herzen finden, aber immer in positiver Erinnerung bleiben. Diesen Respekt sollten wir ihm entgegenbringen.