
Vorbericht: Hamburger SV - 1. FC Kaiserslautern
Highlight-Spiel im ausverkauften Volksparkstadion
Mit großer Fan-Unterstützung tritt Außenseiter 1. FC Kaiserslautern am Samstagabend bei Tabellenführer Hamburger SV an. Dass die Betze-Buben durchaus für Überraschungen gut sind, bewiesen sie in dieser Saison schon mehrfach.
Was man im Fußball binnen eines Jahres erreichen kann, konnte man sich dieser Tage mal wieder in Erinnerung rufen. Es ist fast auf den Tag genau zwölf Monate her, da spielte der FCK im Südwestpokal und blamierte sich bis auf die Knochen. Das 1:2 bei Oberligist TuS Mechtersheim ließ viele Fragen offen. Die Mannschaft bot eine erbärmlich schwache Leistung, die Fans machten sich wieder Sorgen und durch die Niederlage war die DFB-Pokal-Teilnahme in großer Gefahr. Wie die Sache ausging, ist hinlänglich bekannt.
Und so pilgern an diesem Wochenende zigtausende FCK-Fans nach Hamburg. Die Begegnung im Volksparkstadion ist ganz sicher eines der Saison-Highlights, auch wenn mit Spitzenreiter HSV ein starker Kontrahent wartet. Erstmals haben die Roten Teufel dabei eines der Samstagabendspiele, die seit der vergangenen Saison die bei den Fans verhassten Montagspartien abgelöst haben. Der Flutlicht-Kracher ist restlos ausverkauft, und wie wichtig Traditionsvereine für den Fußball sind, dürfte sich rund um diesen Abend wieder zeigen. Anpfiff ist um 20:30 Uhr.
Was muss man zum 11. Spieltag wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Diese Frage wird im Fußball oft gestellt und ist manchmal schwer zu beantworten. Der 1. FC Kaiserslautern ist seit sechs Begegnungen ungeschlagen, spielte dabei aber zuletzt fünf Mal in Folge remis. Trotzdem ist das angesprochene Gefäß in Kaiserslautern definitiv halbvoll, denn aus dem Blickwinkel eines Aufsteigers ist mit 15 Punkten und Platz 7 immer noch alles in Ordnung. Ein Sieg würde der Schuster-Elf nichtsdestotrotz mal wieder gut tun. Und warum sollte dieser nicht in Hamburg gelingen? Ein Coup im Volksparkstadion würde jedenfalls gut zur Reise der letzten zwölf Monate passen.
In Hamburg wird der FCK, der erst am Samstagmittag per Flugzeug anreist, vermutlich erstmal aus einer sicheren Defensive agieren. Aber die Schuster-Jungen wollen auch offensive Nadelstiche setzen und mit einem gewissen Selbstbewusstsein auftreten. Aaron Opoku ist nach seiner Sperre erstmals spielberechtigt, kommt aber wohl eher als Joker denn in der Startelf zum Einsatz. Andreas Luthe hat seine Rote Karte ebenfalls abgesessen und wird wieder das Tor hüten. Nur noch der verletzte Ben Zolinski fällt aus. Erik Durm geht mit der Hypothek von vier Verwarnungen in die Partie.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Trotz einiger Querelen im Umfeld, Finanzvorstand Thomas Wüstefeld trat in der vergangenen Woche zurück, ist der Hamburger SV in seiner fünften Zweitliga-Saison in Folge auf einem guten Weg, die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen. Nach elf Spielen grüßt das Team von Trainer Tim Walter vom Platz an der Sonne. Zuletzt gelangen fünf Siege in Folge und auch das Glück eines Top-Teams lag zuletzt auf Seiten der Rothosen: Das Spiel in Hannover am vergangenen Freitag gewann man praktisch mit dem letzten Angriff mit 2:1. Mit nur sechs Gegentoren stellen die Hanseaten zudem die beste Defensive der Liga. Der HSV holte 24 von 30 Punkten und verlor nur zwei Spiele, beide allerdings zuhause, gegen Rostock und Darmstadt.
Jean-Luc Dompé ist nach einem Außenbandanriss im Sprunggelenk zurück im Lauftraining. Der schnelle Flügelspieler dürfte aber noch nicht wieder zur Verfügung stehen. FCK-Aufstiegstorhüter Matheo Raab, der vor der Spielzeit nach einigem Hin und Her zum HSV ging, fehlte am Dienstag und Mittwoch wegen Magenproblemen beim Training. Raab ist hinter Daniel Heuer Fernandes die Nummer Zwei, kam bisher noch nicht zum Einsatz und sitzt auch gegen seinen Ex-Klub wieder nur auf der Bank. Der andere ehemalige FCK’ler im Trikot mit der Raute, Robert Glatzel, hat schon sechs Saisontore geschossen - Zweitliga-Bestwert und ein Treffer mehr als Lauterns Terrence Boyd.
Frühere Duelle
Es ist bereits das insgesamt 94. Pflichtspiel-Duell beider Klubs, die allerdings erstmals in der 2. Bundesliga aufeinandertreffen. Der letzte Vergleich im Volksparkstadion liegt fast elf Jahre zurück. Am 30. Oktober 2011 hieß es am Ende 1:1. Für den FCK traf seinerzeit Pierre De Wit, für Hamburg glich Paolo Guerrero aus. Beim letzten FCK-Sieg in Hamburg stand der heutige Geschäftsführer Thomas Hengen noch als Mannschaftskapitän auf dem Platz. Am 18. August 2001 gewannen die Roten Teufel mit 3:2. Zwei Mal Lincoln und Jeff Strasser erzielten die frühen FCK-Treffer, die Hamburger Aufholjagd durch Nico-Jan Hoogma und Erik Meijer kam zu spät.
Fan-Infos
Das Traditionsduell ist mit 57.000 Zuschauern ausverkauft, was gleichbedeutend mit der größten Kulisse der gesamten Zweitliga-Saison 2022/23 ist. Der FCK erhielt 5.400 Karten für die Gästeblöcke in der Ecke der Südtribüne, die in Windeseile verkauft wurden. Viele Schlachtenbummler haben sich zudem beim Heimverein eingedeckt, sodass voraussichtlich zwischen 8.000 und 10.000 Fans die Roten Teufel unterstützen werden. Das Stadion öffnet um 18:30 Uhr, es wird keine Tageskasse mehr geben. Wer noch ein gültiges Ticket sucht oder anzubieten hat, kann die DBB-Kartenbörse mit fairen Preisen von Fans für Fans nutzen.
Der FCK-Fanclub "Nordic Devils" lädt interessierte Betze-Anhänger ab 12:00 Uhr zum Vorglühen in der "Köpinsel" ein (Adresse: Carl-Petersen-Straße 2, 20535 Hamburg).
Bitte beachtet bei eurer Anreise unbedingt, dass einige Autobahnen in und um Hamburg am Wochenende nicht befahrbar sein werden. Unter anderem wird auch der Elbtunnel zeitweise vollgesperrt sein. Zudem ist eine frühzeitige Anreise zu empfehlen, weil in der neben dem Volksparkstadion gelegenen Multifunktionsarena zeitgleich ein Konzert von US-Rapper 50 Cent mit bis zu 16.000 Besuchern stattfindet.
Alle sonst noch wichtigen Informationen rund um das Auswärtsspiel in Hamburg hat der FCK auf seiner Homepage zusammengestellt. Das Top-Spiel der 2. Bundesliga wird wie jeden Samstagabend live bei "Sport1" im Free-TV übertragen.
O-Töne
FCK-Trainer Dirk Schuster: "Der HSV hat die letzten fünf Spiele in Serie gewonnen und ist ins Rollen gekommen. Das ist eine hervorragend besetzte Mannschaft. Es wird eine riesige Herausforderung für uns. Wir haben dort nur etwas zu gewinnen und wollen eine Überraschung schaffen. Ich hoffe, dass es nach dem Spiel für uns etwas zu feiern gibt."
HSV-Trainer Tim Walter: "Es ist wieder hip, zum HSV zu gehen. Aufgrund der Historie der beiden Clubs ist es zurecht ein Top-Spiel. Darauf freuen wir uns, zumal die Zuschauer aus beiden Fanlagern wieder einmal ihren Teil beitragen werden. Für einen Aufsteiger steht der FCK richtig gut stabil da. Sie schießen viele Tore und sind in der Offensive sehr effizient. Wir erwarten einen Gegner, der aus der Defensive schnell umschalten will."
Daten und Fakten
Voraussichtliche Aufstellung:
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis, Benes - Jatta, Glatzel, Kittel
Es fehlt: Heil (Faszienriss im Fuß), Megeed (Fußbruch), evtl. Dompé (Trainingsrückstand)
1. FC Kaiserslautern: Luthe - Durm, Tomiak, Kraus, Zuck - Niehues, Ritter - Zimmer, Klement, Redondo - Boyd
Es fehlt: Zolinski (Aufbautraining nach Knieverletzung)
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Florian Reis
Vorherige Meldungen ab 04.10.2022:
Samstag, 20:30 Uhr: Auf Punktejagd im Volksparkstadion
Der 1. FC Kaiserslautern gastiert nach über elf Jahren mal wieder beim Hamburger SV. Neben jeder Menge Fußball-Tradition könnte es im Top-Spiel des Wochenendes auch die eine oder andere Premiere geben.
Mit Sicherheit gehört die Partie beim HSV zu den Spielen, auf die sich die FCK-Fans seit dem geglückten Aufstieg und der Verkündung des Zweitliga-Spielplans am meisten freuten. Spätestens als Anfang September der DFB das genaue Datum verkündete, brach der Run auf Tickets endgültig los. Der Spieltermin am Samstagabend lädt schließlich geradezu dazu ein, ein ganzes Wochenende in der Hansestadt zu verbringen. Und so erwarten die Rothosen ein mit 57.000 Zuschauern ausverkauftes Haus gegen die Roten Teufel, bei dem auch der Auswärtssupport wieder bemerkenswert sein wird: Mit um die 10.000 Lautrer Schlachtenbummlern dürfte zu rechnen sein.
Nach 93 Duellen: Am Samstag folgt die Zweitliga-Premiere
Darüber hinaus trifft in diesem Duell natürlich geballte Bundesliga-Tradition aufeinander: Stolze 93 Mal fand die Paarung bereits statt, die letzte Partie liegt jedoch schon über zehn Jahre zurück: Im März 2012 verlor der FCK zuhause im Fritz-Walter-Stadion mit 0:1, nachdem das Hinspiel im Volksparkstadion noch 1:1 geendet hatte. Am Ende der Saison mussten die Roten Teufel den bitteren Gang in die 2. Bundesliga antreten und so trennten sich die Wege beider Vereine. Als der HSV 2018 schließlich selbst abstieg, ging es auch für den FCK wieder eine Liga tiefer. Am Samstagabend treffen sie sich nun wieder - und das zum allerersten Mal im Unterhaus. Historisch gesehen spricht die Bilanz für die Nordlichter: 43 HSV-Siegen stehen 28 Erfolge für den FCK gegenüber.
Noch dazu gelang der Elf von Tim Walter der beste Start in der mittlerweile fünfjährigen Zweitliga-Historie: Zuletzt gewann man fünfmal hintereinander und kletterte so an die Tabellenspitze. Mit fünf Gegentoren bildet die Raute zudem die beste Defensive der Liga. Doch auch die Schuster-Jungen müssen sich nicht verstecken: Seit sechs Spielen sind die Männer in Rot ungeschlagen, in zehn Spielen kassierte der Aufsteiger erst eine Niederlage - so wenige wie sonst nur Darmstadt und Heidenheim. Allerdings endeten die vergangenen fünf Partien auch "nur" remis. Die Motivation sollte ob der äußeren Umstände aber riesig sein, die Ungeschlagen-Serie weiter auszubauen und im Idealfall mit einem Auswärtssieg fortzuführen. Wie das geht, zeigten in dieser Saison schon Hansa Rostock (0:1 - begleitet von 10.000 Fans) und Darmstadt 98 (1:2), die jeweils alle drei Punkte aus Hamburg entführten.
Luthe zurück im FCK-Tor - Opoku-Debüt ausgerechnet beim HSV?
Personell kann Dirk Schuster pünktlich zum Top-Spiel wieder auf mehr Alternativen zurückgreifen. So wird Andreas Luthe nach seiner Ein-Spiele-Sperre anstelle von Ersatzkeeper Avdo Spahic ins Tor zurückkehren. Ein besonders pikantes Debüt könnte es zudem im Mittelfeld geben: Aaron Opoku, einen Tag vor Transferschluss vom HSV in die Pfalz gewechselt, hat seine Rot-Sperre abgesessen und könnte am Wochenende erstmals in einem Pflichtspiel für den FCK auflaufen - "ausgerechnet" gegen seinen Ex-Klub, wie man so schön sagt. Möglich ist ein direkter Einsatz in der Startelf, wahrscheinlicher aber wohl eine Einwechslung des 23-Jährigen. Auch Marlon Ritter, der gegen Braunschweig angeschlagen ausgewechselt wurde, hat wohl keine schwerwiegende Blessur davongetragen und sollte einsatzbereit sein. Beim HSV ist der Einsatz des Linksaußen Jean-Luc Dompé nach einem Bänderriss unwahrscheinlich. Für ihn könnte wieder Sonny Kittel beginnen. Aber auch Ransford Königsdörffer ist ein Startelf-Kandidat. Er erzielte am vergangenen Spieltag bei Hannover 96 den 2:1-Siegtreffer in der Nachspielzeit. Ihn kennt der FCK noch bestens aus der Relegation gegen Dresden. Ganz vorne liefern sich Ex-Lautrer Robert Glatzel (sechs Saisontreffer) und Terrence Boyd (fünf) ein Fernduell um Platz 1 in der Zweitliga-Torschützenliste.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Übersicht: Kompletter Team-Status des 1. FC Kaiserslautern
Ergänzung, 20:11 Uhr:
Der HSV im Gegner-Check: Auf den X-Faktor setzen
Nach fünf Remis in Folge reist der 1. FC Kaiserslautern zu Tabellenführer Hamburger SV, der in dieser Saison noch nie Unentschieden gespielt hat. Eine Serie wird also reißen. Und es muss nicht die der Lautrer sein.
Ist das Warten auf die Wende zu Ende? Im Sommer scheiterte der HSV erst in der Relegation am Wiederaufstieg in die Bundesliga, aber: Er scheiterte. Und enttäuschte somit im wievielten Jahr hintereinander die Hoffnungen seines Anhangs? Das können wohl nur ältere HSV-Fans beantworten. Überhaupt gibt es einige Parallelen, was den Niedergang des norddeutschen Traditionsklubs und eines gewissen anderen im Südwesten angeht. Beide aber scheinen aus den Fehlern der Vergangenheit endlich gelernt zu haben. Zur neuen Spielzeit ließ HSV-Sportvorstand Jonas Boldt mit Ausnahme des Talents Josha Vagnoman keine wirkliche Stammkraft ziehen und verstärkte den Kader nur punktuell mit Qualitätsspielern wie László Bénes und Ransford-Yeboah Königsdörffer. Auch Trainer Tim Walter durfte bleiben. Das Resultat: Ein Saisonstart mit acht Siegen und zwei Niederlagen. Und das, obwohl es in der Führungsetage der Hanseaten weiterhin rumpelt und kracht wie in schlechten alten Zeiten. Die Mannschaft auf dem Rasen wirkt davon bislang unberührt, sodass die Fans derzeit mit einiger Berechtigung davon träumen, dass der Aufbruch in bessere Zeiten geschafft ist.
Die beste Defensive der Liga: Daniel Heuer Fernandes ist einer der besten "mitspielenden" Keeper der Liga, der linke Innenverteidiger Sebastian Schonlau einer der besten für den "ersten Pass", der rechte Innenverteidiger Mario Vuskovic ein aktueller Shootingstar und der rechte Verteidiger Moritz Heyer der Spieler, der auf seiner Seite zu den meisten "progressiven Läufen" ansetzt - ja, da kann man Respekt bekommen. Und nach erst sechs Gegentreffern in zehn Spielen - was Liga-Spitze ist - können wir diese sogar mal einzeln im Schnelldurchlauf betrachten. Das Gegentor beim 2:1-Sieg gegen Hannover fiel nach einem Ausrutscher von Linksverteidiger Miro Muheim, dem dergleichen sicher nicht oft passiert. Der erste Gegentreffer beim 3:2-Sieg gegen Kiel fiel nach einer Rechtsflanke, die Rechtsverteidiger Heyer selbst reinmachte. Der zweite ebenfalls nach Rechtsflanke durch den Kieler Fin Bartels. Die zwei Gegentreffer beim 1:2 gegen Darmstadt ereigneten sich innerhalb der ersten sechs Spielminuten: Ein Kopfball nach einer Ecke von links und ein satter Rechtsschuss von der halblinken Strafraumgrenze nach einem schlecht verteidigten Flügelangriff. Der Gegentreffer beim 0:1 gegen Rostock fiel nach einem Flügelangriff über links, der halblinks am Fünfer abgeschlossen wurde. Sind da Muster zu erkennen? Über die Flügel könnte was gehen. Und unter Druck gesetzt leisten die Hamburger vorm eigenen Tor ihren Gegnern gerne auch mal Unterstützung.
Vorne ist Luft nach oben: Nur 16 Treffer haben die Rothosen bislang erzielt. Das ist für einen Tabellenführer nicht gerade berauschend. Sieben Teams in der Liga haben öfter getroffen, darunter auch der FCK, der 19-mal netzte. Respekt vor den vorderen Drei in Walters 4-3-3 ist dennoch geboten. Erinnert sei nur an das kraftvolle Solo Königsdörffers, mit dem der frischgebackene ghanaische Nationalspieler vergangenen Freitag den Hamburger Siegtreffer zum 2:1 in Hannover besorgte. Auf dem rechten Flügel ist Bakery Jatta das gelungen, was Lauterns Last-Minute-Verpflichtung Aaron Opoku nicht schaffte: sich als Eigengewächs in der Stammelf des HSV zu etablieren. Neuzugang Jean-Luc Dompé fällt verletzt aus, daher ist der erfahrene Sonny Kittel derzeit die erste Alternative auf den offensiven Außenbahnen. Ach ja, und in der Mitte lauert einer, den man in der Pfalz noch gut kennt: Robert Glatzel hat sich in seinem zweiten Jahr beim HSV als Torjäger etabliert und hat auch in dieser Saison schon sechs Mal getroffen. Ihn 2017 nicht auf dem Betzenberg gehalten zu haben, war ein großer Fehler. Denn er selbst wäre einer Weiterverpflichtung nicht abgeneigt gewesen, wie er mal in einem Interview verriet.
Der X-Faktor: Okay, für viele mag es Nerd-Kram sein, aber vor einem Auftritt beim Tabellenführer muss man auch mal Datenbänke quälen, um sich Mut zu machen. Der HSV mag mit 24 Punkten Tabellenführer sein, aber nach "expected Points" hat er bislang "überperformt". Heißt: Nach den Punkten, die er aufgrund der Ergebnisse hätte holen müssen, die "Wyscouts" Computersoftware anhand ihrer Bewertung der eigenen und gegnerischen Torgelegenheiten errechnete, müsste er sieben Punkte weniger haben. Damit wären die Hamburger nur Tabellen-6. Die Roten Teufel dagegen haben 1,9 Punkte weniger geholt, als der virtuelle Rechenmaschine für möglich gehalten hätte - und wären nach xPoints sogar Vierter. Ursächlich für das maue Abschneiden der Norddeutschen in diesem Ranking sind nicht die "xGoals", also die erwarteten eigenen Treffer - von denen haben sie exakt so viele erzielt wie berechnet, 16 nämlich. Ihr Problem sind die "xGoals against", also die erwarteten Gegentore. Da steht sechs tatsächlichen Gegentreffern ein Wert von 12.54 gegenüber. Was nichts anderes heißt als: Den Torchancen zufolge, die sie zulassen, hätten die Hamburger mehr als doppelt so viele kassieren müssen als in der Tabelle bislang zu Buche schlagen. Es ist nun also an den Schuster-Jungen, für die "Regression zur Mitte" zu sorgen, an die Statistik-Nerds glauben.
Fazit: Nach dem phasenweise recht dominanten Auftritt beim 1:1 gegen Braunschweig ist der FCK nun nicht mehr Letzter in "Wyscouts" Ballbesitz-Ranking. Dennoch: 39,2 Prozent Ballbesitz im Schnitt gegen 59,9 Prozent der Hamburger - dem zweithöchsten Wert der Liga - das lässt ein Spiel erwarten, das aussehen könnte wie Kaninchen gegen Schlange. Das zu verhindern, sollte für die Betze-Buben oberstes Gebot sein. Den Gegner über die Mittellinie kommen lassen, aber konzentriert und geschlossen ins Pressing gehen, bevor er das Angriffsdrittel erreicht - so haben sich die Roten Teufel in dieser Spielzeit schließlich schon einige Male gut gegen Teams behauptet, die ebenfalls sehr ballbesitzorientiert auftraten: gegen Hannover, gegen Freiburg im DFB-Pokal, gegen Magdeburg und, ja, trotz der Niederlage, auch gegen Paderborn. Zu beachten ist aber: Gegen Hannover galt es, einer spielstarken Mittelfeldraute zu begegnen, was den Lautrern über weiter Strecken taktisch hervorragend gelang. Die Hamburger spielen flügelbetont, ähnlich wie die Magdeburger, und die knackten die FCK-Defensive bekanntlich gleich vier Mal. Da sind vor allem die Außenverteidiger gefragt, es diesmal besser zu machen. "Die Lilien agierten sehr bissig gegen den Ball und setzten immer wieder Nadelstiche", schrieb der "Kicker" zum Erfolg der Darmstädter in Hamburg. Klingt ein bisschen zu banal für einen Matchplan, kommt als grobe Richtungsvorgabe aber hin.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 05.10.2022:
57.000 Zuschauer: Auswärtsspiel beim HSV ausverkauft
Der 1. FC Kaiserslautern tritt am Samstagabend zum Top-Spiel beim Hamburger SV vor der größten Kulisse der Zweitliga-Saison 2022/23 an: Das Volksparkstadion wird ausverkauft sein.
Auf seiner Homepage verkündete der FCK heute "ausverkauft". Und auch der HSV schreibt auf seiner Seite: "Am Sonnabend sollte mit hoher Wahrscheinlichkeit Ausverkauf vermeldet werden, da aktuell nur noch wenige VIP-Tickets verfügbar sind." Für die Rothosen wäre es die größte Kulisse der bisherigen Saison, da für das Heimspiel gegen Hansa Rostock aus Sicherheitsgründen nur 54.000 Tickets verkauft werden durften. Und auch die Roten Teufel haben in der laufenden Zweitliga-Spielzeit noch nicht vor so vielen Fans gespielt.
Rund 10.000 FCK-Fans reisen mit - Angebote in der DBB-Kartenbörse
Bemerkenswert wird dabei auch der Auswärtssupport sein, der die Schuster-Jungen lautstark anfeuern wird. Mit stolzen 10.000 Lautrer Schlachtenbummlern darf gerechnet werden, viele davon werden sich das komplette Wochenende in der Hansestadt aufhalten. Wer bislang noch auf der Suche nach Tickets ist oder aus diversen Gründen sein Ticket abgeben muss, dem sei die Ticketbörse auf Der Betze brennt ans Herz gelegt. Dort können sowohl Kartengesuche als auch Kartengebote zu einem fairen Preis eingestellt werden.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 07.10.2022:
Schuster: "Wir haben in Hamburg nur etwas zu gewinnen"
Der Aufsteiger gastiert beim Tabellenführer: Auf dem Papier sind die Rollen vor dem Spiel des 1. FC Kaiserslautern beim Hamburger SV klar verteilt. Trainer Schuster gibt sich trotzdem selbstbewusst und möchte Zählbares mitnehmen.
"Wir sind beim absoluten Favoriten um den Aufstieg zu Gast. Der HSV hat die letzten fünf Spiele allesamt gewonnen", betont Dirk Schuster vor dem Zweitliga-Topspiel am Samstagabend (Anstoß: 20:30 Uhr). Die Roten Teufel reisen ausnahmsweise erst am Spieltag per Flugzeug nach Hamburg und absolvieren zuvor um 9:30 Uhr noch ein Abschlusstraining in Kaiserslautern. Zurück geht es am Sonntagvormittag nach einer Regenerationseinheit in der Hansestadt. Die Vorfreude bei den ebenfalls seit nunmehr sechs Partien ungeschlagenen - davon allerdings fünf Unentschieden - Männern in Rot ist groß, wie der Coach betont: "Wir freuen uns riesig, auch auf die gewaltige Fan-Unterstützung von unserer Seite. Da haben wir bisher in jedem Auswärtsspiel das Gelbe vom Ei erleben dürfen. Ich glaube, die Erwartungshaltung ist aber nicht so riesig, dass wir den HSV aus dem Stadion schießen, sondern wir haben nur etwas zu gewinnen. Und das wollen wir auch machen. Wir wollen uns so teuer wie möglich verkaufen, eine Überraschung schaffen und im Endeffekt nicht mit leeren Händen nachhause fahren. Alle Spieler werden volles Rohr und mit 100 Prozent auf diese Aufgabe brennen. Wir müssen eine gesunde Balance finden zwischen der Liebe zum Verteidigen, dem Gegner den Spaß am Fußball zu nehmen, aber auch dem Mut und der Überzeugung, selbst nach vorne spielen zu können. Dann können wir dem HSV das Leben schwer machen."
Volle personelle Auswahl für Schuster - Opoku erstmals im Spieltagskader
Verzichten muss der Trainer lediglich auf den weiter an seiner Knieverletzung laborierenden Offensiv-Allrounder Ben Zolinski. Stammtorwart Andreas Luthe und der vom HSV gekommene Flügelstürmer Aaron Opoku sind nach ihren Rot-Sperren wieder spielberechtigt. Opoku könnte als Joker zum Einsatz kommen, wie Schuster andeutet, ohne dabei jedoch zu viel zu verraten: "Wir trauen Aaron diese Herausforderung auf jeden Fall zu, auch wenn wir natürlich um die hochemotionale Situation bei seiner Rückkehr wissen. Darüber haben wir mit ihm gesprochen und werden sehr sensibel damit umgehen. Er wird im Kader sein, aber inwiefern er zum Einsatz kommt, müssen wir abwarten."
Im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Volksparkstadion wird mit 8.000 bis 10.000 FCK-Fans gerechnet - die 5.400 Karten für den offiziellen Gästebereich waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Schiedsrichter des Zweitliga-Topspiels ist der 43-jährige Diplom-Betriebswirt Robert Hartmann vom SV Krugzell (Bayern).
» Zum Video: Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim Hamburger SV
Alle weiteren Informationen zum FCK-Spiel in Hamburg folgen heute Abend im ausführlichen Vorbericht auf Der Betze brennt.
Quelle: Der Betze brennt