Kurz-Spielbericht: TuS Mechtersheim - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Die große Blamage

Die große Blamage

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Die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern hat für einen Tiefpunkt der Vereinsgeschichte gesorgt und sich frühzeitig aus dem Südwestpokal verabschiedet. Der DFB-Pokal kann nach der Blamage beim TuS Mechtersheim nur noch über die Liga erreicht werden.

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Zum Spiel beim Oberliga-Neunten der Gruppe Süd hatte FCK-Trainer Marco Antwerpen seine Startelf auf sechs Positionen verändert. Felix Götze, Philipp Hercher und René Klingenburg waren gar nicht erst im Kader, sondern wurden nach ihren Blessuren aus den Wochen zuvor geschont. Mike Wunderlich, Kevin Kraus und Daniel Hanslik saßen auf der Bank. Dafür bekamen Marvin Senger, Kenny Redondo, Julian Niehues, Dominik Schad, Simon Stehle und Muhammed Kiprit die Gelegenheit, sich von Beginn an zu zeigen. So viel sei vorneweg gesagt: Keiner konnte seine Chance wirklich nutzen.

Oberligist sorgt nach der Pause für die Sensation

Der zwei Spielklassen höher angesiedelte FCK hatte vor der Pause klar mehr Ballbesitz und erspielte sich auch einige große Möglichkeiten. So köpfte Stehle übers Tor, einen Kopfball Alexander Winklers parierte Mechtersheims Keeper Maxime Klein überragend und Kiprit verpasste ein Zuspiel Redondos nur knapp. Nach 39 Minuten war dann der Bann gebrochen: Redondo schlug einen Eckball in den Strafraum und Niehues stieg am höchsten - 1:0 für den FCK. Wer aber nun dachte, das Spiel würde den üblichen Verlauf nehmen, der sah sich getäuscht, denn der Fünftligist schlug schnell zurück. Drei Minuten später tauchte Alexander Biedermann vor Matheo Raab auf und ließ diesem mit einem platzierten Schuss ins linke Eck keine Chance. Zur Pause stand es 1:1. Schmeichelhaft für Mechtersheim, aber das ist im Fußball und erst recht im Pokal ja egal.

Der Gastgeber schob seine Grundformation nach Wiederbeginn etwas weiter nach vorne und erkämpfte sich die ein oder andere Standardsituation. Der vom Regen in den Stunden vor dem Spiel ohnehin schon seifige Platz wurde nun immer schlechter, was eher der TuS half. Aber es stand ja immer noch "nur" 1:1. Der FCK hatte das Spiel zwar Mitte der zweiten Halbzeit wieder im Griff, stand hinten allerdings ziemlich offen und lief zwölf Minuten vor Schluss in den entscheidenden Konter, den der starke Marvin Benefo zum 2:1-Siegtreffer für Mechtersheim vollendete. Nach Abpfiff jubelte der Außenseiter verständlicherweise ausgelassen über die Sensation, während die Pokal-Verlierer aus Kaiserslautern mit hängenden Köpfen vom Platz schlichen. Dem vierfachen Deutschen Meister droht nun das erstmalige Nichterreichen des DFB-Pokals. Dazu wäre nach dem Pokal-Aus mindestens ein Platz unter den ersten Vier in der 3.Liga nötig.

Mechtersheim erweist sich als sympathischer Gastgeber

Die TuS hatte das selbsternannte "Spiel des Jahres" sehr gut organisiert. Eine schöne Kulisse war die Belohnung: 2.471 Zuschauer kamen unter Einhaltung der "3G-Regeln" ins Stadion an der Kirschenallee. Dass man sich auf einen Dorfsportplatz zubewegt, war schon vor der Partie zu sehen, als knapp 25 Pferde über die Straße, die als Parkplatz diente, liefen und wieder eingefangen werden mussten. Bei der Mannschaftsaufstellung verlas der Stadionsprecher die Vornamen der FCK-Spieler und die vielen Lautrer Fans im Publikum riefen ihre Nachnamen. Ein bisschen Betze-Feeling auf dem Dorf. Auch eine Fantrennung gab es nicht, viele der Zuschauer hatten eh zwei Herzen in der Brust. Und der von der TuS eigens engagierte DJ hatte bei der feiernden Meute nach Abpfiff natürlich auch seinen Spaß. Der Sensationssieg wurde natürlich noch lange nach Schlusspfiff gefeiert.

Antwerpen sagt die Pressekonferenz ab und kritisiert seine Spieler

Nach dem Spiel gab es dann noch Pfiffe und Buhrufe für Marco Antwerpen, weil er die vorher vereinbarte Pressekonferenz nicht inmitten der jubelnden Heimfans abhalten wollte. Von den Gastgebern wurde der FCK-Coach deshalb per Mikrofon als "schlechter Verlierer" benannt. Antwerpen selbst erklärte sich später im kleinen Kreis bei den wenigen anwesenden Medienvertretern und analysierte die Pokal-Blamage seiner Mannschaft wie folgt: "Die Veranstaltung findet draußen mitten im Publikum statt und nicht in einem Presseraum. So kann man keine Pressekonferenz machen. Zum Spiel muss man nicht viel sagen: Wir gehen 1:0 in Führung und sind auf dem richtigen Weg. Dann haben wir diesen Ballverlust im Mittelfeld. Wir haben das zig Mal drüber gesprochen und hatten das in der Liga zuletzt auch abgestellt. Aber wir haben auch jüngere Spieler auf dem Platz, die das lernen müssen, welche Verantwortung man mit dem Ball hat. Da ist der ein oder andere noch nicht so weit, um auch mal unter die erste Elf in einem Meisterschaftsspiel zu kommen. Auch hatten wir einige Spieler auf dem Platz, die durch Sperren oder Verletzungen zuletzt nicht so viel gespielt haben. Da muss man sich dann aber auch mal zeigen und unter Beweis stellen, dass man ein Kaderspieler beim 1. FC Kaiserslautern sein will. Wir müssen in der ersten Halbzeit 3:0 oder 4:0 führen. Wir hatten drei Stürmer auf dem Platz, da muss man halt auch mal in der Lage sein, den Deckel drauf zu machen und sich zu zeigen. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann viele unnötigen Aktionen und haben das gemacht, was man eigentlich vermeiden will. Es kommt dann Stimmung auf, das Flutlicht ist fahl und man kann das dann nicht mehr stoppen. Dafür gibt es keine Ausreden."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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