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Neue Nummer 1: Andreas Luthe kommt von Union zum FCK
Der 1. FC Kaiserslautern holt sich jede Menge Erfahrung in den Profikader: Mit Andreas Luthe wechselt ein bundesligaerfahrener Torhüter vom 1. FC Union Berlin an den Betzenberg.
Der gebürtige Nordrhein-Westfale absolvierte den Großteil seiner Ausbildung beim VfL Bochum, wo er im Jahr 2009 auch sein Profidebut gab und zum Stammkeeper wurde. Nach 15 Jahren Einsatz für Bochum ging die Reise für Andreas Luthe weiter zum FC Augsburg, wo er unter anderem mit dem aktuellen FCK-Cheftrainer Dirk Schuster zusammenarbeitete. Seit 2020 gehörte der 35-jährige Keeper zum Kader des Bundesligisten 1. FC Union Berlin und war dort ebenfalls die Nummer Eins zwischen den Pfosten. Insgesamt bringt es Andreas Luthe auf 89 Bundesliga-, 153 Zweitliga- und 15 DFB-Pokal-Spiele. Außerdem kam er für den 1. FC Union Berlin dreimal in der UEFA Conference League und zweimal in der Qualifikation für die UEFA Europa-League zum Einsatz.
"Andreas Luthe bringt nicht nur jede Menge Erfahrung mit an den Betze, sondern ist auch eine gestandene Persönlichkeit, die unserem Team in der kommenden Zweitligasaison helfen und für Stabilisierung sorgen wird. Andreas Luthe wollte unbedingt mit uns das Projekt Zweite Liga angehen, dies war mitentscheidend, dass wir diesen Transfer ermöglichen konnten", so FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen.
Andreas Luthe: "Nach zwei erfolgreichen Jahren bei Union Berlin war für mich Zeit für eine neue Herausforderung. Der FCK ist einer der traditionsreichsten Clubs Deutschlands und durch die starke emotionale Verbundenheit der Fans etwas ganz Besonderes. Die Region lebt den Fußball, weshalb ich mich unglaublich darauf freue, künftig im FCK-Trikot am Betzenberg aufzulaufen."
Spielerdaten
Name: Andreas Luthe
Position: Torwart
Geboren: 10.03.1987 in Velbert
Nationalität: Deutsch
Größe: 1,95m
Frühere Vereine: 1. FC Union Berlin, FC Augsburg, VfL Bochum, Borussia Velbert, SuS Niederbonsfeld
Quelle: Pressemeldung FCK
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Ergänzung, 21:56 Uhr:

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Hoch geschätzter Härtefall: Andreas Luthe im DBB-Porträt
Was für ein Transfer-Hammer: Der Stammkeeper des Bundesliga-Fünften wechselt zu einem Zweitliga-Aufsteiger. Andreas Luthe kommt von Union Berlin zum 1. FC Kaiserslautern. Wie ist das erklärbar? Mit einer Härtefall-Entscheidung, wie gerade Torhüter sie öfter erleben.
Okay, er ist schon 35 Jahre alt. In den vergangenen Jahren aber war er die unumstrittene Nummer 1 bei Union Berlin. Und hatte seinen Anteil daran, dass die "Eisernen" nach ihrem siebten Platz in der Saison 2021/22 sich in dieser Spielzeit ein weiteres Mal um zwei Ränge verbesserten. Mit einem Kader, wohlgemerkt, der den viertniedrigsten Gesamtmarktwert der Liga aufweist. Mit nur 44 Gegentreffern stellte Union zudem die drittbeste Defensive der Klasse. Das schafft kein Team ohne starken Keeper.
Anscheinend aber sind mit den guten Platzierungen die Ansprüche der sportlichen Leitung gestiegen. Denn diesen genügt Andreas Luthe nun nicht mehr. In der aktuellen "Kicker"-Rangliste ist sein Name nicht unter den zehn besten Torhütern zu finden, die in diesem Ranking aufgeführt sind. Auf dem Index des Datenanbieters "wyscout" nimmt er Rang 13 unter den Bundesliga-Keepern ein. Das ist offenbar zu weit unten für einen frischgebackenen Europa-League-Teilnehmer.
» Zum Video: Jahresrückblick 2021: Die besten Paraden von Andreas Luthe und Co.
Union hat andere Pläne - möglicherweise mit Lennart Grill
Die Berliner versuchen nicht mal, Luthe den Platz auf der Bank schmackhaft zu machen, auf dem ein 35-Jähriger doch langsam seine Karriere ausklingen lassen könnte. Als Reserve-Goalie bevorzugen sie weiterhin Frederik Rönnow, der Luthe in der vergangenen Runde fünf Mal vertrat, als dieser wegen muskulärer Probleme passen musste. Dabei hat er die Verantwortlichen wohl überzeugt: "Der Däne erwies sich im Vergleich zu seinem Konkurrenten als der bessere Fußballspieler, also als derjenige, der bei der Spieleröffnung den besseren Ball spielt", schreibt die "Berliner Zeitung". Als neue Nummer 1 soll ein Jüngerer geholt werden. Im Gespräch ist der Ex-Lautrer Lennart Grill, aber auch der Österreicher Patrick Pentz.
Luthes Fall nennen die Kollegen aus der Hauptstadt "eine kleine sportliche Tragödie". In der Tat: Noch im Februar hatte der Keeper in einem ausführlichen Interview für die Reihe "Meine Geschichte" bei "Sky Sport" betont, wie gerne er seine Karriere in Berlin beenden würde.
Es ist allerdings nicht das erste Mal im Lauf seiner nunmehr 17-jährigen Karriere, dass Luthe Opfer solcher Härtefall-Entscheidungen wird. Von daher dürfte er auch diesen Schlag schnell verkraftet haben.
In Bochum Nummer eins - bis Verbeek kommt
Geboren im nordrhein-westfälischen Velbert wechselt Andreas Luthe schon als Junior zum VfL Bochum. Nach dem Abitur wird er zunächst drei Jahre Stammkeeper der Zweiten Mannschaft. Seinen ersten Profivertrag unterschreibt er erst 2009, im Alter von 22 Jahren. Doch auch danach ist er nur als Schlussmann Nummer 4 im Profikader vorgesehen. Nach der Entlassung von Trainer Marcel Koller rückt er unter Interimscoach Frank Heinemann zur Nummer 2 auf. Er erhält eine erste Gelegenheit, den verletzten Philipp Heerwagen in zwei Pflichtspielen zu ersetzen, sitzt anschließend aber gleich wieder auf der Bank.
In die anschließende Saison startet der VfL mit drei Niederlagen in vier Spielen. Trainer Friedhelm Funkel entschließt sich zu einem Torwartwechsel. Von nun an steht Luthe dauerhaft im Kasten. Zwei Jahre später führt er sein Team als Kapitän aufs Feld. Seinen Status als Nummer 1 verliert er auch unter all den Übungsleitern nicht, die in Bochum auf Funkel folgen: Andreas Bergmann, Karsten Neitzel, der obligatorische Peter Neururer. Selbst unter dem niederländischen Unikum Gertjan Verbeek läuft es für Luthe und den VfL zunächst gut: In die Saison 2015/16 startet der Ruhrpott-Klub mit fünf Siegen in Folge. Ab Spieltag 11 stimmen jedoch die Ergebnisse nicht mehr.
Am 17. Spieltag ersetzt Verbeek Luthe durch Manuel Riemann, obwohl die Hintermannschaft eigentlich kaum Schuld an der Misere haben kann: Sie hat in 16 Partien erst 17 Gegentreffer kassiert. Auf diesen Umstand weist der verärgerte Luthe auch in einem Facebook-Beitrag hin - auf diese Weise öffentlich Kritik zu üben, sei ein Fehler gewesen, sagt er heute. Obwohl er im gleichen Post Verbeeks Arbeit ausdrücklich lobt, wird er kurz darauf gelöscht - und Luthe bekommt von Vereinsseite eine "Denkpause" verordnet. Riemann bleibt im Kasten, Luthe wechselt im Sommer 2016 zum FC Augsburg.
In Augsburg erstmal auf der Bank - auch unter Dirk Schuster
Sein erster Trainer im bayrischen Schwaben heißt Dirk Schuster. In den 16 Spielen, in denen der heutige FCK-Trainer dort verantwortlich ist, sitzt Luthe jedoch auf der Bank. Auch in Augsburg ist er zunächst nicht als Stammtorwart vorgesehen. Erst am 33. Spieltag erhält er die Gelegenheit, erstmals Marwin Hitz zu ersetzen. Nach dessen Wechsel zu Borussia Dortmund im Sommer 2018 wird Luthe Nummer 1.
In der Rückrunde 2018/19 leiht Augsburg den heutigen Dortmunder Gregor Kobel aus Hoffenheim, danach wird der Tscheche Tomáš Koubek Luthe vorgezogen, der aber holt sich erneut seinen Stammplatz zurück. Nachdem Augsburg neben dem langfristig verpflichteten Koubek auch noch den Polen Rafał Gikiewicz aus Berlin holt, entscheidet sich Luthe im Sommer 2020 für einen Wechsel zu den "Eisernen".
Insgesamt hat er in Augsburg in vier Jahren nur 30 Pflichtspiele bestritten. Umso interessanter ist es, welch hohe Wertschätzung er dort dennoch genießt. "Noch wichtiger, als Andreas Luthe im Tor zu haben, ist, ihn überhaupt im Team zu haben", sagt beispielsweise die FCA-Legende Daniel Baier über ihn. Vergleichbar äußert sich mit Christian Gentner ein Mitspieler von Union: "Er ist einer, der eine klare Meinung vertritt, ohne diese laut rauszuposaunen. Der FCK kriegt für das Tor eine absolute Führungsfigur."
"Kicker.tv" hat Luthe 2020 in der Reihe "Unterschätzte Spieler der Bundesliga" einen Beitrag gewidmet - allein schon der Titel spricht für sich.
» Zum Video: Unterschätzte Spieler der Bundesliga: Andreas Luthe
"Ich brauche Fußballkultur, um mich wohlzufühlen"
Parallel zur Verpflichtung von Andreas Luthe haben die Unioner im Sommer 2020 Lorius Karius vom FC Liverpool ausgeliehen - und eigentlich war der auch als neue Nummer 1 erwartet worden. Doch Trainer Urs Fischer setzt bereits vom ersten Spieltag der Saison 2020/21 auf Luthe. Gelobt werden allgemein seine Ausstrahlung, womit in erster Linie wohl seine körperliche Präsenz gemeint ist, für die 1,95 Meter Körpergröße sorgen. Damit lässt sich auch gut in Tor-Ecken abtauchen, entsprechende Reflexe vorausgesetzt. Und über solche verfügt Luthe.
Nun also der 1. FC Kaiserslautern. Was den 35-Jährigen bewogen hat, von einem Europa-League-Team zu einem Zweitliga-Aufsteiger zu wechseln? Mit seinen Referenzen und ein wenig mehr Geduld hätte er sicher auch auf ein Angebot eines höher spielenden Klubs warten können. Auf jeden Fall passt der FCK in das Profil, nach dem er sich seine Klubs aussucht, wie er "11 Freunde" mal verriet: "Ich brauche auch etwas Fußballkultur, um mich wohlzufühlen."
Möglicherweise käme auch eine Beschäftigung über die aktive Karriere hinaus in Frage. Als (Torwart-)Trainer und Talentförderer kann man sich Andreas Luthe jedenfalls sehr gut vorstellen. Bereits 2015 hat er den Verein "In safe hands" gegründet, in dem in Deutschland bereits verwurzelte Kinder mit Flüchtlingskindern gemeinsam Fußball spielen. "Dadurch, dass der Fußball einfache Regeln hat, ist es relativ leicht, Werte, die den Fußball ausmachen, an Kinder weiterzugeben, Toleranz und Respekt etwa", so der Vereinsgründer.
Ein Mann mit Herz, Hand und Köpfchen
Das Projekt war bereits zu Luthes Zeit in Bochum Teil des Bündnisses "Willkommen im Fußball" und wurde von ihm nach Augsburg ausgeweitet. Wer weiß, vielleicht hat "In safe hands e.V." auch bald auch eine Niederlassung in Kaiserslautern. Daneben gehört Andreas Luthe auch dem Spielerrat der "Vereinigung der Vertragsfußballspieler" (VdV) an, wirkte zudem als einer von zwei aktiven Spielern in der 37-köpfigen "Taskforce Zukunft Profifußball" von DFB und DFL mit. Der FCK bekommt einen Neuzugang, der nicht nur als Torwart mit seinen Händen, sondern auch als Mensch mit Köpfchen und mit Herz seine Klasse zeigt.
Das komplette Sky-Video "Meine Geschichte" über Andreas Luthe ist hier zu finden:
» Zum Video: Meine Geschichte: Andreas Luthe
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 17.06.2022:

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Luthe: "Habe unheimlich Bock auf die Aufgabe beim FCK"
Uff e Wort mit Andreas Luthe: Die neue Nummer Eins des 1. FC Kaiserslautern stand nach dem Trainingsauftakt für ein Pressegespräch zur Verfügung - und erzählte Interessantes über seine Verbindungen in die Pfalz und Coladosen mit Lautern-Logo.
Der Betze brennt: Andreas Luthe, Du wechselst als Stammtorwart von einem Europa-League-Teilnehmer zu einem Zweitliga-Aufsteiger. Wie kam es dazu?
Andreas Luthe (35): Ich habe Union Berlin jetzt auf dem absoluten Höhepunkt verlassen. Wir haben in den letzten zwei Jahren mehr erreicht, als alle uns zugetraut haben. Da hatte ich das Gefühl, dass nun nicht mehr allzu viel mehr drin ist. Wenn man sich die Vita meiner bisherigen Vereine anschaut, dann passt Kaiserslautern irgendwie ins Bild. Als die Anfrage kam, bin ich einmal hier gewesen, habe es mir angeschaut, und dann war die Entscheidung eigentlich schon getroffen. Das angebotene Paket hat es dann noch rund gemacht. Ich habe unheimlich Bock auf die Aufgabe beim FCK.
Der Betze brennt: Welche sportlichen oder auch privaten Assoziationen verknüpfst Du mit dem FCK?
Luthe: Ich bin 1987 geboren. Als ich klein war, war der FCK ein absolut gestandener Bundesligist. Ich habe Coladosen gesammelt, und da war Lautern immer vorne dabei. Der Verein ist für mich mit einer tollen Historie und Emotionalität verbunden. Dass ich jetzt hintenraus zum Ende meiner Karriere nun noch hier spielen darf, ist schon etwas besonderes. Ich habe hier in der zweiten Liga auch schon selbst einige Schlachten geschlagen, gegen Mo Idrissou und andere, das weiß ich noch genau. Das waren unglaubliche Spiele, da hat es gebrannt, von den Rängen kam immer viel - sowas vergisst du nicht. Und da muss ich ehrlich sagen, stehe ich lieber auf der richtigen Seite der Tribüne und nicht auf der falschen (lacht). Aber auch ganz aktuell gibt es ein Erlebnis: Bei den Relegationsspielen gegen Dresden habe ich vor dem Fernseher mitgefiebert, mit Freunden aus der Vorderpfalz, in der Nähe von Deidesheim, bei einem guten Wein. Als Zuschauer war das schon toll und spannend, auch wenn es für die beteiligten Spieler natürlich nicht so schön ist. Da lag von einem Wechsel zum FCK aber noch überhaupt nichts in der Luft. Ich hatte ja noch einen laufenden Vertrag in Berlin. Aber das ist im Fußball-Geschäft so, da muss man flexibel bleiben. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.
Der Betze brennt: Anstatt ganz weit oben spielst Du nun also mit dem FCK um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Was sagst Du zu Außenstehenden, die das vielleicht als Rückschritt bewerten?
Luthe: Bei meinen vorigen Stationen in Augsburg und auch bei Union sind wir immer als absoluter Außenseiter in die Runde gegangen. Ich mag dieses Gefühl, jede Woche David gegen Goliath zu spielen, und Dirk Schuster kann das übrigens auch sehr gut vermitteln. Das muss man annehmen, dich als der Kleine gegen den Großen zu behaupten, und dann macht es auch sehr viel Spaß. Dementsprechend hoffe ich, dass wir die Hütte hier voll kriegen und dann geben wir alles, um gemeinsam die Klasse zu halten.
Quelle: Der Betze brennt