Normalerweise lese ich hier auch nur mit. Nach einer Nacht drüber schlafen und einer gehörigen Portion Enttäuschung versuche ich das ganze irgendwie einzuordnen.
Ich kann die ganzen Emotionen vieler hier nachvollziehen. Das ist Ausdruck großer Hoffnungen und Sehnsüchte nach besseren Zeiten. Das Forum bietet uns allen die Möglichkeit all das loszuwerden und das ist auch gut so. Dennoch denke ich, dass wir alle gut beraten sind, jetzt Ruhe zu bewahren und der Mannschaft diese etwas schwächere Phase zuzugestehen. Die Spiele der letzten Wochen haben sowohl mental als auch körperlich viel abverlangt und das scheint man den Spielern anzumerken. Dazu kommt, dass wir plötzlich etwas zu verlieren haben und das merken auch wir Fans. Wir sind bisher gut damit gefahren, das Wort Aufstieg nicht in den Mund zu nehmen und von Spiel zu Spiel zu denken. Das sollten Mannschaft, Verantwortliche und wir Fans uns jede Woche vor Augen führen. Die Mannschaft hat seit dem Magdeburg Spiel in der Hinrunde bis auf wenige Ausnahmen hervorragenden Fussball gezeigt. Seit der zweiten HZ gg. Magdeburg haben wir aber in großen Teilen den spielerischen Faden verloren. In den Spielen gg. Halle und Zwickau kann man auch der zu der Einschätzung kommen, dass wir zumindest spielerisch nicht mehr das Niveau der Vorwochen erreicht haben. Ich denke, das ist nicht von der Hand zu weisen und ist vielen hier auch aufgefallen. Einfach draufhauen und einzelne Spieler anzuzählen, oder gar alles in Frage zu stellen, ist irgendwo nachvollziehbar, aber mit Sicherheit keine Lösung.
Meine Einschätzung zu gestern und den Wochen vorher. Wir stehen viel zu tief und empfangen den Gegner dann viel zu spät. Dadurch sind bei Ballgewinn die Wege sehr weit und das kostet Kraft. Wir können uns nicht einfach auf das Verteidigen und tief stehen verlassen. 1860 hat uns das gestern brutal offenbart. Wenn wir keine Entlastung bekommen bzw. Ballbesitzphasen, die den Gegner beschäftigen, fangen wir auch hinten an zu schwimmen. Darüber hinaus kam gestern in HZ1 gefühlt jeder zweite Ball in die Halbräume zwischen ZM und IV und wir haben sie aufdrehen lassen. Das eigentlich ärgerliche waren die zwei Szenen von Kiprit. Ihm fehlt leider die Endgeschwindigkeit und er entscheidet sich dann einmal für den Lupfer und beim zweiten Mal wird er nach 20m vom gegnerischen IV einfach abgelaufen, obwohl er durchgebrochen war. Eigentlich muss man hier das zweite Tor machen und der Drops ist gelutscht.
Was unseren Spielaufbau betrifft, haben einige schon richtig angemerkt, dass wir die Bälle nur noch lang hinten rausschlagen. Das ist zwar schon die ganze Saison über Bestandteil unseres Spiels, aber in der Frequenz und Dosierung der Bälle etwas besorgniserregend. Wenn der Gegner presst, müssen wir Lösungen finden und die Lösungen hatten wir ja auch schon parat in den Wochen zuvor. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie spielerisch das Niveau hat, Lösungen zu kreieren, wenn der Gegner Druck macht und daran wird hoffentlich gearbeitet. Diese langen Bälle können ein Mittel sein, aber dann muss auch das Nachrückverhalten stimmen, was gestern nicht der Fall war, um die zweiten Bälle zu bekommen.
Gleichzeitig fehlen uns meiner Meinung nach Spieler, die richtig Speed mitbringen. Redondo ist da vielleicht die Ausnahme. Aber wir brauchen unbedingt Tiefe im Spiel, um dem Gegner bei Pressing-Momenten weh zu tun oder die Außenverteidiger des Gegners zu beschäftigen bzw. zu binden.
Die Niederlage tat weh, aber am Samstag ist direkt die Chance auf Wiedergutmachung und nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Deshalb voller Fokus auf Osnabrück. Die anderen Mannschaften spielen teilweise noch gegeneinander. Wir haben noch Osnabrück und Saarbrücken. Nach diesem Saisonstart in den letzten zehn Spielen noch die Chance auf den direkten Aufstieg zu haben, ist herausragend und hat niemand erwartet. Deshalb betrachtet diese zehn Spiele als Bonus. Ja wir haben Druck, aber wir haben auch das erste Mal seit langem die Situation, dass die Mannschaft Spaß macht, zieht und Erfolg hat. Sie hat unsere volle Unterstützung verdient. Ich hab Bock auf den Saisonendspurt. Lasst es uns angehen
