Fortsetzung: XIII. Time for Brasil!
Was ist von den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro übriggeblieben?
Schuldenberge? Teils! Korrupte Geldflüsse? Wohl auch! Negative Berichterstattungen vor, während und nach den Spielen? Viele!
Brasilien ist und war damals schon ein Entwicklungs- bzw. Schwellenland. Großartige Landschaften mit viel Natur und Regenwäldern bereichern große Teile des Landes. An der Atlantikküste finden sich die großen Städte wie São Paulo und Rio de Janeiro, denen schon menschliche Wesenszüge zugesprochen werden. So vergleicht ein Journalist die beiden Städte mit einer Liebesbeziehung aus Herz und Verstand:
„Es wird ihr wieder gelingen, ich spüre es. Ihre spektakulären Kurven, ihre markante Stimme und ihr exotischer Geruch werden mich verführen, und ich werde ihr erliegen, mich ihr hingeben – wie jedes Mal, wenn ich in ihrer Nähe bin. Eigentlich gehöre ich ja einer anderen. Sie ist reich, modern, intelligent, hat einen breiten Horizont. Doch ihr fehlen der Charme, die Lebensfreude und die Sinnlichkeit, und sie neigt zur Arroganz. Dennoch habe ich sie lieben gelernt in den letzten Jahren, auf den vierten Blick vielleicht und dann immer tiefer. Ich werde ihr treu bleiben, das steht fest. Doch nun bin ich hier bei der anderen und kann ihr nicht widerstehen. Ach Rio de Janeiro, warum nur machst du es mir so schwer?! Ich bin doch so glücklich in São Paulo.“
Rio de Janeiro ist bei vielen Menschen Liebe auf den ersten Blick. Lage am Zuckerhut und Traumhafte Strände. Für Touristen und Besucher gibt es noch zahlreiche weitere Anziehungspunkte wie die 38 Meter hohe Christusfigur und die bekannte Copacabana, der wohl berühmteste Strand der Welt. Jährlich findet der Karneval von Rio statt, zu dem die vielen Sambaschulen der Stadt einladen. Es ist die größte Parade der Welt. Kunst, Kultur und Lebensfreude bilden dabei eine innige Einheit.
Rio de Janeiro hat 6,7 Millionen Einwohner und die Metropolregion Rio de Janeiro hat rund 13,3 Millionen Einwohner. São Paulo ist fast doppelt so groß wie Rio de Janeiro. Rund 12,252 Millionen Menschen in der Stadt direkt und 21 Millionen Einwohner in der Metropolregion Grande São Paulo.
Beide Städte sind wichtige Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentren Brasiliens sowie wichtige Verkehrsknotenpunkte.
Was bleibt nun von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro?
Mit den olympischen Spielen ist eine nachhaltige Infrastruktur entstanden, die Arbeit und Wohnen vereint und natürlich auch die touristischen Hotspots verbindet. So zumindest meine Einschätzung aus 9556 km Entfernung.
Insgesamt belaufen sich die Kosten auf ca. 12 Milliarden €. Nach den Olympischen Spielen und der Fußballweltmeisterschaft 2014 ist Brasilien in eine wirtschaftliche Rezession geraten. Auch erklärbar, da die Wettkampfstätten und Infrastrukturprojekte fertig gestellt wurden. Hohe Investitionskosten sind teils vorgezogen worden. Derzeitige aktuelle Projekte aufgrund der Schuldenkrise verschoben. Olympische Spiele sind ein Großprojekt, welches wohl auch erst in ca. 50 Jahren eine Wiederholung erfahren könnte!
Aus dem Zeitungsartikel „Rio und das Erbe der Spiele“ geht hervor, dass vor Ort vieles im Argen zu liegen scheint. Es mangelt in erster Linie an privaten Trägern, die die Sportarenen betreuen. Zur Verwaltung der Anlagen wurde zu Beginn eine gemeinsame Instanz von Bundesregierung, des Gliedstaates und der Stadt Rio de Janeiro gegründet, welche unter dem Namen Autoridade Pública Olímpica (APO) das Erbe der Olympischen Spiele beaufsichtigen sollte. 2016 wurde sie aufgelöst und durch das vom Sportministerium gegründete Organ Autoridade de Governança do Legado Olímpico (Aglo) ersetzt.
Aktuell ist die Aufteilung der Sportanalagen so, dass das Aglo das Tennisstadion, die Arenen Carioca 1 und Carioca 2 sowie das Velodrom betreut, die alle im Olympiapark liegen. Die Reit- und Schiessanlagen sowie die Landhockey-Arena in Deodoro wurden von der Armee übernommen. Die Stadt Rio ist für die restlichen Sportanlagen zuständig.
Der Olympiapark ist nur am Wochenende geöffnet. Die Hallen und Stadien stehen ungenutzt im Vorort Barra de Tijuca, 30 Kilometer vom Zentrum von Rio entfernt. Einladend wirkt der Park nicht. Auch wenn er eineinhalb Mal so groß wie der Olympiapark München ist. Viel Grau, wenig grün! Die Arenen stehen dicht an dicht nebeneinander. Wohlfühlatmosphäre kommt nicht auf. Klar, dass Rio de Janeiro wenig Fläche bietet und die Favelashütten nicht ohne Grund dicht an dicht nebeneinander gebaut sind. Es fällt schwer sich in den Olympiapark Rio de Janeiro zu verlieben sowie in die Stadt eingangs beschrieben, wenn man den Olympiapark München mit all seinen Facetten schätzen und lieben gelernt hat.
Leider sind bisher nachhaltige Konzepte für die weiteren Sportanlagen noch nicht realisiert. So sollten einige schicke Hallen zu Trainingsstätten für Athleten werden. Vier öffentliche Schulen sollten aus dem Material der demontierten Handballhalle, der Arena do Futuro, gebaut werden. Die Sportsekretärin der Stadt Rio de Janeiro erklärt: „Wir haben noch nicht einmal das Geld, um die Arena abzubauen.“
Eigens für die Olympische Spiele wurde im Norden von Rio, in Deodoro, eine künstliche Wildwasserstrecke für die Kanuten angelegt. Daraus sollte nach Olympia ein Badesee für die Bevölkerung entstehen, die weit von den im Süden befindlichen Traumstränden wohnen. Vor kurzem wurde der See für Monate gesperrt. Mittlerweile ist er zu den Wochenenden offen.
Ex-Beacholympiasiegerin Jackie Silva kritisiert, dass die Nachhaltigkeit für die Stadt und das Gastgeberland durch die olympischen Spiele in den Hintergrund rückt. Vielmehr ginge es um die Vorteile der Sport-Funktionäre, der Bauunternehmer und der Politiker.
„Keiner denkt wirklich bis zum Ende, was der olympische Sport eigentlich bedeutet, was er der Welt Gutes bringen könnte. Ich habe den Eindruck, es geht nur um Macht und Geld bei dieser Geschichte – und um Korruption. Der Olympische Geist geht da irgendwo auf dem Weg verloren. Diese Leute interessiert es nicht, dass etwas Tolles entsteht. Sie wollen nur, dass ihr Vermögen wächst. Als sie hier die Olympischen Spiele organisiert haben, haben sie keinen Gedanken daran verschwendet, was die Spiele Brasilien bringen könnten. Welche Botschaft man aussenden könnte. Wie die Olympischen Spiele eigentlich rüberkommen sollten. Sie haben nur an das Geld gedacht, das sie daran verdienen.“
Aufgrund der sozialen Probleme sind große Teile der Bevölkerung ähnlicher Meinung, dass die Investitionen rausgeworfenes Geld sind und nicht bei den kleinen Leuten ankommen.
Eine neutrale Einschätzung über den Nutzen der Ausrichtung Olympischer Spiele in Rio de Janeiro ist nicht einfach sondern recht komplex und müsste sich im Nachgang einer Kosten-Nutzen-Analyse unterziehen.
Mit dem Olympiapark, neuer Wettkampfstätten und dem Athletendorf sind bleibende architektonische Bauten entstanden, die vom Olympischen Ereignis zeugen. Was bei vielen nicht mehr wahrgenommen wird, sind die Eröffnungs- und Abschlussfeiern, welche das Land oder die Stadt vorstellen und eine gesellschaftskritische Botschaft in die ganze Welt ausstrahlen.
An der Eröffnungsfeier der Spiele in Rio de Janeiro waren Hunderte von Sambatänzern beteiligt. Zusammen mit den Auftritten von Model Gisele Bündchen und Musikern wie Caetano Veloso, Ludmila Ferber und Gilberto Gil. Auf einer emotional künstlerischen Ebene richtete man einen Appell gegen Umweltzerstörung, Klimawandel und die Abholzung des Regenwaldes!
Rio de Janeiro als Auftrag zum Handeln, um den Natur- und Umweltschutz in die Industrienationen zu transferieren! Gleichzeitig zeigt Rio 2016 die gesellschaftlichen Probleme resultierend aus der sozialen Schere, Verschuldung und Kriminalität.
Olympia 2016 - Rio und das Erbe der Spiele
https://www.deutschlandfunk.de/olympia- ... _id=409645
Rio ärgert sich über die Olympischen Spiele: «Das war eine Menge rausgeworfenes Geld»
https://www.nzz.ch/sport/weiterer-sport ... ld.1301965
Ex-Gouverneur Sérgio Cabral packt aus - Wie sich Rio de Janeiro die Olympischen Spiele kaufte
https://www.tagesspiegel.de/sport/ex-go ... 28762.html
Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Was ist übriggeblieben?
Bereits zwei Jahre vor den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro fand die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien statt. Zum zweiten Mal nach 1950 beherbergte der fünfmalige Weltmeister die Teilnehmer aus 32 Ländern.
Das Eröffnungsspiel fand in São Paulo statt, das Finale wurde in Rio de Janeiro ausgetragen, wo zwei Jahre später dann die Olympischen Spiele stattfanden. Bis auf Brasilia, Cuiabá und Manaus waren die restlichen neun Spielorte an der Atlantikküste verortet. Dabei hatten die Stadien ein Fassungsvermögen zwischen 39.631 Plätzen und 74.738 Plätzen.
Vor der Vergabe der WM an Brasilien konnte keines der Stadien die FIFA-Anforderungen für Fußball-Weltmeisterschaften und anderen Sicherheitsstandards erfüllen. Für 2.53 Milliarden € wurden mehrere Stadien daraufhin neu gebaut oder modernisiert. In den Spielorten Natal, Manaus, Brasilia und Cuiaba gab es 2014 keinen erstklassigen stadionfüllenden Fußball.
Im Rahmen der WM investierte Brasilien für den Um- und Neubau der zwölf Stadien, der Verkehrsinfrastruktur, der innerstädtischen Infrastruktur und der Telekommunikation sowie für Hotels und den Sicherheitsbereich rund 10,5 Milliarden Euro.
Fußball ist ähnlich wie in Deutschland, England, Italien, Argentinien ein wichtiges (Sport-) Kulturgut Brasiliens.
Vielleicht auch ein Weltkulturgut, das in Brasilien sehr gut aufgehoben ist. Fußball wird in Brasilien überall gespielt. Sowohl in den Favelas als auch am Strand jeweils barfuß. Nicht so gut organisiert wie in den Nachwuchsleistungszentren in Europa. Dafür mit Herz und sehr viel Spielfreude, Technik und Magie.
Der sechste WM-Titel ist Brasilien verwehrt geblieben. Der Fußballgott hat Deutschland auserkoren, dass sich im Campo Bahia sehr wohlfühlte. Ähnlich wie 1950 triumphierte also ein anderes Land in Maracana. Ganz Brasilien war in tiefer Depression. Erst der Gewinn des Olympischen Fußballturniers zwei Jahre später ließ Brasilien die Alltagsprobleme vergessen und das Land aufjubeln.
WM-Bilanz in Brasilien - Die Schattenseiten der Fußballparty
https://www.spiegel.de/sport/fussball/w ... 80949.html
Ein Jahr nach der WM - Was wurde aus dem Campo Bahia?
https://www.spiegel.de/sport/sonst/camp ... 43822.html
Welche Effekte haben die beiden großen Sportveranstaltungen in Brasilien?
Ähnlich wie Südafrika ist auch Brasilien ein Schwellenland mit wirtschaftlichen und sozialen Problemen. Anders als die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika 2010 sollte Brasilien aus eigener Kraft die Möglichkeit haben, die vielen Stadien auch zu nutzen, sofern die Betriebskosten für die Fußballvereine darstellbar sind. Der Stellenwert von Fußball in Brasilien ist ähnlich hoch wie in Europa.
Für Südafrika besteht u.a. die Möglichkeit anderweitige landestypische Sportarten in die Stadien zu bringen. Im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft in Südafrika fiel auch der Begriff der Weißen Elefanten. Hierunter zählen Stadien, die nach dem Event nicht mehr genutzt werden. Somit mit viel Geld für ein sportliches Ereignis gebaut wurden. Nachhaltige Stadionbauten sehen ein Nutzungskonzept über mehrere Jahre vor, welches z.B. Konzerte oder die ein oder andere Sportart einbindet.
Rio de Janeiro war schon immer eine Topdestination für Touristen. Die Effekte auf den Tourismus vor, während und nach den Olympischen Spielen dürfte auf einem ähnlichen Niveau liegen. Anders sieht es bei weniger bekannten Austragungsorten aus, die durch die Olympischen Spiele nachhaltig touristisch profitieren. Nehme man Sotschi als Vergleich, so ist der Effekt Olympischer Spiele auf die Stadt als Tourismusdestination wesentlich höher als bei Rio de Janeiro.
Großereignisse haben Einfluss auf das Leben der Menschen in der gastgebenden Region. Positiv wie auch vereinzelt leider negativ. Olympische Spiele generieren sehr viele Einnahmen aber auch Ausgaben, die teils andere Ausgaben verdrängen. Besonders gravierend fällt dieses Missverhältnis z.B. im Gesundheits- und Sozialwesen auf. Verstärkt, wenn ein Land sich in der Rezession befindet. Vielleicht müsste hier das IOC intervenieren, da der Imageschaden die Olympischen Spielen nachhaltig trifft.
Generell stehen Gelder, die für die Olympischen Spiele verwendet werden, nicht in gleichem Umfang für alternative Projekte zur Verfügung. Die Ausgaben setzen sich aus Steuergeldern aber auch aus TV-Geldern, Sponsoring, Tickets, Lizenzen, etc. zusammen. Letztere würden ohne die Austragung der Olympischen Spiele nicht realisiert werden.
Durch die Olympischen Spiele bzw. die Fußballweltmeisterschaft werden Wohlfahrts-, Image- und soziokulturelle Wirkungen angestrebt.
Ein großes Sportereignis kann auch als eine große Chance gesehen werden. Hierbei kann die Austragung Olympischer Spiele oder Fußballweltmeisterschaften dazu führen, dass ein langfristiger Nutzen, ein sogenannter Event-Legacy, erzielt wird, indem ein gewünschter Wachstumspfad weiterentwickelt wird. Die Investition führt langfristig zu erhöhter Produktivität der Unternehmen, erhöhter Lebensqualität der Bevölkerung und trägt zu einer positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung bei.
Zukunftsfähig auch für andere Bewerbungen sind nachhaltige Konzepte wie für die Arena do Futuro. Aus dem Material der demontierten Handballhalle sollten vier öffentliche Schulen entstehen. Die Kombination Wettkampfstätte mit Bildungseinrichtung ist auch für Kinder aus den Favelas eine Kombination des Orientierens und des Träumens.
Generell warten auf Rio de Janeiro wie auch auf das Land Brasilien viele Lösungen für Umweltprobleme, soziale Spannungen, Bildung, Kriminalität oder Schulden!
Rio de Janeiro ist eine Stadt, die Werbung für weitere Entwicklungsländer macht mit all ihren Problemen aber auch vielen Sehenswürdigkeiten. Es gibt Leute mit Geld, die dieses in Projekte vor Ort investieren könnten.
Made in Brasil! Irgendwie Sexy!
XIV. Von Rio bis nach Paris!
Rio-Erklärung über Umwelt und Entwicklung
Brasilien, genauer Rio de Janeiro, war 1992 im öffentlichen Fokus als „Austragungsort“ des ersten Erdgipfels. 178 Länder sowie eine breite Beteiligung von Nicht-Regierungs-Organisationen aus vielen Ländern nahmen an der Konferenz teil.
In der Deklaration von Rio über Umwelt und Entwicklung wurde verabschiedet, dass wirtschaftlicher Fortschritt langfristig einzig und allein in Verbindung mit Umweltschutz möglich ist. Dazu ist eine neue und gerechte Partnerschaft unter Beteiligung der Regierungen, des Volkes und der Schlüsselelemente der Gesellschaften nötig.
Im Kern geht es darum internationale Vereinbarungen zum Schutz der Umwelt und des Entwicklungssystems zu treffen, wobei die Umweltpolitik nicht in ungerechtfertigter Weise zu Einschränkungen des internationalen Handelns missbraucht werden dürfe.
Erstmals wurde das Recht auf nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development) formuliert. Insgesamt 27 Prinzipien (Grundsätze) umfasst die Deklaration, zu der auch das Vorsorge- und das Verursacherprinzip zum Schutz der Umwelt aufgenommen wurden.
https://www.un.org/Depts/german/conf/agenda21/rio.pdf
Allgemein wurde die Konferenz als positiver Schritt für eine globale Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft betrachtet.
Auf der sogenannten Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in Rio de Janeiro 1992 wurde die 359 Seiten lange Agenda 21 beschlossen, die sich auf Soziale und wirtschaftliche Dimensionen, Erhaltung und Bewirtschaftung der Ressourcen für die Entwicklung, Stärkung der Rolle wichtiger Gruppen und Möglichkeiten der Umsetzung fokussiert.
Abgeleitet aus der Agenda 21 mit einem vierzig Punkte umfassenden Aktionsprogramm, sollten die lokalen Agenden diese vor Ort realisieren.
http://www.agenda21-treffpunkt.de/archi ... /index.htm
https://www.un.org/Depts/german/conf/ag ... nda_21.pdf
"Global denken - lokal handeln": Unter diesem Motto wurde seit der Konferenz von Rio in vielen Städten und Gemeinden versucht, den Gedanken einer nachhaltigen Entwicklung auf lokaler Ebene umzusetzen.
Aus der Rio-Konferenz resultierte auch die Klima-Rahmenkonvention, dass Treibhausgase in der Atmosphäre auf einem Niveau stabilisiert werden solle, so dass keine Gefahr für das Klimasystem der Erde entstehe.
Kyoto-Protokoll 1997
Das Kyoto-Protokoll wurde von 183 Staaten unterzeichnet und sah für die großen Industrienationen bis 2015 die Reduzierung der CO2-Emissionen um 5 % gegenüber 1990 vor. Jährlich soll(t)en Klimakonferenzen (Conference of Parties – COP) die Ziele überprüfen.
Rio 2012 oder Rio+20
Galt Rio 1992 wegweisend für die Bildung einer globalen Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft, so ist zwanzig Jahre nach dem Ersten Erdgipfel in Rio de Janeiro und dem auslaufendem Kyoto-Protokoll Ernüchterung eingetreten.
Der große Wurf blieb mit Rio 2012 aus. Die Teilnehmer bekannten sich zu nachhaltigem Wirtschaften als auch dem Modell der Green Economy. Desweiteren wurden gemeinsame Ziele im Kampf gegen den Hunger, Armut, Bodenerosion, den Klimawandel und dessen Folgen formuliert sowie die Millenniumsziele bekräftigt.
Es wurden keine verbindlichen Abmachungen für die Umsetzung der erarbeiteten Ziele getroffen.
Die Konferenz in Rio 1992 brachte wichtige Dokumente wie die Erklärung von Rio über Umwelt und Entwicklung, die Klimarahmenkonvention, das Biodiversitätsabkommen und die Agenda 21 auf den Weg. Schaut man 2012 auf das Ergebnis, so wurde der zu Beginn der Konferenz eingereichte Entwurf als Abschlusserklärung verabschiedet.
Speziell der Klimawandel hat an Relevanz zugenommen. Ein schnelles effektives Handeln ist/wäre unumgänglich. Daher wurde Rio 2012 zu Recht als enttäuschend eingestuft.
Paris 2015 (COP21): Weltklimakonferenz
Am 12. Dezember 2015 einigten sich die Teilnehmerländer auf ein weitreichendes Klimaabkommen, welches die Erwärmung des globalen Klimas auf weniger als 2°Grad, möglichst 1,5°Grad, bis 2100 beschränkt. Im Gegensatz zum Kyoto-Protokoll haben sich nach vielen Jahren intensiver Verhandlungen fast alle Staaten dazu verpflichtet eigene selbstbestimmte nationale Klimaschutzziele (NDC =Nationally Determined Contributions) zu definieren.
Im Zyklus von fünf Jahren sieht das Abkommen vor neue Ziele vorzulegen, die deutlich ambitionierter als die vorigen sind. Die Einhaltung der Verpflichtungen wird durch ein Komitee zur Umsetzungskontrolle sowie Regeln zur Transparenz sichergestellt.
Ärmere weniger entwickelte Länder werden finanziell sowie durch Wissens- und Technologietransfer unterstützt, ihre Maßnahmen zum Klimaschutz umzusetzen.
Mit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens, haben nun alle Marktteilnehmer langfristige und zuverlässige Entscheidungsgrundlagen, um die Weltwirtschaft auf klimafreundliche Weise zu transformieren.
Zusammen mit den EU-Mitgliedsstaaten hat Deutschland sich verpflichtet bis 2030 eine Treibhausgasemissionsreduktion von mindestens 40% verglichen mit 1990 zu erreichen. Die EU-weiten Treibhausgase sollen bis 2050 um 80 bis 95% reduziert werden (bezogen auf 1990).
Paris ist als deutliches Signal für eine neue bessere Klimapolitik zu werten! Und fordert ein Wirtschaften, das die natürliche Grenze des Planeten berücksichtigt!
XV. Time For Change!
Die Worte des Präsidenten von Ecuador Lenin Moreno und des bolivianischen Präsidenten Eva Morales hallen noch nach. Auch wenn sie wohl bei vielen in wenigen Wochen in Vergessenheit geraten werden. Leider! Die Amazonaskrise trifft zunächst diejenigen, die sich nicht wehren können. Sowohl die Urwaldbewohner als auch die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Auch die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, mit einem klaren Statement zum Klima, sollte noch im Gedächtnis der Entscheidungsträger sein: 50% des Klimaabkommen basieren auf dem Waldschutz. Dabei ist der Amazonas so groß wie Europa und speichert große Mengen an CO2. Wird aus dem Regenwald Weidefläche für Rinder, so wird der Treibhauseffekt mindestens doppelt verstärkt, da auch noch Methan freigesetzt wird.
Warum sollte sich Deutschland für eine aktive(re) Klimapolitik einsetzen?
Seit Beginn der Industrialisierung (1880) ist die globale Durchschnittstemperatur um ca. 1° Grad angestiegen. In Deutschland beträgt der Anstieg ca. 1,5°Grad und ist somit höher als im globalen Mittel. Gemessen wird die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre und der Meere. Laut Weltklimarat würde eine Erwärmung um mehr als 2°Grad bis 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau gravierende Folgen haben
Die Erdatmosphäre ist durch den anthropogenen (menschlich zurückzuführenden) Treibhauseffekt einer stetigen schnellen Erwärmung ausgesetzt, die zu vielfach unumkehrbaren Auswirkungen für Mensch und Natur führen. Ursachen für die Erwärmung sind der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und Fluorierte Gase. Zu unterscheiden ist der natürliche Treibhauseffekt, der dafür verantwortlich ist, dass die Durchschnittstemperatur der Erde bei etwa +14 °C liegt. Ohne den natürlichen Treibhauseffekt läge sie bei etwa −18 °C.
Was passiert bei einer stärkeren Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre?
Treibhausgase lassen die von der Sonne kommende kurzwellige Strahlung weitgehend ungehindert auf die Erde durch, absorbieren aber einen Großteil der von der Erde ausgestrahlten Infrarotstrahlung. Dadurch erwärmen sich die Treibhausgase und emittieren selbst Strahlung im langwelligen Bereich. Diese atmosphärische Gegenstrahlung bewirkt, dass Energie im Bereich der Erdoberfläche verbleibt und den Treibhauseffekt steigert.
Durch die Globale Erwärmung erwarten Klimaforscher Meereis- und Gletscherschmelze, ein Meeresspiegelanstieg, das Auftauen von Permafrostböden, wachsende Dürrezonen und zunehmende Wetter-Extreme. Die Auswirkungen werden für Mensch und Tier spürbar sein.
Die Höhe und Dauer der Erderwärmung bestimmen das Ausmaß der Folgen. Diese können teils irreversibel sein. Zudem unterscheidet man Kippelemente im Erdsystem, die die globale Erwärmung ihrerseits wieder beschleunigen, etwa durch Freisetzung des Treibhausgases Methan aus den aufgetauten Permafrostböden.
Würde man keine zusätzlichen Maßnahmen treffen, dann wäre ein Temperaturanstieg um mehr als 3% höchstwahrscheinlich.
Die Kosten für den Klimaschutz sind mit großer Sicherheit geringer als die Kosten für die späteren Klimafolgen! Daher sollte man proaktiven Umwelt- und Klimaschutz betreiben. Nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit.
Mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 ist eine Basis gelegt, um die globale Erwärmung auf 1,5°Grad zu reduzieren.
Wie viel CO2 verbrauchen die großen Industrienationen?
Mehr als 50% der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger wird von China, USA, Indien und Russland verursacht. Von 1990 bis 2015 stiegen die globalen CO2-Emissionen aus Kohle, Erdöl und -gas von rund 21 auf über 32 Mrd. Tonnen pro Jahr. Mehr als die Hälfte des Zuwachses erzeugte China, das mittlerweile mit ca. 25% als größter CO2 Emittent gilt, gefolgt von den USA (17%), Indien (6%), Russland (5%), Japan (4%) und Deutschland (2,5%).
Werden die Pro-Kopf-CO2-Emissionen ausgewertet, dann rangieren Katar, Vereinigte Arabische Emirate und Saudi Arabien in 2016 auf den ersten drei Plätzen mit Ausstößen zwischen 30,77t und 16,34 t CO2 pro Kopf. Würde man die drei Staaten rausnehmen, so wären Australien (16t), USA (14,95t), Kanada (14,91t) auf den ersten drei Plätzen, gefolgt von Südkorea (11,5t), Russland (9,97t), Niederlande (9,23t), Japan (9,04t) und Deutschland (8,88t).
China befindet sich mit 6,57t auf dem 14ten Platz. Aufgrund der Bevölkerungszahl von 1,4 Milliarden Menschen ist China allerdings der wichtigste Emittent. Im Durchschnitt verbraucht der Mensch 4,8 t CO2 im Jahr.
https://www.co2online.de/klima-schuetze ... mittenten/
https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/ ... 018_bf.pdf
https://de.statista.com/statistik/daten ... einwohner/
Viele Zahlen… Mehr Umweltbewusstsein lokal?! Mehr Umweltbewusstsein global!!!
Durch den Ausstieg aus der Atomenergie und den Umstieg auf die Erneuerbaren Energien hat Deutschland seine internationale Vorreiterrolle im Klimaschutz vermeintlich eingebüßt.
Zwischen 1990 und 2017 waren allerdings in fast allen Sektoren rückläufige Emissionswerte feststellbar. Ausgehend von 1251 Tonnen CO₂ - Äquivalenten in 1990 ist der Gesamtausstoß um 27,5% auf 907 Tonnen CO₂ - Äquivalenten in 2017 gesunken. Bis 2030 soll die Reduktion auf 55% vollzogen werden.
Den größten Anteil an den Gesamtemissionen hatte 2017 der Energiesektor mit 35,8%. Es folgen der Industriesektor mit 22,1%, der Verkehrssektor mit 18,4%, der Gebäudebereich (Haushalte, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen) mit 14,6%, der Landwirtschaft mit 8,1% und der Abfallwirtschaft mit 1,1%.
Lediglich der Verkehr ist auf einem konstant schlechten Niveau zu 1990 geblieben. Alle anderen Sektoren weisen Reduktionen zwischen 75% in der Abfallwirtschaft und 22% in der Landwirtschaft auf. So recht habe ich die Zahlen nicht kapiert. Am liebsten würde ich da mal oinen Experten konsultieren..
Ähnlich wie bei den letzten politischen Wahlen drängt das Umweltbewusstsein der Bevölkerung in den Fokus von Gesellschaft, Industrie und letztlich wieder in die Politik. Am Freitag den 20. September tagte das Klimakabinett der Regierung. Zugleich fand vom 21. September bis zum 23. September der UN-Klimagipfel in New York statt. Am 2.Dezember beginnt in Santiago de Chile die UN-Klimakonferenz 2019!
Der Hambacher Forst scheint gerettet zu sein! Als Rheinland-Pfälzer positiv zu bewerten. Ein Symbol der Nachhaltigkeit gegen die Braunkohle erkauft mit Windrädern vor der Dorfkulisse? Green and Grey? Oder Grey and Green? Ein Spannungsfeld welches Feingefühl erfordert. Eigentlich unlösbar. Ich mag die Solidarität der Kumpel untereinander. Ich mag den nachhaltig wirtschaftenden Ökobauer mit Übernachtungsmöglichkeit.
„The world is calling us“(Ursula von der Leyen). Globale Klimaverantwortung als Zukunftschance! Der Ruf der Deutschen und Europäer als Exportweltmeister ist gefragt, wenn es darum geht zukunftsorientierte Technologien und Innovationen zur Verbesserung der Umwelt in anderen Ländern neu einzuführen. Effektiv und Effizient..
Wie geht es weiter mit dem Klima? Erst mal politisch! Schaust aufs Klimakabinett der Regierung
Nach einer knapp 19-stündigen Sitzung einigte sich die Regierung aus SPD und CDU auf ein Maßnahmenpaket mit dem die Bundesrepublik ihre verbindlichen Klimaschutz-Ziele für 2030 schaffen will. Insgesamt hat das schwarz-rote Klimaschutzpaket ein Gesamtvolumen von mehr als 50 Milliarden Euro.
Inhaltlich umfasst das Maßnahmenpaket folgende Punkte
1.) CO₂-Preis: Als zentrales Element soll klimaschädliches Kohlendioxid (CO₂) einen Preis bekommen und Benzin und Diesel, Heizöl und Erdgas verteuern - es ist aber ein Einstieg auf einem moderaten Niveau geplant. Die CO₂-Bepreisung soll 2021 mit einem Festpreis für Verschmutzungsrechte von zehn Euro pro Tonne CO₂ starten. Bis 2025 soll der Preis schrittweise auf 35 Euro steigen. Erst danach soll der Preis der Verschmutzungsrechte sich über den Markt bilden und innerhalb eines Korridors von Angebot und Nachfrage bestimmt werden. Mit diesen Verschmutzungsrechten müssen nicht die Endkunden handeln, sondern Unternehmen, die fossile Heiz- und Kraftstoffe in Verkehr bringen oder liefern. Trotzdem wird es dadurch an der Tankstelle und beim Heizen teurer.
2.) Höhere Pendlerpauschale: Im Gegenzug für den CO₂-Preis, der dem Staat Milliarden an Mehreinnahmen bringt, soll unter anderem die Pendlerpauschale steigen. Pro Entfernungskilometer sollen demnach 35 statt 30 Cent von der Steuer abgesetzt werden können - aber erst ab dem 21. Kilometer und befristet bis Ende 2026.
3.) Billigere Bahn- und teurere Flugtickets: Die Koalition will zudem Bahnfahren billiger und Flüge teurer machen. So soll die Mehrwertsteuer auf Bahntickets im Fernverkehr von derzeit 19 auf sieben Prozent sinken. Im Gegenzug soll die Luftverkehrsteuer für Starts von deutschen Flughäfen zum 1. Januar 2020 angehoben werden.
4.) Mehr Elektroautos: Um die schwache Nachfrage nach Elektroautos zu erhöhen, soll die von Bund und Herstellern getragene Kaufprämie erhöht werden - für Autos mit einem Preis von unter 40 000 Euro. Die Kfz-Steuer soll stärker als bisher an den CO₂-Emissionen ausgerichtet werden. Elektroautos werden bis 2025 von der Kfz-Steuer ausgenommen.
5.) Abkehr von Ölheizungen: Wer eine alte Ölheizung gegen ein klimafreundlicheres Modell auswechselt, soll mit einer "Austauschprämie" von bis zu 40 Prozent der Kosten gefördert werden. Der Einbau neuer Ölheizungen soll von 2026 an verboten sein - "in Gebäuden, in denen eine klimafreundlichere Wärmeerzeugung möglich ist". Für die energiesparende Gebäudesanierung ist eine steuerliche Förderung geplant. Die höheren Energiekosten sollen auch bei staatlichen Leistungen wie Hartz-IV-Zahlungen berücksichtigt werden.
6.) Mehr Ökostrom: Zwar soll die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms ab 2021 gesenkt werden, aber der Ausbau des Ökostroms soll beschleunigt werden. Derzeit stockt vor allem der Ausbau der Windkraft an Land, weil es lange Genehmigungsverfahren und viele Klagen gibt. Um die Akzeptanz für neue Windräder zu erhöhen, sollen Kommunen künftig eine finanzielle Beteiligung am Betrieb von Anlagen erhalten. Beim Ausbau von Photovoltaik soll eine bisherige Förder-Begrenzung aufgehoben werden.
Quelle:
https://www.sueddeutsche.de/politik/kli ... -1.4609673
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Klima-Ergebnisse der Bundesregierung - Mehr Päckchen als Paket
https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 87857.html
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https://www.zeit.de/politik/deutschland ... nett?print