Rettet die Corona-Krise den FCK?
Auf den ersten Blick ist es ein absurder Gedanke. Tatsächlich aber könnte dieser absurde Gedanke Realität werden. Aufgrund der Corona-Krise, könnte der 1. FC Kaiserslautern in die geplante Insolvenz gehen. Ein Gedankenspiel.
Rund 12 Millionen Euro fehlen dem 1. FC Kaiserslautern (Stand 1.4.2020), um die Lizenz für die kommende Drittliga-Saison zu bekommen. Hinzu kommt eine zweistellige Millionensumme an Schulden. Alleine bei der Stuttgarter Finanzfirma Quattrex steht der Verein mit 8 Millionen Euro in der Kreide. Aber jetzt könnte der FCK seine Schulden auf einen Schlag loswerden.
Voraussetzung dafür ist, dass der Deutsche Fußball Bund (DFB) den Beschluss der Deutschen Fußball-Liga (DFL) übernimmt, und auch in der 3. Liga die bislang geltende Regelung, dass es im Falle einer Insolvenz Punktabzüge gibt, für ein Jahr aussetzt. Nur dann hätte der 1. FC Kaiserslautern keine Strafe zu erwarten und würde - nach derzeitigem Tabellenstand - nicht zwangsweise absteigen. Der DFB hat auf Anfrage von SWR Sport angekündigt, "zeitnah" eine Entscheidung in dieser Frage zu treffen. Nach Informationen von SWR Sport soll diese Sitzung schon am Mittwochnachmittag stattfinden.
Sollte der DFB dem Beschluss der DFL folgen und würde der FCK daraufhin Insolvenz anmelden, dann wäre das eine sogenannte "Planinsolvenz". Für die Roten Teufel ein legaler wie gangbarer Weg aus der Schuldenkrise. (…)
Quelle und kompletter Text: SWR
Weitere Links zum Thema:
- Punktabzüge und Liquidität: DFL passt Lizenzierung an (Kicker, 31.03.2020)
Ergänzung, 03.04.2020:

Ein Teil der regionalen Investorengruppe bei der FCK-Mitgliederversammlung 2019
Regionale Investoren drohen nicht mit Klage
Muss der 1. FC Kaiserslautern im Falle einer Planinsolvenz juristischen Ärger mit seinen regionalen Investoren befürchten? "Nein", sagt einer der Geldgeber, und weist damit anderslautende Medienberichte zurück.
Gegenüber Der Betze brennt sagte Dieter Buchholz, früher Aufsichtsratsvorsitzender, heute Sponsor und Investor beim FCK, zu den kursierenden Medienberichten: "Diese Meldungen sind nicht zutreffend. Warum sollte jemand von uns den FCK verklagen? Ich war selbst überrascht, als ich das vorgestern gelesen hatte, und habe mich sofort mit zwei der anderen Investoren in Verbindung gesetzt. Die hatten die Berichte über eine mögliche Planinsolvenz noch gar nicht mitbekommen, geschweige denn lassen sie strafrechtliche Schritte prüfen. Also nochmal: Das stimmt nicht."
Buchholz: "Warum sollte jemand von uns den FCK verklagen?"
Am Mittwochabend hatte die "Bild" folgendes geschrieben, nachdem zuvor der "SWR" über eine Planinsolvenz als mögliche Option für den FCK berichtet hatte: "Sollte Lautern mit der Insolvenz planen, lassen auch die regionalen Investoren, die bereits bezahlt haben, prüfen, ob der strafrechtliche Vorwurf der Insolvenzverschleppung und des Betruges gegeben ist."
Nicht die Investoren, sondern die Kreditgeber verlören das meiste Geld
Was ebenfalls gegen diese These spricht: Die Investoren würden im Falle einer Planinsolvenz ihre Aktien-Anteile weiter behalten. Viel größere Verluste würden die Kreditgeber des FCK einfahren, die wahrscheinlich einen Großteil ihrer Gelder abschreiben müssten.
Die regionale Investorengruppe besteht aus den sechs langjährigen Sponsoren der Roten Teufel, die vor einem Jahr die ersten FCK-Anteile im Wert von 750.000 Euro gekauft hatten: Annemarie Becker, Dieter Buchholz, Axel Kemmler, Giuseppe Nardi, Dr. Peter Theiss und Steffen Wick. Hinzu kommen soll beim Kauf weiterer Anteile als siebter Investor noch der Kaiserslauterer Unternehmer Klaus Dienes.
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Ein Gedankenspiel: Planinsolvenz als Option für den FCK? (SWR, 01.04.2020)
- Medien: FCK-Gespräche mit Investoren laufen gut (Der Betze brennt, 02.03.2020)
Ergänzung, 04.04.2020:

FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt steht vor schweren Verhandlungen und Entscheidungen
Im Blickpunkt
Fragen und Antworten zur möglichen Planinsolvenz
Wird beim 1. FC Kaiserslautern eine geplante Insolvenz vorbereitet? Wäre dieses Szenario der Horror oder könnte es sogar eine Chance sein? Wir haben Fragen und Antworten zu einem komplexen Thema zusammengetragen.
"Um unserer Verantwortung gegenüber dem Klub gerecht zu werden, prüfen wir selbstverständlich alle Optionen, die sich aus der Situation ergeben", hat FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt am Mittwoch gegenüber den Medien mitgeteilt. Mehr möchten die Klubbosse zu dem heiklen Thema erst einmal nicht sagen.
Nach Informationen von Der Betze brennt ist eine Planinsolvenz aber noch keinesfalls beschlossene Sache. Zuerst soll vielmehr weiter an einer Sanierung des Vereins gearbeitet werden - erst wenn die Sanierung scheitert, könnte eine Insolvenz der nächste zwangsläufige Schritt sein.
Für den Fall einer Insolvenz hat der DFB am Freitag eine Lockerung seiner Regeln bekanntgegeben: Auf den sonst üblichen Abzug von neun Punkten wird aufgrund der Coronakrise vorläufig verzichtet. Sportlich würde eine Insolvenz also keine gravierenden Folgen haben. Finanziell und juristisch wäre aber dennoch eine ganze Menge zu beachten. Wir geben einen ersten Überblick:
Was bedeutet das: "Der FCK plant keine Insolvenz, sondern eine Sanierung"?
Der Begriff "Sanierung" ist im Wirtschaftsleben fest definiert. Beim FCK bedeutet das vor allem, dass viele Gespräche geführt werden, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Neben den schon lange laufenden Verhandlungen mit potenziellen Investoren werden jetzt verstärkt auch die Gläubiger angesprochen - mit dem Ziel, die Schulden des FCK zu reduzieren und so mehr Freiraum für die Zukunft zu schaffen.
Bei Wikipedia findet man zur "Sanierung" folgende Beschreibung, die auch auf den FCK zutreffen könnte: "Reichen innerbetriebliche Sanierungsmaßnahmen nicht aus, müssen externe Maßnahmen ergriffen werden. Häufig genutzte Sanierungsmaßnahmen erfolgen beim betroffenen Unternehmen in Kooperation mit seinen Gläubigern, insbesondere Kreditinstituten und Lieferanten. Diese können konkret zur Sanierung beitragen, indem sie ihre Forderungen stunden, umschulden oder - als radikalste Maßnahme - darauf im Rahmen eines Schuldenerlasses verzichten. Zudem ist die Bestellung eines externen Sanierungsberaters ratsam."
Zusammen mit dem externen Sanierungsberater erstellt der FCK ein Sanierungskonzept, mit dem er bei den Gläubigern vorstellig wird. Als positives Beispiel für eine Sanierung im deutschen Fußball gilt Borussia Dortmund: Der BVB konnte 2004/2005 eine Insolvenz in allerletzter Sekunde noch abwenden und im gleichen Atemzug die Basis für seine erfolgreiche Zukunft legen.
Wer sind die Gläubiger des FCK? Werden sie einem Schuldenerlass zustimmen? Welche Möglichkeiten gibt es sonst noch?
Die erste Frage ist einfach zu beantworten, die zweite umso schwerer. Die meisten Schulden hat der FCK bei der Stuttgarter Kreditfirma Quattrex, bei der Ex-Finanzchef Michael Klatt von 2016 bis 2019 mehrere üppig verzinste Darlehen in Gesamthöhe von rund 8 Millionen Euro aufgenommen hatte. Würde Quattrex einem Schuldenerlass von 50, 75 oder vielleicht sogar 90 Prozent zustimmen? Weitere Millionen schuldet der FCK seinem Vermarkter Lagardere Sports, den Banken - sowie Flavio Becca und seinen eigenen Fans.
Bei Beinahe-Investor Becca bestünde auch noch die Möglichkeit, die 2,6 Millionen Euro schwere Bürgschaft in Eigenkapital umzuwandeln. Ein unterschriftsreifer Vertrag liegt schon seit September vor.
Auch eine Verschiebung demnächst fälliger Schulden in die fernere Zukunft könnte ein Teil der Lösung sein, werden doch nach jetzigem Stand mehr als 4,5 Millionen Euro Rückzahlung an Quattrex und Becca in diesem Sommer fällig.
Am wahrscheinlichsten wäre im Erfolgsfall wohl eine Kombination aus den genannten Möglichkeiten. Das Endergebnis, ob große Schulden erlassen, gestundet und/oder umgewandelt werden, oder ob die Gläubiger stur bei ihren Forderungen bleiben, hängt maßgeblich vom Verhandlungsgeschick der FCK-Verantwortlichen ab.
Was passiert, wenn die Sanierung scheitert?
Dann würde dem FCK tatsächlich die Insolvenz drohen. Auch in diesem Fall wäre der externe Sanierungsberater weiter ein wichtiger Mitstreiter der FCK-Verantwortlichen.
Warum droht dem FCK jetzt die Insolvenz?
Bis März befanden sich die Verantwortlichen noch in "guten Gesprächen", wie sie stets betonten. Diese Gespräche mit potenziellen Investoren sind aber jetzt zum Erliegen gekommen, weil die Welt wegen des Coronavirus stillsteht. Die Geldgeber müssen sich erstmal um ihre eigenen Unternehmen kümmern, außerdem ist die Fortsetzung des Fußballbetriebs noch nicht absehbar. Für die Durchfinanzierung der kompletten kommenden Saison (bis 30. Juni 2021) hatte der FCK zuletzt mit rund 12 Millionen Euro geplant, die noch aufgetrieben werden müssten. Ohne Schuldenerlass, ohne Stundungen und ohne Investoren ist diese hohe Summe kaum zu erreichen, zumal auch teure Spielerverkäufe in der jetzigen Phase kaum stattfinden.
Was ist der Unterschied zwischen der jetzt diskutierten Planinsolvenz und einer "normalen" Insolvenz?
Jeder Insolvenz-Fall wäre sehr schlimm, sonst würde der FCK sich nicht seit nunmehr 17 Jahren mit allen Mitteln gegen dieses Szenario wehren.
Allerdings hätte eine Planinsolvenz (juristischer Fachbegriff: "Eigenverwaltung") für den FCK doch einige erhebliche Vorteile gegenüber einer Regelinsolvenz: Alle gültigen Verträge würden weiterlaufen, also auch die mit den Spielern sowie der Stadionpachtvertrag. Zusammen mit einem beratenden und aufsichtführenden Sachwalter, der vom Amtsgericht geschickt wird, hätte FCK-Geschäftsführer Voigt allerdings ein Sonderkündigungsrecht. Der für die nächsten zwei Jahre reduzierte Stadionvertrag könnte also beispielsweise neu verhandelt werden - was eine Chance bieten, aber auch wieder unschöne Nebengeräusche mit sich bringen würde.
Bei einer Regelinsolvenz hingegen wäre ein vom Amtsgericht bestimmter Insolvenzverwalter der neue "Chef" im Hause FCK. Seine Aufgabe wäre es, noch möglichst viel vom FCK zu Geld zu machen, um die Schulden bei den Gläubigern zu bedienen. Geschäftsführer Voigt und seine Mitstreiter hätten viel weniger eigenen Handlungsspielraum.
Wie wäre der weitere, auch zeitliche Ablauf eines Insolvenzverfahrens?
Eines ist klar: Ein Insolvenzverfahren würde den FCK mehrere Monate lang beschäftigen, vielleicht sogar noch länger. Die Maßnahmen unterscheiden sich inhaltlich gar nicht so sehr vom oben beschriebenen Sanierungsprozess, allerdings würden sie dann eng vom Amtsgericht begleitet. Ein aufwändiger Insolvenzplan wird erstellt und später in einer Gläubigerversammlung zur Abstimmung gestellt. Auch hier würde es wieder hauptsächlich um einen Schuldenerlass für den FCK gehen, außerdem um die Verteilung des noch vorhandenen Geldes. Wenn die Mehrheit der Gläubiger (es gilt die Mehrheit des Kapitals, nicht die Mehrheit der Personen) auf der Versammlung zustimmt, dann wäre das Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen.
Welche sportlichen Konsequenzen drohen bei einer Insolvenz?
Normalerweise belegen DFL und DFB insolvente Klubs mit einem Abzug von neun Punkten. Der FCK würde damit in der aktuellen Tabelle auf einen Abstiegsplatz stürzen. Diese Regelung wurde aber am Freitag wegen der Coronakrise offiziell ausgesetzt: Wenn ein Klub noch in dieser Saison einen Insolvenzantrag stellt, gibt es gar keinen Punktabzug, nächste Saison werden drei Punkte fällig. Zumindest sportlich hätte eine Insolvenz also erstmal keine negativen Folgen für den FCK oder auch für andere Vereine.
Und was wären die wirtschaftlichen und die sonstigen Folgen einer Insolvenz?
Von außen betrachtet klingt eine Planinsolvenz fast schon verlockend, zumindest wenn man es durch die FCK-Brille sieht: Die Roten Teufel wären einen Großteil ihrer rund 20 Millionen Euro Schulden los, würden alleine durch gesparte Zinszahlungen rund eine Million Euro pro Jahr zusätzlich zur Verfügung haben. Ein Traum - oder?
Die Kehrseite der Medaille wäre jedoch der Image- und Vertrauensverlust, den eine Insolvenz unweigerlich mit sich bringen würde. Mit einem millionenschweren Kreditfunternehmen wie Quattrex müsste man gewiss kein Mitleid haben, erst recht wenn man sich als FCK-Fan an die Einmischung dieser Firma im Mai 2019 erinnert. Aber potenzielle zukünftige Geldgeber würden sich für lange Zeit an die Insolvenz des FCK erinnern und in Frage stellen, ob sie diesem Unternehmen ihre Millionen wirklich anvertrauen sollen.
Was wäre mit dem Geld der Fans?
Dies wäre der moralisch wohl fragwürdigste Punkt, ebenfalls mit der FCK-Brille betrachtet: Knapp 3 Millionen Euro hat der FCK vor einem Jahr als Fremdkapital von seinen treuen Fans gesammelt, kombiniert in der Betze-Anleihe II und im Crowdlending ("Kapilendo"). Diese 3 Millionen Euro von den Fans wären bei einer Insolvenz höchstwahrscheinlich verbrannt, zumal von der Insolvenzmasse zunächst andere Gläubiger wie beispielsweise wieder Quattrex vorrangig bedient würden. Zwar nicht alle, aber doch viele dieser Betroffenen werden sich gut überlegen, ob sie dem FCK nochmal ihr oft knapp bemessenes Geld geben.
Wer würde im Insolvenzfall über den Verkauf von Spielern entscheiden, falls ein anderer Verein ein Angebot macht?
Bei einer Planinsolvenz würden diese Entscheidungen weiter beim FCK-Geschäftsführer bleiben. In einer Regelinsolvenz hingegen würde der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter abwägen, ob ein Spieler für ein bestimmtes Angebot verkauft wird oder nicht.
Was würde eine Insolvenz der ausgegliederten Kapitalgesellschaft für den Gesamtverein FCK bedeuten?
Vor gerade mal zwei Jahren wurden den FCK-Mitgliedern blühende Landschaften in Aussicht gestellt, wenn sie der Ausgliederung zustimmen und ihren Verein für Investoren öffnen. Eingetroffen davon ist nichts - im Gegenteil, der FCK ist heute kaputter als je zuvor. Weil nach der Ausgliederung kraft Gesetzes eine fünfjährige Haftungsgemeinschaft gilt, würde eine jetzige Insolvenz nicht nur die Kapitalgesellschaft betreffen, sondern auch den eingetragenen Verein mit allen seinen Abteilungen und Werten. Alleine hier würden sich zahlreiche Folgefragen auftun: Wie geht es weiter mit der Gemeinnützigkeit des e.V.? Inwiefern sind Identitätsmerkmale wie das Vereinslogo abgesichert? Was passiert mit den Mitgliedsbeiträgen, immerhin rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr?
Existiert der FCK nach einer Insolvenz weiter?
Ja. "Der FCK ist unzerstörbar", sagte der Beiratsvorsitzende Markus Merk erst vor ein paar Tagen. Und tatsächlich bedeutet eine Insolvenz nicht, wie manch einer glaubt, automatisch das Ende des Vereins. Viele Fußballklubs mussten in den vergangenen Jahren schonmal ein Insolvenzverfahren einleiten und existieren immer noch: Etwa Darmstadt 98, Alemannia Aachen, Kickers Offenbach oder der FSV Zwickau. Es gibt aber auch Gegenbeispiele, die danach tatsächlich bei Null anfangen mussten - auf die leichte Schulter nehmen sollte man eine Insolvenz also auf keinen Fall.
Kann der FCK nach einer Insolvenz noch weiter im Fritz-Walter-Stadion spielen?
Ja, siehe oben. Der Pachtvertrag für das Fritz-Walter-Stadion liefe zumindest bei einer Planinsolvenz regulär weiter oder er könnte neu verhandelt werden. Weil der FCK weiter in der 3. Liga spielen darf und nicht absteigen muss, wäre das Stadion auch weiter finanzierbar, auch wenn es sich erst in einer höherklassigen Liga wieder wirklich rechnen würde.
Welche Fragen sind sonst noch offen?
Sehr viele! Mit fast jeder Frage, die man zum komplexen Thema (Plan-)Insolvenz beantwortet, ergeben sich weitere Folgefragen. Beispielsweise ist im gut vernetzten Vereinsumfeld immer wieder zu hören, dass zukünftige Einnahmen oder sonstige Vereinswerte wie das Nachwuchsleistungszentrum schon verpfändet wurden. Was würde hiermit im Insolvenzfall passieren? Auch juristisch wären noch viele heikle Details zu klären, da jeder grobe Fehler im Insolvenzverfahren schwerwiegende Konsequenzen mit sich bringen könnte.
Würden nach einer Insolvenz denn eher neue Investoren beim FCK einsteigen?
Das wäre wegen der noch lange nicht ausgestandenen Coronakrise und wegen des bereits beschriebenen Vertrauensverlustes fraglich, aber natürlich möglich. Mit deutlich weniger Schulden wäre der FCK grundsätzlich attraktiver für Investoren, deren Geld dann in die Mannschaft wandern könnte anstatt damit irgendwelche Löcher zu stopfen.
Ein "Ankerinvestor" im zweistelligen Millionenbereich ist nach jetzigem Stand weiterhin nicht in Sicht. Für eine kurzfristige Auferstehung bräuchte der FCK aber vielleicht auch gar keinen solchen Großinvestor. Denn die regionalen Investoren und auch die Fans würden wohl trotz aller Enttäuschung bereitstehen und könnten zumindest für Drittliga-Verhältnisse erhebliche Summen beisteuern - aus Treue und Verbundenheit zu ihrem 1. FC Kaiserslautern.
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Thomas
Ergänzung, 06.04.2020:
Können sich Clubs durch eine Planinsolvenz retten?
Wie können Profi-Sportvereine oder ihre Kapitalgesellschaften in Zeiten der Corona-Pandemie ihre Existenz sichern? Diese Frage beschäftigt die Verantwortlichen der Clubs aller Sportarten seit Wochen. Die Bosse der besonders bedrohten Vereine besprechen intensiv verschiedene Szenarien, um herauszufinden, ob es einen Ausweg aus der finanziellen Schieflage gibt. Dabei fällt immer häufiger das Wort "Planinsolvenz".
So zum Beispiel bei KSC-Geschäftsführer Michael Becker in einem SWR-Sport-Interview vom 1. April. Auch beim 1. FC Kaiserslautern scheint dieses Szenario denkbar. Doch was genau ist eine Planinsolvenz? Der renommierte Sportanwalt Christoph Schickhardt und Juristin Anna Klär (ARD-Rechtsredaktion) geben Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was ist eine Planinsolvenz?
Ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung - in der Öffentlichkeit auch als "Planinsolvenzverfahren" oder "Planinsolvenz" bezeichnet - ist "kein selbstständiges Verfahren, sondern Bestandteil des 'normalen' Regelinsolvenzverfahrens", erklärt Juristin Anna Klär. Im Rahmen eines Planinsolvenzverfahrens werde die Möglichkeit eröffnet, eine Insolvenz zusammen mit den Gläubigern einvernehmlich abzuwickeln, indem ein sogenannter Insolvenzplan erstellt wird, der von den Gläubigern und dem Insolvenzgericht angenommen werden muss.
"Wie sollen die Geschäfte weitergehen? Gibt es einen Investor, einen neuen Gesellschafter? Welche Quote sollen die einzelnen Gläubiger erhalten? All dies muss in dem Plan schon dezidiert aufgenommen sein", ergänzt der erfahrene Sportanwalt Christoph Schickhardt.
Durch ein Planinsolvenzverfahren sei es dem Unternehmer möglich, "den Ablauf des Verfahrens mitzubestimmen und so unter Umständen eine Zerschlagung zu vermeiden und den Betrieb, also auch einen Verein, in seiner vorhandenen Struktur zu erhalten", so Klär. Ein Insolvenzverwalter werde lediglich beratend und zur Aufsicht bestellt.
Unter welchen Voraussetzungen kann ein Planinsolvenzverfahren eingeleitet werden?
Da ein Planinsolvenzverfahren Teil eines regulären Insolvenzverfahrens ist, muss ein solches erstmal eröffnet sein. Das bedeutet: Gläubiger oder Schuldner stellen zunächst einen Insolvenzantrag. Ebenso eine Voraussetzung "ist, dass keine Benachteiligungen von Gläubigern vorliegen und dass es nicht um die Verdeckung von Straftaten anderer, wie zum Beispiel Vermögensdelikten, geht", sagt Schickhardt. Des Weiteren, so der Sportanwalt, muss ein "qualifizierter Sanierungsplan" vorhanden sein, dem die Mehrheit der Gläubiger zustimmt. Sanierungskompetenz in der Unternehmens- bzw. Vereinsführung sowie das Vertrauen von "Gläubigern, Banken, Partnern, Verbänden und der Öffentlichkeit" seien ebenfalls essentiell, so Schickhardt weiter.
Zudem muss mit dem Insolvenzplan "eine Besserstellung der Gläubiger erreicht werden. Das heißt, es wird eine Vergleichsrechnung aufgestellt, wie die Gläubiger bei einer Planinsolvenz und wie bei einer zerschlagenden Regelinsolvenz dastehen würden", sagt Juristin Anna Klär. (…)
Quelle und kompletter Text: SWR
Ergänzung, 10.04.2020:

Hürden und Gefahren bei möglicher Planinsolvenz
Könnte die sogenannte Planinsolvenz ein Weg aus der finanziellen Krise sein? Dieses Szenario wird zurzeit beim 1. FC Kaiserslautern und weiteren Vereinen diskutiert - aber es bringt einige Hürden und Gefahren mit sich.
Um ein Insolvenzverfahren einzuleiten, müsste zunächst einmal ein detaillierter Insolvenzplan erstellt werden, der zudem eine positive Fortführungsprognose enthalten muss. Ein solches Papier kann aber zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht seriös aufgestellt werden, denn viele Fragen sind wegen der Coronakrise völlig offen: Wann wird wieder Fußball gespielt? Mit wie vielen Zuschauern wird dann gerechnet - werden überhaupt Spiele mit Zuschauern erlaubt? Wie reagieren die Dauerkartenbesitzer, die Sponsoren, die TV-Rechte-Inhaber? Diese und weitere Fragen können nach jetzigem Stand nicht sicher beantwortet werden. Somit könnte ein Insolvenzplan allenfalls vorbereitet werden, sozusagen für den Fall der Fälle, mit groben Eckpunkten und verschiedenen Variablen.
Ein Investor könnte gegen den Willen des FCK Anteile bekommen
Sollte der Insolvenzplan gelingen und die Planinsolvenz gestartet werden, würde eine weitere Gefahr drohen, nämlich eine Art "feindlicher Übernahme". Der Insolvenzexperte Dr. Matthias Hofmann skizzierte das Prozedere im "Kicker" (Donnerstagsausgabe) wie folgt: "Wenn ein Investor beispielsweise auch gegen den Willen des Klubs anbietet, 49 Prozent einer ausgegliederten Lizenzspielerabteilung zu übernehmen und den Gläubigern im Gegenzug Geld zur Tilgung eines Teils der Schulden in Aussicht stellt, dann wäre der Sachwalter genau wie der Verein verpflichtet, dieses Lösungsmodell der Gläubigerversammlung vorzustellen." Die Gläubiger wiederum hätten ein legitimes Interesse daran, mit möglichst wenig Verlust aus einer Insolvenz herauszugehen.
Die FCK-Bosse präferieren eine Sanierung, keine Insolvenz
Vereinfach dargestellt bedeutet das: Im schlimmsten Fall würde nicht mehr der FCK selbst entscheiden, ob er das Einstiegsangebot eines Investors annimmt, sondern die Kreditgeber wie Quattrex und Co. - und genau das wollten die neuen FCK-Bosse eigentlich stets verhindern. Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und seine Mitstreiter präferieren nach DBB-Informationen momentan eher das Modell einer Sanierung anstatt einer (Plan-)Insolvenz (siehe auch: Fragen und Antworten zur möglichen Planinsolvenz).
Quelle: Der Betze brennt