Chrisss hat geschrieben:Mit Bewertungen, die auf Fakten beruhen (nehmen wir mal die Anzahl der Standards, die Anzahl an Torchancen etc.) hat das lange nichts mehr zu tun, was hier im Forum abgeht. Im Gegenteil, dieses Forum ist so ekelhaft destruktiv, dass ich mir wünsche, dass kein einziger Spieler je den Fehler macht und sich dieses [...] Forum antut. Das ist ein großer Klotz am Bein.
Genau aus diesem Grund schreibe ich auch mal wieder was, nachdem ich mich innerlich schon von diesem Forum verabschiedet hatte und DBB in letzter Zeit nur noch als bloße Informationsquelle nutzte.
Selbstkritisch will ich allerdings vorweg schicken, dass ich in der Vergangenheit selbst nicht ganz frei davon war, einfach mal den verbalen Hammer auszupacken, um Trainern, Spielern und Verantwortlichen damit eins überzubraten. Vor allem bei der Personalie Frontzeck habe ich gewisse Kommentare abgegeben, die die Grenzen angemessener Kritik zumindest ausreizen und die ich - auch mit dem Wissen um die weitere sportliche Entwicklung - so nicht mehr schreiben würde.
Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht kritisch äußern soll und darf. Aber man postet hier in einem öffentlichen Forum, und ob man will oder nicht, wird der eigene Beitrag Teil eines öffentlichen Diskurses. Dieser dreht sich zwar zum Glück nur um Fußball, aber in diesem Rahmen wird hier auf DBB eine gewisse Grundstimmung erzeugt, die - wenn auch vielfach gefiltert - in die "echte" Welt hinein schwappt.
Ich habe besagtem Zusammenhang lange keine allzu große Bedeutung beigemessen, aber gerade die Becca-Geschichte machte mir klar, in welchem Maße solche Debatten Gräben aufreißen; vor allem, wenn man den Respekt vor dem anderen vermissen lässt - online oder offline. Daher werde ich mich fortan bemühen, noch sorgfältiger abzuwägen, was ich hier poste, wie ich es formuliere und ob ich dies dem betroffenen Menschen auch so ins Gesicht sagen würde.
Nun zum Sportlichen:
Ich habe die beiden letzten Ligaspiele gesehen, und ich sah eine unverdiente Niederlage gegen 1860 und einen verdienten Sieg gegen Jena. Wir spielen dabei natürlich nicht super, das steht außer Frage. Jedoch war in München das Glück schlicht gegen uns. Gegen '60 haben wir eigentlich alle Tore selbst geschossen - sogar die des Gegners. Deshalb hatte Schommers recht, als er meinte, dass die Mannschaft von der Spielanlage her einen Schritt nach vorn gemacht habe. Gegen Jena war dies durchaus erkennbar, in Ansätzen zumindest.
Es ist nun mal Dritte Liga. Ich habe mich mittlerweile weitestgehend damit abgefunden, dass Spiele in dieser Klasse oft durch Zufälle entschieden werden. Nicht alles ist planbar, weil die fußballerischen Fähigkeiten der Spieler einfach zu beschränkt sind. Alle wollen - auch der Gegner. Alle rennen - keine Frage. Alle agieren athletisch ungefähr auf gleichem Niveau. Woran es hapert, sind Dinge wie Ballverarbeitung, Passsicherheit, Spieleröffnung, auch Gedankenschnelligkeit und Übersicht. Daraus folgt, dass es relativ leicht ist, das Spiel des Gegners zu zerstören, aber sehr, sehr schwer, konstruktiv und vor allem konstant Lösungen in der Offensive zu finden.
Große Verbesserungssprünge wird man daher in kurzer Zeit nicht erwarten können. Schommers wählt aber immerhin einen Ansatz, den man bei uns seit Runjaic nicht mehr gesehen hat: Kontrolle, Ballbesitz, Dominanz. Dass das nicht auf Anhieb klappt, ist vollkommen klar; klar ist auch, dass kurzfristig nicht notwendigerweise gute Ergebnisse damit erzielt werden. (Sinnvoller wäre es in jedem Fall gewesen, Hildmann entweder vor- oder nach dieser Saison auszutauschen, wenn man nicht von ihm überzeugt ist, da Schommers wohl kaum der klassische Feuerwehrmann ist.)
Aber BS könnte jemand sein, der ein Fundament legt, das dem modernen Fußball angemessen ist und auf dem wir endlich einmal saisonübergreifend aufbauen können. Leider wurde er von einigen schon nach einem (! - man fasst es kaum) Spiel angezählt. Wenn es gelänge, diesen fast schon zwanghaft destruktiven Reflex manche Anhänger über zwei, drei Spielzeiten im Zaum zu halten, wäre schon viel gewonnen.
Nur noch ein Beispiel dazu zum Abschluss dieses Beitrags: Ich muss immer etwas bitter lachen, wenn ich hier Kommentare lese wie "Thiele muss rechts spielen." Thiele hat genau ein gutes Spiel auf rechts gemacht - gegen Zwickau. Und selbst da haben wir drei Gegentore kassiert. Weil Thiele einfach defensiv viel zu schwach ist und leider auch nicht die offensive Qualität besitzt, um regelmäßig Tore zu erzielen - jedenfalls nicht genug, um seine Schwächen in der Rückwärtsbewegung zu kompensieren. Daher ist es genau richtig, Hemlein den Vorzug zu geben, um Stabilität in der Grundordnung herzustellen. Ergebnis: Weder Jena noch München kamen aus dem Spiel zu einer nennenswerten Anzahl von Chancen gegen uns. Und trotzdem schreiben manche: "Wenn der Hemlein noch mal spielt, ist der Trainer für mich unten durch." Unverständlich.