
Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Waldhof Mannheim 1:1
Großer Rahmen, kleiner Ertrag
Am Ende gab es mehr enttäuschte als zufriedene Gesichter im Fritz-Walter-Stadion. Im mit Spannung erwarteten Derby gegen Waldhof Mannheim erreicht der 1. FC Kaiserslautern nur ein 1:1-Unentschieden und dümpelt nach sieben Spieltagen im Mittelfeld der 3. Liga umher.
- Fotogalerie | Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - Waldhof Mannheim
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Gesperrte Straßen, über tausend Polizisten, donnernde Hubschrauber und eine aggressive Grundstimmung! Nach 22 Jahren gastierte zum Derby mal wieder Waldhof Mannheim, der große Erzrivale des 1. FC Kaiserslautern, in der Barbarossastadt. Schon in den frühen Morgenstunden machten sich zahlreiche Fans auf den Weg Richtung Innenstadt. Um 9:45 Uhr startete am Sankt-Martins-Platz der Fanmarsch der FCK-Anhänger, welcher in Kaiserslautern bisher nicht gekannte Ausmaße annehmen sollte: Mit massig Pyrotechnik und lautstarken Gesängen zogen am Ende geschätzte 3.000 bis 5.000 Betze-Fans den Berg hinauf, ehe unmittelbar danach der Elf-Freunde-Kreisel für die Ankunft der Waldhöfer gesperrt wurde.
Waldhof reist mit dem Bus des Deutschen Handballbundes an
Wohl aus Sicherheitsgründen war der SVW nicht im eigenen Mannschaftsbus nach Kaiserslautern gereist, sondern in einem Bus des Deutschen Handballbundes, der zudem auch noch am Gästeblock und nicht unter der Nordtribüne parkte. Die Entlastungszüge aus Mannheim hatten leichte Verspätung und so kam ein großer Teil der rund 5.000 mitgereisten Waldhof-Anhänger erst gegen 12:15 Uhr am Stadion an. Als die Waldhof-Anhänger rund eine halbe Stunde vor Spielbeginn ihren Block betraten, schallte ein gellendes Pfeifkonzert durchs Stadion.
In der Westkurve - die FCK-Fans hatten unter anderem Unterstützung von Freunden aus Metz, Stuttgart und Paris - war der Support schon vor dem Anpfiff sehr gut. Vor allem als die Mannschaft beim Warmmachen obligatorisch in Richtung der Kurve klatschte, machte diese ihnen lautstark klar: Heute muss ein Sieg her! Ohrenbetäubende Lautstärke herrschte dann beim Einlaufen beider Teams. Man verstand in der Westkurve kurze Zeit sein eigenes Wort nicht mehr.
Gänsehaut! Die größte Choreo in der Geschichte des Fritz-Walter-Stadions
Eine riesige Blockfahne wurde hochgezogen, auf der ein Teufel das Waldhof-Logo in seinen Händen zerstört. Ganz getreu dem Motto: "In den Krallen des Teufels findet ihr den Tod", untermalt von roten und weißen Fahnen zum zweiten Teil der Choreo: "Denn der Südwesten ist für immer Rot Weiß Rot!" Auch auf der Süd- und Nordtribüne wurden Fahnen verteilt, womit bei diesem Derby die größte Choreographie in der Geschichte des Fritz-Walter-Stadions gezeigt wurde. Gänsehaut! Alles war angerichtet!
Passend zum Choreo-Motto wurde auch noch rot-weißer Rauch gezündet, dem sich kurz darauf auch die SVW-Anhänger mit weißen Rauchbomben anschlossen, wodurch die Partie mit rund fünfminütiger Verspätung begann. Eine weitere Blockfahne mit dem Derby-Motto "Waldhof verrecke" zeigten die FCK-Fans dann kurz nach dem Anpfiff. Auch der Gästeblock begrüßte sein Team mit einem großen Intro: Tausende hochgehaltene Mottoschals begleiteten die Zaunfahne "Barackler - außer Rand und Band". Auch während der Partie zündeten die Gäste weitere Rauchbomben.
Chancen auf beiden Seiten - Die Gäste sind dem Sieg näher
Angepeitscht von seinen frenetischen Fans kam der FCK besser in die Partie. Weil er aber aus vielen Standardsituationen nichts machte, kam es wie kommen musste. Nach zehn Minuten sorgte Waldhofs Gianluca Korte für einen Stimmungskiller, als er Valmir Sulejmanis Flanke zur Führung für den Waldhof einköpfte.
Zumindest die Westkurve erholte sich schnell vom Rückstand, die FCK-Mannschaft hatte da schon mehr Probleme. Die Mannheimer lauerten nun auf Konter, die Roten Teufel waren die überlegene Mannschaft, spielten aber zu behäbig durchs Mittelfeld. Nach 34 Minuten dann aber doch der Ausgleich für den FCK: Kevin Kraus köpfte eine von Manfred Starke hereingeschlagene Ecke zum 1:1 ein. Endlich mal ein Tor nach einer Standardsituation! Ohrenbetäubender Jubel in der Westkurve, die Männer in Rot waren zurück im Spiel!
Die Westkurve will den Ball ins Tor schreien - aber es gelingt nicht
Nach der Pause nochmals eine Ansage des Vorsängers zur Kurve: Die Roten Teufel, die jetzt Richtung Westen spielten, sollten nun zum Tor geschrien werden. Und fast hätte es auch nur zwei Minuten gedauert, bis man hätte jubeln dürfen: Der unerbittlich fightende Dominik Schad - erneut bester Mann im FCK-Trikot - hatte mal wieder einen Zweikampf gewonnen. Schads Hereingabe bugsierte der ehemalige Lautrer Michael Schultz fast ins eigene Tor. Glück für den Waldhof! Christian Kühlwetter hatte dann zehn Minuten später die Führung auf dem Fuß, scheiterte aber an Waldhofs Keeper Timo Königsmann.
Die Westkurve war nun voll da und animierte die anderen Tribünen: "Steht auf, wenn ihr Lautrer seid!" Doch anstatt weiter auf das 2:1 zu drängen, war urplötzlich ein Bruch im Spiel der Hildmann-Elf. Der Waldhof schnürte die Gastgeber phasenweise in der eigenen Hälfte ein und erspielte sich eine ganze Serie von Eckstößen. Der Unmut der Lautrer Zuschauer war erstmals zu bemerken und die Angst vor der Derby-Niederlage war nun auch in der Westkurve zu spüren. Und nur weil Waldhofs Angreifer Kevin Koffi kurz vor Schluss das Tor aus knapp fünf Metern verfehlte, blieb den FCK-Fans ein weiterer Tiefschlag erspart.
Überwiegend enttäuschte Gesichter nach dem Schlusspfiff
So sah man nach Abpfiff beim Verlassen des Stadions überwiegend enttäuschte Gesichter unter den in Rot gekleideten Zuschauern. Wieder einmal hatte der FCK eine Chance liegen gelassen, um den Kontakt an die obere Tabellenhälfte herzustellen. Wieder hatten es die Lautrer verpasst, einem Sieg einen weiteren folgen zu lassen. Und ausgerechnet im seit Monaten erwarteten Derby wurden wieder die drei Punkte nicht zuhause behalten.
Während der Gästeblock den Punktgewinn seiner Mannschaft feierte, verabschiedete die Westkurve ihr Team mit einem aufmunternden Applaus in die Kabine. Nach dem Spiel blieb es bei der Abreise beider Fangruppen weitgehend ruhig. Nur ein Schlagstockeinsatz durch die Polizei am Kreisel und ein misslungener Versuch einiger Waldhöfer, am Spielerparkplatz zu FCK-Fans durchzubrechen, sind bekannt.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 02.09.2019:
Unentschieden-Noten nach Unentschieden-Derby
Insgesamt gute Defensive, aber nur knapp befriedigende Offensive: Bei den Spielernoten zur Partie des 1. FC Kaiserslautern gegen Waldhof Mannheim (1:1) gibt es viel Durchschnitt und ein paar unterschiedliche Meinungen.
Bei den FCK-Fans auf Der Betze brennt kommen kurioserweise fast alle Abwehrspieler inklusive Torwart auf einen identischen Notenschnitt von 2,3, nur Linksverteidiger Philipp Hercher fällt etwas ab (3,0). Bei der "Rheinpfalz" erhalten hingegen die beiden Innenverteidiger Kevin Kraus und Jo Matuwila eine überdurchschnittliche 1,5, während Matuwila beim "Kicker" nur mit einer 3 aus dem Spiel geht.
In der Offensive sticht nur Zwickau-Matchwinner Timmy Thiele hervor, der Noten im Zweier-Bereich erhält (DBB-Notenschnitt 2,6). Weiter stark schwankend sind die Leistungen von Christian Kühlwetter, der noch nicht konstant an seine Bestform aus der Vorsaison anknüpfen kann.
» Zur kompletten Notenübersicht: 1. FC Kaiserslautern - Waldhof Mannheim

Die DBB-Noten zum Heimspiel gegen Mannheim können noch bis heute, 14:45 Uhr abgegeben werden: Zur Notenabgabe FCK-SVW.
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 02.09.2019:

36.766: Erstligareife Kulisse im Fritz-Walter-Stadion
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern und von Waldhof Mannheim haben am Sonntag für Bundesliga-Niveau auf den Rängen des Fritz-Walter-Stadions gesorgt. Zum Südwest-Derby in der 3. Liga kamen mehr Zuschauer als bei der Mehrzahl der Spiele in der Bundesliga und der 2. Bundesliga.
In der 3. Liga stehen die Heimspiele der Roten Teufel fast alle 14 Tage an der Spitze der Zuschauer-Tabelle, selbst wenn nur 20.000 Besucher auf den Betzenberg pilgern. Mit den exakt 36.766 Zuschauern im Derby hat es der FCK aber dieses Wochenende - trotz lange eingeschränkten Vorverkaufs - auch in die Top Ten aller Fußballspiele in ganz Deutschland geschafft, darunter die 28 Partien der ersten drei Ligen. Sogar bei vier Partien in der Bundesliga kamen weniger Zuschauer als beim FCK in der 3. Liga.
Die deutsche Zuschauer-Top-Ten des Wochenendes:
75.000 Zuschauer: Bayern München - Mainz 05 (Bundesliga)
58.875 Zuschauer: Schalke 04 - Hertha BSC (Bundesliga)
54.732 Zuschauer: Hamburger SV - Hannover 96 (2. Bundesliga)
49.800 Zuschauer: Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf (Bundesliga)
47.227 Zuschauer: Borussia Mönchengladbach - Rasenballsport Leipzig (Bundesliga)
43.000* Zuschauer: VfB Stuttgart - VfL Bochum (2. Bundesliga)
40.041 Zuschauer: Werder Bremen - FC Augsburg (Bundesliga)
36.766 Zuschauer: 1. FC Kaiserslautern - Waldhof Mannheim (3. Liga)
29.953 Zuschauer: Dynamo Dresden - FC St. Pauli (2. Bundesliga)
27.444 Zuschauer: 1. FC Nürnberg - 1. FC Heidenheim (2. Bundesliga)
* Das Zweitliga-Spiel Stuttgart gegen Bochum steigt erst am Montagabend, im Vorverkauf waren 43.000 Karten abgesetzt.
Zum Vergleich auch noch die niedrigsten (nicht ausverkauften) Zuschauerzahlen des Wochenendes: In der Bundesliga sahen 23.750 Zuschauer die Partie VfL Wolfsburg gegen SC Paderborn, in der 2. Bundesliga 3.857 das Match SV Wehen Wiesbaden gegen Jahn Regensburg und in der 3. Liga nur 1.605 die Partie Viktoria Köln gegen FC Ingolstadt.
Historisch betrachtet hat es das FCK-Derby gegen Mannheim außerdem in die Top-Fünf-Besuche der 3. Liga geschafft.
Die Zuschauer-Top-Five der 2009 gegründeten 3. Liga:
50.095 Zuschauer: Fortuna Düsseldorf - Werder Bremen (Aufstiegsspiel 2009)
42.713 Zuschauer: Rasenballsport Leipzig - 1. FC Saarbrücken (Aufstiegsspiel 2014)
41.324 Zuschauer: 1. FC Kaiserslautern - 1860 München (2018)
39.147 Zuschauer: Rasenballsport Leipzig - Darmstadt 98 (2014)
36.766 Zuschauer: 1. FC Kaiserslautern - Waldhof Mannheim (2019)
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 02.09.2019:
Der FCK sagt Danke!
Im Nachgang des gestrigen Derbys gegen den SW Waldhof Mannheim möchten die Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern ein großes Dankeschön aussprechen.
Der Dank gilt allen Besuchern des Spiels, allen Fans, aber auch allen Mitarbeitern des Ordnungs- und Sicherheitsdienstes, der Polizei, Feuerwehr- und Katastrophenschutz, Sanitätsdienst, Stadtverwaltung Kaiserslautern sowie allen involvierten Menschen und Institutionen, die dazu beigetragen haben, dass über 36.000 Besucher im Fritz-Walter-Stadion ein emotionales, lautstarkes, aber friedliches Fußballspiel erleben konnten. Mit einer Atmosphäre auf Bundesliganiveau. Was die FCK-Fans an diesem Tag auf die Beine gestellt haben, verdient großen Respekt. Die in vielen medialen Darstellungen befürchteten Ausschreitungen blieben trotz der enormen Brisanz der Partie aus.
Jörg Wassmann, Bereichsleiter Stadionbetrieb-, Spielbetrieb und Sicherheit beim 1. FC Kaiserslautern: "Uns war im Vorfeld bewusst, dass an diesem Tag, rund um ein solch emotionales Duell, große Herausforderungen auf uns warten. Dass wir diese letztlich meistern konnten, lag in erster Linie am frühzeitigen, guten und intensiven Austausch zwischen den Vereinen und den beteiligten Sicherheitsträgern im Vorfeld. Vor allem die An- und Abreise, aber auch die Umsetzung der strikten Fantrennung im und um das Stadion haben dank der Unterstützung aller beteiligter Personen und Sicherheitsträger bestmöglich funktioniert. Ein großes Lob geht aber auch an die Mitarbeiter des FCK, die nicht nur gestern, sondern in den gesamten vergangenen Wochen unglaubliche Arbeit geleistet haben, um die zahlreichen Herausforderungen, die vor uns lagen, zu meistern. Und nicht zuletzt geht ein großes Dankeschön an alle Besucher des Spiels, die für die notwendigen sicherheitsrelevanten Maßnahmen rund um das Spiel viel Verständnis zeigten und an die Fans beider Teams, die für eine unvergleichliche Atmosphäre im Stadion gesorgt haben."
Quelle: fck.de
Ergänzung, 11.09.2019:

6.300 Euro Spenden für "Lauternschwein" Lotta
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern haben ein Zeichen gesetzt und 6.364,14 Euro gesammelt, um damit Tierretter und Tierheime zu unterstützen. Das Geld soll unter anderem dem Schwein zugute kommen, das im Rahmen des Derbys am Stadion von Waldhof Mannheim ausgesetzt wurde.
Der Missbrauch eines lebendigen Tieres für Derby-Sticheleien wurde von der Lautrer Fangemeinde allgemein verurteilt und nicht gefeiert. Schon am ersten Tag begannen die FCK-Anhänger Annette, Sascha und Frieder mit zwei parallelen Spendensammlungen: Online über PayPal kamen rund 4.200,- Euro zusammen, im Fritz-Walter-Stadion am Stand von "Wir sind Betze" weitere rund 2.100,- Euro hinzu. "Damit haben wir alle ein deutliches Zeichen gesetzt", freuen sich die Initiatoren.
Die Spenden werden am heutigen Mittwoch an die Tierrettung Rhein Neckar, das Tierheim Frankenthal/Gnadenhof und das Tierheim Mannheim übergeben. Und für Schwein Lotta hat die unschöne Geschichte noch einen weiteren schönen Effekt gebracht: Weil der Herkunftsnachweis fehlt, kann die Sau nun nicht mehr geschlachtet und in den Handel gebracht werden, sondern wird ihren Lebensabend auf dem Gnadenhof verbringen.
Quelle: Der Betze brennt