Kummt Senf druff

Zum Wohle des Vereins?

Zum Wohle des Vereins?

Hielt gerade einmal vier Wochen: Der gewählte FCK-Aufsichtsrat mit Fritz Fuchs, Bernhard Koblischeck, Rainer Keßler, Markus Merk und Martin Weimer.

Dem FCK stehen sportlich entscheidende Wochen bevor: Bleibt er dem Profifußball erhalten oder muss er runter in die Amateurklasse? Doch hinter den Kulissen geht es um Machtspiele, Einmischungen und gekränkte Eitelkeiten. Dabei gibt es nur Verlierer, meint DBB-Autor Gerrit.

Die Länderspielpause hätte der 1. FC Kaiserslautern für Vieles nutzen können. Er hätte sich darauf konzentrieren können, seine Einstellung im Abstiegskampf zu überdenken. Er hätte sich daran versuchen können, ein Gemeinschaftsgefühl, ja einen Schulterschluss mit den Fans zu entwickeln, um die mittlerweile sieben Punkte Rückstand - bei einem Spiel weniger - auf das rettende Ufer noch aufzuholen. Doch was macht der Klub, der sich gerne als Verein Fritz Walters "vermarktet"? Er dreht sich wieder einmal nur um sich selbst. Zerfleischt sich und beweist, dass er in Teilen schon im Reich der Amateure angekommen zu sein scheint. Dabei geht es zur Abwechslung einmal nicht um die Mannschaft. Sie ist seit der 0:1-Schmach in Magdeburg täglich bis zu dreimal auf dem Trainingsplatz und legt den Fokus auf das Wesentliche. Ob es noch was hilft, wird sich zeigen.

Der Brief des Boris Notzon: Brisant und doch nicht überraschend

Ein schon fünf Wochen alter interner Brandbrief von Ex-Sportdirektor Boris Notzon sorgt seit drei Tagen für Wirbel. Dieser bemängelt das Eingreifen von Investor Klaus Dienes und dem Beiratsvorsitzenden Markus Merk ins operative Geschäft sowie die öffentliche Demontage seiner Person rund um die Verpflichtung von Trainer Marco Antwerpen. Aufsichtsratsmitglied Bernhard Koblischek - erst vor vier Wochen in das Gremium gewählt - wollte unter anderem diese Vorwürfe juristisch prüfen lassen, scheiterte jedoch an Widerständen innerhalb der Gremien und trat daraufhin zurück. Die siebenseitige Analyse Notzons ist brisant, aber nicht überraschend. Vieles davon war hinlänglich bekannt - auch schon vor der Jahreshauptversammlung am 26. Februar, etwa durch eine entsprechende Veröffentlichung von Notzons Vorwürfen im "Kicker", welche als Meldung auch hier auf DBB geteilt wurde. Gleiches gilt für die berufliche Tätigkeit von Aufsichtsrat Martin Weimer, die ebenfalls auf DBB schon vor der JHV thematisiert wurde. Daraufhin hätte etwa Ex-Aufsichtsrat Jörg Wilhelm auf der Versammlung von seinem Rederecht als letztjähriger Funktionär Gebrauch machen und die Herren damit konfrontieren können. Warum tut er es stattdessen erst nach der Neuwahl, eine Woche später? "Anonyme" Gedichte helfen dem FCK in seiner aktuellen Situation jedenfalls auch mit Sicherheit nicht.

Das Problem ist der Zeitpunkt: Der Fokus muss jetzt auf den Sport!

Notzon klagt auch absolut zu recht, dass es ein großes Übel sei, dass beim FCK immer wieder derartige Interna an die Medien gelangen und damit rein persönliche Interessen forciert werden. Dass ausgerechnet sein internes Schreiben an die Gremien jetzt öffentlich wird, passt dabei ins Bild. Es zeigt aber leider auch die Doppelmoral, die am Betze schon lange um sich greift. Als beispielsweise im Zuge der Investorensuche immer wieder Interna an die Boulevardpresse gelangten, herrschte allgemeiner Konsens, das dies ein Unding sei. Zu recht. Werden aber Details bekannt, die die jeweils andere Seite in schlechtem Licht darstellen lassen, ist eine Veröffentlichung plötzlich gern gesehen. Und das in einer Phase, in der es notwendig wäre, der Mannschaft jedwede Ablenkung zu nehmen. Sie zu unterstützen, bis der Abstiegskampf rechnerisch entschieden ist.

Aufklärung ist notwendig, aber es gibt auch Grenzen in der Familie

Um keinen falschen Eindruck zu vermitteln: Die Zustände beim FCK sind - sollten sich die Anschuldigungen als wahr herausstellen - zu verurteilen und einem professionell geführten Fußballklub nicht würdig. Weder ein Aufsichtsrat noch ein Investor haben im operativen Geschäft Entscheidungen zu treffen. Auch die völlig inhaltsleere Stellungnahme der FCK-Gremien verbessert dieses Bild keineswegs. Amtsträger aber unflätig zu beleidigen - wie in einem in WhatsApp-Gruppen kursierenden Video geschehen, wo das Bild von Markus Merk mit dem Songtext "Halt dein Maul, du dummes Schwein" unterlegt ist - hat mit den so oft zitierten Werten Fritz Walters ebenso wenig zu tun. Es braucht Aufklärung, ja, und es braucht grundsätzlich auch Transparenz über kritische Vorkommnisse im Verein. Aber nicht inmitten des Saisonfinales. Für die verbleibenden zehn Spiele verdient die Mannschaft, der Trainer und auch der neue Geschäftsführer noch einmal volle Rückendeckung, um den Super-Gau doch noch zu verhindern. Von den Fans, aber auch vom inneren Zirkel des Vereins, von der ganzen FCK-Familie. Denn schon der Schriftsteller Heinrich Zschokke wusste: "Zwietracht ist die Vernichtung aller Kraft." Und Kraft brauchen wir jetzt. Mehr denn je. Andernfalls heißt der Verlierer am Ende nicht nur Merk oder nur Wilhelm - sondern vor allem 1. FC Kaiserslautern.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Aufsichtsrat Bernhard Koblischeck erklärt Rücktritt (Der Betze brennt, 26.03.2021)
- Ex-Sportdirektor Notzon kritisierte Merk und Investor (Wochenblatt, 26.03.2021)

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