Kummt Senf druff

Gegen alle Grundsätze

Gegen alle Grundsätze

Foto: Imago

Jetzt liegen die Karten auf dem Tisch: Flavio Becca bietet dem 1. FC Kaiserslautern einen 2,6-Millionen-Euro-Kredit an und fordert dafür zwei brisante Personalentscheidungen. Ein Kommentar.

Knapp zwei Stunden nach der Mitteilung des Vereins, wonach die Verhandlungen mit dem möglichen "strategischen Partner" Flavio Becca fortgesetzt werden sollen, haben "SWR" und "Kicker" am Donnerstagabend genauere Details des schriftlich angebotenen Deals enthüllt: Demzufolge bietet Becca dem FCK zunächst nur ein Darlehen in Höhe von 2,6 Millionen Euro an. Im Gegenzug fordert er die Vertragsverlängerung mit Sport-Geschäftsführer Martin Bader über den 31. Dezember 2019 hinaus und den Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden und Beiratsmitglieds Michael Littig. Das sind die Detailpunkte, über die die FCK-Verantwortlichen mit Frist bis Montag eine Entscheidung treffen sollen.

Um es klipp und klar zu sagen: Derartige Forderungen sind vollkommen inakzeptabel! Sie widersprechen jeglichen Zusicherungen und Grundsätzen, auf deren Basis 92% der anwesenden FCK-Mitglieder vor einem Jahr ihr "Ja" zur Ausgliederung gegeben haben. Damals wurde das Lautrer Vier-Säulen-Modell gepredigt, eine ausgewogene Machtverteilung und der Ausschluss genau solcher Einflussnahme eines externen Geldgebers. Die ersten Reaktionen der Fangemeinde auf das vorliegende Becca-Angebot sind entsprechend negativ.

Kein Kreditgeber darf die Personalauswahl beim FCK bestimmen

Bei der Bewertung spielt es auch keine Rolle, ob es um Michael Littig oder Patrick Banf oder einen anderen geht: Alle Aufsichtsräte wurden vom höchsten Vereinsorgan - der Mitgliederversammlung - gewählt, stehen damit in einer Verpflichtung den Mitgliedern gegenüber und sind nur diesen eine Rechenschaft schuldig. Zerstreitet sich das Gremium, wie aktuell der Fall, sollen ein oder mehrere Aufsichtsräte abgewählt werden, dann muss hierfür eben eine Außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden. Und die Mitglieder sollen aufgrund handfester Informationen selbst entscheiden. Wäre das nach den unerträglichen Querelen der letzten Monate vielleicht ein sinnvoller Schritt?

Auch die Vertragsgestaltung mit der Geschäftsführung obliegt einzig dem FCK-Beirat und keinem Investor - und schon gar nicht einem externen Kreditgeber. Wenn Martin Bader gute Arbeit leistet, dann sollte sein Vertrag auf dieser Basis verlängert werden. Am 16. Mai ist laut Patrick Banf ein internes Resümee der abgelaufenen Saison geplant, danach stehen sportlich noch das wichtige Verbandspokalfinale und natürlich die Planung der kommenden Spielzeit an. Auf dieser Basis muss die Arbeit von Sportchef Bader bewertet werden.

Wenn Aufsichtsräte gehen sollen, muss eine Außerordentliche Mitgliederversammlung her

Zurück zu Flavio Becca: Ein mögliches längerfristiges Engagement mit fünf Millionen Euro pro Jahr ist bislang nicht mehr als ein Luftschloss, in Luxemburg mal mündlich besprochen, aber nirgendwo schriftlich bindend festgehalten. Hierfür soll die Geschäftsführung weitere Gespräche folgen lassen, das ist gut und sinnvoll, wenn auch nach den gestrigen Ereignissen vorbelastet.

Relevant werden könnte auch noch, wie der DFB mitten im Lizenzverfahren diese Lautrer Provinzposse bewertet: Es wäre nicht das erste Mal, dass der Verband über derartige Einmischungen von Geldgebern die Nase rümpft. Schließlich gilt in Deutschland weiterhin die 50+1-Regel, die Investoren genau eine derartige Einflussnahme auf direkte Personalentscheidungen der Klubs untersagt. Beim FCK wurde diese Regel sogar in verschärfter Form zusätzlich in die Vereinssatzung übernommen.

Ebenfalls lesenswert: Eric Scherer von "Block 4.2" kommentiert: "Die Lizenz retten, ist eine Sache - Sich zu verkaufen, eine andere"

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: FCK und Stadt verhandeln mit Investor Flavio Becca

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